10 Prinzipien wirksamer Leitung – Das Prinzip der Prüfung (3)

Prüfungen! Wer mag schon Prüfungen? Mündliche Prüfungen. Abschlussprüfungen. Eignungstest. Fahrprüfung. Und dann noch diese Prüfungen im Glauben. Führungskräfte sind nicht ausgenommen: uns erwarten auch Prüfungen!

Darauf eingestellt zu sein, gehört auch zu meinen 10-Top-Prinzipien guter Leitung! Zu meiner Essenz aus über 40 Jahren Leitung! In einem TED-Talk auf dem Christival 22 sollte ich meine Einsichten für junge Führungskräfte kurz und knapp auf den Punkt zu bringen.

Mit dieser Serie reflektiere ich die Prinzipien weiter. So hatte ich es den Teilnehmern versprochen. Heute also das Prinzip der Prüfung!

Ich mag sie nicht!

Ich will offen sein: ich mag Prüfungen nicht. Ich konnte mich nie an sie gewöhnen. Und ich fühle mich freier, lockerer und lebendiger ohne diesen Prüfungsdruck.

Und dennoch komme ich nach all‘ den Jahrzehnten immer wieder zur Einsicht zurück, dass Prüfungen nötig und sinnvoll sind! Sie sind sogar ein wesentliches Prinzip guter Leitung. Wieso?

  • Prüfungen sind nötig!
  • Was wird geprüft?
  • Warum wird geprüft?
  • Klassische „Prüfungsfächer“ einer Führungskraft?

Prüfungen sind nötig!

Sie helfen uns, den eigenen Kenntnisstand, unsere Leistungsfähigkeit … einzuschätzen. „Wo stehe ich?“. Das ist eine durchaus wichtige, manchmal lebenswichtige Frage. Die bestandene Prüfung gibt mir und meinem Umfeld Sicherheit.

Zertifizierungen, Qualitätskontrollen, Leistungsnachweise … bieten wertvolle und notwendige Rückmeldungen. „Fakten sind Freunde!“, ist einer meiner Lieblingssätze. Wenn wir als Führungskräfte durch Prüfungen gehen, Prüfungszeiten durchleben, bekommen wir tieferen Kontakt mit den Fakten unserer inneren Welt und erhalten wertvolle Impulse für eine gute Selbstreflexion. Und das ist nötig, um uns selbst zu führen. Die wichtigste aller Führungsaufgaben! Der Ausgangspunkt für den Langstreckenlauf „Verantwortung“. Wer sich selbst nicht führen kann, kann auch keine anderen Leute führen.

Was wird geprüft?

Der Charakter. Das ist der wichtigste Test. Der Charaktertest. Der Begriff kommt aus dem altgriechischen Sprachgebrauch und bedeutete ursprünglich „Prägestempel“. Charakter = mein wahres, inneres Gepräge!

Charakter ist, was ein Mensch im Dunkel ist. -D.L. Moody

Moody trifft den Nagel auf den Kopf: Wenn es schwierig wird, dunkel, herausfordernd … nehmen wir besser wahr, was uns prägt und geprägt hat. Dann zeigt sich „der wahre Charakter“.

„Jedes Mal, wenn Sie Ihren Charakter kompromittieren, kompromittieren Sie Ihre Führungsqualität.“ Bill Hybels

„Because leading is a reflection of who you are, you lead from the inside out.“ Dave Kraft

Beim Zitat von Hybels zieht sich mir der Magen zusammen. Fast 30 Jahre verfolgte ich seinen Weg als Pastor und Führungskraft. Dann die Vorwürfe gegen ihn. Und nun sein Schweigen. Seit Jahren. Unerträglich für mich. Und die Willow-Gemeinde. Sie ist nur noch ein Schatten früherer Tage. Zeigt er jetzt Charakter, wenn er schweigt? Auf jeden Fall kann man an seiner Story studieren, wie wichtig das Thema ist. Und wie es ist, wenn ein Mensch großartige Fähigkeiten besitzt, aber dennoch scheitert. Eine Charakterprüfung?!

Der Satz von Dave Kraft begleitet mich seit vielen Jahren. (Leitung reflektiert wer du bist, daher leitest du von innen nach außen.) Er verdeutlicht, warum die „Abschlussprüfung“ eines Leiters, einer Leiterin, nicht ein Gabentest, sondern ein Charaktertest ist. Hier verlinke ich ein Arbeitsblatt, mit dem Du Dich selbst im Blick auf den Charakter reflektieren kannst. Es ist Teil eines einfachen Grundkurses für Führungskräfte. Hier eine Übersicht der Überlegungen mit direkten Links:

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Grundkurs Leitung: Themen & Arbeitsblätter

  1. Wie funktioniert der Grundkurs Leitung?
  2. Was ist eigentlich Leitung?
  3. Voraussetzungen für Leitende?
  4. Kernaufgaben eines Leiters!
  5. Bin ich ein Leiter?
  6. Schwerpunkte eines Leiters?
  7. 10 unterschiedliche Leitertypen
  8. Der Regelkreis der Führung
  9. Die Führungsspanne
  10. Leiter ausbilden – wie anpacken?
  11. Wie finde ich die richtigen Azubi-Leiter? (1)
  12. Wie finde ich die richtigen Azubi-Leiter? (2)
  13. Leiter in Höchstform!

Warum wird geprüft?

Zu unserem Besten. Um vorbereitet und trainiert zu sein, wenn die Belastung, der Sturm, die Herausforderung kommt. Und sie kommt! Jeder Leiter und jede Leiterin muss da durch. Es ist keine Frage „ob“, sondern nur „wann“. Prof. Bill George von der Harvard Uni nennt das die „Feuerprobe“, die jede Führungskraft früher oder später trifft. Jesus erzählt ein eindrückliches Beispiel dazu:

24 »Darum gleicht jeder, der meine Worte hört und danach handelt, einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut. 25 Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus hereinbricht, stürzt es nicht ein; es ist auf felsigen Grund gebaut. 26 Jeder aber, der meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf sandigen Boden baut. 27 Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus hereinbricht, stürzt es ein und wird völlig zerstört.« | Matthäus 7,24–27

Der Wolkenbruch kommt also, um es mit den Worten von Jesus zu sagen. Die Frage, auf die wir uns als Verantwortliche vorbereiten lautet: Können wir ihm standhalten?

Eine christliche Abkürzung

Mancher Christ möchte gerne den Wolkenbruch „wegbeten, wegglauben, wegbekennen …“ Fast wie eine Beschwörung: Die richtige Worte, Formeln, Bekenntnisse, Rituale. Erfolg ist „machbar“. Prüfungen abwenden ist „machbar“. Alle müssen da zwar durch, aber wir können abkürzen, die Prüfungen umgehen oder – was bei Spielen gern gemacht wird – cheaten (schummeln, betrügen). Wir haben einen speziellen Weg. Werde Christ, dann entziehst Du Dich dem schweren Weg der Prüfungen …

Doch das basiert auf Ideen von Machbarkeit, Überlegenheit, einer Art „Triumphalismus“, von dem man sich besser fern hält. Wie auch vom Ansatz des Pessimismus (das wird hier nichts mehr auf der Erde. Lasst uns alles aushalten, denn bald werden wir heimgeholt und sind dann weg. Der Rest verbrennt, diese Welt ist verloren …) Klingt zwar in den Ohren der entsprechenden Zielgruppen gut. Zieht die Massen. Ist aber nicht wahr! Doch das ist ein anderes Thema.

Denn jetzt, in der Zwischenzeit, liegen die Dinge besonders: Die Welt ist nicht mehr so, wie sie seit dem Bruch mit Gott, dem Sündenfall, war. Das stimmt. Jesus ist gekommen und hat eine Zeitenwende eingeleitet. Aber diese Welt ist noch nicht so, wie sie einmal sein wird, wenn er alles gerade gerückt und alles in Ordnung gebracht, gerichtet und geordnet hat. Dieser Prozess wird dann abgeschlossen werden, wenn Jesus wiederkommt. Maranatha .

Und bis dahin ist die Message: „Jep, die Prüfungen kommen.“ Sie fordern uns heraus. Auch Christen müssen da durch. Aber mit einem starken Held an unserer Seite. Der uns mit Weisheit ausstattet, fit macht für alle Prüfungen, damit wir bestehen und als Sieger vom Platz gehen (Epheser 6,10-18). Paulus kennt das und beschreibt es sehr eindrücklich im 2. Korinther 11,25 – 12,10.

Prüfungen, Versuchungen, Tests … sind normal! Auch für Christen!

Prüfungen sind deshalb aus biblischer Perspektive normal, schreibt der Apostel Petrus:

12 Geliebte, lasst euch durch das Feuer ⟨der Verfolgung⟩ unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; … | 1. Petrus 4,12

Darin jubelt ihr*, die ihr jetzt eine kleine Zeit*, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid, … | 1. Petrus 1,6.

Und Jakobus ermutigt seine Leser so:

Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet, … | Jakobus 1,2–1

Auch der große Daniel aus dem Alten Testament prophezeit nüchtern:

35 Und von den Verständigen werden ⟨einige⟩ stürzen, damit unter ihnen Läuterung, Prüfung und Reinigung bewirkt wird* bis zur Zeit des Endes. Denn ⟨es verzögert sich⟩ noch bis zur bestimmten Zeit. | Daniel 11,35

Jetzt, in der Zeit dazwischen, formt Gott uns in sein Bild (Römer 8,29). Nutzt diese Ereignisse (Römer 8,31-39). Dazu werden diese Belastungstest, die Teil der aktuellen Realität sind, genutzt. Der Psalmist bittet um den Check:

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne, was in meinem Herzen vor sich geht; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! 24 Sieh, ob ich einen Weg eingeschlagen habe, der mich von dir wegführen würde,und leite mich auf dem Weg, der ewig Bestand hat! | Psalm 139,23–24

Ein guter Check

Ich bin froh um jeden Piloten, der nicht selbstsicher das Flugzeug betritt und denkt, das läuft schon alles. Sondern der akribisch mit der Checkliste alles durchgeht, mit einem Doppelcheck (Co-Pilot), bevor er „den Zündschlüssel“ umdreht. Wie viel mehr wir geistlichen Leiter, die wir geistlich Verantwortung für Menschen tragen, nicht nur physisch! Es ist immer ein Herzenscheck, ein Charaktercheck, den wir durchlaufen müssen.

So sollten wir als Leitende die Prüfungen, die Tests sehen, durch die wir alle müssen.

Darauf kommt es im Finale an!

In der ersten Hälfte des Lebens dreht sich viel darum, was wir erreichen, bewegen und bewirken. Aber in der zweiten Hälfte des Lebens verschiebt sich der Schwerpunkt hin zur Frage: Wer werde ich? Und am Ende, im Rückblick zählt, wer ich geworden bin!

Klassische Prüfungsfächer

Nun sind wir fast am Ziel angelangt. Die letzte Frage: in welchen Fächern werden wir geprüft? Die 66 Bücher der Bibel durchziehen diese Schwerpunkte. Das sind unsere Lern- und Prüfungsfächer:

  • Meine Beziehung zu Gott! – Weil Gott ist, ist alles andere!
  • Der Zustand meines Herzens. – Alles nimmt hier den Ausgang!
  • Beziehung zu anderen Menschen! – Das ist auch ein Prüfpunkt, wie ich zu Gott stehe!
  • Umgang mit Schwachen, Schutzbefohlenen und Alten. – Ein großes Fach in der Bibel!
  • Umgang mit Minderheiten. – Aktuell durch die Jahrtausende!
  • Sicher auch der Umgang mit Geld, Besitz, Gier und Geiz, Großzügigkeit … gehört zu den Pflichtfächern, wenn man z.B. Matthäus 6, 19-34 anschaut.

Die Serie

Über Lothar Krauss

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