Dekonstruktion: ein Zwischenruf

Mein Bruder mit der „gleichen Blutgruppe“, Reto Pelli, Pastor im Prisma, Rapperswil, Schweiz ist genervt. Er hat einen Zwischenruf zu einer aktuellen Diskussion in die Runde geworfen, der jetzt raus musste. Ich fand den klasse.

Reto spricht mir aus dem Herzen. Ich teile ihn aus meiner Pause mit euch. Die Zwischenüberschriften habe ich eingefügt. Hier ist er, der Zwischenruf:

Zwischenruf. Von Reto Pelli

Ein Satz geht mir nach und drückt treffend aus, was mich schon lange bewegt:

„There are so many things that need to be deconstructed, but if this deconstruction is done without a heart for reconstruction, the it is merely destruction.“ Lisa Bevere, Vorwort in Raised to stay von Natalie Runion

„Es gibt so viele Dinge, die dekonstruiert werden müssen, aber wenn diese Dekonstruktion ohne ein Herz für den Wiederaufbau erfolgt, dann ist es nur Zerstörung.“

Kritik wie von Statler & Waldorf in der Muppetshow

Ich lese so viel Kritik an Kirche und Gemeinde, gerade auch auf den sozialen Medien, in populären Podcasts, etc.…, manchmal kommt es mir so vor, wie die „alten Männer“ (oft sind sie auch jüngere Personen…), die mit Bratwurst und Bier auf der Tribüne im Trockenen sitzen und sich darüber unterhalten, was die auf dem Spielfeld alles besser machen müssten…

Manchmal erinnern sie mich an die beiden Quälgeister Statler und Waldorf von der Muppetshow, die von ihren gemütlichen Balkonplätzen aus lästern. Zugegeben in der Muppetshow machen sie den Unterschied. Im Gemeindebau aber definitiv nicht, im Gegenteil ihre überheblichen Kommentare helfen wenig bis gar nicht.

»Besserwissendes Gequatsche«

Ja, natürlich es gibt Vieles, was man in den (Frei-) Kirchen verändern muss. Gar keine Frage! Missstände müssen aufgedeckt werden. Da bin ich dafür. Ich rede nicht von dieser Kategorie. Aber es gibt auch so ein „besserwissendes Gequatsche“, das mir echt auf den Senkel geht. Selber ist man nicht im Game, weiss aber genau, wie es gehen sollte.

Bitte liebe »Sesselhocker«, Podcaster und Blogautoren und „fromme Statler und Waldorf“ begebt Euch bitte selbst aufs Spielfeld, verlasst Eure Balkonplätze (falls ihr schon auf dem Spielfeld seid, meine ich euch nicht), schreibt und quatscht nicht nur darüber, was alles falsch und nicht gut ist, macht Euch die Hände und Füsse selber schmutzig, packt an, hängt Euch rein im Angesicht Eures Schweisses, ringt, forscht, betet und baut etwas Neues, Grossartiges auf. Schreibt neue Bücher, statt die alten Bücher zu kritisieren.

Kommt raus aus Eurem scheinbar so sicheren Elfenbeinturm. Seid selbst für etwas und nicht gegen etwas. Niederreissen ist so einfach. Aufbauen ist herausfordernd, kostet Kraft, Zeit, GNADE und einen langen Atem. Beklage nicht, was nicht zu ändern ist, aber ändere, was zu beklagen ist. Sei Du selbst die Veränderung, die du sehen möchtest.

Theodore Roosevelt.

Keiner hat das für mich besser ausgedrückt als Theodore Roosevelt.

„Nicht der Kritiker zählt; nicht derjenige, der darauf aufmerksam macht, wie der Starke fällt oder wo der, der anpackt, es besser hätte machen können. Die Anerkennung gebührt dem, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht staubig und verschwitzt und voller Blut ist; der sich wacker bemüht; der sich irrt, der wieder und wieder scheitert, weil es kein Bemühen ohne Fehler und Schwächen gibt; aber der sich tatsächlich bemüht, Taten zu vollbringen; der großartige Begeisterung, großartige Hingabe kennt; der seine Kraft auf eine ehrenwerte Sache verwendet; der im besten Falle am Ende den Triumph einer großen Leistung kennt und der, im schlimmsten Falle, sollte er scheitern, zumindest bei einem kühnen Versuch scheitert, so dass sein Platz nie bei den kalten und furchtsamen Seelen ist, die weder Sieg noch Niederlage kennen.“

Das wollte ich schon lange mal loswerden!

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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8 Antworten zu Dekonstruktion: ein Zwischenruf

  1. Ruben Turbanisch schreibt:

    Danke Lothar und Reto. Ihr sprecht mir auch aus dem Herzen.

  2. Marcel schreibt:

    Den Kommentar hätte er sich auch sparen können. Fällt ebenso in die Kategorie »Besserwissendes Gequatsche«. Anscheinend hat er sich nicht mit der Thematik auseinandergesetzt. Aber dazu müsste er vielleicht auch mal seinen Elfenbeinturm verlassen.

  3. Thomas schreibt:

    Bisschen viel harte Meinung für wenig Belege, oder Marcel? Ich finde den Einwurf von Reto durchaus differenziert und wer sich mit den Inhalten seiner Arbeit beschäftigt, der spürt da wenig von Elfenbeinturm. Und ein kritikresistentes, unbedingtes Verteidigen von Dekonstruktion ist der Debatte nicht im Geringsten dienlich.

    • Marcel schreibt:

      Ich empfinde den Artikel alles andere als differenziert. Das Konzept Dekonstruktion geht ja auf Derrida zurück und wenn man sich das genau anschaut, beinhaltet das auf jeden Fall den Aspekt der Rekonstruktion. In dem Artikel wird gar nicht benannt, was mit Dekonstruktion gemeint ist. Schon allein das ist irreführend, weil nicht klar ist um was es dem Autor geht. Viele Sätze finde ich schon sehr von oben herab formuliert. Als ob alle die einen Podcast machen lediglich im Sessel sitzen. Da werden mir zu viele Themen vermischt. Das Zitat von Roosevelt ist super. Ich würde aber sagen, dass Menschen die kritische Anfragen stellen, das in der Regel nicht um des kritisieren willens tun. Meine Kommentar war sicherlich auch nicht ganz sachlich und finde den Artikel auch nach dem zweiten lesen immer noch nicht stimmig und überzeugend. Eben weil zu viele Dinge unklar bleiben. Der Autor ist sicherlich ein netter Kerl. Für mich klingt es sehr überheblich.

  4. Wolf-Dieter Kretschmer schreibt:

    Lieber Reto Pelli, danke für den Zwischenruf.

  5. David Andreas Roth schreibt:

    EIN ZWISCHENRUF IST EIN ZWISCHENRUF
    „Zwischenrufe“ sind mehr oder weniger spontane Ver-laut-barungen mit denen eine gerade ablaufende Veranstaltung oder Rede gestört werden soll.

    WESEN
    Sie sind kurz, in der Regel nicht ausgefeilt vorbereitet, sondern entstehen, weil der/die/das Zwischenrufende sich herausgefordert und genötigt sieht, ein Verhalten oder eine Rede auf diese Art zu unterbrechen.

    TRIGGER
    Zwischenrufe haben häufig als Auslöser
    erstens: persönliche, meist leidvolle Erfahrungen,
    zweitens: das Erleben einer Spannung der eigenen Werte zu dem, was „Masse“ und „Machtposition“ (z.B. am Mikrofon bei einer Veranstaltung) gerade als Werte zelebrieren oder stillschweigend hinnehmen und damit verbunden
    drittens: das Gefühl von Ohnmacht und Berufung zugleich: Wer schweigt, macht sich schuldig. Und sei es an der eigenen Person.

    EFFEKT
    Die Störung der Routine kann den Akt der Manipulation durchbrechen und einen Zweifel säen. Sie kann auf die persönlichen Erfahrungen der Quelle des Zwischenrufs hinweisen, die vielleicht kein Einzelfall sind und deshalb sinnvoller Weise das Stillschweigen und Totschweigen durchbrechen. So ein kurzer Gegenakzent kann auch eine Reaktion „von vorne“ notwendig machen, die irgendwo zwischen erhellend, entlarvend oder vernebelnd liegen kann. Die Störung kann ärgern. Soll sie ja auch. Auf den Zwischenruf kann auch ein Zwischenruf als Reaktion kommen.

    ANGEMESSENE REAKTION
    All das sind angemessene Reaktionen auf Zwischenrufe. „Der Zwischenruf ist mir nicht differenziert genug“ ist keine angemessene Reaktion – auf einen Zwischenruf!

    BEOBACHTUNG ZU DIESEM ZWISCHENRUF
    Speziell bei diesem Zwischenruf von Reto Pelli ist es interessant, dass er eine Reaktion auf Zwischenrufe ist. Auf welcher Veranstaltung ist der Autor, wenn sie vor allem aus Zwischenrufen besteht, die er durch einen Zwischenruf zu unterbrechen versucht?
    Durch die Überschrift und das Zitat am Anfang führt der „Zwischenruf“ gleich mehrfach auf eine falsche Fährte. Reto Pelli bringt das vielschichtige und emotionsgeladene Thema „Dekonstruktion“ ins Spiel, das auf einer psychologischen Ebene für viele sehr viel mit dem zu tun hat, was ich hier als Auslöser für Zwischenrufe beschrieben habe: Die Mischung aus Ohnmacht und Berufung, das Gefühl, schuldig zu werden, wenn man sich nicht laut und störend äußert.
    Zum anderen ist nicht klar, von welcher Seite Zwischenruf kommt. Für Reto Pelli kommt er vom Spielfeld. Dort sieht er sich, während andere mit Bier und Bratwurst aus der VIP-Lounge kommentieren.
    Wer nun selbst auf den Krankenstationen war, auf denen die von der eigenen Mannschaft Niedergetrampelten ihre Kritik an die Zimmerdecke schreien, hat ein anderes Bild vor Augen.
    Ähnlich geht es denen, die nicht das Bild vom Stadion, sondern das einer Aktionärsversammlung eines Bundesligavereins vor sich haben, bei dem „von vorn“ über die hehren Ziele des Vereins gesprochen wird, aber die vielen Stimmen derer, die verlangen, kein Blutgeld für Trikotwerbung anzunehmen, eloquent übertönt werden.
    Ich könnte so weitermachen… Doch es war ein Zwischenruf. Keine Abhandlung. Kein Essay. Deshalb kommt von mir keine Kritik, sondern Nach-Denken.

    DANKE
    Vielen Dank für den Zwischenruf an Reto Pelli und Lothar Kraus für den Zwischenruf. Er hat gestört. Da lässt sich was draus machen.

    • Marcel schreibt:

      Lieber David,

      Deinen Kommentar fand ich dann doch noch erhellend. Das gibt mir noch mal den ein oder anderen Gedankenanstoß. Dass es sich hier nicht um eine umfassende Abhandlung handelt, ist mir schon klar. Trotzdem bleibt mir schleierhaft, welches Ziel mit dem Artikel verfolgt wird.

      Also wenn ich meine Perspektive betrachte, dann ist diese, dass ich jahzehntelang auf dem Spielfeld stand, inmitten der Arena und allem was dazu gehört, inkl. verstaubten und verschwitzenden und blutverschmierten Gesicht. Und dann einfach, ohne Begründung vom Platz geschmissen wurde. Also jetzt wäre ich dann in der Kategorie, Krankenhaus, da von der eigenen Mannschaft niedergetrampelt.

      Immerhin kann ich mit Rossevelt sagen zumindest bei dem kühnen Versuch großes zu wagen, gescheitert zu sein.

      Anfangs heißt es ja, dass es ein Beitrag zur aktuellen Diskussion ist. Anscheinend fehlt mir da der Kontext, den Beitrag richtig einzuordnen.

      Mich stört der Artikel immer noch. Aber darauf kann ich nichts machen.

      Ist auch nicht so schlimm. Die Erde wird sich schon weiterdrehen.

      Bin gespannt wie manch eine Diskussion in 50 Jahren bewertet wird.

      So viel mal da zu.

      Aber dein Hinweis fand ich ganz gut.

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