Die Gottesformel. So heißt die Episode #2 vom Podcast »Toxic Church« die ich in in zwei Teilen reflektiere. Der Podcast setzt nach eigenem Anspruch den Fokus auf die Arbeit von Hillsong Germany.
Darauf bezieht sich die Reflexion, an der wieder viele weitere Leute eines weiten Spektrums (Kirchenzugehörigkeit, Alter, Geschlecht …) mitgewirkt haben.
Im ersten Teil der Reflexion zur Episode #2 habe ich die Ausführungen zu Freikirchen, Gemeindezucht, dem Sektenvorwurf und Finanzen besprochen.
Im zweiten Teil befasse ich mich mit dem Vorwurf der Oberflächlichkeit, weiteren O-Tönen und mit der Frage, was ich daraus lernen kann. Hier ist er:
Was macht mich nachdenklich?
Oberflächlichkeit
Das hätte ich nicht erwartet! Ganz ehrlich. Nachdem die Podcasterin sich über die intensiven Bibeleinheiten der Kirche der Kindheit ausgelassen hat, die langweiligen Gottesdienste beklagte und sich schließlich über den „schnarchigen Kirchenchor“ der Landeskirche ausgelassen hat (#1), jetzt das. Sie vermisst Tiefe bei Hillsong.
Sie vermisst „Tiefe“?
Als Zeuge der Anklage führt sie die Schauspielerin Marla Anderson ins Feld, die durch Hillsong in eine gute Startposition im Blick auf den Glauben gekommen ist. Ihre Erfahrung bezieht sich aber NICHT auf Hillsong Germany!
- Marla ist dankbar für das, was sie zum Start durch Hillsong bekommen hat!
- Sie hat den Glauben nicht verlassen, sondern etwas vermisst: Tiefe! („Feste Speise statt Milch – sie lehnt sich an 1. Korinther 3 und Hebräer 5 an).
- Basics würde Hillsong gut vermitteln, aber dann würde es nicht wirklich weitergehen, sagt die Künstlerin.
Ist der Vorwurf der Oberflächlichkeit ein spezifischer Vorwurf an Hillsong, oder müssten sich nicht alle Kirchen und Gemeinden damit beschäftigen, mit einigen rühmlichen Ausnahmen?
Daher noch ein paar Fragen, die sich alle Kirchen und Gemeinden stellen müssen:
- Was ist genau feste Speise, Tiefe, Schwarzbrot?
- Wie intensiv muss ein Gemeindeleben sein, um tiefer in Inhalte und Erfahrungen vorzudringen?
- Wie viel Zeit und Energie müsste man als jemand in einer Kirche investieren, um tief einzusteigen? Die meisten Menschen der letzten 44 Jahre, die ich im freikirchlichen Rahmen traf, waren da sehr zurückhaltend!
- Welche Angebote – neben dem Gottesdienst – sind geeignet, um in die Tiefe zu führen?
- Welche Angebote findet man in unseren Landes- u. Freikirchen? Wie werden sie besucht?
Oberflächlichkeit – Leute verlassen Hillsong
Dr. Pöhlmann nennt die Oberflächlichkeit im Inhalt als Grund, warum Leute Hillsong verlassen. Hier seine Thesen:
- Ein Wohlstandsevangelium wird verkündigt.
- Wenn man glaubt wird alles besser, alles gelingen: man wird reich, gesund …
- So leicht sei das nicht! Die Enttäuschung sei nicht zu vermeiden.
- Ein Grund, warum Leute sich wieder schnell abwenden.
Leute wandern ab …
Der Kick ginge verloren, Leute hätten irgendwann genug Konzerte, Disco … bei Hillsong erlebt! (Auch davon sprach der Kirchenrat nicht!) Es sei wie bei Fast Food, argumentiert Kyra Funk. Auf Dauer macht das nicht satt. Es braucht richtig gute Nahrung, impliziert sie. Und die gibt es nicht bei Hillsong Germany! Argumente? Fehlanzeige in Episode #2! Kann ja noch kommen.
Wandern so viele Leute ab?
Ich zitiere mal wörtlich, was der Podcast dazu sagt:
Minute 41:40 „Viele Menschen, die einmal Mitglieder bei Hillsong werden, bleiben das für’s Leben. Manche steigen nach 10 Jahren wieder aus. Manche aber auch schon nach eins, zwei oder drei Jahren. Und das sind unseren Recherchen nach die meisten.“
Wie jetzt: bleiben nun viele Leute für’s Leben Mitglieder bei Hillsong (eine Mitgliedschaft, die es so ja nicht wirklich gibt!) Oder doch eher für 10, 3 oder nur 1 Jahr? Ich verstehe das nicht ganz, wie das Verhältnis von „viele Menschen, die ein Leben lang bleiben“ zu „die MEISTEN gehen nach 1 -3 Jahren“, am Ende gemeint ist?
Hier wäre meine Frage: ist das so anders in anderen Kirchen und Gemeinden, Vereinen und Organisationen? Wir sind eine mobile Gesellschaft geworden. Kollegen aus unverdächtigen Kirchengemeinden im städtischen Umfeld meinten, dass sie alle 5 – 7 Jahre einen grundlegenden Wechsel bei den Mitgliedern durchleben, weil die Leute aus beruflichen, persönlichen … Gründen wegzogen. Sicher, ein gewisser Stamm bleibt.
Kyra Funk zieht dieses Fazit:
„Ein freundliches Lächeln, Christ-Popsongs mit ordentlich Pathos, prall gefüllte Gottesdienste, ein ultra-professioneller Internetauftritt und in der Regel eher attraktive, sehr charismatische Pastoren. All diese Dinge haben Hillsong weltweit bekannt gemacht und zu Ruhm verholfen. Der Erfolg, auch wirtschaftlich gesehen, fußt aber ganz unabdingbar auf dem bedingungslosen Engagement ihrer Mitglieder. Bis zu dem Punkt, an dem viele nicht mehr können und aussteigen müssen, oder, Fallen gelassen werden.“ Minute 44:55
Ich bin wieder verwirrt: ich dachte der wirtschaftliche Erfolg fußt auf der Musiksparte, den Alben, den Konzerten von Hillsong United usw. Jetzt wird auch der wirtschaftliche Erfolg dem „bedingungslosen Engagement der Mitglieder“ zugeschrieben. Da hätte ich jetzt gerne eine genauere Faktenrecherche.
O-Töne
Frohbotschaft oder Drohbotschaft?
SANDRA: Von Sandra habe ich schon einiges zitiert. Sie hat ihren Glauben verloren. So, so schade!!! Mit 6 Jahren hat sie ihr Leben Jesus gegeben (Bekehrung). Die Bedrohung der Hölle hat zur Entscheidung mit geführt. Wie viele Leute sind aus Angst vor Hölle, Verdammnis, der Ewigkeit ohne Gott … in den Glauben geflüchtet. Mich macht das mega traurig und sicher ist das ein Vorwurf, den wir uns als geistliche Leiter wirklich genau anschauen müssen: wo ist die Liebe von Gott die Einladung, die zum Glauben führt? Und wo Manipulation oder Druck?
Auch das hat nichts mit Hillsong Germany zu tun! Ich erinnere: hier wird die Episode #2 eines Podcasts reflektiert, der Hillsong Germany durchleuchten will. Das war die Aufgabe, die der Podcast sich selbst gestellt hat und bisher noch nicht zu seinem Schwerpunkt gemacht hat.
Sandra macht eine tolle Erfahrung in Konstanz und bleibt 2 Jahre dabei. Das erste Jahr erlebt sie „wie auf der Autobahn“. Ein Traum wird für sie wahr. Sie liebt es. Doch dann wird es zu viel. Beutet Hillsong die Ehrenamtliche aus? Beutet sie sich selbst aus und eine Mentorin/Mentor fehlt, der sie einbremst? Ist das System von Hillsong krank? Ich finde, das sind spannende Fragen, berechtigte Fragen. Aber sie werden in den O-Tönen von Sandra nicht wirklich klar.
Am Ende bekommt sie ihr Leben in der Church und neben der Church nicht vereinbart. Sie hat ein schlechtes Gewissen. Wie findet Gott das: feiern am Freitag und Gottesdienst am Sonntag. Passt das zusammen?
- Ist das eine Warn-Meldung, was Sandra da empfindet, die auf einer ganz anderen Ebene (ich bin überfordert, zu verbindlich, ausgepowert, ausgenutzt, erschöpft …) ihre Ursache hat?
- Ist es ein Zielkonflikt? Jesus sagt, dass wer ihm nachfolgen will, sich selbst verleugnen muss … – das ist ein schwieriger Punkt im christlichen Glauben. Gerade in einer Kultur, die auf Selbstverwirklichung viel setzt.
- Ist Sandra innerlich und eher unbemerkt wieder auf Distanz zu Gott, zum Glauben gegangen und das führte zum inneren, dann äußeren Konflikt? Heute sagt sie, dass sie keine Christin mehr ist.
- Oder noch ganz andere Punkte?
Der Mensch lebt getrennt von Gott. So beschreibt die Bibel den Ausgangspunkt von uns Menschen und darauf legen viele Leute in unserer Kultur auch großen Wert: ich will mit diesem Gott, so es ihn überhaupt gibt, nichts zu tun haben. Sie sind selbstgewählt auf Distanz.
Max
Max wird im Podcast eingeführt mit den Worten, dass er mehr oder weniger von Anfang an geholfen hat, Hillsong Konstanz aufzubauen. Faktencheck: Die Lakeside Church ist etwa 2005 gegründet worden. Zu Hillsong wurde sie offiziell 2011. Max kam Ende 2013 nach Konstanz (Minute 35:50).
Er schildert, dass er super mit Liebe überschüttet wurde und auf ein Angebot traf, das überwältigend war:
- 3 Gottesdienste am Sonntag
- Jeder Gottesdienst 300 – 400 Leute
- Ungefähr 1000 Leute am Sonntag
- Dienstags: Kleingruppen
- Donnerstags: Musiker …
- Freitags: Jugendarbeit
- Bühne: wahnsinnig attraktive Leute, stylisch, modische Klamotten
Mehr ist von Max bislang noch nicht zu hören. Sicher kommt in den nächsten Episoden mehr. Was ich mich frage: wie kann jemand mehr oder weniger von Anfang an geholfen haben, wenn er erst Ende 2013 dazukommt und auf so eine Kirche mit 1000 Leuten und vielen Angeboten trifft? Passt für mich nicht.
Was finde ich fragwürdig?
Auch die Episode #2 hat Fragen in mir aufgewühlt. Die Vorwürfe gegenüber Hillsong Germany direkt sind aber noch dünn. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Episoden mehr kommt.
Dennoch höre ich auch jetzt schon Themen, die mich betreffen und die ich weiter durchdenken will:
Willkommenskultur
Ich find’s klasse wenn ich erleben kann, willkommen zu sein. Bei Freunden, in Hotels, und auf Seminaren. Eine Willkommenskultur, gesehen zu werden, angesprochen zu werden, Teil werden zu können … das ist doch super für jede Organisation. Und zu oft habe ich mich übersehen gefühlt. Auch in Gemeinden, so wie Sandra es aus ihrer Geschichte berichtet.
Wo ist das Problem? Vermutlich, wenn es nicht echt ist. Wenn es nur ein Mittel zum Zweck ist. Wenn es so aussieht, also ob sich Leute für mich interessieren, aber ich in ihren Augen nur ein neuer Mitarbeiter oder ein Spender bin.
Wie ist das, Teil einer Gemeinschaft zu werden, in der ich gesehen werde. Viele Leute haben ein volles Leben. Ist da überhaupt Zeit für neue Beziehungen. Versprechen wir am Ende als junge Kirchen (Welcome home) nicht mehr, als wir liefern (können)? Scheitern wir an den eigenen Idealen und die Menschen, die zu uns kommen? Erleben sie sich nach kurzer Zeit eher benutzt, anstatt gewollt, geliebt und im besten Sinn gebraucht?
Musik – Emotionen
Ist unser Worship wirklich ein Hilfsmittel, uns Gott zu nähern. Oder performen Bands auf der Bühne wie bei „Deutschland sucht den Superstar“? Ist das mehr Selbstdarstellung, oder doch Hingabe? Authentisch? Und kann man das eigentlich immer so einfach auseinanderhalten? Passen die (meine) inneren Einstellungen da? Ich meine: Woche für Woche, oder schwanke ich?
Emotionen: das finde ich am Podcast echt schwierig! Das, was sie Hillsong (und mit ihnen vielen anderen Freikirchen und Landeskirchen (!)) vorwerfen, machen sie dramaturgisch selbst! Und hey, die Inszenierungen in der orthodoxen Kirche, der rö.-kath. Kirche, in den ev. Kirchen, den Sportstadien, bei Parteitagen, Konferenzen … Wird das auch so kritisch begleitet? Und wenn REWE, EDEKA, LIDL, ALDI … kundenorientiert agieren … oder die Bedienung bei schöner Hintergrundmusik im Café „sehr gerne“ oder „gute Wahl“ sagt?
Aber klar: wie setze ich die Musik ein? Wie schaffe ich Stimmungen? Gestalte den Raum? Licht? Deko? Pflanzen? Materialien? Bühnenbild? Café? Wann ist es legitim, einfach schön und inspirierend, ab wann wird es manipulativ? Mega wichtige Fragen!
Mir fallen so viele Beispiele aus dem Alltag ein. Man kann ja nicht nicht kommunizieren. Aber ich verstehe: es ist ein Unterschied, ob manipuliert, ausgenutzt oder sogar ausgebeutet wird. Wir müssen reden. Das verstehe ich.
Was schlussfolgere ich daraus?
Ich habe wichtige Fragen aus der Episode herausgehört, die wir uns als Viva Kirche in Mannheim stellen müssen:
- Wie kann es uns gut gelingen, Menschen herzlich willkommen zu heißen und sie wirklich als Menschen in der Gemeinschaft zu integrieren?
- Wie helfen wir Menschen als Viva, auch langfristig wertgeschätzte und integrierte Mitglieder der Kirche zu sein? (Unser Teil als Viva, der persönliche Anteil von jedem von uns?)
- Was geben wir den Leuten? Inhaltlich und auch langfristig mit auf den Weg?
- Was wächst bei uns tatsächlich? Ist das gesund? Bringt es Menschen zum Blühen?
- Wie können wir Menschen helfen, das für sie richtige Maß an ehrenamtlichen Engagement zu finden?
- Wie helfen wir zu einer gesunden Großzügigkeit im Umgang mit Geld, Zeit, Kraft, der für alle Beteiligten zu einem Segen wird?
- Was können wir tun um zu verhindern, dass Drohungen, Ängste, schlechtes Gewissen … zum Motor des Glaubens werden, anstatt Liebe, Gnade, Barmherzigkeit und Wahrheit?
Der Podcast liefert mir noch nicht so viele Punkte, die im Blick auf Hillsong Germany direkt relevant sind. Er bleibt bislang noch unscharf und sowohl im „wording“, als auch im Unterton wirkt er auf mich noch nicht so investigativ. Aber das kann sich ja noch ändern. 6 Episoden stehen noch aus.
Aber er gibt mir gute Reflexionspunkte für mich selbst und die Kirche, in der ich leite. Und die will ich nehmen.
Danke!
Ich danke dem Team auch in dieser Woche, das ihr mir eure Reflexionen zur Verfügung gestellt habt.
Teil 2.1 ist hier zu lesen.
Danke für dein Feedback
Wow. Was für geniale Reflexionsfragen am Ende. Vielen Dank dafür.
Vielen, vielen Dank für diese wertvollen Gedanken.
Mir geht auch vieles nach. Insbesondere die Diskrepanz der Moderatorin zwischen „(Frei)Kirche ist generell kritisch zu sehen“ und „Hillsong ist fastfood ohne tieferen Glauben“ ist bei mir hängen geblieben. Ja, was denn nun?
Persönlich betroffen und nachdenklich hat mich der Bericht von Max gemacht und folgenden Gedanken in mir ausgelöst:
Wenn unsere Gottesdienste mittlerweile Veranstaltungen mit einem hohen mitarbeitendenaufwand und Kraftaufwand sind (anders als „früher“, wo es nur den Organisten, Pastor und Küster brauchte), welche Konsistenz und auch Vorbildfunktion vermitteln wir dann (auch nach außen, aber nach innen vornehmlich), was das „Ruhen“ am siebten Tag angeht (ohne gesetzlich zu sein!). Wann „ruhen“ unsere vielen Mitarbeitenden denn dann? Ist Mit“arbeit“ keine Arbeit, auch wenn sie Spaß macht und für Gott ist?
Ist bei uns vielleicht nicht so extrem wie bei Max (bzw. hillsong), aber ich denke doch eine Überlegung wert.
Ja, da werden viele Gedanken angestoßen, die so, so wertvoll und wichtig zu reflektieren sind. Und die Frage, was eine gesunde Mitarbeit ist, gehört definitiv dazu. Ich denke oft, dass ein begnadeter Fußballer nicht auf der Tribüne sitzen will, wenn seine Mannschaft auf dem Feld ist. Aber wenn er immer nur trainiert, spielt und an die Grenze geht, zerstört er oder sie das Talent. Irgendwie scheint mir das im Glauben auch so zu sein. Talente sind uns anvertraut, mit denen wir dienen sollen (1. Petr. 4,10). Aber wir können sie auch missbrauchen, indem wir uns profilieren mit den Gaben, oder in eine Selbstausbeutung geraten, oder andere so ungut „motivieren“, dass sie in eine ungesunde Dynamik geraten. Gleichzeitig sollen wir nicht träge sein in dem, was unsere Aufgabe ist (Römer 12,11). Gemeinsam müssen wir da im offenen und ehrlichen Austausch in unseren Kirchen sein, um uns gegenseitig zu helfen, das richtige Tempo … zu finden, denke ich …
Erstmal Danke für deine Mühe, ich persönlich würde mich nicht soviel mit der Haarspalterrei jedes gesagten O-Tons aufhalten, außerdem ist das als zuhöhrer sehr anstrengend.
Für mich als Mitgleid einer Freikirche, dessen Verband ebenfalls dem BfP engehört ist die Essenz des ganzen die Leiterstrukturen, die hier nachweißlich gekippt sind und wo die schwerpunkte nicht mehr da sind wo sie sein sollten.
Ich beobachte ähnliches Verhalten bzw. Tendenzen auch in anderen (Freien) Gemeinden, besonders in denen wo der Pastor auch gleich das höchste Amt (Leitung) inne hat und ein sehr Autoritären Führungsstil hat. Ich sehe Gemeinden in denen die Fixierung auf einzelne Personen wie auch bei Freimut (Konstanz) gefährlich, besonders wenn es kein korrektiv gibt. Dann Fallen auch gerne die „großen Leiter“ mal an den berühmten 3 Versuchungen (Sex, Macht, Geld).
Hillsong ist, so wie ich sie wahrnehme und kennen gelernt habe eine Gemeinde die sehr viel gut und vieles perfektioniert und damit auch die Gemeindelandschaft / Lobpreis / Bühnentechnik / Willkommenskultur usw. geprägt haben. Aber man kann natürlich auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen und wenn dann die Menschen um die es geht aus dem Focus geraten ist etwas falsch.
Trotzdem muss man das ganze Thema Hillsong auch differenziert sehen, es gibt viele (ich denke die meisten) die bei Hillsong mitmachen, die da zum einen echte Gotteserfahrungen machen können, eine ehrliche Haltung haben und „nur“ Gott dienen wollen. (erwähnt der Podcast übrigends auch mehrmals). Der Podcast spricht hier ja auch geziehlt die Leiter (Strukturen) an.
Ich werde trotzdem weiter Lieder von Hillsong singen/ hören, aber vielleicht etwas genauer zuhören und auch bei der eigeben Gemeinde / Verband genauer hinterfragen 😉
Spoiler: Ich finde auch den letzten Podcast wichtig, in der zieht sie auf die weltweit am stärkst wachsende Glaubengemeinschaft – den Pflingstlern hin. Und die Gefahr die sich dadurch für demokratische strukturen ergeben sehe ich auch – vielleicht nicht so stark in deutschland aber USA / Südamerika sehen da schon anders aus, dort haben religiöse deutlich mehr gesellschaftlichen und politischen EInfluss – so wurde in vielen Gemeinden z.B. für Trump gebetet und die Gemeinde zu Stimmabgabe ermutigt. Ich sehe hier gerade bei diesen populären konservativen Themen wie Abtreibung, Homosexualität und Geschlechtervielfalt einen übertriebenen Focus. Das Thema Barmherzigkeit geht da leider oft sehr unter und die genennten Personengruppen erfahren oft das Gegenteil (auch in deutschen Gemeinden) – aber ich will hier keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Aber was ich damit sagen will ist, das es gefährlich seien kann wenn Menschen die mit blinder Bibeltreue (Wort-für Wort) das evangelium predigen auch eine Menge Schaden anrichten können und dabei sich nicht zu schade sind das „einfache“ Gemeindemitglied für Ihre Machtdemonstarationen zu Misbrauchen (denn darum geht es dabei!)
Gerne eher mit Klarnamen so einen Kommentar einstellen 😉. Ich höre immer nur eine Episode, reflektiere, poste, dann erst die Nächste. So vermische und projiziere ich hoffentlich weniger. Was in nachfolgenden Episoden kommt, werde ich dann gerne reflektieren.
Während des Hörens dieser zweiten Folge kam kurz der Gedanke auf, ob ich mir das weiter „antun“ will. Bis jetzt gabs viele Dinge die angeteasert wurden und Vorschuss-Dramatik. Natürlich muss man gewisse Grundlagen klären – aber nach zwei Episoden à 40minuten hätte ich mir Facts gewünscht. Da hoffe ich doch, dass in den nächsten Episoden noch etwas mehr Sprengstoff kommt, welcher der Aufmachung entspricht.
Zu den inhaltlichen Fragezeichen sag ich nichts, die sind im Artikel wunderbar aufgenommen worden.
Mich beschäftigen nach dieser Folge aktuell zwei Fragen im Hinblick darauf, wie wir Gemeinde bauen:
1. Wie wirken wir als Kirche eigentlich nach aussen? Ist das, was wir tun, verständlich oder hinterlassen wir einen falschen Eindruck? Ist es ok, dass in gewissen Fällen ein falscher Eindruck zurückbleibt, weil man einfach nicht alles jederzeit und für jeden korrekt verständlich rüberbringen kann? Oder sollten wir da nicht oft ein viel besseres Gespür dafür haben, was negativ ankommen könnte und das von vornherein versuchen zu vermeiden? Schliesslich ist es nicht unsere Kirche, die wir bauen, sondern die Gemeinde Jesu – und wollen wir ihn in einem schlechten Licht erscheinen lassen?
2. Auf der anderen Seite – und dieser Punkt kommt wird mir durch Frau Funk und andere Protagonisten immer wieder vor Augen geführt – ist die Aussage aus 1. Korinther 1,18ff nicht zu vernachlässigen. Das Erlösungswirken Jesu, was letztendlich die Grundlage und die Motivation zum Bau von Kirche bildet, ist für Menschen, welche das Evangelium (noch) nicht verstanden haben einfach nicht nachvollziehbar. Ich bin mir bewusst, dass dies den entsprechenden Personen gegenüber eine Unterstellung ist – jedoch wecken diverse Aussagen der interviewten Personen und der Podcast Macher das Gefühl, dass „Christsein“ nicht in seiner ganzen Tiefe und Breite verstanden wurde. Darum werden viele Aspekte des Gemeindelebens in der Gesellschaft zwangsläufig Anstoss erregen, Dinge missinterpretiert werden und dadurch für Kritik sorgen.
Zu guter Letzt bleibt für mich unklar, was der Episodentitel „Die Gottesformel“ implizieren soll. Ich habe das nicht mit dem Inhalt zusammengekriegt… Kann mir da wer weiterhelfen?
Hallo Lothar,
Ich knüpfe an deinem Punkt 2 an: Was in dem Podcast kritisiert wird, zeigt eigentlich auf, dass eine lebendige Gruppe ganz normaler Menschen beschrieben wird. Die Botschaft meines Glaubens ist: Christus hat hier auf der Erde gelebt, wurde gekreuzigt und ist auferstanden, um unsere Sünden zu vergeben. Daran würde ich Hillsong messen. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“ Dass Leute so und so sind, übertreiben und sogar sündigen ist klar, darum musste doch Christus kommen.
Zur Überschrift Gottesformel: Mathematik ist anders!
Hallo Lothar 🙂
Als einer der O-Töne im „Toxic Church“ – Podcast möchte ich mich an dieser Stelle gerne einmal hier melden und etwas richtig stellen: du sagst mehr oder weniger, ich hätte mich damals mit sechs Jahren für Gott entscheiden, weil ich Angst vor der Hölle hatte („die Bedrohung der Hölle hat zu dieser Entscheidung geführt“). Das stimmt so nicht – ich habe mich für Jesus entschieden, weil meine Mutter immer sehr positiv über ihren Glauben gesprochen hat, und ich das für mich auch annehmen wollte (wie reflektiert eine solche Entscheidung mit sechs Jahren getroffen werden kann, sei mal dahin gestellt). Es gab aber weder „Manipulation“ noch „Druck auf ein sechsjähriges Mädchen“ wegen Androhungen einer Hölle! Ich habe die Hölle erwähnt, um das Prinzip der Lebensübergabe und der persönlichen Entscheidung für den Glauben an Jesus zu erklären, was ja untrennbar mit dem evangelikalen Christentum verbunden ist. Da es ja auch Hörerinnen und Hörer gibt, die mit solchen Themen noch nie zu tun hatten, habe ich das an dieser Stelle erklärt.
Später im Podcast sage ich auch, dass ich den Glauben in meiner Kindheit und Jugend als etwas sehr Positives wahrgenommen habe. Ich habe auch bei meiner landeskirchlichen Konfirmation mit 14 Jahren für mich ganz bewusst das Bekenntnis zu Jesus erneuert – weil ich ihm ganz klar sagen wollte, dass ich immernoch und immer mehr an ihn glaube. Mit 21 Jahren habe ich mich in Konstanz als Erwachsene auch nochmal taufen lassen. Sozusagen als drittes Bekenntnis in meinem Leben, und alle waren ernst gemeint, kamen von Herzen und waren nicht von Angst geprägt. Tatsächlich hatte ich damals kaum Angst vor der Hölle, weil ich mir immer sehr sicher war, dort nicht hinzukommen. Warum ich heute trotzdem nicht mehr glaube, wird man später im Podcast auch noch hören.
Ich finde es sehr gut, dass du dich in deinem Blog und Podcast kritisch mit der Höllenlehre auseinandersetzt und finde auch die Reflektionsfragen sehr gut, die du an dich und deine eigene Leiterschaft, sowie an deine Leserinnen und Leser und Kolleginnen und Kollegen stellst. In diesem Sinne hat der Podcast für mich hier schon einen Mehrwert erzielt, auch wenn du viel zu kritisieren hast.
Auf einige deiner Punkte gehe ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ein.
Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Sandra 🙂
Liebe Sandra, sehr cool, dass Du hier mit kommentierst. Und damit dazu beiträgst, ein treffendes Bild zu erhalten. Ich hatte Deinen Hinweis bei Minute 7:40 so aufgefasst. Fand Deine O-Töne in Episode insgesamt sehr bemerkenswert! Nun arbeite ich gerade an der Reflexion zur Episode 3. Wenn Du offen wärst, hätte ich eine Nachfrage, damit ich das am Montag zutreffend wiedergebe. Wenn ja, kannst Du mir gerne eine Mail an der-leiterblog@web.de schicken, dann kann ich persönlich nachfragen.
Lieben Gruß aus Mannheim
Lothar
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