Die Corona-Krise hat viele Pastoren in eine neue Zeit katapultiert. Jetzt auch noch Online-Pastor? Das ist echt viel. Kann ich das überhaupt? Halte ich das durch? Wie lange geht das noch? Wird das jetzt immer so bleiben? Müssen wir alles umstellen? Während diese Fragen bei den einen ungeahnte Energien freisetzen, stöhnen andere auf! Ein Kollege – der seine Sache gut macht – schrieb mir, dass er für einen Online Gottesdienst so viel Energie aufwenden muss, wie sonst für drei analoge Gottesdienste!
Wie hat sich das Pastorenbild seit 1970 gewandelt? Was musste der geistliche Leiter über die Jahrzehnte können? Was das neue Anforderungsprofil zu Zeiten von Corona? Daniel Gerber hat eine interessante Zusammenstellung für das Livenet verfasst, die ich hier poste. Großartig! 😁
Muss der Pastor jetzt Superman werden?
Entsprechend anders ist das Anforderungsprofil an Pastoren geworden. Hier eine Bestandesaufnahme über den Wandel der Erwartungen an die Pastoren im Laufe der letzten Jahrzehnte:
1970er Jahre: Vierstimmige Lieder
In den 1970ern war die Welt noch heil. Die Stellenbeschreibung umfasste folgende Aufgaben:
- Predigen können.
- Gut in Seelsorge sein.
- Lieder anstimmen können (wenn möglich vierstimmig).
- Unterscheiden können zwischen gut und vor allem böse (und hierbei insbesondere: Flower Power, östliche Religionen).
1980er Jahre: Er muss warnen können
In den 1980ern war noch klar, was gut und böse ist. Der Pastor musste nun:
- Predigen können.
- Gut in Seelsorge sein.
- Eine Worship-Band zusammenstellen.
- Familienfreizeiten mit Spiel- und Erlebnisabenden organisieren.
- Unterscheiden können zwischen gut und vor allem böse (insbesondere, aber natürlich nicht nur: Kino, Fernsehen, Rock-Musik, Diskotheken).
1990er Jahre: Arbeit für spezifische Gruppen
Der Pastor wird zum Organisator.
- Predigen können.
- Gut in Seelsorge sein.
- Kleingruppen aufbauen.
- Kinder-, Jugend- und Seniorenangebote aufbauen.
- Mittagstisch für Obdachlose bewirtschaften.
2000er Jahre: Konferenzen organisieren
Der Pastor wird zum Eventmanager.
- Predigen können (was für eine Überraschung).
- Einen rund um die Uhr-Gebetsraum einrichten.
- Ein Buch über total neue Erkenntnisse schreiben (die in den USA vor zehn Jahren aus der Feder Bill Hybels oder einem anderen Leiter erschienen sind).
- Konferenz mit prominenten Rednern durchführen, sodass der Pastor nach der fünften Ausgabe selbst prominent ist.
2010er Jahre: Der Pastor wird zum Unternehmer
Der Pastor wird zum CEO:
- Kaffe-Ecke oder Bistro eröffnen.
- Bücher-Ecke eröffnen.
- Interkulturelle Arbeit für verschiedene Ethnien aufbauen.
- Predigen können.
- Auf jedes Gemeindemitglied individuell in seiner Sprache und gegenwärtigen Grundstimmung eingehen.
- Alle Dinge implementieren, von denen Gemeindemitglieder bei Konferenzen hörten und die sie nun ebenfalls wollen.
2020er vor Corona: Zurück zu den Wurzeln
In den 2020ern vor Corona, die zugegeben nicht so lange dauerten, wären vermutlich vergessene, neue (alte) Herausforderungen gekommen.
- Predigen können.
- Gut in Seelsorge sein.
- (Möglicherweise etwas für den Umweltschutz tun).
2020er nach Corona: Bloß noch Superman
Corona stellte nun alles auf den Kopf.
- Draussen vor einem Häuserblock mit einem Lautsprecher predigen und singen.
- Per Youtube die eigene Gemeinde und den Rest der Welt erreichen (und das vom eigenen Wohnzimmer aus).
- Für alle da sein, die (zumindest physisch) nicht da sind.
- Einen Wieder-Einstiegsplan entwerfen, der den Ausstiegsplan aus den gegenwärtigen Massnahmen ablöst (sowie einen Wieder-Ausstiegsplan, falls die Entwicklung in eine andere Richtung geht).
- Daneben einfach noch eine Best-of-Performance aus den Anforderungen der 1970er (vierstimmige Lieder anstimmen kann via Zoom ganz witzig klingen) bis 2020er vor Corona.
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
Weitere Beiträge auf dem Leiterblog zum Thema:
Pingback: Zwischenbericht: Anfangseuphorie & Krisenenergie verfliegen! | DER LEITERBLOG