Geheimnis des Aufbruchs

Aufbruch. Ein Thema, das viele beschäftigt. Beschäftigen muss. Und in vielerlei Hinsicht nötig ist. Jetzt. Nach der Krise. Vor der Krise. In der Krise. Theo Eißler weiß, wovon die Rede ist. Als ein bemerkenswerter Beobachter, Denker, Kreativer … Unterwegs mit seinem großartigen Team. Experten ihres Fachs. Corporate Storytelling. Theo hat einige starke Thesen für uns:

  • Aufbruch geschieht zwischen Tisch und Tür.
  • Die Erdnuss öffnet die Tür.
  • Caller gesucht.
  • Personen. Nicht Methoden.

Bär Tiger Wolf

Sein Team „Bär Tiger Wolf“ so nennen sich die Innovatoren aus Tübingen – begleitet Führungskräfte mit der Kraft von Storytelling und Design. Sie unterstützen Leitende, um Menschen zu begeistern und für Veränderung zu gewinnen. Das könnte Dir heute mit diesem Beitrag auch passieren! 🤩 Für den LEITERBLOG hat Theo ein paar starke Impulse bereitgestellt. Los geht’s:

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Erstarrt? Erfroren?

In meinem Job habe ich das große Glück, unterschiedlichste Firmen kennenzulernen. Da gibt es riesige Unterschiede. Da kann es sein, du kommst in ein Unternehmen und merkst sofort: Aufbruchsstimmung – das war mal: Vor 20 oder 30 Jahren war das dynamisch, kraftvoll, mitreißend wie ein Wasserfall. Heute ist das wie eingefroren. Was mal in Bewegung war ist erstarrt. Besonders tragisch: Wenn du von außen kommst, spürst du das noch. Innen ist die Wahrnehmung dafür großteils verloren gegangen. Erfrieren ist sterbende Wahrnehmungsfähigkeit.

Erfrieren ist sterbende Wahrnehmungsfähigkeit.

Es war im ersten Lockdown. Ihr erinnert Euch, alles erstarrt. Damals rief mich die Vorstandsfrau eines großen Konzerns an: „Theo, ich darf niemanden mehr persönlich treffen. Das kann doch nicht sein. Ich will in Verbindung bleiben mit Geschäftspartnern, Mitarbeitern und ein Stück Zuversicht vermitteln? Und die Idee entstand: Wir verschicken kurze Filme mit einer inspirierenden Geschichte. Einer dieser Geschichten spielt in den Südstaaten. Dort waren die so fruchtbaren Acker-Böden ausgelaugt. Die Lebensgrundlage ausgetrocknet. Aber ein Wissenschaftler hält die Lösung in der Hand: Eine Erdnuss.

Die Farmer schütteln mit dem Kopf und lachen ihn aus. Wie bitte? Aber es ist wahr: Erdnüsse geben dem Boden wertvollen Stickstoff zurück und eröffnen über 300 hochproduktive Anwendungsgebiete. Tatsächlich gelingt es. Die Erdnuss öffnet die Tür an einer Stelle, wo vorher keine war. Der Name des Wissenschaftlers? George Washington Carver. Sein Lebensmotto „Ich vermag alles durch Christus, der mich stärkt“. In einem Brief an einen Freund schreibt er: „Wir haben immer mehr in der Hand als wir glauben, weil der Schöpfer uns die Hände füllt.“
Mit anderen Worten: Was Gott Dir in die Hand gibt ist nie nur Peanuts. Nie.

„Wir haben immer mehr in der Hand als wir glauben, weil der Schöpfer uns die Hände füllt.“

Warum spüren wir dann aber nicht mehr davon? Warum gibt’s nicht mehr Aufbruchsstimmung in unseren Orten und Kirchengemeinden? Obwohl wir den Christus kennen, der uns die Hände füllt – Jesus, den Sieger über die Mächte von Sünde, Hölle, Tod und Teufel. Ja, eben… was, wenn wir genau dafür belächelt oder ausgelacht werden? Was, wenn wir mit dieser Botschaft gesellschaftlich nicht mehr kompatibel sind? Ihr kennt den schwäbischen Begriff für Menschenfurcht? „Was saget au d Leit? Was saget au d Leit?“ Und wir fangen an zu zweifeln, ob die gute Nachricht heute überhaupt noch gute Nachricht ist?!

Was kann uns helfen? Ermutigen? Gibt es so etwas wie ein Geheimnis?

Ich glaube, …

… Aufbrüche passieren zwischen TISCH und TÜR. Es ist ein Prinzip, das sich durch die ganze Bibel zieht.

Der TISCH ist Begegnung. Tischgemeinschaft ist das (!) Bild für Nähe und Intimität zwischen Gott und Mensch. Das Fest, wo sich Himmel und Erde berühren. Jesus hat nicht gesagt: Organisiert Gottesdienste! Sondern feiert das Mahl:

„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Joh 6,35)

Die TÜR ist Bewegung. Gott öffnet für uns die Tür an einer Stelle, wo vorher keine war. „Siehe, ich habe vor dir eine Türe aufgetan und niemand kann sie zuschließen.“ (Off 3,8) Und wenn er das tut, dann heißt es: Aufstehen, Durchgehen, Schritte wagen. Gott ehren, Lieben lernen, Menschen zuhören und an dem Platz dienen, wo er mich hingestellt hat.

Wo wird Zachäus verwandelt? Als er mit Jesus am TISCH sitzt. Und es braucht überhaupt keine Moralpredigt, keinen Appell, sondern Jesus öffnet nur die TÜR. Die Bewegung passiert ganz von alleine. 50% seines ganzen Vermögens. Vierfache Entschädigung für Betrogene. Jesus: „Diesem Haus ist Heil wiederfahren!“ Heilsame Aufbrüche passieren zwischen TISCH und TÜR.

Heilsame Aufbrüche passieren zwischen TISCH und TÜR.

Ich bin überzeugt davon:

Das ist nicht zuerst eine Frage der Methoden, sondern der Personen.

Vor kurzem war eine Expertin für Strukturwandel im Deutschlandfunk im Interview. Die meisten Innovations- und Transformationsvorhaben in Kommunen und Unternehmen scheiterteten nicht am politischen Willen und nicht am Geld. Erfolgsentscheidend seien „Caller“: Menschen, die mit innerer Motivation und Überzeugungskraft einen neuen Raum eröffnen und andere dazu einladen.

Caller gesucht.

Stark, oder? Caller sind gesucht. Leute, die selbst einen Ruf gehört haben. Nämlich, die Einladung des lebendigen Gottes an seinen TISCH: „Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist“ (Ps 34,8). Und dieser Ruf kann einer Berufung die TÜR öffnen: andere sehen und sie einladen zum Fest. Aufbrüche passieren zwischen TISCH und TÜR.

Wie sagte es die Vorstandsfrau im Lockdown? „Das kann doch nicht sein!“ Frage: Wann hast Du das zum letzten Mal gesagt? Ich will mich nicht zufrieden geben mit dieser heillosen Situation. Ich will nicht lockerlassen, nicht aufgeben, nicht aufhören zu beten, bis… ja, bis sich eine Tür öffnet an einer Stelle, wo vorher keine war. Springt da ein Stück Sehnsucht an?

Meine Kinder lieben diese Schüsseln hier. Da können wir das schönste Geschirr auffahren – das kratzt sie überhaupt nicht. Wenn wir sie zum Essen rufen, dann schnappen sie sich ihre Schüssel aus dem Schrank, setzen sich an den Tisch und halten die Schüssel so. Du Schöpfer. Ich hungrig.

Am Familientisch merkst du sofort, wenn ein Platz leer bleibt. So war‘s bei mir. Vor 20 Jahren habe ich meine Schüssel genommen und gedacht: die lässt sich bestimmt auch anders füllen. Was sich anfangs für mich noch anfühlte wie das große Abenteuer wurde zum Trip der Unwahrhaftigkeit. Ein immer größeres Lügengebüsch, das zig Menschen verletzt hat und ich darin wie gefangen. Ein echter Crash. Drei Monate Auszeit. Kein Job. Keine Perspektive. Und das Schlimmste war, das Gefühl: Okay, das war’s. Meine Schüssel ist zerbrochen. Meine Berufung ist verloren. Nur noch Scherben.

Und dann kommt eine Einladung.

Und dann kommt eine Einladung. An einen richtig großen Tisch. CVJM Bodenseezeltlager. 2 x 100 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Und der Campleiter sitzt mir gegenüber und sagt: „Theo, ich glaube du solltest die Leitung übernehmen. Du brauchst nicht weniger, sondern mehr Verantwortung.“
Und es öffnet sich für mich eine Tür an einer Stelle, wo vorher keine war. Und ich bekomme meine Schüssel zurück geschenkt. Nein, sie sieht nicht aus wie zuvor. Sie ist noch viel schöner geworden.

Und es öffnet sich für mich eine Tür an einer Stelle, wo vorher keine war.

Deshalb berührt mich das so und schmerzt mich auch.

Unser Job ist es nicht, uns Sorgen über die Zukunft der Kirche zu machen. Dafür sorgt Jesus schon selbst. Wusstet Ihr, dass das Christentum die einzige Glaubensgemeinschaft auf der Welt ist, die seit Jahrhunderten in Bewegung ist und über den Erdball wandert? Alle anderen wie Islam, Hinduismus, Buddhismus sind immer noch dort verortet, wo sie entstanden sind. Heißt: Jesus kommt definitiv zum Ziel. Die Frage ist: Kommen wir zu ihm? Erreicht uns seine Einladung an den Tisch oder sind wir zu satt? Zu beschäftigt? Zu abgelenkt?

Zwei Möglichkeiten, …

… warum unser Platz am Tisch im Vaterhaus leer bleiben kann.

Entweder weil wir unseren eigenen Weg gehen. Den unmoralischen Weg der Rebellion. Oder wir bleiben wie der ältere Bruder hochmoralisch vor der Tür statt an den Tisch zu kommen. Weil wir es immer noch mal besser wissen als Gott. Voller Selbstgerechtigkeit anklagen. Und Gebot und Verheißung der heiligen Schrift als Autorität letztlich nicht trauen. Wie sehr würde man diesem älteren Bruder wünschen, dass seine Schüssel, sein Stolz zerbricht, damit noch mal etwas Neues werden und aufbrechen kann bei ihm.

Was wäre, der Aufbruch würde nur darauf warten zur Welt zu kommen. Und zwar in dir. Und das wäre das ganze Geheimnis.

Was ist dran für Dich?

Der Ruf an den TISCH. Zurück in die Nähe und Intimität mit Gott. Zurück zur Liebe des Vaters? Oder der Schritt durch die TÜR: mit Mut und Konsequenz das tun, was Jesus dir eröffnet hat?

Was wäre, der Aufbruch würde nur darauf warten zur Welt zu kommen.
Und zwar in dir. Und das wäre das ganze Geheimnis.

 (Alle Bilder, Grafiker … Theo Eißler, Bär Tiger Wolf)

Theo Eißler führt die Kommunikationsagentur Bär Tiger Wolf in Tübingen www.baertigerwolf.de Er ist ehrenamtlich in der evangelischen Landeskirche engagiert und hielt diesen Vortrag am 30. März 2022 beim Zukunftskongress „Weites Land. Die Hoffnungsbewegung“ in Stuttgart.

Über Lothar Krauss

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Eine Antwort zu Geheimnis des Aufbruchs

  1. Zum spannenden Gedanken der „Caller“ wäre eine Quellenangabe zur Vertiefung hilfreich, zumindest ein Link auf die erwähnte Deutschlandfunk-Sendung. Vielen Dank!

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