Was sind deine 10-Top-Prinzipien guter Leitung? Die Essenz aus deinen über 40 Jahren Leitungserfahrung? In einem TED-Talk auf dem Christival 22 sollte ich meine Einsichten für junge Führungskräfte kurz und knapp auf den Punkt zu bringen.
Mit dieser Serie reflektiere ich die Prinzipien weiter. So hatte ich es den Teilnehmern versprochen. Letzte Woche war das erste Prinzip dran. Heute geht es mit dem Prinzip der Nachfolge weiter!
Folge mir nach!
Christen, die als Leitende einen Unterschied bewirken, sind im Kern Nachfolger. Das ist das Geheimnis ihrer Integrität, Kraft, Dynamik, Ausdauer und Wirksamkeit. Das bestimmt ihren Fokus, ihre Ethik, ihre Werte und ihr Verhalten in Erfolg und Niederlage. Das unterscheidet sie von anderen Führungskräften, obschon sie auf den ersten Blick alles gleich machen, wenn sie gut sind. Aber das täuscht.
Was bedeutet es, das Leitende im Kern Nachfolger sind, wenn sie dem Jesus-Style von Führung folgen? Hier mein zweites Prinzip:
Nachfolgen
Der christliche Glaube beginnt mit dem Ruf in die Nachfolge. Jesus ruft, ein Mensch reagiert. Dietrich Bonhoeffer schildert es in seinem Buch Nachfolge (S. 46) so:
„… es gibt keinen anderen Weg zum Glauben als den Gehorsam gegen den Ruf Jesu. Was wird über den Inhalt der Nachfolge gesagt? Folge mir nach, laufe hinter mir her! Das ist alles.“
Eine Führungskraft, die als Christ in dieser Aufgabe steht ist ein Mensch, der auf diesen Ruf eingegangen ist. Das prägt ihn bis ins Innerste seiner Identität und wird zur ersten und wichtigste Priorität. Alles, was die Person nun ist und tut, wird davon geleitet. Die Führungskraft ist nicht perfekt und macht auch nicht alles richtig. Aber sie ist als Nachfolger auf diesem Weg.
Ein neuer Leitgedanke
In allem, was sie denkt und tut, ist die Nachfolge von Jesus der neue Leitgedanke. Oft werden Leitende vom Gedanken an Erfolg, Bekanntheit, Geld, Einfluss, Status, Anerkennung durch andere Menschen, Aktienkurse … „getriggert“. Führungskräfte, die als Christen leiten, werden von Jesus Christus „getriggert“. Dem Auferstandenen. Dieser Jesus ist der Auslöser und Ausgangspunkt für alles in ihrer Weltsicht. Jesus, die Ursache, Quelle und das Ziel des Universums. Im ersten Prinzip ging ich darauf ein. Zur Erinnerung:
Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! | Römer 11,26
Die Nachfolge von Jesus beginnt mit einem Umdenken (metanoia), was zu einem Richtungswechsel im Leben führt. Diese Antwort auf den Ruf von Jesus, wird auch Umkehr, Bekehrung genannt. Diese Entscheidung ist sehr grundlegend.
In der Bibel wird sie mit dem Bild des „Todes des alten Menschen“ beschrieben, der nun begraben werden muss. Ein Begräbnis! Das ist die Kernsymbolik, die in der Taufe sichtbar wird (Römer 6,3f). Der alte Mensch, der ohne Gott bisher lebte, ist „mit Christus am Kreuz gestorben“ und wir nun „begraben“ Die Taufe ist die öffentliche Markierung zwischen vorher und nachher. Ohne Gott – als Nachfolger leben. Paulus schreibt daher, dass „nicht mehr er lebt, sondern Christus in ihm“ (Galater 2,20). Der neue Mensch, der Christus im Zentrum hat (Römer 6,3f), startet durch. Liebe inspiriert und bringt Menschen dazu, diesen Weg einzuschlagen. So begründet der Apostel seine Leidenschaft und Hingabe für die Nachfolge von Jesus (2. Korinther 5,14).
Es ist das Beste, was ihm im Leben passiert ist (Philipper 3,8) und eröffnet eine geniale, sichere und erfüllte Zukunft (Philipper 1,23). Darum geht es. Christsein bedeutet Christus nachfolgen.
»Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum muß Nachfolge sein.« Dietrich Bonhoeffer
Diese Verbundenheit mit Christus steht im „Zentrum“ einer Führungskraft, die als Christ unterwegs ist. Allerdings nicht als eine Theorie, Philosophie oder Ideologie. Sondern als Lebensstil: Die Antwort ist eine Tun, wie Bonhoeffer es ausdrückt:
Die Antwort des Jüngers ist nicht ein gesprochenes Bekenntnis des Glaubens an Jesus, sondern das gehorsame Tun. …
Das ist entscheidend! Bedenke: Die Krisen und Skandale, die die christliche Community erschüttert haben, haben genau damit zu tun: Verantwortliche lebten nicht so, wie sie es vorgaben und verkündigten. Die Glaubwürdigkeit von Christen und Kirche wurde sehr beschädigt! Und das gilt nicht nur für den „frommen Sektor“. Immer, wenn aufgedeckt wird, das Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft … nicht nach dem leben, was sie selbst vertreten und von anderen einfordern, entsteht dieser Schaden. Die Gesellschaft will das nicht hinnehmen und fordert deshalb Untersuchungsausschüsse. Suspendierungen. Gerichtsverfahren …
Alles wird gut. Wirklich.
Aber wenn ein Mensch tatsächlich ein Nachfolger von Jesus wird, ändert sich so viel zum Guten: seine Werte, Ethik, Überzeugungen …, sein ganzer Lebensstil, wird transformiert. Auch wie er oder sie mit anderen Leuten umgeht. Oder wie mit Krisen und Konflikten verfahren wird. Wie kommt das?
Der Nachfolger wird zunehmend von Gottes Wort und vom Heiligen Geist geprägt. Die Folge: Eine Frucht wächst still und heimlich! Die Frucht des Geistes. Mit massiven Auswirkungen auf das ganze (!) Leben: An unseren Arbeitsplätzen, in den Vereinen, Nachbarschaften, Schulen, Unis, Familien … wird das zu sehen sein.
Wie kann das sein? Es liegt an der großartigen Frucht mit ihrem Potential für unser Miteinander! Man stelle sich vor was passiert, wenn
Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Güte und Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung … | Gal. 5,22-23
das Verhalten der Führungskraft bestimmen! Welche konkreten Auswirkungen wird das im Blick auf die Teams der Führungskraft, die Kollegen und Kunden haben?!
Selbstverwirklichung oder Selbstverleugnung?
In der Nachfolge von Jesus geht es nicht um Selbstverwirklichung. Es geht um Gehorsam gegenüber Jesus und dem schlichten „hinter-Jesus-herlaufen“. Wo er hingeht, folge ich. Das ist nicht immer einfach. Das kann belastend, anstrengend und mühsam für den Nachfolger sein. Oder auch Widerstand im Christen auslösen, weil er oder sie „sich selbst verleugnen“ muss, um nachfolgen zu können. Deshalb wohl wird Jesus seinen Leuten gegenüber deutlich:
Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! | Matthäus 16,24
Drei der vier Biografen von Jesus (Matthäus, Markus u. Lukas) zitieren diesen Ausspruch von ihm. Es wird deutlich: man muss das nicht tun. Aber wenn man sich für die Nachfolge entscheidet, hat das seinen Preis. Diesen Preis kann und wird der Nachfolger nur dann bezahlen, wenn er oder sie diese Selbstverleugnung aus einer gefestigten Identität, dem bedingungslosen geliebt und angenommen sein durch Jesus angeht. Noch einmal Paulus: „Die Liebe Christi drängt mich …“ (2. Korinther 5,14) Als Geliebter Mensch leben, ist das Geheimnis gesunder Nachfolge!
Als Geliebter Mensch leben, ist das Geheimnis gesunder Nachfolge!
Kommt der Christ deshalb zu kurz? Ist das ein Lebensverständnis, das ihm zum psychischen, sozialen, geistlichen … Schaden werden wird? Ich konstatiere: auf keinen Fall! Wenn der Mensch als „geliebtes Kind“ Jesus nachfolgt! Es könnte aber natürlich sein, dass er unter dem „Deckmantel Jesus“ in Wirklichkeit religiösen Systemen, einseitigen Lehren, übergriffigen – oft charismatischen – Persönlichkeiten folgt. Dann wird der Nachfolger krank. Missbraucht. Geschädigt. Gefangen. Das ist aber genau das Gegenteil von dem, was in der Nachfolge Jesu passiert:
36 Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein. | Johannes 8,36
Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und ⟨es in⟩ Überfluss haben. 11 Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. | Johannes 10,10-11
Und auch dieser Text aus dem Psalm, der schon Millionen Menschen in vielen Generationen rund um den Globus getröstet und ermutigt hat, zeigt uns das, was uns geschenkt wird, wenn wir mit Gott am Start sind. Wenn wir zu Nachfolgern von Jesus werden. Hier in einer frischen Übersetzung aus der Basis Bibel:
Der Herr ist mein Hirte
23 1 ein psalm, von david.
Der Herr ist mein Hirte.
Mir fehlt es an nichts.
2 Auf saftig grünen Weiden lässt er mich lagern.
Er leitet mich zu Ruheplätzen am Wasser,
3 dort erfrischt er meine Seele.
Er führt mich gerecht durchs Leben.
Dafür steht er mit seinem Namen ein.
4 Und muss ich durch ein finsteres Tal,
fürchte ich kein Unglück.
Denn du bist an meiner Seite!
Dein Stock und dein Stab
schützen und trösten mich.
5 Du deckst für mich einen Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haar mit duftendem Öl
und füllst mir den Becher bis zum Rand.
6 Nichts als Liebe und Güte begleiten mich
alle Tage meines Lebens.
Mein Platz ist im Haus des Herrn.
Dort möchte ich mein Leben lang sein.
Vom Segen der Selbstverleugnung in der Nachfolge
Diese Impulse aus den Texten sollen wir in den Gedanken haben, wenn wir an Selbstverleugnung denken. Selbstverleugnung ist ein Geschenk, den destruktiven, selbstbezogenen Dynamiken unserer unerlösten Seele den Raum zu entziehen, die unser Leben auf allen Level so schaden. In Christus finden wir unser wahres Selbst, unsere Identität. Ihm nachzufolgen führt am Ende dazu, dass wir zu unserer wirklichen, gesunden, heilen Identität finden.
Das Versprechen der Nachfolge
Wer sich auf den Preis einlässt, bekommt ein großes Versprechen:
29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben. | Markus 10,29–30
31 So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt. 33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden. 34 So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug. | Matthäus 6,31–34
Den Vers 33 haben meine Frau und ich uns zum Trauvers ausgewählt. Er ist unser Lebensmotto und Fokuspunkt unserer Beziehung seit 1982. Gott hat sein Versprechen immer erfüllt. Das Besondere: diese Entscheidung der Nachfolge hat uns grundlegend verändert. Wir sind als Leute unterwegs, die anders denken, entscheiden und leben.
Wir haben unser Familienleben anders gestaltet, setzten andere Prioritäten im Leben als unsere Verwandtschaft und fanden auch einen grundlegend anderen Umgang mit dem Geld. Jesus hat uns an andere Orte und in andere Aufgaben geführt, als es unserer Vorstellung entsprach. Eigentlich logisch: wenn man nachfolgt landet man dort, wo einen der Reiseführer hinbringt.
Unsere Erfahrung: Die Entscheidung zur Nachfolge macht uns zu Leuten, die für ein anderes Klima in ihrem Umfeld sorgen. Tolle Auswirkungen für Abteilungen, Schulen, Handwerksbetriebe, Verwaltung, Management …
Ein neues (Lebens-, Betriebs-, …)Klima
Gesundheit statt Krankenstand! Hilfsbereitschaft und Miteinander, anstatt Mobbing, toxisches Betriebsklima, Machtkämpfe! Man reicht sich die Hand zur Hilfe, ist füreinander am Start. Die Ellenbogen, mit denen früher die eigene Karriere und das Ego vorangebracht werden sollten, bleiben arbeitslos. Bei echten Nachfolgern ändert alles über Zeit. Wirklich. Solche Führungskräfte braucht unsere Welt. Auch in dieser Zeit!!
Zur Vertiefung:
- Nachfolge, Dietrich Bonhoeffer
- Gemeinsames Leben, Dietrich Bonhoeffer
- Jünger wird man unterwegs, Dallas Willard
- Jünger leben mittendrin, Dallas Willard
- Gott, Dallas Willard
- Jüngerschaft, David Watson (nur noch antiquarisch!)
- Ansteckende Jüngerschaft, David Watson/Paul D. Watson
Es gibt sicher noch viele weitere starke Bücher und Impulsgeber zum Thema.
Ich habe auch mal begonnen ein paar Gedanken als Videos zum Thema zu machen. Leider fehlt mir die Zeit kontinuierlich daran weiterzuarbeiten. Hier geht es zu den fünf kurzen Episoden.