Mentoren sind super. Ganz klar, Coaches unterstützen mich dabei, berufliche, persönliche … Entwicklungen zu meistern. Doch Mentoren haben mich als ganze Person im Blick. Sie unterstützen mich darin, zur „besten Version“ von mir zu werden, die möglich ist. Ich brauche Coaches, Mentoren, Seelsorger, Freunde … Leute also, die in mein Leben investieren! Einen Typ Mentor will ich hier kurz vorstellen: meinen literarischen Mentor.

Mein täglicher literarischer Mentor ist mir ein Wegbegleiter für das ganzes Jahr. Er gibt mir jeweils einen kurzen Impuls am Morgen und fordert mich so auf, über die anstehenden alltäglichen Aufgaben hinaus zu blicken. Das ist sehr genial! In diesem Beitrag nenne ich euch meine Auswahlkriterien für meinen „literarischen Mentor“, gebe ein paar Beispiele aus den vergangenen Jahren und gebe meine Wahl 2023 bekannt. 🙂

Literarische Wegbegleiter für einen geistlichen Kurs

Mir ist der geistliche Kurs meines Lebens wichtig. Als Führungskraft bin ich schnell im Alltag gefangen. Ich muss entscheiden. Wer entscheidet, ist die Führungskraft! sagt der Experte F. Malik. Und so bin ich viel mit Menschen, Prozessen und Problemen beschäftigt, die es zu gestalten und zu lösen gilt. Ich bin beständig offen für weitere Kompetenzen und Methoden, Strategien und Strukturen, die mir in dieser Verantwortung helfen. Das ist definitiv auch wichtig.

Aber gleichzeitig ist es für mich extrem wichtig, Abstand zu diesem Alltag zu gewinnen. Ich brauche Rückzugsräume, um grundsätzlicher über mein Leben, meine Rolle, meine Ziele und mein Sein nachzudenken. Seit Jahren halte ich es mit Simon Sinek: Frag immer erst warum (Start with why). Warum tue ich, was ich tue, entscheide ich, wie ich entscheide und lasse los, was ich loslasse? Hab ich noch klaren Kurs, oder funktioniere ich nur in meinen Strukturen und erfülle meine Erwartungen und die anderer Leute?

Impulse und Anregungen aus der „Sinnecke“

Impulse zu diesen Fragen finde ich, wenn ich Abstand gewinne und in die „Sinnecke“ schaue. Und weil ich es mit dem Philosophen Robert Spaemann halte („Weil Gott ist, ist alles andere!”), ist der Ausgangspunkt meiner Reflexion immer Gott. So wie ihn mir Jesus Christus vorgestellt hat. Ich brauche also Begleiter, die mich aus dieser Perspektive das Leben denken und reflektieren lassen. Das ist meine Anforderung an meine literarischen Begleiter und Mentoren am Morgen.

Bewährte Begleiter

In den letzen Jahren und Jahrzehnten habe ich gute Erfahrungen mit diesen Büchern gemacht. Hier ein paar meiner Highlights:

• Kleinode göttlicher Verheißungen, C.H. Spurgeon (das war mein erster Begleiter 1980)
• Ein Jahr mit Spurgeon, Terence Peter Crosby (Hrsg.)
• Ein Jahr mit C.S. Lewis
• Dietrich Bonhoeffer, Worte für jeden Tag.
• 366 x Hoffnung, Roland Werner
• Gottes Weisheit entdecken, Tim & Kathy Keller

Ich mache das so: nach meiner Lektüre der Losung, dann ein Kapitel AT & NT (Bibel), Gebet … kommt der Mentor dran: Jede Tag einige Augenblicke mit ihm auf die Meta-Ebene gehen und aus einem anderen Blickwinkel über mein Leben nachdenken.

Kellers Buch zur Weisheitsliteratur des Alten Testamentes habe ich jetzt in den letzten beiden Jahren Tag für Tag gelesen und reflektiert. Ein Schatz! Dieses Buch verhinderte den Begleiter 2023 im letzten Jahr. Und auch in diesem Jahr musste ich mich zwingen, es nicht noch einmal direkt zu nehmen. Aber ich bin mir sicher: Ich werde das Buch sicher noch häufiger als Mentor in kommenden Jahren wählen. Zu groß ist der Reichtum, den es bietet. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Meine Wahl 2023: die Psalmen

Für 2023 habe ich wieder einen Band von Tim & Kathy Keller gewählt: Ein Jahr mit den Psalmen. Das Gebetsbuch des Alten Testamentes, das unser Leben in vielen Facetten ehrlich, tief und berührend aufgreift: Zweifel und Anklage steht mit Lob und Anbetung auf einer Ebene. So wie es im Leben eben oft ist. Einem rein triumphalistischen Glauben, der von Sieg zu Sieg, von Erfolg zu Erfolg geht und wie eine Medizin gegen alles bedrohliche eingesetzt werden sollte, habe ich schon lange abgeschworen. Der Gott, der mit mir im dunklen Tal ist, der den Tisch im Angesicht der Feinde deckt, das ist der Gott, den ich durch Jesus Christus immer besser kennenlerne. Daher: mit den Psalmen finde ich Worte, die ich in einem komplizierten, widersprüchlichen und herausfordernden Alltag brauche, aber selbst oft nicht habe.

Tim & Kathy Keller leben schon länger mit den Psalmen. Tim Keller betet seit über 20 Jahren Monat für Monat alle 150 Psalmen (!) durch. In großen Nöten, lebensbedrohlichen Krankheiten und heftigen Herausforderungen hat sich der Psalter (anderer Name für die 150 Psalmen) für die Keller’s bewährt. Die beiden haben jeweils auf einer Buchseite einen sehr qualitativen und im Leben reflektierten Beitrag zu einem Auszug aus den Psalmen bereitgestellt. Ihr Gabe ist es, in wenigen Worten Gedanken zu Essenzen zu verdichten, die mich in die Weite führen. Das schätze ich sehr. Immer wieder schmökerte ich in den letzten Jahren durch ihr Buch, aber 2023 habe ich es jetzt in meine tägliche Routine aufgenommen.

Welche Begleiter sind für dich hilfreich geworden, die du empfehlen kannst?