Aufbruch in Afrika – und was wir lernen können

Was können wir von den Christen in Afrika lernen?

In Afrika hat der christliche Glauben in seinen frühesten Tagen seine ersten Schritte unternommen. Einer der größten Theologen, Augustinus von Hippo, stammte aus diesem frühchristlichen Afrika. Ebenso wie andere bedeutende Kirchenväter. Doch dann wurden diese Regionen größtenteils durch islamische Eroberungen unterworfen und die Ausbreitung der christlichen Kirche zurückgedrängt. Mit Ausnahme von Äthiopien und widerstandsfähigen Minderheiten wie der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten. 

Viele Menschen anderer afrikanischen Regionen folgten meist einheimischen Stammesreligionen. Seit einigen Jahrzehnten kehrt das Christentum wieder auf den afrikanischen Kontinent zurück.

Das schnelle Wachstum des Christentums in Afrika in nur einem Jahrhundert ist schon oft beschrieben worden. Es gibt viele Statistiken, die den starken Wandel veranschaulichen. So berichtet das »Center for the Study of Global Christianity« davon, dass es 2018 in Afrika zum ersten Mal mehr Christen gab als auf jedem anderen Kontinent (631 Millionen). Während es im Jahr 1900 noch 9,6 Millionen Christen gab, waren es im Jahr 2000 bereits 384 Millionen.

Warum blüht der Glaube in Afrika? 

Warum blüht der Glaube in Afrika, während das westliche Christentum zurückgeht? Können wir wesentliches von unseren afrikanischen Brüdern und Schwestern lernen?

Leidenschaftliches Engagement

Vielleicht ist es kein Zufall, dass eines meiner Lieblingszitate von dem Nordafrikaner Augustinus stammt: 

Tatsächlich, der Grad an Leidenschaft für Gott, seine Kirche und den Glauben ist ein auffälliger erster Punkt, der einem ins Auge springt. Es besteht ein großer Unterschied zu uns in Europa, wie stark sich Christen in Afrika engagieren. 

Eine Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2018 ergab, dass Afrikaner zu den engagiertesten Christen der Welt gehören (die Europäer sind am wenigsten engagiert). Afrikaner beten häufiger, besuchen regelmäßiger Gottesdienste und halten Religion für wichtiger in ihrem Leben als Christen anderswo. 

„Mindestens vier von fünf Christen in Nigeria, Liberia, Senegal, Kamerun und Tschad beten täglich, so die Umfrage… in jedem untersuchten afrikanischen Land geben mehr als 60 % der Christen an, mindestens einmal pro Woche in die Kirche zu gehen“, heißt es im Pew-Bericht.

Heather Tomlinson hat kürzlich den in Nigeria geborenen Pastor Agu Irukwu interviewt, der eine der größten Kirchen im Vereinigten Königreich, Jesus House for All Nations, leitet. Er ist in seinem Heimatland aufgewachsen und zum Glauben gekommen, hat aber viele Jahre lang in London gearbeitet und kennt daher die Unterschiede in der Kirchenkultur. Er hat einige Vorschläge gemacht.

1. Gebet

„Wenn es etwas gibt, das ich jedem Christen ans Herz legen würde, dann wäre es, ein starkes Gebetsleben zu entwickeln“, sagte Pastor Agu. „Es gibt auch viel von den Entwicklungsländern zu lernen, in denen die Kirchen wachsen, nicht nur in Afrika. Das Engagement für das Gebet und der Glaube, dass Gott Gebete erhört – das ist tief in der [afrikanischen] Kirchenkultur verankert.“

2. Fasten

In der afrikanischen Kultur wird das Fasten als sehr wichtig angesehen, nicht nur während der Fastenzeit. „Man kann sich der Ermutigung, die uns die Bibel zum Fasten gibt, nicht entziehen, die es in vielen westlichen Kirchen kaum gibt“,sagt Pastor Agu. Wenn es ein Problem gibt oder Gott gesucht wird, fasten die afrikanischen Kirchen. So wurde zum Beispiel eine ökumenische Initiative für die Einheit in Nigeria im vergangenen Jahr durch 40 Tage Fasten unterstützt.

„Biblisch gesehen ist das Fasten eine Intensivierung des Gebets“, schreibt Oyewole Akande von der der Sovereign Grace Bible Church in Nigeria für The Gospel Coalition Africa.

3. Glaube und positive Einstellung

Eine weitere Tugend, die er bei afrikanischen Christen häufig beobachtet, ist eine positive, optimistische Einstellung, verbunden mit dem Glauben, dass Gott jede schwierige Situation zum Besseren wenden kann. „Der Glaube, dass es nichts gibt, was Gott nicht tun kann, und die Hoffnung auf das Morgen, egal wie schlimm es heute ist. Die afrikanische Kirche ist in dieser Hinsicht sehr optimistisch“, sagt Pastor Agu. Die Bibel beim Wort zu nehmen und auf Gottes Liebe und auf sein Versprechen, dass er handeln wird, zu vertrauen, sind lobenswerte Eigenschaften vieler afrikanischer Christen.

4. Einfachheit

Es ist ein negatives Klischee, Afrika als einen Ort der Armut zu betrachten: Es gibt reiche Afrikaner, und einigen Teilen ihrer Wirtschaft geht es gut. Man kann jedoch mit Fug und Recht behaupten, dass in den westlichen Industrieländern mehr Geld im Umlauf ist. Könnte dies ein Grund für unsere relative geistliche Trockenheit sein?

„Der arme Mensch ist jemand, der weiß, dass er allein nicht leben kann. Er braucht Gott und andere Menschen, um zu sein, zu blühen und zu wachsen. Im Gegensatz dazu erwarten reiche Menschen nichts von anderen. Sie können für ihre Bedürfnisse sorgen, ohne sich an ihre Nachbarn oder an Gott zu wenden. In diesem Sinne kann Reichtum zu großer Traurigkeit und wahrer menschlicher Einsamkeit oder zu schrecklicher geistiger Armut führen.“ schreibt Robert Sarah in seinem Buch Gott oder nichts.

Gemeinsam: viel Potential

Pastor Agu sieht viel Potential darin, dass – wenn die westliche Kirche ihre Weisheiten einbringt und respektvoll von der afrikanischen Kirche lernt und sie aufeinander abfärben, – etwas sehr Schönes dabei werden kann.

Das kann ich mir gut vorstellen. Denn wenn zur Leidenschaft für Gott und den vier Prioritäten der afrikanischen Kirche die wesentliche Rolle vom Wort Gottes kommt, die tätige Liebe (soziale Verantwortung in der Gesellschaft) und die weltmissionarische Ausrichtung, dann kommt tatsächlich Wesentliches zusammen. Auch die Frage, welche Rolle der Auftrag von Jesus „Menschen in die Jüngerschaft zu führen“ in der afrikanischen Kirche konkret hat, würde mich interessieren. Welche Rolle Lobpreis in musikalischer Form spielt oder auch Kunst, Literatur oder die Medien, wäre auch noch zu bestimmen!

Aufbruch

Auf alle Fälle ist ein geistlicher Aufbruch in der Kirche Europas nötig. Geistliche Leiter und Leiterinnen engagieren sich dafür im Wissen, dass die Auswirkungen nicht nur im geistlichen Bereich Auswirkungen hätte, sondern auch alle anderen Bereiche unseres gesellschaftlichen und kulturellen Miteinanders erfassen würden. 

Mein Fazit:

Lasst uns beten, fasten, optimistisch hoffen und erwartungsvoll mit unserem Gott und miteinander unterwegs bleiben. Mit Leidenschaft und einem umfassenden Fundament, das sicher noch mehr als diese vier Bausteine braucht. Aber eben auch diese vier Bausteine. Und wenn wir noch nicht gestartet sind? Ja, dann lasst uns aufbrechen. Der optimale Zeitpunkt? Heute!

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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