»Während die Arbeitsmenge wuchs, schwand die Sicherheit der Arbeitsplätze. Das sorgte für Stress. … Dieser Trend verstärkte sich zur Jahrtausendwende, als die Arbeitswelt ohne Tempolimit durchstartete. … Die E-Mail, schneller als der Wind, hängte den Brief ab. Das Handy, als Statussymbol gepriesen, machte die Mitarbeiter Tag und Nacht abrufbar. … Dem Arbeitsmarkt des neuen Jahrtausends sind alle Sicherungen durchgebrannt. … Jeder Mitarbeiter soll springen, wenn der Arbeitgeber ruft, auch in seiner Freizeit. Jeder soll täglich beweisen, dass seine Arbeit mehr Geld bringt, als seine Entlassung sparen könnte. … Harte Arbeit führt vor allem dann zum Burn-Out, wenn jemand alles gibt, aber nichts zurückbekommt, weder Erfolg noch Anerkennung.«
Martin Wehrle in seinem neuen Buch „Bin ich hier der Depp?“
Unser Leben beschleunigt sich rasant.
Die Auswirkungen sind im Beruf, den Bildungsstätten, in den Familien, im Freundeskreis, Ehrenamt und auch in der Kirche unübersehbar. Führungskräfte, die mit motivierten ehrenamtlichen Leuten arbeiten, müssen das ganz besonders verstehen und sich darauf einstellen.
„Exponential-Leiter“ in Höchstform! – oder Traumtänzer?
Aber um ein Leiter in Höchstform zu sein, müssen wir in die nächste Generation investieren! Wenn wir aber keine Zeit dafür haben, stecken wir in der Klemme. Da machen wir einen großen Fehler!! Wenn wir aber auch keine geeigneten Azubis finden, die Zeit haben, dann kommt es ganz dick!! So kann es nicht bleiben. Unser volles Leben, auch als „Fromme“, ist ein gewichtiger Grund, warum wir in der Breite so wenig qualifizierte Nachwuchsleiter haben. Das muss sich ändern. Wenn wir uns damit abfinden, sind wir Traumtänzer. Der DFB hat sich nicht damit abgefunden, als er Anfang des Jahrtausends in der Klemme steckte.
Vom DFB lernen …
Die Nachwuchsförderung war beim DFB lange Zeit „mangelhaft“. Nur die Entschlossenheit der Führungsmannschaft des Verbandes brachte die Wende. Die Kultur der Ausbildung galt es zu verändern. Dafür wurde Zeit, Geld, Strategie, ein konkreter Plan … und tolle Trainer eingesetzt. Die Prioritäten neu geordnet. Die Mittelmäßigkeit in die Wüste geschickt. Mit ganzem Ernst das Thema angepackt. Der qualifizierte „Trainingsauftrag“ für Nachwuchskräfte ist uns von Jesus auch als Kirche gegeben (Matthäus 28,19f). Jüngerschaft heißt das bei uns.
Aber wir haben es noch nicht ernsthaft und konsequent in der Breite angepackt. Doch der DFB hat es uns vorgemacht. Junge Kirchen zeigen uns, dass es geht. Gut, sie machen Fehler … Aber im Ernst: Lieber Fehler machen, als gar nichts machen. Sagt Jesus schon im Gleichnis von den „anvertrauten Talenten“ (Matt. 25,13f). Wir sollten ebenfalls eine Wende herbeiführen. Richtig was aus dem machen, was wir haben. Nicht mehr beklagen, was nicht ist. Keine Gemeinde also ohne eine Ausbildungskultur, einen konkreten Ausbildungsplan und bereitwillige Verantwortliche, die für junge Leute in ihrem Denken, Kalender und „Tun für Jesus“ Platz machen. Und junge, fähige Leute, die nicht im BWL Studium aufgehen, sondern neu von der Vision für das Reich Gottes angesteckt sind. Die dafür ihr Leben, ihre Talente, ihr Hirn, ihr Herz … so richtig einsetzen.
Fakten sind Freunde!
Aber wir müssen realistisch sein: Das wird nur werden, wenn wir mal auf die Bremse gehen, den Alltag entschlacken und die Prios neu ordnen. Verzichten. Bescheiden werden. Uns selbst nicht mehr so wichtig nehmen. Und was noch alles … Die Weihnachtszeit bietet sich dazu an, einmal einen Kassensturz zu machen. Dem Leben wieder Richtung geben. Es beginnt mit dem nüchternen Blick. Der Bestandsaufnahme. Persönlich. Gemeindlich. Bill Hybels pflegt zu sagen: „Fakten sind Freunde!“
Zum Abschluss noch ein paar allgemeine Fakten zur Situation im Lande, dem Ehrenamt und ein netter Impuls von John Ortberg, der auch auf dem Willow Kongress in Leipzig sprechen wird. Ich bin dabei. Du auch?
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Stress in Deutschland
Die Techniker Krankenkasse hat eine Stressstudie für Deutschland in Auftrag gegeben, die Spiegel Online 2013 mit der Überschrift „Gestresste Republik“ online gestellt hat. Von 100 Menschen fühlen sich in Niedersachsen 50 gestresst, in Baden-Württemberg, dem Spitzenreiter, sind es bereits 63 Personen.
Grafik: Esslinger Leiterforum
Der gesamte Beitrag im Zusammenhang ist hier einzusehen. Und er ist auf alle Fälle differenziert zu betrachten! Was sind die Auswirkungen in den Familien, im Freundeskreis, dem Beruf und in der Kirche? Was bedeutet das für die eigene Gesundheit, Motivation und Lebensfreude? Was für die Bereitschaft und Kraft zur Mitarbeit im Ehrenamt …? Verstehen wir das ausreichend als Leitende? Was sind unsere Gedanken dazu? Wie werden wir damit auf Dauer umgehen – können, müssen, wollen?! Auf alle Fälle können wir nicht eines: Diese Entwicklung ignorieren!
Und wenn wir schon beim Ehrenamt waren …
Endet das Ehrenamt?
Ein Experte zur Sinus-Studie sagte mir neulich, dass das Ehrenamt vermutlich in wenigen Jahren in der bisher gekannten Form verschwunden sein wird. In allen Bereichen der Gesellschaft. Auch im Raum der Kirchen. Das muss christliche Leiter nachdenklich stimmen, da die Kirche stark auf dem Ehrenamt aufbaut (z.B. 1. Petrus 4,10). Was bedeutet das, was ist unsere Aufgabe HEUTE, um dem MORGEN begegnen zu können?
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John Ortberg – Nur wenn ich beschäftigt bin, bin ich wichtig?