Exponential (4) Die Kultur gestalten! | 2

Die Kultur in einer Organisation hat eine enorme Prägekraft. Manchmal ist das kaum zu verstehen, warum das so ist. Ihr Einfluss kann so stark sein, dass auch eine überzeugende Vision scheitert! Dass sogar begabte Führungskräfte das Handtuch werfen und Projekte, Ideen, Initiativen … letztlich ohne Wirkung bleiben. Eine Gemeinde zu bauen, die im Kern Menschen zu Jüngern macht, ist so ein Kulturwandel. Er kann die bestehende Gemeindekultur bis aufs Äußerste herausfordern.

Leitende sollten Einfluss auf diese Kultur nehmen. Für ihre Gruppe, ihren Bereich, ihre Aufgabe. Die Impulse von EXPONENTIAL umzusetzen bedeutet auch die Kultur zu prägen. Die Kultur der Kleingruppen. Der Jugendarbeit. Der Mitarbeiterschaft im Kinderbereich. Der Musikarbeit. Tontechnik. Mediengestaltung. Gebäudemanagement. … Wenn EXPONENTIAL Einfluss auf die Kultur der Organisation erhält, ist das Potential des Impulses am stärksten. Aber eine Kultur zu verändern ist eine “Herkulesaufgabe”.

Was können Leitende tun, die sich in diese “Herkulesaufgabe” gerufen wissen?

Im 3. Teil haben wir die ersten beiden Thesen vorgestellt:

  1. Ein Verständnis für Kultur entwickeln, die in der Organisation vorherrscht
  2. Die Kraft der Vision als wertvolles Werkzeug im Prozess erkennen

3. Die kritische Rolle des Kernteams verstehen

Einzelkämpfer scheitern, wenn sie über Zeit nicht ein Kernteam bilden können, dass die Vision teilt. Dass den Mut zur Veränderung aufbringt, den Preis des Weges bereit ist zu bezahlen, die Werte hochhält und danach lebt („walk the talk“)! Teambildung ist an sich schon eine richtig schwierige Aufgabe, besonders wenn es langfristige Teams sein sollen. Ein Kernteam zu bilden, dass die grundlegende Neuausrichtung der Kultur einer Organisation gestalten will, ist ein Meisterstück.

Wenn eine Gemeinde (Organisation, Gruppe, Bereich …) sich auf den Auftrag von Matthäus 28,19 zurückbesinnt und im Kern „Menschen zu Jüngern“ machen möchte, in allem was sie tut, dann sind die Stolpersteine der Teambildung schnell genannt:

  1. Die Vision wird nicht geteilt. Der EXPONENTIAL-Impuls wird zwar wohlwollend betrachtet und der Wunsch nach einem stimmigen, absichtsvollen und klugen Wege zur Ausbildung und Jüngerschaft wird begrüßt, aber nicht an erster Stelle!!! Es gibt eine noch größere Vision im Verborgenen. Vielleicht das „alle zusammenbleiben“ und es keine Spaltung gibt, vielleicht eine „geistliche Vorliebe wie: Lobpreis, Gebet für Israel, Bibelstudium …“, vielleicht der Wunsch „erfolgreich zu sein“, „groß zu werden als Gemeinde“, beliebt zu sein … Der verborgene Wunsch, die verborgene Vision wird am Ende immer dominieren!
  2. Der Mut sinkt. Am Anfang startet man mit viel Schwung. Aber bald treten die unvermeidlichen Widerstände auf und zermürben die Einzelnen oder sogar das ganze Team. Mutig zu führen, fordert Bill Hybels von Verantwortlichen. Hartnäckigkeit nennt Ron Edmondson als die Eigenschaft, die dann von Leitern gefordert ist. Die Kraft, die auf diesem Weg nötig ist, ist nicht gering. Entmutigung ist einer der großen Gegner. Wenn nicht die Einheit und Geschlossenheit des Teams bleibt, sinkt der Mut der Führungskraft. Es braucht „Tonnen von Ermutigung“, um diese Umgestaltung durchzusetzen. Auch den Mut Menschen auf dem Weg zu verlieren, die sich Gemeinde anders denken. Die Bibel ist voll von Hinweisen zur Ermutigung. Gott ist ein Ermutiger!
  3. Der Preis wird nicht bezahlt. „Wasser predigen und Wein trinken!“ Das Kernteam muss den Weg vorangehen, modellieren, Vorbild sein. You walk the talk! Lebe was du predigst. Es ist eine große Versuchung Gründe zu finden, warum es für alle anderen so richtig ist, für einen selbst es aber anders richtig ist. Wie viele Leiter sind schon über diese Hürde gestolpert. Wenn das Kernteam nicht vorlebt, woran es glaubt, was an Vision vermittelt wird, welche Werte hochgehalten werden … dann wird letztlich die Mission scheitern.

EXPONENTIAL: Eine Kultur der Ausbildung prägen

Der eigentliche Impuls von EXPONENTIAL besteht darin, eine Kultur der Ausbildung (Jüngerschaft) zu prägen. Eine Kultur, die auf allen Ebenen Menschen fördert, trainiert und ihnen hilft, ihre Berufung zu entdecken, Charakter zu entwickeln und so Jesus ähnlich zu werden. Alle Leiter prägen Azubis. Alle Mitarbeiter verschaffen sich Raum und Zeit, dass sie sich in andere investieren können. Alle erleben, dass in ihr Leben investiert wird und sie sich entwickeln. Geistlich wachsen. Berufung leben. Fruchtbar werden. Oder wie wir es auch immer nennen …

Wie wäre eine Gemeinde, in der das im Kern passiert?

Welche Ausstrahlung hätten die Glieder einer solchen Gemeinde? Wie wäre es mit dem Mitarbeitermangel? Wie wäre das Klima der Ermutigung und Förderung? Welches Potential würde sie freisetzen können? Wie ginge es den Schwachen, den Bedürftigen? Wie würde das soziale Umfeld der Gemeinde von ihr profitieren? Wie wäre es mit der Gründung von neuen Gemeinden? … Wenn ein Großteil der Leute wachsen würde, Jesus immer mehr ausstrahlte, Gaben entdeckte, Berufungen lebte, Selbstlos diente, Freude hätte, feiern würde …

Und wenn es nicht meine Rolle ist, eine ganze Gemeindekultur zu prägen?

Dann musst du nicht untätig sein! Denn es bringt auch so schon ganz viel, wenn wir uns in Einzelne investieren. Andere fördern. Dafür werden die nächsten Teile der Reihe gute Hilfestellungen und Anregungen bringen. Klären, wo der Unterschied zwischen Coaching, Mentoring und Ausbildung liegt. Kriterien nennen, wann eine Ausbildung im EXPONENTIAL Sinne beginnen könnte und wann nicht. Wie wir Menschen auf dem Weg zur „Ausbildungsreife“ begleiten können. Wie dabei „Jüngerschaft“, Charakterentwicklung geschehen kann. Welche Fragen uns helfen. Wie wir es praktisch anpacken, ohne uns zu überfordern …

Träum mit: Eine neue (alte) Kultur der Jüngerschaft!

Aber was würde passieren, wenn die Kultur einer Gemeinde, Organisation … sich in diese Richtung wandeln könnte. Wenn wir relevante, attraktive, dynamische Gemeinden bauten, die im Kern Menschen zu Jüngern machen, in der Missio Dei unterwegs wären. Und als Folge fantastische, relevante Gottesdienste feierten, soziale Verantwortung übernehmen würden, Liebe in Wort und Tat sichtbar wäre …

Wir sollten uns auf den Weg machen! Aber was genau ist der Unterschied zwischen Mentoring, Coaching und der Ausbildung, wie sie im EXPONENTIAL Impuls vorgeschlagen wird? Darum geht es im nächsten Teil.

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Über Lothar Krauss

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