Von welchen Führungskräften möchten potentiell fähige Azubis ausgebildet werden? Wie gut müssen diese Leiter sein? Ist diese Frage überhaupt zulässig? Oder geht die Beurteilung und Bewertung nur in Richtung der Azubis? Welche Qualität muss eine Führungskraft mitbringen, um als Ausbilder geeignet und akzeptiert zu sein? Welche Einstellungen, welches Verhalten sollte bei der Führungskraft vorhanden sein? Kurz: Wie sieht ein „attraktiver“ Leiter aus, was macht er, wie tickt er oder sie?
Müssen diese Fragen sein?
Im Ansatz von Exponential spielt diese Fragestellung eine Rolle! Manchmal mögen aber Verantwortliche diese Frage nicht. Ob insgeheim die Sorge besteht, selbst diesen Kriterien nicht zu genügen? Ich will es offen einräumen: Immer und immer wieder genügen ich diesen Kriterien nicht. Aber ich bleibe dran. Ich will wachsen, mich entwickeln, reifen. Noch ist es nicht zu spät. Noch lebe ich! 🙂
Man könnte leicht „aus der Nummer“ rauskommen und sagen, dass das alles nicht so wichtig ist. Oder die Kriterien solch eines Qualitätsanspruches an Führungskräfte schlicht in Frage stellen. Ist nicht alles relativ? Eben auch solche Listen?!
In Wirklichkeit leben wir mit einem Bewusstsein für Qualität! Wir haben konkrete Erwartungen und Ansprüche an Produkte, Dienstleistungen, Persönlichkeiten … in allen Bereichen unseres Lebens. An Ärzte, Autowerkstätten, Computer, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Musik, Sport, Kino … Wir „googlen“ uns durch das Leben und wollen wissen, ob gehalten wird was versprochen wurde. Stiftung Warentest ist der Dino in dem Thema.
Stiftung Warentest für Leiter?
Gibt es das für Verantwortliche? Reicht es nicht aus, einfach nur „willig“ und „verfügbar“ zu sein? NEIN! Im 1. Timotheusbrief und im Brief an Titus bekommen wir vom Apostel Paulus im Neuen Testament Kriterienkataloge für das Leitungspersonal der Kirche. Gott wirft den Verantwortlichen im Alten Testament durch den Propheten Hesekiel (Kapitel 34) so einiges vor, wo sie dem Anspruch an ihre Verantwortung nicht gerecht werden. Auch die Idee, dass Gott Menschen mit speziellen Gaben ausstattet (1. Kor. 12-14, Römer 12, 1. Petrus 4,10 …) gibt den Gedanken vor, dass nicht jeder alles gleich gut kann. Das konkret nach Gaben und Fähigkeiten gefragt werden darf. Immer im Horizont einer Berufung und „Setzung“ durch Gott, nicht im Sinn der Bewertung einer Person und eines allgemeinen Leistungsnachweises! In der Bibel finden wir also konkrete Erwartungen an Leitende. Deshalb sollen wir in der Auswahl ihres Führungspersonals wählerisch sein! Auch Azubis müssen fragen dürfen ob der Ausbilder „fähig“ ist und damit zum Vorbild werden kann, von dem zu lernen ist.
Leiter, die prägen wollen, brauchen Profil!
Wenn Leiter prägen wollen …
… müssen sie einen gewissen Anspruch an sich selbst zulassen und sich entwickeln. Wir müssen ja nicht perfekt sein, aber belehrbar, entwicklungsfähig und realistisch in Bezug auf unsere Berufung und Begabung! Das berührt die Frage nach unserer Identität. Deshalb kann uns das als Führungskräfte schnell verunsichern! Jeder zweite deutsche Arbeitnehmer ist nach Umfragen mit dem Führungsverhalten seiner Vorgesetzten unzufrieden!
Wenn wir mit dem Impuls von EXPONENTIAL Azubis ausbilden wollen können wir nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass wir über diese Statistik erhaben sind. Auch bei uns wird es wohl so sein, dass jede zweite christliche Führungskraft keine so gute Führungsarbeit abliefert. Um den Prozess von Multiplikation in Gang zu setzen, den Exponetial anregt, muss ich als Leiter eine Qualität entwickeln, die mich zu einer „attraktiven“ Führungskraft auch für Azubis „macht“. Dave und Jon Ferguson stellen in ihrem Buch zwölf Verhaltensweisen und Eigenschaften vor, die uns auf dem Weg zu einer effektiven Führungsperson eine erste Orientierung bieten.
VORSCHLAG: Arbeite diese Liste doch mit einem Freund, Ehepartner, Coach, Mentor … offen und ehrlich durch. Wo stehe ich? Wo kann ich wachsen? Was könnte mein nächster Schritt sein?
Zwölf Anhaltspunkte, ob ich als Leiter leite …
- Warte sie darauf, dass jemand anderes ihnen sagen soll was zu tun ist, anstatt selbst die Initiative zu ergreifen?
- Verwenden sie zu viel Zeit darauf darüber zu reden, wie sich Dinge ändern müssten?
- Geben sie den Umständen, anderen Leuten oder dem Umfeld die Schuld an der gegenwärtigen Situation?
- Machen sie sich mehr Sorgen darüber cool und akzeptiert zu sein, anstatt das Richtige zu tun?
- Suchen sie den Konsens, anstatt eine Vision für die gewünschte Zukunft entwickeln?
- Nehmen sie keine signifikanten Risiken auf sich?
- Betrachten sie den Status Quo als unabänderlich? So war es schon immer, so wird es auch in Zukunft sein!
- Wollen sie ihren guten Ruf schützen, anstatt sich verletzbar zu machen und mit Opposition leben zu lernen.
- Zögern oder verschleppen sie Themen, anstatt die klare Herausforderung zu geben?
- Sprechen sie mit anderen über Menschen die Probleme machen, anstatt mit den Betroffenen selbst das schwierige Gespräch zu führen?
- Empfinden sie nicht, dass sie mit etwas wesentlichem, entscheidenden, bedeutendem … unterwegs sind als Führungskraft?
- Fragen sie nach zu vielen Meinungen, anstatt selbst aktiv zu werden?
Diese 12 Fragen sind nicht immer leicht zu beantworten, da sie viel damit zu tun haben, wer wir in Wahrheit sind. Was uns tief geprägt hat. Was unsere Ängste, Hoffnungen, Träume, Erfahrungen … sind.
Das Profil als Ausbilder
Ein anderes Thema ist das Profil als Ausbilder. Eine Leitungsrolle wahrzunehmen beinhaltet nicht automatisch, dass der Verantwortliche auch ausbilden kann. Diesem Profil wenden wir uns in einem späteren Impuls der Exponential Reihe zu.
Der christliche Leiter als Vorbild
Was würden Leute tun, die uns als Vorbild nehmen? „Predigten vorbereiten und zu Sitzungen gehen.“ stellt Jen Hatmaker fest, die Autorin von 7 Büchern und erfahrene Gemeindebauerin, die selbst 7 Tage die Woche nur auf dem Campus ihrer Kirche war. Was würden Leute tun, die uns zum Vorbild nehmen. Auch das ist eine wesentliche Frage von „Führungsqualität“, wenn es zur Frage des Trainings von Azubis kommt. Hier ein 4 Minuten Clip von Jan …
Ich finde die Gedanken wirklich stark. Die 12 Anhaltspunkte haben es in sich und lassen einen ehrlichen Check zu. Doch für mich als Leiter gibt es eine Spannung, die mir besonders zu schaffen macht. Mich als Leiter auszurichten, weiterzuentwickeln und klare Vision zu haben ist eine Sache. Aber das Problem sehe ich in der Gemeinde. Gewachsene Strukturen, lang geformte Erwartungen und Veränderungsresistenz machen es unheimlich schwer. Da braucht es einen langen Atem, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit. Ich empfinde, dass Gemeindegründungen es hier wesentlich einfacher haben. Ein altes Schlachtschiff in eine andere Fahrrinne zu steuern ist herausfordernd. Ich merke, dass ich bei all deinen guten Impulsen darauf achten muss, dass ich nicht ungeduldig werde, sondern beständig, liebevoll, aber auch mit klarem Kurs neues Land ansteuere. Mit dem Herzen weiter zu sein als mit den Füssen, kann auch frustig werden. Aber es bleibt auch keine Alternative. Deshalb will ich mich bedanken, dass deine Posts dazu beitragen nicht nur Ziele, sondern auch die Motivation zu überprüfen.
Cool Mark, für diesen tollen offenen und wertvollen Kommentar! Ein altes Schlachtschiff in eine neue Fahrrinne zu steuern ist knackig. Das habe ich besonders in meiner Oldenburger Zeit erlebt. Die Gemeinde war bei meinem Dienstbeginn 46 Jahre alt. Ein Buch, auf das mich Thore Runkel gebracht hat, finde ich in dem Thema von Gemeindeveränderung und Wachstum sehr hilfreich: „http://www.amazon.com/The-Myth-200-Barrier-Transitional/dp/0687343240“ Es handelt viel von der Kultur, die in so einem Prozess sich verändern muss. Und dieser Kulturwandel ist die viel schwierigere, verborgene Herausforderung für Verantwortliche! Der Autor meint, dass es enorm mühsam, manchmal kaum möglich ist die Kultur zu verändern, wenn man mehr als 30 Jahre in der Kultur schon verhaftet ist als Gemeinde. Insofern sprichst Du mit dem Thema „Gemeindegründung“ was richtiges offenbar an. Allerdings: Wenn Du die Gemeinde mit Leuten gründest, die eine „christliche Gemeindekultur“ schon verinnerlicht haben, kannst Du die gleiche Erfahrung machen, wie mit einer alten Gemeinde. 😉