Braucht es Apostel als Führungskräfte?

1404744021-neufeld-verlag-finden-foerdern-freisetzen-vatter-coverhigh-cmykEine starke und wichtige Art von Führung entfaltet sich im apostolischen Dienst. Jesus nannte seine ersten Führungskräfte Apostel (Markus 3,14). Erstaunliches ist durch sie in Gang gekommen. Mit ihnen wird die 2000jährige Geschichte der Kirche immer verbunden bleiben. Gibt es heute noch Apostel? Sind Apostel als Führungskräfte gefragt? Braucht die Kirche heute wieder Apostel? Stefan Vatter ist in seinem Buch „Finden, fördern, freisetzen“ der Frage nachgegangen. Dr. Heinrich Christian Rust hat sich das Buch angesehen und ausführlich für den LEITERBLOG besprochen:

 

26146-Chr-Rust

Von Dr. Heinrich Christian Rust

„Wo ist der Apostel, der zu dieser Gemeinde gehört?“

Stefan Vatter wirft diese Frage nicht nur auf, sondern er gibt in seinem theologisch sorgfältigen, praxisnahen Buch eine umfassende Hilfestellung, um auf eine so ungewöhnliche Frage auch eine Antwort zu finden. Er sieht in der Kirchengeschichte nicht nur die überhöhten Amts-und Machtträger mit einem apostolischen Verständnis. Neben den 12 Uraposteln können bereits im neutestamentlichen Zeugnis zwölf weitere Personen namentlich als Apostel ausgemacht werden. Gleichwohl wird der Dienst des Apostels aufgrund des neutestamentlichen Zeugnisses nicht als zeitlich begrenzt oder beendet angesehen werden können. Zu dieser These kommt der Autor aufgrund einer theologisch-biblisch überzeugenden Darlegung des Wesens und der Funktion des apostolischen Dienstes.

Apostel: Herrscher mit Macht?

Nicht das Herrschen im Sinn einer Machtstellung, sondern eine Charakterhaltung des Dienens und der Demut, eine Herzenshaltung geistlicher Vaterschaft (bzw. Mutterschaft), die Verankerung des eigenen Lebens im Leiden und in der Herrlichkeit Jesu Christi sowie die Einbindung in den konkreten gemeindlichen Leib Christi kennzeichnen den apostolischen Dienst. Vatter beschreibt anhand von biblischen Bezügen und missionsgeschichtlichen Beispielen wie ein Apostel aus einer Reich-Gottes-Perspektive denkt und agiert. Er findet und fördert leitende Mitarbeiter in der Gemeinde und setzt sie für einen Dienst frei.

Apostel: Der einsame Held?

Der Verfasser sieht den apostolischen Dienst in der Einbindung des fünffachen Leitungsdienstes nach Epheser 4,11, wobei er dem Apostel eine herausragende Funktion in der Freisetzung eines solchen fünffachen Leitungsdienstes (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) zuschreibt. Aber auch eine Einbindung des apostolischen Dienstes in ein übergemeindliches apostolisches Team liegt Vatter am Herzen; sieht er doch den Aposteldienst nicht nur auf die Gemeinde bezogen, sondern im Sinn einer missionalen Reich-Gottes-Perspektive auch in der Welt, etwa durch die Wahrnehmung von verantwortlichen Diensten in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die biblischen Bezüge hierfür sind rar; gleichwohl regen sie an, darüber weiter den Dialog aufzunehmen. „Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch, alle Fragen zum apostolischen Dienst für heute in seiner Breite und Tiefe behandeln zu können. Wohl aber soll der Ursprung des apostolischen Dienstes, sein Wesen und Charakter, zentrale Wirkungsweisen, die Chancen eines apostolischen Teams und die Wege zu einer apostolisch geprägten Gemeinde biblisch fundiert und praxisnah aufgezeigt werden.“ (S.21).

Den apostolischen Dienst erkennen und entwickeln

Besonders das fünfte Kapitel, in dem es darum geht, wie ein apostolischer Dienst in der Gemeinde erkannt und geweckt werden kann, ist hilfreich und überzeugend. Der Leserschaft bieten sich 229 Seiten geballte, praxisnahe und kirchengeschichtlich interessierte Aspekte und Anregungen, jenseits der hochkontroversen theologischen Diskussionen um Amts-und Kirchenverfassungen. Es geht Vatter nicht um die Einführung eines kirchlichen Amtes oder die Wiederentdeckung eines Machtinstrumentes oder eines Schlüssels für eine geistliche Erweckung.

Der dienende Förderer

In der gemeindlichen Einbindung zeigt sich der Apostel als ein demütiger, dienender Förderer und Unterstützer der Gemeinden mit einer umfassenden Reich-Gottes-Perspektive. Nachdem die Leitungsdienste des Lehrers, des Hirten (Pastors), des Evangelisten in evangelikalen Kreisen immer wieder in Lehre und Praxis reflektiert und gefördert wurden, weist Vatter auf, dass die Grundlage eines neutestamentlichen Gemeindeaufbaus auf der Grundlage der „Apostel und Propheten“ (Eph 2,20) geschieht. Ohne Apostel wird es keinen gesunden Gemeindeaufbau geben können. Das Buch verdient somit eine breite Leserschaft und vor allen Dingen auch den Mut in den Gemeinden und Ausbildungsstätten wieder von „Aposteln“ zu sprechen. Ein verständliches, mutiges, aufbauendes und anregendes Buch, das schon lange überfällig war!

Finden, fördern, freisetzen.
Stefan Vatter
Neufeld Verlag
230 Seiten, € 17,90

Like us on facebook

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Buchtipps, Die Person des Leiters, Speziell für Pastoren abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Braucht es Apostel als Führungskräfte?

  1. thobu777 schreibt:

    Klasse Buch! Habe es mit Gewinn gelesen. Ein Leiter mit apostolischer Gabe ist definitiv ein Gewinn für das LeitungsTEAM. Gerade der Förder- und Forderaspekt von zukünftigen Leitern ist wichtig für die mittelfristige (Weiter-)Entwicklung der Gemeinden. Auch der Blick über die eigene Gemeinde („Reich Gottes“) hinaus ist meiner Meinung nach sehr wichtig.

Kommentare sind geschlossen.