18_Einfach leiten! | Der Weg in die Leitungsverantwortung

Hinweis: Der Text und das Video/Audio ergänzen sich, haben viele Schnittmengen, sind aber nicht ganz identisch. 😉

Wie findet man sein Potential heraus?

Leiten lernt man ja durch leiten. Wie auch das Autofahren, oder Schwimmen. Die Theorie kann man sich gut aneignen. Aber das heißt nicht zwingend, dass man auch gut ein Auto fährt, schwimmt oder eben führt.

Zwei Ansätze, die sich für mich bewährt haben

Was hat sich im Rückblick der letzten Jahrzehnte für mich bewährt? Welcher Weg fordert, aber überfordert dabei nicht? Zwei Ansätze sind mir wertvoll geworden, an denen ich mich bis heute orientiere. Das „Azubi-Prinzip“ und der „Prozess des Trainings“.

Das Azubi-Prinzip

Das ist eigentlich ein „alter Hut“. Es lehnt sich am klassischen deutschen Ausbildungsansatz an, der dualen Berufsausbildung. Das Duale Studium hat auch sehr viel davon aufgegriffen. Weltweit werden wir bewundert für unseren Ausbildungsansatz. Die Akademisierung schreitet sehr voran, wie das statistische Bundesamt 2023 mitteilte:

Pressemitteilung Nr. N036 vom 15. Juni 2023

Studienberechtigtenquote von 6,1 % im Jahr 1960 auf 46,8 % im Jahr 2020 gestiegen
44,0 % der Schüler und Schülerinnen im Sekundarbereich der allgemeinbildenden Schulen besuchten 2021 das Gymnasium, 1960 waren es noch 24,6 %
Deutlicher Anstieg gegenüber 1950: Knapp ein Zehntel der Kinder und Jugendlichen auf allgemeinbildenden Schulen besuchten 2021 eine Privatschule
Frauenanteil unter den Studienanfängerinnen und -anfängern von 18,5 % im Jahr 1950 auf 52,4 % im Jahr 2021 gestiegen

Das klassisch deutsche Ausbildungsprinzip ist super für die Begleitung von angehenden Mitarbeitern und Leitern geeignet.

Dave Ferguson, ein Freund aus den USA, hat mir 2013 unser deutsches Ausbildungssystem – angepasst für die Arbeit in der Kirche – auf einer Serviette präsentiert. 5 einfache Schritte zeigt sie auf. Bewährte Schritte, die allerdings Zeit kosten:

Diese 5 Schritte stellen sicher, dass der Azubi Fortschritte macht, dabei nicht überfordert wird und im eigenen Tempo vorangeht.

Ganz entscheidend ist der beständige Dialog. Der Ausbilder kann mit guten Fragen erkennen, wie weit der Azubi ist, was ihm auffällt, welche Lücken er oder sie schließen sollte und worin der nächste Lernschritt besteht.

Einigen ist jetzt aufgefallen, dass ich nicht von Coaching spreche, oder Mentoring. Auch nicht von Co-Leitung oder Mitarbeit. Ich spreche vom Azubi. Warum? Um klarzustellen, dass der Azubi einmal die Rolle übernehmen wird, die jetzt vom Ausbilder bekleidet wird.

Wie viele Co-Leiter in Teams oder Gruppen haben abgewunken, als der Leiter, die Leiterin weiterzog. Nee, diese Verantwortung übernehme ich nicht. Ich wollte immer nur unterstützen, helfen … Um mich nicht falsch zu verstehen: das ist in Ordnung. Aber eben nicht unbedingt für den Ausbildungs- und Trainingsgedanken.

Es kostet Zeit

Wer sich die Serviette betrachtet sieht auf den ersten Blick, dass so ein Weg zeitintensiv wird. Man wird keine 4 oder mehr Azubis haben können. Vor allem als nebenberufliche Führungskraft in der Kirche, oder wenn man viel Verantwortung trägt.

Manche lieben deshalb Kurse. „Leitertraining“, Führungscoaching in der Gruppe … Nun, da kann man mehr Leute zusammenholen und als Seminarleiter ist es auch ein gutes Gefühl, wenn man so eine tolle Truppe vor sich hat. Sie lernen, bearbeiten Fallbeispiele, machen Rollenspiele, arbeiten in kleinen Gruppen. Das ist alles auch wertvoll. Ich habe das schon oft gemacht.

Aber diese Angebote reichen in ihrer Wirksamkeit nicht an das klassische Ausbilden, wie ich es hier aufzeige, heran. Das merkt man am Ende, wenn die Teilnehmer der Maßnahmen eben nicht konkret in Verantwortung gehen und gut leiten.

Aber der Einsatz der Zeit ist sehr lohnend. Mehr zur richtigen Auswahl der passenden Azubis, was im Vorfeld an Motivation und Verhalten da sein muss, um den Weg erfolgreich gehen zu können und anderes mehr, liefern diese Beiträge auf dem Leiterblog.

Hier geht es zur Exponential Serie, die das Thema vertieft:

EXPONENTIAL SERIE von 11 Beiträgen: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11

Hier zu den Beiträgen, die konkret den Aspekt der Ausbildung beleuchten.

„Prozess des Trainings“

Und nun zum Prozess des Trainings, der im Kern aus vier Schritten besteht:

Grundlegende Theorie
Konkretes praktisches Projekt
Trainer, Ausbilder
Übung, Übung, Übung.

Als Verantwortlicher muss ich mich fragen, ob ich dem Thema Priorität geben möchte und mit der Einstellung, die in 1. Thessalonicher 5,15 (THE MESSAGE) so schön beschrieben wird, leben will? wenn die nächste Generation dieses Herz bei uns als erfahrene Führungsleute nicht spürt, wird sie uns nicht vertrauen, anvertrauen. Das wird ein gutes Ausbilden erschweren!

Fassen wir das nun zusammen in einem Schaubild, dass dir zur Selbstreflexion helfen kann.