Das Ziel geistlicher Leitung ist »Geistliches Wachstum!«
Mit dieser These gehe ich heute an den Start. Bevor es Widersprüche und Ergänzungen hagelt, kläre ich zunächst, was ich unter „geistlichem Wachstum“ verstehe.
Geistliches Wachstum – Jesus ähnlich werden! Das drückt sich in der wachsenden Fähigkeit aus, Gott und andere Menschen selbstlos zu lieben.
Gott lieben. Menschen lieben.
Eine einfache Definition. Die Herausforderung ist nicht intellektuell oder erkenntnistheoretisch. Die Herausforderung liegt in der Umsetzung! Und zwar aus den richtigen Motiven und einem stimmigen Herzen. Der Prozess geht, wie alles im christlichen Glauben, von innen nach außen!
Man kann geistliches Wachstum daher nicht mit oberflächlichen Checklisten messen! Geistliche Leiter und Leiterinnen sorgen innerhalb einer Organisation für eine Kultur, die die Liebe untereinander und zu Gott fördert. Auf einmal sind alle Lebenssituationen geeignete Gelegenheiten, um geistliches Wachstum zu fördern. Das kann an der Werkbank in der Abteilung sein, auf dem Bau, im Klassenzimmer oder im Office. Sogar in der Kirche ☺️.
Geistliche Leitungspersonen, die das in den Fokus stellen, wachsen selbst. Sie spiegeln das Wesen von Jesus in ihre Umgebung, lieben Gott und Menschen von Jahr zu Jahr mehr und unterstützen andere in ihrem Einflussbereich, darin ebenso zu wachsen.
Bin ich eine gute, geistliche Leitungsperson?
Die Antwort müssen andere geben. Nimmt unter meiner Leitung die Liebe zu Gott, Hingabe an ihn, Selbstlosigkeit … zu und geht es Menschen bei uns gut? Die Frucht des Geistes, die den Charakter von Jesus spiegelt, nennt etliche Eigenschaften, die zu finden sein sollen, wenn der Heilige Geist prägt und Einfluss nimmt durch die geistlichen Leitungspersonen:
Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung.
Galater 5,22 (NGÜ)
Erleben sie Annahme, Liebe, Vergebung, wenn sie sich darauf einlassen? Das ist auf der einen Seite sicher kein Automatismus. Die Schritte, die sie selbst dabei gehen müssen beginnen mit der eigenen Schuldeinsicht, dem Bedarf an Gnade und der Demut, diesen Weg zu wählen. Menschen, die sich darauf einlassen, sollen unter einer guten, gesunden geistlichen Leitung erfahren, dass sie von Gott und seinen Leuten geliebt sind! Sogar die Feinde von Jesus und seiner Kirche sollen das erleben. Stephanus ist eines der ersten Beispiele in der Geschichte der Kirche, dem noch viele folgten:
Er sank auf die Knie und rief mit lauter Stimme: »Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!« Das waren seine letzten Worte; dann starb er.
Apostelgeschichte 7,60
Zehn Wesensmerkmale
John Ortberg hat zehn Wesensmerkmale geistliches Wachstums zusammengestellt, die mir immer wieder helfen, wenn ich Menschen auf diesem Weg des begleite. Hier sind sie:
1. Geistliches Wachstum ist für Christen essentiell, nicht optional!
2. Geistliches Wachstum ist ein Prozess, kein Ereignis.
3. Geistliches Wachstum ist Gottes Arbeit, erfordert aber mein Engagement.
4. Geistliches Wachstum schließt alle Übungen, Erfahrungen und Beziehungen ein, die mir helfen, intensiv und nahe bei Jesus zu leben und mich so zu verändern, wie er es will.
5. Geistliches Wachstum ist kein Teilziel. Gott ist nicht nur an meinem geistlichen Leben interessiert, sondern an meinem gesamten Leben – mit allem Drum und Dran!
6. Geistliches Wachstum geschieht jeden Moment und ist nicht an besondere Zeiten oder Praktiken gebunden.
7. Geistliches Wachstum vollzieht sich nicht individuell „im stillen Kämmerlein“, sondern passiert in Gemeinschaft und drückt sich im Dienst an anderen Menschen aus.
8. Geistliches Wachstum wird nicht bestimmt durch die Herkunft eines Menschen, sein Temperament, seine Lebenssituation oder anderer äußerer Dinge. Sie ist für jeden zu jeder Zeit möglich.
9. Geistliches Wachstum kann bei jedem Menschen anders aussehen, denn jeder Mensch ist einmalig und hat seine eigenen Bedürfnisse, seinen Rhythmus und seine Besonderheiten.
10. Geistliches Wachstum ist gekennzeichnet von der Fähigkeit, Gott und andere Menschen zu lieben. Man kann sie nicht mit oberflächlichen Checklisten messen.
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