Hier beginnt sie, die Reflexion. Also noch nicht ganz. Offiziell geht es am Montag los. Aber ein paar Vorgedanken sind mir wichtig, nachdem schon die Ankündigung, diesen Podcast reflektieren zu wollen, zu den sicher intensivsten Rückmeldungen der letzten 40 Jahre geführt hat, die ich für irgendetwas bekommen habe, was ich tat. Und das, obschon bislang noch kein Wort der Reflexion auf dem Blog steht.
Die einen haben vermutet, dass ich Hillsong „schützen und rein waschen will“! Die anderen haben, aufgrund der gleichen Texte auf dem Blog und meinem Account bei Facebook, genau das Gegenteil befürchtet. Warum aber überhaupt diese Reflexion ab Montag?
- Warum diese Reflexion?
- Ein Geheimnis!
- Nicht allein!
- Was nicht reflektiert wird!
- Hillsong Germany!
- Meine Fragestruktur
Warum diese Reflexion?
Klaus Schönberg, Referent für Gemeindegründung im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden hat wunderbare Worte für mich auf Facebook für das gefunden, was meine Intention ist. Warum ich das auch wichtig finde, und mich davon weder von der einen, noch von der anderen Seite abbringen lasse:
»Ein professionell aufgemachter Podcast, wie Toxic Church, mit 8 Folgen, wird Impact haben. Kritik an Hillsong, berechtigt oder unberechtigt, wird (fast) automatisch zur pauschalen Generalkritik an allen wachsenden Kirchen. Warum sollen säkulare Medien die alleinige Deutungshoheit über Hillsong haben? Warum hatten wir bisher nicht selbst den Mut etwas anzusprechen, was anzusprechen gewesen wäre. Hilfreich wäre hier eine öffentliche Kultur, in der ein Diskurs gewollt und konstruktive Kritik erwünscht ist.«
Nun, das ist tatsächlich die Absicht. Ein paar weitere Hintergrundinfos:
- Ich liebe die Kirche in ihrer vielgestaltigen Form: Landeskirchen, Freikirchen, freie Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften, Werke, Initiativen, Netzwerke, Hauskirchen … Evangelische, Katholische, Orthodoxe, Baptisten, Pfingstler, Mennoniten, Methodisten, FeG’ler, Adventisten … und wie die anderen 42.000 Denominationen sich nennen, die es geben soll.
- Vielleicht ist diese Eröffnung schon (m)ein Verhängnis: denn die Denominationen denken nicht alle gut übereinander. Ist klar, leider. Ich bin mit diesem Gedanken am Start: „Egal wie die Wolle gefärbt ist: Hauptsache Schaf!“
- Und ich leide an Kirche: ihre Skandale, der Missbrauch, Starkult, Verschwendung, Machtstreben, Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit …
- Ich stehe nicht außerhalb: auch bin ich mir bewusst, dass ich selbst zu all dem fähig bin! Ich brauche selbst einen Erlöser. Ich kann mich nicht selbst erlösen.
- Schließlich: ich liebe Leiterinnen und Leiter! Leute also, die Verantwortung übernehmen und die Last tragen. Und damit oft zu einer Zielscheibe werden. Das ist nicht immer einfach, Verantwortlicher zu sein. Auf alle Fälle ist es immer (!) einfacher, als Außenstehender zu wissen, was Verantwortliche besser machen müssten. Ich kenne beide Seiten aus eigener Erfahrung.
- Leiter brauchen Ermutigung. Das ist das Motto des Leiterblogs, seit er 2012 seinen ersten Beitrag ins Netz schickte.
- Leiter brauchen aber auch Wahrheit, Korrektur und Offenheit, sich selbst zu reflektieren.
- Dieser Aufgabe habe ich mich mit dem Leiterblog verpflichtet. Ich finanziere den Blog selbst. Ein paar Gönner helfen mit.
Das ist nun mein Ausgangspunkt, aus dem heraus ich reflektiere. Es ist eine persönliche Reflexion des Podcasts, nicht aller darin erhobenen Vorwürfe, Gedanken, Erfahrungen und Meinungen.
Ein Geheimnis!
Ich glaube auch, dass die Kirche einen Auftrag hat, für Werte steht und dass das, was sie verkündigt, ein Geheimnis ist (Kolosser 1,26), das lange verborgen war. Erst durch Jesus ist es enthüllt worden. Das hat ernsthafte Konsequenzen für den Verstand, unser Verstehen. Für die Ethik und Lebenspraxis. Glaube braucht Konsequenzen, wenn er lebendig sein soll. (Jakobus 2,17) Da ringen Christen miteinander im Bewusstsein, das alles Erkennen nur Stückwerk ist (1. Kor. 13,9-10). Leute, die keinen Bezug zum christlichen Glauben haben, stoßen sich an diesem Geheimnis! (1. Kor. 1,18) Auch das will in der Reflexion bedacht sein.
Nicht allein!
Ich reflektiere nicht allein! Da sind ein Dutzend weiterer Personen, oder noch mehr, die mir ihre Reflexionen Woche für Woche zur Verfügung stellen. Aus einem weiten Spektrum kommen diese Leute, decken eine große Altersspanne ab und haben Vorlieben für unterschiedliche Stile und Traditionen von Kirche. Ich nehme diese Rückmeldungen mit auf, verarbeite sie in meinen Beiträgen, die aber bewusst als meine Sicht, meinen persönlichen Beitrag zu verstehen sind. In Absprache mit diesem Team geschieht das. Daher auch keine weiteren Namen. Ich nehme das ganz auf meine Kappe.
Was nicht reflektiert wird!
Viele Dinge im Blick auf Hillsong International sind bereits öffentlich. Die Leitung der Church hat selbst viele Themen aufgegriffen, angesprochen, öffentlich eingeräumt und kommentiert. Ob das reicht? Nun, ich kann das nicht beurteilen. Aber zur Kenntnis will ich das schon nehmen! Hillsong Germany hat auch ein Statement gepostet, das man zumindest wahrnehmen muss. Hier kann es eingesehen werden. Falls es später einmal von der Website genommen wird, kann es dann hier im Archiv des Blogs gefunden werden.
Hillsong Germany!
Der Podcast hat sich selbst als Aufgabe gestellt, vor allem auf die deutsche Situation einzugehen. Das fand ich spannend und daraus habe ich den Fokus abgeleitet, der mich in der Reflexion leitet. Wie ist das im Blick auf Hillsong Germany?
Meine Fragestruktur
Grundsätzlich: wer einen Podcast öffentlich stellt will eine Meinung, Sicht … prägen. Dazu verhalte ich mich als Hörer. Ich stimme zu, ich ärgere mich, ich widerspreche, ich ignoriere, ich rede mit anderen darüber, ich bilde mir meine Meinung …
Ich höre mit meiner Biografie, verknüpfe mit meinen Vorkenntnissen, konsultiere andere Quellen, denke nach, nehme meine Emotionen wahr usw.
Nicht zu reagieren ist auch eine Reaktion. Ich habe für mich eine Fragenstruktur erarbeitet, die mich nun in dem Umgang mit dem Podcast leitet. Hier ist sie:
- Was nehme ich wahr?
- Was kann ich nachvollziehen?
- Was macht mich nachdenklich am Podcast?
- Was finde ich fragwürdig?
- Was schlussfolgere ich daraus?
Diese fünf Fragen strukturieren meine Reflexionen. Am Montag kommt die erste Reflexion.
Ich freu mich also sehr auf diese Serie! Die Intention dahinter ist das, was mich abgeholt hat. Die Reflexion der Podcast-Folgen werde ich für mich auch persönlich machen und bin natürlich dann auf die Ergebnisse hier gespannt. 🙂
Dankeschön 🤩
Das gefällt mir – das ist ehrlich!
„ Ich stehe nicht außerhalb: auch bin ich mir bewusst, dass ich selbst zu all dem fähig bin! Ich brauche selbst einen Erlöser. Ich kann mich nicht selbst erlösen.“
Ich freue mich darauf und glaube dass es auch zugleich ein wieder Aufbau einer verlorenen Kirche zugleich ist! Das ist nicht nur eine Reflexion – ich darf und möchte mir lernen.
Danke für deinen Einsatz!!
Danke für deinen Mut, das hier anzupacken! Vielleicht lohnt sich auch ein Seitenblick auf eine dreiteilige Arte-Serie: „Evangelikale – mit Gott an die Macht.“ Auch da würde mich die Reflexion interessieren, auch wenn es in erster Linie um die Situation in den USA geht.
Da ich das alles ehrenamtlich anpacke, muss ich mich fokussieren Ingo. 🙈🤩 Aber eines wird klar: die Medien werfen Fragen auf, mit denen wir uns auseinandersetzen sollten.
Letzte Woche hörte ich von einer Frau, die plante in eine lebendige Kirche zu gehen, um mehr über den Glauben zu erfahren. Dann schaute sie die ARTE-Serie und traf die Entscheidung, lieber nicht bei den „Evangelikalen“ reinzuschauen.
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