Zwischenbericht: Anfangseuphorie & Krisenenergie verfliegen!

Hier kommt der erste Teil der Rückläufe aus der Umfrage. Wie geht es in den Kirchen & Gemeinden, die jetzt digital am Start sind? „Immer mehr Bürger widersetzen sich den Maßnahmen der Politik. Manchen geht es nur um Aufmerksamkeit, viele machen sich ernsthaft Sorgen, andere haben schlicht keine Lust mehr auf Einschränkungen.“ schreibt der Spiegel. Trifft das auf die Situation der Gemeinden auch so zu? Und: Wie geht es Leitern in Gemeinden? Der Leiterblog hat gefragt. Hier die Trends …

Anfangseuphorie & Krisenenergie verfliegen!

Die Endorphine („natürliches Opium“) haben dafür gesorgt, dass wir uns in den Ausnahmesituationen und dem Stress der Coronakrise berauscht gefühlt haben. Mit gutem Grund: In wenigen Tagen hatten viele von uns einen Online-Gottesdienst auf die Beine gestellt und das Leben der Gemeinde auf die digitale Schiene gebraucht. Respekt. Unter normalen Umständen hätte das „ewig“ gedauert. Der „Zauber“, der jedem Anfang inne wohnt, hatte uns in seinen Bann gezogen.

Wir haben es echt geschafft. Das haben wir jetzt gemacht. Wow. Und alle staunten. Lobten. Feierten uns. Die Mitarbeiter. Die Fleißigen. Die Pastoren. Das schaffen wir jetzt. So die Stimmung. Jetzt sind viele Wochen ins Land gezogen. Ein schnelles Ende scheint nicht in Sicht zu sein, die Stimmung kippt. Im Land. Auch in den Kirchen?

Wie sieht es jetzt aus?

Auf alle Fälle wächst der Druck. „Komm, jetzt müssen wir wieder analog durchstarten. Die Nachbargemeinde macht es doch auch!“ Wie das Leiter in der Kirche erleben und handhaben, ist hier zu lesen. Aber bald können wir doch wieder Gottesdienst feiern! Mark Schröder, Pastor der Elim Leipzig analysiert die Rahmenbedingungen aus freikirchlicher Sicht nüchtern:

»Wo in den Verordnungen von Gottesdiensten die Rede ist, ist nicht das Format, wie wir es kennen, gemeint, sondern liturgisch geprägte Veranstaltungen. Die Umsetzung der Maßnahmen hieße für uns kein lautes Singen und Beten, keine Zeit der Gemeinschaft vor und nach den Gottesdiensten, kein Kindergottesdienst, kein Café. Stattdessen würde uns ein Gottesdienst mit Masken, Hygienemaßnahmen, begrenzter Teilnehmerzahl wegen der Raumgröße und vor allem Abstand erwarten. Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko müsste dringend empfohlen werden, nicht teilzunehmen.«

Wie geht’s den Leitern und Pastoren?

Wir müssen also noch eine Strecke gehen, bevor wir wieder die Gottesdienste so feiern können, wie wir das gewohnt sind. (Wenn überhaupt … einige zweifeln daran, dass das so bald kommt!). Das ist belastend für Leiter, Pfarrer, Pastoren … Viele von ihnen müssen nun technische, künstlerische, videografische … Rollen ausfüllen, von denen sie bislang keine Ahnung hatten.

Hier einige O-Töne aus der Umfrage:

  • Gottesdienste über Zoom sind tatsächlich etwa 3x so anstrengend wie normale GoDis. Ich denke, das liegt an der Energie, die man sonst von den ZuhörerInnen aus dem Raum bekommt. Das Angebot kommt aber super an, über Zoom ist die Hemmschwelle für Außenstehende aber relativ hoch.
  • Das ganze Leben als Pfarrer finde ich in dieser Zeit anstrengend, weil vieles einfach komplizierter ist oder umständlicher. … Im Pfarrerteam machen wir unsere Dienstbesprechungen mit Microsoft Teams oder treffen uns im Freien, telefonieren und mailen viel.
  • Starker Durchhänger und nicht mehr so lebendig wie vor Corona. Insgesamt aber bin ich stabil, mit Dämpfern.
  • Die Corona-Krise bedeutet derzeit deutliche Mehrarbeit – aber nicht für alle.
  • Ehrlich gesagt frustriert mich, dass in dieser Zeit die Konsumhaltung vieler Gemeindeglieder sehr deutlich wird. 
  • Die vielen Rollen, in denen ich gleichzeitig mit kleinen Kindern stehe bedeutet für mich: Ich bin am Limit!
  • Ganz allgemein: Es schwankt. Manchmal dümpel ich dahin und es fehlt jede Spannkraft. Dann geht es wieder voll Power vorwärts. Aber nach 6 Wochen – das zehrt schon. Bin froh über ein starkes Team bei den Ältesten. Über dankbare und aktive Gemeindemitglieder. Über meine Familie. Die Begeisterung geht mehr und mehr flöten. Online ist nicht mein Traum von Gemeindeleben.
  • Sehr wechselhaft. Ich definiere meine Tätigkeit nicht über gehaltene Predigten, Andachten und Online-Präsenz. Ich unterscheide in der Regel nicht zwischen Dienst und Frei. Pastor sein ist vollumfänglich meine Berufung. Übrigens haben mir die Impulse aus dem Leiterblog, die den Pastoren-Beruf kritisch reflektieren und Anregungen dazu geben, sehr gut getan und zur Reflektion geholfen. Danke!
  • Ich bekomme gerade megaviel ermutigende und wertschätzende Rückmeldungen. Mehr als je zuvor. Meine Gemeinde ist glücklich, mich zu haben und umgekehrt gilt das auch. Und wir sagen uns das gegenseitig. Das ist echt sehr aufbauend!
  • Ja – die nächste Phase wird „gezündet“ – und ich spüre die Anspannung bei manchen Kollegen. Andererseits: die Vielfalt an Online-Gottesdiensten, Impulsen für Kinder, usw. finde ich super. So viele Angebote – vermutlich wie nie zuvor – von so vielen engagierten Mitarbeitern und Gemeinden. Mich begeistert das.
  • Wie schon angedeutet, fordert mich/uns die Krise eher heraus. Vision ist da, Kraft nicht immer. Begeisterung… Ja, über die neuen Möglichkeiten, Leute zu erreichen. Allerdings ist der direkte Rücklauf (über eingeblendete Links etc. nach dem Online-Godi) bisher eher mau, kaum vorhanden. Die Spenden brechen ein, zumindest das, was am Sonntag normalerweise gesammelt wird.

Rückmeldungen zu anderen Fragen poste ich jetzt nach und nach.

  • Wie ist die Stimmung?
  • Wie nutzen die Leute die Angebote?
  • Welche Altersgruppe hat die größte Mühe?
  • Wer nutzt es konstant?
  • Ist die Nutzung der Angebote rückläufig?

Bleib dran 👊😉.

 

Über Lothar Krauss

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2 Antworten zu Zwischenbericht: Anfangseuphorie & Krisenenergie verfliegen!

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