Das ist eine der Schlüsselfragen des Menschseins! Und damit auch eine zentrale Frage für alle, die etwas leisten, bewegen und bewirken wollen! Gerade also für Performer. Im Leben scheint zu wenig Zeit für „Processing Time“ zu bleiben. Scheint!
Wer mitten im Leben steht erlebt, das so viele Themen zerren und ziehen. Die to do Liste will nicht enden und neue Anforderungen und Themen fließen immer weiter nach. Hört das mal auf? Bin ich mal fertig? „Processing Time“! Was ist „Processing Time“, die eine so zentrale Rolle für gesundes Führen und Leben spielt?
„Processing Time“
Der langjährige Therapeut Robin Daniels, der 30 Jahre im Stil von C.G. Jung Menschen analysiert hat, greift diesen Begriff in seinem Buch „The Virgin Eye“ auf.
„Processing time“, vielleicht ist uns das vom Computer vertraut. Es geht dabei um die Zeit die der Rechner verwendet, um Prozesse zu verarbeiten und die Speicherung der Daten abzuschließen. „Je begabter ein Mensch ist, desto mehr Fähigkeiten werden gebraucht und anschließend auch genügend Verarbeitungszeit.“ meint der Therapeut.
Erfahren Computernutzern ist die Sanduhr vertraut! Auf dem Bildschirm gibt der Rechner uns mit der Sanduhr die Rückmeldung, dass gerade etwas passiert, obschon nichts zu passieren scheint. Was für ein kraftvolles Bild!
Es passiert etwas, obschon nichts zu passieren scheint!
Es passiert etwas, obschon nichts zu passieren scheint! Wirklich, fragen sich Beweger, Macher, „Doer“! Ein Gedanke, der herausfordert, provoziert und auch stressen kann. Dennoch: Wir alle brauchen „Processing Time“! – Verarbeitungszeit.
Verarbeitungszeit
Mein Freund Rainer Wälde hat sich darauf eingelassen. Verarbeitungszeit – Processing Time. Und davon berichtet er auf seinem Blog. Persönlich. Inspirierend. Klug. Offen. Wäldes Fazit seiner Reflexionen:
Der Jungianer Robin Daniels empfiehlt in seinem Buch einen ganz anderen Weg. „Die Gegenwart ist schnell, die Zukunft wird noch schneller sein.“ Nach seiner Beobachtung übersteigt die „Diversität des Wandels das menschliche Vermögen, damit umzugehen.“
Statt immer schneller zu rennen, „brauchen wir mehr Zeit, allein oder ein Gruppen, um unsere Neugier und Intuition, unser Vorstellungsvermögen und das langfristige Denken zu mobilisieren.“
Dazu zitiert er den Gelehrten C.P. Snow, der bereits 1959 gefordert hat: „Wir brauchen Zukunft in unseren Knochen“. Daniels fügt hinzu: Je atemloser die Gesellschaft, desto mehr brauchen wir Raum zum Atem holen: „Zeit zum Innehalten, Reflektieren, Lesen, Diskutieren, Lernen und Wachsen.“
Ist für mich Zeit anzuhalten, um zu …
- … reflektieren statt produzieren?
- … lesen, nachzudenken, auszutauschen …?
- … lernen, festigen, vertiefen?
„Je begabter ein Mensch ist, desto mehr Fähigkeiten werden gebraucht und anschließend auch genügend Verarbeitungszeit.“
Jeder braucht: Freiraum, Frieden und Stille
Rainer Wälde schreibt weiter in seinem Blogpost:
“Jean Paul Satre erzählt in seinem Roman „Nausea“ von einem Restaurantbesitzer, der seinen Kopf immer dann leerte, wenn sein Café schloss und die Gäste nach Hause gingen. Sartres Lösung im Roman: Freiraum, Frieden und Stille.
Dieser Dreiklang beschreibt sehr gut, was nach einem anstrengenden Tag oder einer vollen Woche wirklich gut tut: Unstrukturierte freie Zeit. Mit dem Konzept des Sabbats haben wir ein über Jahrtausende bewährtes Modell.
Doch statt innezuhalten, versuchen wir noch mehr in jeden Tagen hineinzustopfen und fühlen uns gut dabei, möglichst lange durchzuarbeiten und uns auch im Urlaub mal so richtig „auszupowern.“
Burnout oder Boreout?
Der Aufforderung sich nicht auszupowern steht die Perspektive gegenüber, wieder einmal richtig Gas im Leben zu geben und etwas zu bewegen. Alles hat ja seine Zeit, ist im Buch des Predigers im Alten Testament schon zu lesen. Was ist wann dran? Eine weitere Schlüsselfrage unseres Lebens.
Denn wenn ich im Leben beständig beschäftigt bin, aber gleichzeitig unterfordert, kann mich das genauso krank machen wie eine permanente Überforderung. Dieses Phänomen trägt den Namen „Boreout“, weil es zu ganz ähnlichen Symptomen wie ein „Burnout“ führt.
- Wo stehe ich?
- Was ist mein nächster Schritt?
- Wozu neige ich „natürlicherweise“?