Vor über 10 Jahren zeichnete Bill Hybels im kalten South Barrington bei einem Coaching für Leiter ein Bild und fragte uns, was für einen Schwerpunkt wir als Leiter hätten. Dieses Bild hat mich seit der Zeit begleitet und ich habe es oft in Schulungen für Leiter und Leitungsteams verwendet. Hier ist es:
Bereiche von Leitung
Leiter verfolgen eine Vision (Auftrag, Bestimmung), bilden eine Gemeinschaft und schaffen eine Organisation. Nun haben wir Leiter in der Regel nicht in allen drei Bereichen eine gleich starke Leidenschaft und Begabung!
Einige von uns sind auftragsorientierte Leiter. Wann immer es darum geht die Vision zu klären, den Auftrag zu erläutern und andere zu inspirieren, in diesen Auftrag einzusteigen und ihm mit voller Kraft zu folgen, geht ihr Herz auf. Sie inspirieren Gemeinden, Mitarbeiter, Leiter! Sie bringen Gemeinden voran und helfen ihnen, ihr von Gott geschenktes Potential voll auszuschöpfen. Was wäre die Gemeinde Jesu ohne diese Leiter?
Gemeinschaftsbildende Leiter haben ihre Stärke darin, aus einer losen Gruppe von Leuten eine eingeschworene, herzliche Gemeinschaft zu formen. Sie lieben es Menschen zusammenzubringen, tiefe Gespräche zu initiieren und herzliche Gemeinschaft zu ermöglichen. Es wird viel gelacht. Nur um mit ihnen zusammen zu sein arbeiten Leute in Aufgaben mit, die eigentlich gar nicht „ihr Thema“ sind. Was wäre die Gemeinde Jesu, aber auch jede andere Organisation, ohne diese Leiter?
Organisationsstarke Leiter haben ihre Stärke darin, eine klare und transparente Struktur zu schaffen. Es wird mit wenig Reibungsverlusten gut kommuniziert. Die Entscheidungswege sind solide und der Informationsfluss bezieht alle relevanten Leute in der Organisation mit ein, ohne eine Überfülle von Infos zu produzieren. Sie können Konflikte versachlichen und leiten zu Lösungen hin, die ein Gewinn für die ganze Gemeinde sind. Was wäre die Gemeinde Jesu ohne diese Leiter?
Viele Leiter haben in 1 – 2 dieser Bereiche ihren Schwerpunkt: Visionäre Leiter, die auch sehr gut organisieren können. Gemeinschaftsbildende Leiter die Strukturen lieben. Organisatoren, die Visionen leben und entfachen. Alle Kombinationen sind möglich. Es ist gut zu wissen, wo die erste und zweite Leidenschaft bei Dir als Leiter liegt. Und wo es Dich am wenigsten hinzieht.
Anwendung für Leitungsteams
Für ein Leitungsteam ist es sehr wichtig, dass alle drei Bereiche vorhanden sind. Und das alle drei Bereiche gleich geschätzt werden! Wenn alle Mitglieder im Leitungsteam die Stärken und den Segen eines jeden Schwerpunktes für die Gemeinde beschreiben können und die Vertreter im Team dafür schätzen und deren Beitrag im Team als unverzichtbar einordnen, bringt das die Leitung und damit die Gemeinde entscheidend voran. Die Teammitglieder bestätigen so die Berufungen und Begabungen der Mitleiter und eine Dynamik setzt ein. Ganz sicher!
Auf dieser Basis kann dann der gegenseitige Ergänzungsbedarf erkannt werden, ohne Neid oder falsche Konkurrenz. Sich gegenseitig zu sagen, wo man sich braucht, ist ein wichtiger Schritt zur Teambildung. Aber: Jede Stärke ist bei Übertreibung auch eine Schwäche. So auch hier. Auch miteinander offen daran zu arbeiten, wo einen der andere Schwerpunkt nervt, gehört dazu. Das ist dann aber schon die höhere Schule der Teambildung und wohl nur auf dem Boden großer Wertschätzung und Anerkennung möglich. Das würde trotzdem vielen Teams sehr helfen.
Denn die Schwächen der Personen mit ihren Begabungen fallen schnell auf! Man steckt sich in „Schubladen“, „macht dicht“ und verliert die Sicht für die notwendige Ergänzung: Der Visionär, der immer … Der Organisator, der … Und die Gemeinschaftsnudel, die …
Wichtige Fragen daraus …
- Wo liegen Deine Schwerpunkte?
- Welche Ergänzung bräuchtest Du?
- Was nervt Dich an der Ergänzung?
- Was sind die Berufungen der anderen Teamleute?
- Seid ihr „vollständig“ im Team?
- In welcher Qualität und mit welcher Kapazität ist der Beitrag vorhanden?
- Nehmt Euch einmal 3 – 4 Stunden zum Austausch!
- Was könntet ihr noch tun, damit diese drei Bereiche der Leitung konstruktiv zum Wohl der Gemeinde, Gruppe, Team … zusammenwirken?
Und hier geht es zum Arbeitsblatt für den Grundkurs.
Mark Driscoll, Pastor der Mars Hill Church Seattle hat einen ähnlichen Gedanken aus seiner reformatorischen Tradition in seinem kleinen Buch „Gemeinde leiten“ mit den drei AT Rollen „König, Priester und Prophet“ formuliert. Ab S. 55 ist das zu finden.
Guter Artikel. Gegenseitige Ergänzung ist und bleibt so super wichtig. Zu lernen, dass alle ihre Berechtigung haben und dass im Zusammenspiel das Maximum herausgeholt werden kann ist in meinen Augen ein wichtiger, aber nicht immer einfacherer, Schritt. Zu oft wird uns eingetrichtert, dass der „Einzelheld“ der entscheidende ist und nicht das Team. Vielen Dank für die Inspiration und Fortbildung!
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