Neue Leiter braucht das Land? Welche Art von Leitern? Was für ein Typ Mensch ist gefragt? Wer ist geeignet? Was für Leute werden gesucht? Dieser Frage gehen wir zurzeit in unserer Kirche, dem BFP nach. Nicht einfach, aber wichtig zu klären!
Wenn man über die Notwendigkeit guter Leiter spricht begegnet einem durchaus Skepsis. »Wir brauchen mehr Indianer, nicht mehr Häuptlinge!« Das hörte ich schon vor 25 Jahren. Das Thema Leitung sei überbetont! Wirklich? Brauchen wir mehr Hirten und weniger Leiter? Dazu haben wir hier schon etliches geschrieben. Also, FRAGE: Haben wir tatsächlich zu viele „Häuptlinge“? Haben wir wirklich zu viele fähige Leiter, die unsere Kirchen, Gruppen, Kreise, Initiativen, soziale Einrichtungen, Bands, Kurse … voranbringen? Zu viele fähige Leute als Führungskräfte in der Wirtschaft, Verwaltung und der Politik?
Neue Leiter braucht das Land – das sieht nicht jeder so!
Der Ruf nach guten Leitern wird immer wieder kritisch gesehen. Wenden wir uns zunächst dieser Sicht zu: Ich treffe diese Kritik oft bei Persönlichkeiten an, die selbst eher nicht dem aktuellen Bild von »erfolgreichen Leitern« entsprechen. Aber paradoxerweise bedeutet ihre Kritik an starken Leitern nicht, dass sie nicht ebenfalls Einfluss mit ihrer Meinung nehmen wollen. Ganz im Gegenteil. Wer Einfluss nehmen will, leitet aber schon! Wer starken Einfluss nehmen will, leitet stark! Was besagt das über unsere Fragestellung?
Die Kritik am Thema richtet sich häufig gegen Leitungsstile, Persönlichkeiten der Leiter, Dominanz im Anspruch, Strukturen, Systeme, Rollen, Titel … Darüber kann man in der Tat diskutieren! Aber im Blick auf die These finde ich es bemerkenswert, wie sehr (und wie lautstark oft) sich die Kritiker von starken Leitern wünschen, dass ihre Meinung gehört und beachtet wird. Auch sie wünschen sich also Einfluss und wollen mit ihrer Sicht der Dinge prägen!
Leiter wollen etwas bewegen … Ihre Kritiker auch!
Letztlich wollen auch Kritiker der „Leiterbetonung“ nichts anderes als leiten. Sie möchten etwas bewegen. Auch wenn ihre Feindbilder Struktur, Systeme, Programme, Traditionen, Mega-Churches, Stars, Programmgemeinde … oder wie auch immer heißen, ändert sich nichts daran! Aber wollen sie damit nicht das für sich, was sie anderen verwehren? Nämlich mit ihrer Überzeugung prägen, leiten! Das ist beispielsweise in der Kritik missionaler u. emergenter Ikonen im Internet zu sehen, wenn sie die „Besessenheit“ (Obsession) in der Betonung von Leitung kritisieren. Mir begegnet das in einer Art, die ich selbst als einen sehr starken Ausdruck von Leitung empfinde. Und wenn man dem nicht zustimmen will, dann … 😉
Was also Leiter und die Kritiker der Betonung von Leitung miteinander verbindet ist der Wunsch zu prägen, etwas zu bewegen, Einfluss auszuüben.
Leiter bewegen …
Das war eine der ersten Beobachtungen meiner kleinen Studie zum Thema. Ich verstand: Gute Leiter sind Beweger. Sie nutzen ihren Einfluss (= kürzeste Definition von Leitung und Führung), um etwas zu bewegen. Die neuen Leiter, die wir dringend in Kirche und Gesellschaft brauchen, sind solche »Beweger«. Dabei sind die konkreten Modelle eher zweitrangig. Für »Beweger« ist nötig, dass er oder sie mit einer guten Ethik, guten Werten, in der Verantwortung vor Gott bewegen, also leiten. Wir suchen nach Personen, die charakterlich integer sind und nicht nur talentiert. Dabei sind die Motive, die den Wunsch nach Einfluss wecken, so entscheidend! Sowohl bei den augenfälligen Leitern, als auch bei den unscheinbaren Persönlichkeiten. Für alle, die »Beweger« sein wollen gilt, was Mark Batterson in einem Gebet so sagt:
»Herr, meine Gaben sollen mich nur so weit bringen, wie mein Charakter es verkraftet.«
Charakterstarke, Gott ehrende Menschen, liebende und dienende »Beweger« sind gesucht! Wir brauchen eine neue Generation. Von dieser Art „Häuptlinge“ haben wir zu wenige! Wir sind dankbar für solche »Beweger« in der Vergangenheit. Wir hatten sie, wir ehren sie (?) und wir stehen auf ihren Schultern. Nun braucht es die nächste Generation solcher »Beweger«! Wir in der Kirche haben sie mehr denn je nötig: Menschen, die etwas bewegen. Die bewegen wollen, die bewegen können und die bewegen dürfen!
Gott beruft »Beweger«, um seine Kirche nach vorn zu bringen!
Gott beruft Menschen dazu, damit sie etwas bewegen. Schon immer. Wir denken dabei an biblische Personen wie Abraham, Mose, Josua, Ruth, Esther, David … Gott hat mit ihnen Geschichte geschrieben. Sie waren als »Beweger« dabei. Die Leiter einer Kirche, die Pastoren und Pfarrer, die Diakone, Bereichsleiter, Gruppenleiter, Bandleiter, Kreativleiter, Medienleiter … müssen »Beweger« sein. Punkt. Wenn nicht, bewegt sich wenig. Ausnahmen bestätigen die Regel, sie ersetzen sie nicht!
Wir brauchen »Beweger« in unseren Gemeinden, die den Status Quo in Frage stellen, die Gewohnheiten aufbrechen, Erneuerung anzetteln und Neues wagen. Noch einmal Batterson dazu:
»Wenn wir neues Land entdecken möchten, müssen wir die Küste aus den Augen verlieren. Wir müssen bekanntes Land hinter uns lassen. Wir müssen am Vorhersagbaren vorbeisegeln. Tun wir das, entwickeln wir einen geistlichen Hunger für das noch nie Dagewesene und verlieren unseren Appetit auf das Gewohnte.«
Solche „Typen“ braucht es auf allen Ebenen des Gemeindelebens. In der Kinderkirche, dem Bauteam, der Musik. In Jugendgruppen, Kleingruppen und bei evangelistisch-kreativen Projekten. Im Engagement für Flüchtlinge, für sozial Benachteiligte und Gestrandete. »Beweger«. Beweger machen den Unterschied! Sicher, es braucht in einer Organisation auch Bewahrer. Hand in Hand sind sie gemeinsam unterwegs! Bewahrer sind Menschen die helfen, das Wertvolles bestehen bleibt und seine Wirkung entfaltet. Die dafür sorgen, dass das, was geschenkt ist, nicht wieder verloren geht. Es gibt viele davon in unseren Gemeinden und das ist gut und wertvoll. Aber wir brauchen mehr »Beweger« in unseren Kirchen! Leider meint mancher »Bewahrer« ein »Beweger« zu sein. Das hilft niemandem! Im Gegenteil: das zieht immer wieder Konflikte, Stagnation, Blockaden und Enttäuschungen nach sich.
»Beweger« sind auch Bewahrer!
Die Rolle der »Beweger« wird oft falsch eingeschätzt und häufig unterschätzt. In der Mehrzahl der Situationen braucht es »Beweger«. Diese Beweger bewahren auch! Wie? Gerade indem sie für den Wandel eintreten. Giuseppe Tomasi di Lampedusa hat es so formuliert:
»Wenn wir wollen, daß alles bleibt wie es ist, dann ist nötig, daß alles sich verändert.«
In den hauptamtlichen Rollen brauchen wir also dringend »Beweger«. Das ist überlebenswichtig für die Kirche und ihren Auftrag. Wer kein »Beweger« ist, aber eine Leiterrolle besetzt, sollte sich selbst in Frage stellen. Ausgang offen …
Der »Beweger« hinter den »Bewegern« der Kirche ist der Heilige Geist! Und er sucht Menschen, mit denen er eine Bewegung beginnen kann. Oft trifft er sie unter jungen Leuten an. Warum? Weil sie das Risiko weniger scheuen und etwas wagen, was bisher noch niemand gemacht hat. Sie erleben dabei immer wieder etwas, was andere so nicht erlebt haben. Das kann uns ältere Leiter schmerzen! Es darf uns nicht – aus diesem Grund – zu ihren Kritikern machen! An Schlüsselstellen platziert der Geist Gottes also diese »Beweger«. Sie sollen als Diener viele in Bewegung setzen, bis es eine Bewegung ist. Auch das finden nicht alle Etablierten gut, aber so ist es. Genau das braucht unsere Kirche. Wenn nicht jetzt – wann dann? BIST DU EIN »Beweger«?
Wir lernen als BFP: Wir wollen eine Kultur in unserer Kirche fördern, in der »Beweger« bewegen dürfen!
Fortsetzung folgt.
Themenseite: »Beweger« – Leiter mit apostolischem Format
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Ein sehr cooler Blog – sehr tiefrgündig und wahr! Vielen Dank!
Guter Beitrag, nur: Hirten und Leiter sind in meinen Augen keine Gegensätze, da kann ich wirklich nicht mitgehen. Schon allein deshalb, weil Jesus Christus sich als Hirte bezeichnet. Und später waren dann die Gemeindeleiter Unterhirten des Oberhirten Christus (vgl. 1. Petrusbrief, Kapitel 5). Die Frage ‚brauchen wir ‚mehr Hirten‘ und ‚weniger Leiter‘ halte ich deshalb für irreführend. Ein echter Hirte hat die Herde im Blick und führt sie zu einem guten/besseren Ort. Ein Kernproblem unserer Gemeindekultur sehe ich darin, dass zu viele Hirten diesen Dienst nicht ernstnehmen…
Haben wir das als Gegensatz im Beitrag dargestellt? Die Verlinkungen im ersten Teil des Post’s besagt das Gegenteil. Wir meinen, ein echter Hirtendienst ist ein Leitungsdienst. In der Bibel werden diese Begriffe recht austauschbar verwendet, wenn der König z.B. als Hirte für sein Volk beschrieben wird …
Alles klar. Ich hatte mich sehr über diesen Satz im Anfangsabsatz gewundert: „Brauchen wir mehr Hirten und weniger Leiter?“ Tatsächlich bin ich dem Link nicht nachgegangen und empfand es deshalb als sehr missverständlich. Aber so verstehe ichs natürlich. Und die verlinkte Sommerserie war auch schon wirklich klasse! Weiter so, sorry für das Missverständnis und danke für die Aufklärung. 🙂
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