
Diese Gedanken bewegen mich seit einiger Zeit! Was denkst du dazu?
Der Anfang voller Begeisterung
Als ich in den späten 1970er Jahren Christ wurde, war für mich sofort klar: Gebet ist das Herzstück des Glaubens. Jesus selbst hat gebetet – ganze Nächte lang. So intensiv, dass seine Jünger ihn baten: Herr, lehre uns beten! Und Paulus legte noch nach: Betet ohne Unterlass. Vor allen anderen Dingen: betet!
Ich hörte damals von Südkorea. Von Yonggi Cho, von riesigen Gemeinden, von Gebetsnächten und Gebetsbergen. Ich war Jugendpastor in Altensteig bei JMS, und wir waren so begeistert, dass wir sogar unseren eigenen kleinen „Gebetsgipfel“ anlegten. Natürlich nicht so imposant wie in Seoul – aber ein Symbol für unsere Sehnsucht: Gebet als Schlüssel für Erweckung.
Ich war überzeugt: Wenn Christen beten, dann kommt Aufbruch. Punkt.
Immer neue Rezepte
Im Laufe der Jahre lernte ich viele andere Ansätze kennen:
- Die tiefe Bibellehre sei der Clou
- Predigten, die relevant für diese Zeit sind
- evangelistische Aktionen, raus aus dem Gemeindehaus
- Jüngerschaftsprogramme, Hauskreise, Zellgemeinden,
- Seeker-Gottesdienste, kreativ, qualitativ
- prophetische Dimensionen (später apostolische Dimensionen)
- und schließlich Worship, der ganze Generationen geprägt hat.
Alles hatte seine Berechtigung. Ich konnte mit allen Impulse viel anfangen. Aber der Gedanke, dass das jetzt der Game Changer ist, konnte mich letztlich nicht überzeugen. Die Realität über Zeit zeigte es mir immer neu.
Und ich fragte mich leise: Gibt es überhaupt den einen Schlüssel?
Das Gespräch, das mich traf
Vor kurzem traf ich meine Freunde Bernhard und Febe Olpen. Bernhard ist mein Jahrgang, wir beide waren in den 80ern fasziniert von Südkorea. Die beiden hatten gerade eine tolle Konferenz in Singapur besucht und wagten anschließend einen Abstecher nach Korea.
Wir saßen zusammen, trauerten gemeinsam ob der Krankheit von Heike, erzählten uns aus unserem Alltag – bis Bernhard plötzlich Zahlen nannte, die mich innerlich still werden ließen:
- Vor dem Koreakrieg: 4 % Christen.
- 1985, auf dem Höhepunkt: 34 %.
- 2015: 22 %.
- Heute: Nur 3 % der Jugendlichen bezeichnen sich noch als Christen.

Ähnliches hatte mir Evi Rodemann schon berichtet, die den Lausanner Kongress in Seoul mitorganisiert hatte. Aber als Bernhard mir diese Zahlen direkt sagte, war es, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen.
Der Bruch
Wie passt das zusammen? Da gibt es ein Land, in dem Generationen mit Leidenschaft, Hingabe und Ausdauer gebetet haben – vielleicht intensiver als irgendwo sonst auf der Welt. Und doch findet die junge Generation nicht mehr ihren Weg in den Glauben.
Mein bisheriges Denken gerät ins Wanken. Reicht Gebet allein nicht? Haben wir es zu einfach gesehen? Oder müssen wir neu lernen, was Gebet wirklich bedeutet – und wie es mit unserem Handeln zusammengehört? Was ist in Südkorea schief gegangen … ?
Offene Fragen für mich
Nach über 45 Jahren Nachfolge Jesu und Jahrzehnten im Gemeindebau habe ich auf diese Frage keine schnelle Antwort. Keine fromme Standardformel, keine Beruhigungspille. Diese Frage treibt mich existentiell um.
Und jetzt möchte ich dich einladen, mitzudenken:
👉 Was denkst du?
- Wie verstehst du die Entwicklung in Südkorea?
- Welche Rolle spielt Gebet für dich – persönlich und in deiner Gemeinde?
- Und was braucht es, damit Glaube lebendig an die nächste Generation weitergeht?
Schreib deine Gedanken in die Kommentare oder direkt an mich. Lass uns gemeinsam suchen, fragen, beten – und vielleicht auch neu lernen.
Zurück auf dem „Gebetsgipfel“
Wenn ich an unseren kleinen Gebetsgipfel in Altensteig zurückdenke, dann sehe ich uns dort – voller Hoffnung und Erwartung. wie viele Gebetstage, Gebetsnächte, die Frauengebetsarbeit, Wochenenden von Männern mit Fasten und Gebet, Jugendgebetstage, Frühgebet der Jugend – jeden Samstag um 6:30 Uhr …
Heute stehe ich mit offenen Fragen da. Aber mit derselben Sehnsucht wie damals: dass Gott unser Gebet hört und uns zeigt, wie Glaube lebendig bleibt – für unsere Generation und die, die nach uns kommen.

Lieber Lothar,
dein realistischer Blick und deine Ehrlichkeit berühren mich immer wieder! Danke, danke!
Ich bin erst 41 Jahre eine Nachfolger Jesu. Der erste in meiner Herkunftsfamilie. Dann durfte ich erleben, wie meine zwei Brüder und schlussendlich auch meine Eltern zum Glauben kamen. Die Eltern waren aber jeweils in gläubigen Elternhäuser aufgewachsen. Dann kam für sie die Sehnsucht nach sozialem Aufstieg und Gott hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben. Bis wir Kinder zum Glauben kamen…
Für mich war uns ist Gebet extrem wichtig. Aber ist es DER eine Schlüssel? Meine Frau und ich gründeten eine Gemeinde mit 7 Leuten. Nach 25 Jahren übergaben wir eine Gemeinde mit 200 Erwachsenen und 70 Kindern in jüngere Hände. Ich bin jetzt seit 15 Jahren Missionsleiter in vier Organisationen.
Ich bete seit 36 Jahren für unsere 3 Kinder und jetzt 5 Enkelkinder. Unsere Kinder haben in der Gemeindearbeit Wunden abbekommen, so dass sie alle nicht mehr in einer Gemeinde sind. Sie glauben an Jesus, aber Gemeinde ist für sie kein Thema. Das tut uns Eltern extrem weh. Sie haben ja mit uns zusammen auch viele unglaubliche Wunder erlebt. Ist es so, dass wenn man christlich-sozialisiert aufwächst, das Evangelium an Ausstrahlung verliert? Muss immer eine Generation übersprungen werden, damit die Leuchtkraft wieder sichtbar wird? Ich weiß es nicht und habe auch viele Fragen.
Dir und deiner Frau wünsche ich weiterhin Gottes Kraft und Zuversicht in der schwierigen Zeit.
Sei lieb gegrüßt und gesegnet
Jürg
Hallo Lothar,
ich bin seit Jahren dankbarer und stiller Leser Deines Leiterblogs. Aber mit dem Thema, was Du gerade angerissen hast, hast Du mich bei meiner aktuell wichtigsten Frage angetriggert. Nach jahrzehntelanger Mitarbeit im Leitungskreis unserer Gemeinde und einem tollen Gemeindewachstum für unsere dörflichen Verhältnisse, zerfällt nun vieles mehr und mehr.
Auch wenn ich jetzt nicht mehr in der verantwortlichen Leitung bin, mache ich mir trotzdem Gedanken darüber, was anders hätte laufen können und müssen.
Das Buch von John Mark Comer „practicing the way“ bzw. „Leben vom Meister lernen“ macht mir deutlich, dass Jüngerschaft ein guter Ansatz sein könnte und ich mache gerade den „Selbstversuch“ in dem ich es mühsam lerne zur Ruhe zu kommen und „mit Jesus zusammen zu sein“, „von ihm zu lernen – ihm ähnlicher zu werden“ und „in meinem Umfeld so zu leben, wie er es an meiner Stelle getan hätte“.
Ich bin davon überzeugt, dass „Ablenkung“ uns genauso von Gott trennt, wie „Sünde“ und möchte es lernen mich wieder neu zu fokussieren und vor Gott zur Ruhe zu kommen.
Das sind aktuell meine beiden Gedanken zu Deinen Fragen. Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Blog.
Danke für Deine wertvolle Arbeit und Gottes spürbare Nähe und Kraft für Dich / Euch.
Herzliche Grüße, Burkhard
Lieber Lothar,
danke für diese Worte. Sie drücken aus, was mich auch schon lange beschäftigt, aber selten spricht es jemand öffentlich so deutlich aus…
In unserer langsam wachsenden Gemeinde kommen etwa so viele neue Leute hinzu, als wir einige unserer eigenen Kinder und angenommenen „Kinder“ verlieren. So glauben wir, zu wachsen, sind dauernd beschäftigt damit, neue Leute in Jüngerschaft zu führen, aber eigentlich verändert sich nur die Zusammensetzung…
Meine Gedanken dazu sind vielfältig. Ich habe beschlossen, mich einzulesen, was erfolgreiche Familienunternehmen machen, die vieles mit uns gleich haben. Auch sie kämpfen mit dem „Fluch der 3.Generation“. Bauen aber eigentlich für die Enkel bzw Urenkel. Stehen zwischen Bewahrung von Werten und Innovation… Haben nicht den schnellen Profit im Sinn sondern bleibende Frucht… Ich habe das Geheimrezept noch nicht gefunden… Hab noch viel zu lesen;)
Ansonsten fand ich die Botschaft des Buches „Wenn Kinder andere Wege gehen“ hilfreich: Du kannst alles richtig machen, deine Kinder können sich dennoch selbst entscheiden, für oder gegen Gott und Teil seiner Gemeinde zu sein. Da passt natürlich Gebet dazu. Und Vorbild sein. Und Jüngerschaft. Und Gemeinde gesund bauen. Und all der Rest…
Ich denke da auch an die allererste Jesus Bewegung… Viele folgen ihm…Also eine große Menge! Und dann verlassen sie ihn. Es reduziert sich. Und er fragt seine Engsten: „Wollt ihr mich auch verlassen?“… Er hat das selbst erlebt. Obwohl er alles richtig gemacht hat, nehme ich an. Die Entscheidung liegt noch immer bei jedem einzelnen Menschen.
Warum die beste Botschaft dieser Welt es so schwer hat…? Ich glaube, es hat sich nichts verändert seit dem Vorfall im Garten Eden. Dieselben Hindernisse und Feinde…
Wie hält es Gott nur aus, da zuzuschauen, wenn schon unser Herz schwer wird beim Zuschauen…?
Hallo Lothar,
Dein Blog ist immer wieder inspirierend, vor allem in deiner Authentizität. Danke dafür-
Weil mich deine Fragen auch umgetrieben habe, wiewohl ich selbst einen geistlichen Aufbruch erlebt habe, habe ich Gemeindegründungsbewegungen weltweit systematisch untersucht.
In 147 verschiedenen Bewegungen in allen sechs Mega-Kulturen der Welt haben wir 11 „Boosters“ (also fördernde Faktoren) verifiziert, Gebet einer von ihnen. Zusätzlich haben wir 11 „Blockers“ (hindernde Faktoren) identifiziert.
Die Ergebnisse sind in dem Buch „What Actually Starts Movements“ veröffentlich worden. Du findest einen Preview sowie Blogartikel auf meiner Webseite: https://www.catalyticleadership.info/what-actually-starts-movements
Sorry, es ist derzeit alles auf Englisch, weil meine Arbeit in der angelsächsischen Welt großes Interesse erfährt, in DACH bisher nur begrenzt.
Wenn du Interesse hast, können wir gerne mal persönlich reden.
Sein Friede seit mit dir!
Emanuel (Prinz)
Hallo Lothar,
ich finde es super, dass das Thema hier so offen angesprochen wird. Die bisherigen Kommentare zeigen, dass es wohl ein Thema ist, das nicht nur dich beschäftigt 😉
Mein Gedanke dazu ist, dass Gebet in den (Frei)Kirchen, die ich kenne, leider viel zu oft als Mittel zum Zweck („Schlüssel“) verstanden wird bzw. in dem Sinne, dass Gott nur oder besonders dann wirkt, wenn wir gebetet haben. Mittlerweile finde ich diese Sichtweise sehr schwierig. Mein Eindruck ist eher, dass Gott wirkt (auch völlig ohne Gebet) und mein kleines Gebet sein darf, dass ich erkenne, wo er das tut.
Ich nehme bei mir eine große Blindheit wahr, weil ich durch meine Prägung eine (vielleicht viel zu enge und festgefahrene) Vorstellung davon habe, wie Gottes Wirken auszusehen hat. Lange dachte ich, dass es die großen Aufbrüche, Erweckungen, Events, Begeisterungsstürme, Lobpreiserfahrungen, vorbildlichen Lebensstile, charismatischen Führungspersönlichkeiten … braucht.
Da bin ich mittlerweile eher von weg… Das Evangelium ist für mich etwas Alltäglicheres und Gewöhnlicheres geworden. Es ist eher eine leisere Stimme, die aber nachhaltig und kraftvoll ist. Bin ich jemand der viel betet? Wahrscheinlich nicht im klassischen Sinne. Und doch beschäftigt mich »Gottes Ja zur mir und meinen Mitmenschen« weiterhin so gut wie jeden Tag.
Bin ich vielleicht nur enttäuscht und zynisch und habe mich zurückgezogen? Möglicherweise…
Bin ich Gebets- und Gemeindemüde? Möglicherweise…
Vielleicht wurde aus dem Christentum aber auch etwas aufgrund unserer westlichen Kultur, was es im Kern gar nicht ist… Ich weiß es nicht…
Viele Fragen (sicher auch Zweifel) und dabei doch ein kleines Vertrauen, dass Gott tut, was gut ist, und davon vielleicht mehr als ich mit meiner Begrenztheit und Erfahrung wahrnehme.
Die Frage: „Und was braucht es, damit Glaube lebendig an die nächste Generation weitergeht?“
Viel Ehrlichkeit. Gemeinsam essen. Augenhöhe. Gemeinsames Suchen. Das Gute tun. …
Wie das alles gelingt? Keine Ahnung. Den einen Schlüssel gibt es da nicht und vielleicht ist das auch viel individueller und situativer, als ich bisher dachte und mir vermittelt wurde. Aber ich will leben, gestalten und entscheiden und dabei vertrauen, dass das Wichtigste, was getan werden muss, bereits getan ist.
Viele Grüße
Hallo Lothar,
anbei meine bruchstückhaften Gedanken dazu.
zu 1) Wir beten seid vielen Jahren für Japan. Laut OMF hat sich zwischen 2019 und 2024 die Anzahl der eh schon geringen Christen von 0.5-1% um 30% reduziert. Also eine ähnliche Entwicklung. Basierend auf einem Input hin habe ich angefangen die Bibel dahingehend zu studieren was denn wäre, wenn Gott zornig wäre. In 5. Mos 28,63 steht drin (als Ende einer Entwicklung), das man einen Zustand erreichen könnte in dem Gott sich daran freut einen zu verderben (ja ich weiss das dies der alte Bund ist – trotzdem ist es der gleiche Gott – und auch im NT findet man ähnlich harte Passagen). In Malachi 2 steht folgendes Und nun, ihr Priester, dieses Gebot gilt euch! 2 Wenn ihr nicht hören wollt und ihr es euch nicht zu Herzen nehmt, meinem Namen die Ehre zu geben, spricht der HERR der Heerscharen, so schleudere ich den Fluch gegen euch und verfluche eure Segenssprüche; und ich habe sie auch schon verflucht, denn ihr nehmt es nicht zu Herzen! 3 Siehe, ich schelte euch die Saat und will euch Kot ins Angesicht streuen, ….
Röm 1,21ff greift die in gewisser Weise auf: 21 Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt…. und dann gibt sie Gott dahin in..
Ich habe bisher für mich davon mitgenommen: durch mein Verhalten kann es dazu kommen das ich mich von Gott entferne – oder er sich von mir entfernt – und er sogar dementsprechend handeln könnte.
Und Rom 1,21 sagt das Dankbarkeit dies verhindern kann. Ich für mich versteh das als eine persönliche, auch konkrete tägliche Dankbarkeit gegenüber Gott – auch sichtbar gegenüber für die Menschen um mich herum
Ich kann für Menschen, Nationen beten – aber so wie mein Verhalten mich von Gott wegbringt kann auch ihr Verhalten ähnliche Konsequenzen haben. Mein Gebet ist nur eine Einflussgröße von mehreren Einflußgrößen
2) Gebet ist sehr wichtig für mich – gleichzeitig bette ich manchmal fast weniger und versuche erst mal zu verstehen was Gott denn möchte was ich JETZT beten soll und ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.
Ich weiss nicht ob ich nicht manchmal das ‚falsche‘ oder vielleicht sogar das entgegengesetzte von jemand anders bete. Und wenn lauter entgegen gesetzte Gebete bei Gott ankommen hmmm – Gott ist groß aber vermutlich werden dann viele Erwartungen enttäuscht.
3) Persönlich habe ich erlebt das authentisches Miteinander, viel Demut und auch Entschuldigung von einem selber zu einem guten Miteinander mit der nächste Generation führt – in der Familie wie in der Gemeinde…
Wir haben gerade 21Tage Pray First beendet. Ist 2mal im Jahr fester Bestandteil des Kirchenjahres!
Diese Tage um 5.00/6.00 Uhr, Samstags ab 09.00 Uhr gemeinsam mit 20-50 Geschwistern mit diesem besonderen Fokus GEBET für Gebetsanliegen aus & in der Gemeinde(Karten) zu starten, verändert die eigene oft Alltags zentrierte Perspektive und lehrt Gottes-Perspektive einzunehmen!
Dabei gewinnt man Kraft – für das gesamte Leben!
Kurz zur Klärung der Quote: ca. 800 GD Besucher, 20 – 50 Leute. Ist das so richtig?
Ja so in etwa – Nur Standort Bremen in 2 Gottesdiensten ca.700 GT !
Dankeschön.
Lieber Lothar,
deine Fragen sind immer gut, hängen zuweilen auch zusammen – sogar, als du vor langer Zeit gefragt hast, wie es passieren kann, dass Leiter fallen und die Umgebung bekommt es nicht mit, wo eigentlich bsp. die prophetischen Gaben wären usw.
In den letzten Jahren habe ich Erfahrungen gemacht, die mich zu folgenden Gedanken bewegen, nur grob systematisiert und eben meine Gedanken. Klar, es gibt unzählige Bücher zum Gebet, die sicherlich alle besser durchdacht sind.
Ja, ist viel, aber man muss es ja nicht lesen 😉
1. Wir nehmen Gott nicht wirklich ernst – eine steile Behauptung, ich weiß. Manche leben die Theologie, dass Gott ja alle Krankheiten heilen würde, und zwar jetzt und hier. (klingt auch ein bisschen wie das Wohlstandsevangelium). Schwierig, weil Gott es in den meisten Fällen eben nicht macht. Und? Kaum ein Gebetskreis fragt, ringt voller Demut um die Antwort vor unserem Herrn, warum er es nicht gemacht hat („hörend beten“). Oder wozu es war. Klar, Gott muss nicht antworten. In Oldenburg hatten wir damals erfahren, dass wir als FCG uns mit der abgespaltenen CCO versöhnen müssen, dass dann Segen käme – das taten wir und es kam Segen.
Aus einer vermeintlichen glaubensvollen Theologie folgt letztlich Zweifel und Unglaube für andere Anliegen.
In unserer Gemeinde wurde für ein neues Gebäude gebetet. Die Eindrücke waren stark, dass wir ein bestimmtes Gebäude bekommen würden. Doch wir bekamen es nicht. An keinem Gebetsabend wurde innegehalten und geprüft, was vielleicht von unserer Seite (prophetisch) falsch verstanden wurde. Es wurde auch Gott nicht gefragt, was er sich dabei gedacht hat.
Oder „falsche“ Wunder: Was hilft es, wenn jemand sagt, sein Marmeladenbrot sei – Gott sei Dank – mit der Marmelanden-Seite nach oben gelandet oder er habe einen Parkplatz bekommen. Aber der allmächtige Gott vermag nicht, meine Krankheit zu heilen – oder er will es nicht. Aber das Marmeladen-Brot …
Ich zähle dazu auch den Spruch „Ich glaube an die Macht des Gebets“ – es klingt fromm, ist aber letztlich nur leichtfertig dahergesagt und zeugt davon, dass keine ernsthafte Beziehung zum himmlischen Vater vorhanden ist. Denn das Gebet hat keine Macht, sondern es ist unser gnädiger himmlischer, allmächtiger Vater, der sich über uns erbarmt und gnädig zuhört.
Hier zähle ich auch flappsige Sprüche dazu wie „Ihr könnt gerne nach dem Gottesdienst nach vorne kommen, um euch einen Segen abzuholen.“ Das klingt gewiss cool und jugendlich, es macht aber letztlich das Gebet und den Segen klein. Denn danach kann man sich ja auch einen Kaffee abholen.
2. Gemeinde betet nicht/kaum dafür: Obwohl ein neues Gebäude ganz klar ein Ziel der Gemeinde war, hat man sich von der Leitung geweigert, dafür regelmäßig in den sehr gut besuchten Gottesdiensten zu beten, es wurde auf den Dienstags-Gebetsabend verschoben. Klar, es ist keine Sünde, zeigt aber letztlich, dass es offenbar doch nicht so wichtig war. Biblisches Beten sieht anders aus. Ich hatte es mehrfach den Leitern gesagt, aber man entschied sich weiterhin dafür, nicht zu beten.
Oder im Blick auf unser Raumproblem (Kinderarbeit): Es gibt einen Gebäudeteil neben dem gemieteten Gottesdienstgebäude, der vom Vermieter eigentlich nicht mehr benutzt wird. Aber anstatt beharrlich dafür zu beten, dass Gott uns Wohlwollen schenkt und wir diesen Teil auch mieten können, wird dafür nicht mehr gebetet – und auch schon gar nicht im Gottesdienst mit allen zusammen. Warum? Vielleicht, weil unser Gottesdienst gestreamt wird und die Zuschauer es nicht sehen sollen?
3. Herumplappern statt ernsthaft beten. Wie oft wissen die Betenden (Gebetskreise) nicht, was eigentlich das Anliegen war und was man wollte. Oh, wie laut es zuweilen zugehen kann, wenn inbrünstig gebetet wird – und das klingt unheimlich fromm, Stichwort „geistliche Kampfführung“. Und dann vermischt man noch in den Gebeten das Loben, Bitten und geistliche Kampfführung, wo man – eben noch in der Bitte vor Gott – anfängt, den dunklen Mächten zu gebieten. Antwort meines Leiters: Das ist halt unsere DNA, so zu beten. Aha. Jesus hat aber das Beten anders gelehrt …
4. Es fehlt zuweilen die Erkenntnis, dass Gott sich unser bedient, dass wir das erbitten, was in seinem Willen ist. Aus dem Grund sollten wir immer um Weisheit beten, dass wir Seinen Willen verstehen. Wie wenig wird das getan. Und so bitten wir alles Mögliche, was nicht auf Gottes Plan steht, anstatt zu schauen, was unser himmlischer Vater möchte. Das nenne ich „hörendes Gebet“. Nebenbei: Wo steht noch mal in der Bibel, dass es eine große Erweckung unter den Jugendlichen geben wird?
5. Gott nimmt Sünde sehr ernst – besonders, wenn Christen und gerade Leiter die Sünde unter den Tisch kehren (Stichwort: „Geistlicher Machtmissbrauch“). So geschehen 2017, wo eine missionarische, wachsende Gemeinde vom Pastor und Präsidium (Präses) samt BFP-Vorstand gegen eine Wand gefahren wurde. Die, die sich für eine Lösung eingesetzt haben (gerade auch ich) wurden geächtet. Bis heute (!) hat sich niemand bei mir gemeldet – und ich bin Bruder im Herrn! Sogar auf meine damaligen rechtliche Briefe (Widersprüche per Einschreiben) wurde nicht geantwortet, es wurde somit Unrecht gedeckt. Wie haben wir damals darum gerungen, dass Friede und Versöhnung, aber auch Vergebung kommt, dass man alles öffentlich vor Gott bringen soll. Kein Interesse, nur Durchziehen des geistlosen Plans (und Vernichten einer missionarischen Gemeinde zur Freude Satans). Wie gut, dass Hananias und Saphira nur Ausnahmen waren …
Wie können die Leiter glauben, dass Gott da weiter zu ihnen spricht, wo sie die Schuld nicht sehen wollen? Darum fährt der BFP in meinen Augen gerade zunehmend geistlich gegen eine Wand, weil ihre Leiter weiterhin die Sünde im Dunkeln lassen – leider auch der neue Präses.
Man sollte mal das Buch „Bist du es, Herr?“ von Loren Cunningham lesen, wo der auf Heiligkeit Gottes im Blick auf JMEM eingeht.
6. Rücksichtslosigkeit, Lieblosigkeit und auch Ungerechtigkeit in der Gemeinde: Ein Grund für unser Raumproblem in der Kinderarbeit war, dass sie auch durch lauten Lobpreis extrem gestört wurde. Anstatt den Lobpreis aus Rücksicht etwas runterzuregeln (was eigentlich demütig gewesen wäre), beschnitt man die Kinderarbeit – weil alle angeblich diesen lauten Lobpreis wollen – natürlich zur Ehre Gottes. Es gab kein Einlenken. Gott segnet so etwas aber nicht.
Wie viele Kaffeedienste kaufen besseren Wissens billigsten Kaffee, der sogar mit Kinderarbeit hergestellt wird? Sie beuten damit als Gemeinde die schwächsten Menschen aus, die vielleicht sogar Christen sind. Es gibt genügend Möglichkeiten, fair produzierten Kaffee zu kaufen. Ja, dann kostet das Kilo wirklich 35 Euro. Und wir lesen und glauben, dass unser Gott gerecht ist …
7. Falsche Propheten (Dtn 18,22 😉 : Du hast über die Entwicklung in Südkorea geschrieben. Das beobachte ich auch bei uns. Und trotzdem kommen irgendwelche „Propheten“ und erklären, es werde eine große Erweckung unter den Jugendlichen ausbrechen. Klingt gut und fromm. Aber wir alle lassen uns zunehmend vom Smartphone bestimmen, vor allem unsere Kinder, die in ihrer virtuellen Welt Gott nicht mehr erfahren, die folglich auch nicht mehr die Stimme Gottes hören (können).
Solche Prophetien klingen gut, ich muss doch nicht viel tun, weil Gott es ja tun wird…
Aber: Wenn Erweckung kommt, dann doch, wenn wir aktiv werden, wenn wir unsere Komfort-Zone verlassen und wirklich Jesus nachfolgen. Doch wie soll das u. a. mit Smartphone geschehen und Menschen, die davon abhängig sind? Sorry, aber ich denke, der Zug ist da abgefahren. Vielleicht wird es hier und da kurze Strohfeuer geben, als kleine Modeerscheinung, die aber ebenso wieder verschwinden werden.
Ja, Gott will, dass alle Menschen zu Glauben kommen, aber eben auch zur Liebe! (Die hatten wir übrigens in der zerstörten Gemeinde tatsächlich gelebt, bis der Pastor durchgeknallt war). In den USA gibt es gerade eine andere (aber dennoch ungeistliche) Richtung, da radikalisieren sich junge Christen und stellen sich (getrieben vom verblendeten Charlie Kirk) fast schon militant auf die Seite eines Antichristen, der sogar offen seine Rachegelüste verkündet (jetzt sogar nit Charlie Kirk als Märtyrer). Schön, dass der gegen Abtreibung ist und an manchen Stellen auch die Evangelikalen bedient. Aber die merken es nicht, wie er sie hinters Licht führt, oder sie wollen es nicht wahrhaben. Ähnlich Jos 9 (v. a. V. 14).
Diesen Teil habe ich nur angerissen, es ist noch nicht zu Ende gedacht.
Zusammengefasst: Die Welt ist eine gefallene Welt. Satan hat bereits viele Bereiche in seiner Hand, auch eben im BFP und anderen Denominationen, wenn man den biblischen Weg verlässt und z. B. Sünde unter den Teppich kehrt. Leider gibt es für nicht bekannte Sünden keine Vergebung und somit keinen Segen, erst recht nicht bei geistlichen Leitern, die geistlichen Machtmissbrauch betrieben haben.
Ich komme immer mehr zum Schluss, dass, je länger dieser Zustand in nicht bekannter Sünde anhält, wir umso mehr wir als „Bewegung“ verlieren, Segen, Vollmacht, Gottes Handeln … und Satan freut sich.
Gott weiß das schon von Anfang an, warnte davor, warb dafür, wir finden es bereits in der Heiligen Schrift. Und irgendwann kommt er auf den Plan…
Leider lassen wir es alle zu, dass wir alle verführt werden, wir und unsere Kinder, auch in der Gemeinde. Weil die Verführung so gerissen ist.
Alles Liebe
und Gottes reichen Segen!
Christian
Lieber Lothar, ich denke, dass wir Christen auch sehr stark zum Handeln im Sinne Jesu berufen sind. Da bin ich ganz beim Jakobusbrief, den Luther am liebsten aus der Bibel gestrichen hätte. Gott hat uns so viele Gaben und Möglichkeiten gegeben, die wir auch alle einsetzen sollen. Vom Gebet über Lobpreis, aktive Mission bis hin zu praktischen Hilfe jeglicher Art, sei es als Arzt oder beim Nachbarn und dem bewussten, respektvollen Umgang mit unserer Welt und allen Menschen, die in ihr leben. Zu viel ist das für einen einzelnen Menschen, doch jeder kann seine Berufung für seinen Anteil finden. Auch in einem ganz weltlichen Beruf. Jesus war fast 20 Jahre lang Zimmermann.
… und eine interessante Frage ist noch: wie wurden die Unfragen durchgeführt, wurden jedes Mal die gleichen Fragen gestellt? Vielleicht sind die Zahlen auch sehr verschieden, weil anders gefragt wurde? Beispielsweise, die Frage ob man einer christlichen Gemeinde angehört vs. ob man sich selbst als Christ oder als wiedergeborener Christ bezeichnet könnte sehr unterschiedliche Ergebnisse ergeben – Fakt ist trotzdem in jedem Fall, dass es bei der jüngeren Generation deutlich weniger sind.
Ich weiß das nicht. Ist ja von offizieller Stelle in Korea so veröffentlicht.
Hallo Lothar, Danke für deinen Beitrag 🙂
Ich mich gefragt, was dich bewegt hat, diesen Artikel zu teilen 🤔
Es ist richtig: Wir Menschen suchen immer nach etwas, worauf wir uns stützen können. Bei uns Christen ist es – logischerweise – Christus, der Fels. Hoffentlich! Denn oftmals , anstatt uns auf den Felsen zu stellen, suchen wir immer wieder nach „Patentrezepten“. Man konnte das in den letzten Jahrzehnten gut beobachten, insbesondere im pfingstlich-charismatischen Bereich. Da gab es alle paar Jahre immer wieder neue Wellen, die „gehypt“ wurden. Ich weiß das, denn ich bin selbst Teil der pfingstlich-charismatischen Bewegung und bekenne mich auch zu „unseren“ Schwächen, verschließe meine Augen auch davor nicht. Dazu gehören eben auch jene Wellen, so auch die „Gebetsbewegung“.
Gebet ist kraftvoll! Jesus selbst hat uns dies gelehrt und vorgemacht. Er hat uns aber auch gezeigt, worauf es wirklich ankommt: nämlich auf die Beziehung zu Seinem (und unserem) himmlischen Vater. Diese Beziehung drückt sich nirgendwo intimer aus, als in unserem persönlichen Gespräch mit dem Herrn. Das ist der tiefe Charakter des Gebets, dass es aus unserem Herzen kommt. Wird es aber wie ein bloßes Werkzeug ohne die Zwiesprache mit Gott „angewandt“, ist es wie ein stumpfes Schwert, mit dem wir aus eigener Kraft kämpfen. Oftmals wird dann von „Strategie“ gesprochen.
Lothar, vielleicht hast du genau das erlebt. Deine Motivation ist vermutlich, andere davor zu bewahren, möglicherweise auch in diese Falle zu tappen. Das ist schon gut, doch wir sollten uns auch von den Zahlen aus Südkorea nicht entmutigen lassen, sondern auf die Zusagen aus der Bibel vertrauen!!
Auch meine Kinder (ich habe vier) gehen (noch) nicht alle mit dem Herrn. Aber ich will nicht aufhören, für sie zu beten. So betet auch Jesus für uns 🙏🏻
Was mich bewegt hat, steht am Anfang des Beitrags. Lieben Gruß, Lothar
Spannend, dass du über Korea schreibst. Ich war vor zwei Monaten erstmals in Seoul, habe einen Gottesdienst in der Yoido Full Gospel Church besucht und einen koreanischsprachigen Missionar aus einer evangelikalen Freikirche getroffen. Seine Eindrücke vom geistlichen Zustand des Landes und der Rückgang der Mitgliederzahlen decken sich mit deinen Beobachtungen. Meine Momentaufnahmen (wenige Tage) plus seine Sicht (seit Jahren vor Ort) möchte ich gern teilen:
Kulturkluft zwischen Gemeinde und Jugend: In der Kirche überwiegend ältere, konservativ gekleidete Besucher; es gibt noch Orgeln im Gottesdienstsaal; draußen eine hyper-moderne, „westlicher als der Westen“ auftretende Jugend.
Jugend ohne Resonanzraum für ihre Fragen: Klassische Jugendarbeit in Gruppen, wie in Europa/USA, findet selten statt. Dadurch bleiben Zweifel und wichtige altersbedingte Fragen ohne geistliches Ringen um Antwort. Hier braucht es weniger Konfrontation, mehr Zuhören und sprachfähige Antworten aus dem Evangelium in der Lebenswelt der Jugendlichen.
Megakirchen-Dominanz auf Kosten der Nähe: Nach dem Gottesdienst wurden Besucher busweise heimgefahren. Beeindruckend – aber wenn Kirche vor allem zentral in Geschäftsvierteln stattfindet, droht die Fläche leer zu bleiben. Verkündigung, Jüngerschaft und Hilfe brauchen Nahbarkeit im Kiez, am Campus, in der Nachbarschaft. Größe beeindruckt; Nähe verbindet.
Offene theologische Flanken: Wurden problematische geistliche Trends vergangener Jahrzehnte wirklich aufgearbeitet? Wahrheit hat Bestand – aber ohne theologische Nacharbeit gerät ein System leicht in Schieflage. Transparente, demütige Leiterschaft kann verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Evangelisation im Stil der 50er Jahre verfehlt die Gegenwart: Wir erlebten harte Höllenrhetorik am Hauptbahnhof – laut, drohend, von oben herab. Solche Formen übersehen die heutige Hörerschaft. Statt Lautstärke braucht es Beziehung. Ich denke, dass Gebet der Motor bleibt – aber es führt in geerdete Jüngerschaft, theologische Klarheit und diakonische Präsenz.
Soviel meine Beobachtungen. Ich hoffe und bete mit dir für einen Umschwung – möglicherweise kommt dieser aber weniger durch Megachurches (die in der Vergangenheit ein Megasegen für das Land waren!) als durch viele kleine, gesunde, hörende und betende Gemeinschaften, die nah an der Lebenswelt der jungen Generation sind.
Danke, Lothar, für die offenen Worte.
Nach 40 Jahren engagierter Gemeindearbeit frage ich mich, ob Gebet überhaupt über den Placebo-Effekt hinaus wirkt.
– Sind Gebetserhörungen nicht vielleicht statistische Ausreißer, die dank selektiver Wahrnehmung den Glauben ans Gebet bestärken?
– Sind Gebetserhörungen vielleicht nur die Folge des intensiven Beschäftigen mit einem Thema (Bsp: Ich bete täglich, dass ein Bekannter zum Glauben kommt. Durch diesen täglichen Fokus wird auch mein täglicher Umgang mit dem Bekannten geprägt, er wird oft zu frommen Veranstaltungen eingeladen, erfährt besonders viel Annahme und Aufgeschlossenheit etc…. und kommt dann irgendwann zum Glauben). Wirkt Gebet vielleicht genauso wie Positives Denken?
– Wie viele Nicht-Erhörungen werden vergessen, verdrängt, wegerklärt, um den Mythos Gebet aufrechtzuerhalten? Gerade die frommen Erklärungen, warum Gott Gebete nicht erhört, sind in ihren Widersprüchlichkeiten schwer zu ertragen.
Das Thema Gebet ist inzwischen eine riesige Baulücke in meinem Glauben. Denn nüchtern betrachtet scheinen christliche Gebete genauso wenig wirksam zu sein wie die Gebete/Rituale/Meditationen/positiv thinking etc. anderer Religionen und Ideologien.
Hm.
Meine Freundin Dr. Lilla Szabóné László von der Károli Gáspár University der Reformed Church in Hungary in Budapest hat mir heute folgendes geschrieben und ausdrücklich erlaubt, es in ihrem Namen hier im Kommentar wiederzugeben:
Vor einem Monat ist meine Autoimmunerkrankung wieder aufgeflammt, mit allerlei Beschwerden – vor allem mit starken, manchmal unerträglichen Schmerzen in meinen Händen. Das betraf fast alles, was mir im Alltag normalerweise Kraft gibt – Schreiben, Kochen, Gitarrespielen und mehr. Doch am vergangenen Sonntag hatte ich endlich wieder die Kraft, das Gemüse für ein Essen mit meinen eigenen Händen wieder zu schneiden und für meine Gäste zu kochen.
GELOBT SEI GOTT!
Doch nun zum Thema Gebet:
Immer wenn ich in eine schwierigere Phase komme, frage ich mich: Was hilft wirklich? Ein disziplinierterer Lebensstil? Noch eine Reihe medizinischer Untersuchungen? Oder der Gebetskampf meiner Glaubensgeschwister? Soll ich darum bitten, es aussprechen – oder macht es sowieso keinen Unterschied? Schließlich ist es schon seit über 10 Jahren dasselbe, und so viele haben auf so viele verschiedene Weisen für mich gebetet…
Und doch erinnerte ich mich beim Gemüseschneiden daran, dass es auch jetzt Menschen gab, die gebetet, an mich gedacht und sich darum gesorgt haben, ob es mir besser geht – und die trotzdem geglaubt haben, dass Beten Sinn macht.
Ist es deshalb besser geworden? Wäre es ohne diese Gebete noch schlimmer? Hängt es davon ab – oder nicht?
Dann dachte ich an meine eigenen Fürbitten. Meine Kämpfe: manchmal verspreche ich es und vergesse es dann; ein anderes Mal halte ich treu daran fest, und doch sehe ich keine Wirkung, keine Veränderung, keine Verbesserung…
Und da wurde mir beim Gemüseschneiden klar: Die eigentliche Frage ist nicht, ob dieses Gebet „wirksam“ war, ob es erhört wurde, ob Heilung oder Befreiung deshalb geschehen sind.
Das Wesentliche ist die Verbindung.
Meine Erfahrung ist, dass Fürbitte verbindet.
Zuerst und vor allem mit Gott – der Quelle, der Kraft und dem Ziel unseres Lebens.
Dann mit all denen, die wir im Gebet tragen.
Und schließlich hilft die Fürbitte, dass ich mich mit meinem eigenen Herzen und Glauben verbinde – so wie er gerade ist: Glaube ich noch? Hoffe ich? Suche ich den allmächtigen Gott? Oder haben Gleichgültigkeit, Resignation, Unglaube und Hoffnungslosigkeit die Oberhand gewonnen?
Oft sind diese letzteren Stimmen lauter in mir – und genau dann brauche ich euch umso mehr: Glaubensgeschwister, die jetzt gerade stärker im Glauben sind, die fürbitten, die einander tragen. Wir brauchen einander wirklich auch darin!
Und dann kam mir ein Bibelvers in den Sinn:
„Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen (o. Unfähigen o. Schwachen) zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen.“ (Römer 15,1)
Später am Abend, beim Gottesdienst, kam eine Schwester auf mich zu und fragte: Würdest du für mich beten?
Jedes Mal, wenn wir ein Gebetsanliegen teilen, schaffen wir Raum für diese reiche, vielfarbige Verbindung. Wir alle werden reicher, und das Leben selbst bekommt mehr Würze – genau wie dieses Ofengemüse, das so köstlich geworden ist.
Lieber Lothar, liebe KommentatorenHerzlichen Dank Lothar für Deine wichtigen Ausführungen.Seid langem ist die von Dir und den Kommentatoren angesprochene Thematik in meinen Seminaren und Predigten die Thematik die ich anspreche.Sie beinhaltet Prophetie, Heilung, Evangelisation und Gebet.Alles so dargelegt das Geschwister mir sagten von ihnen ist eine Last abgefallen.Bereits bin ich so lange gläubig, dass alles was angesprochen wurde seid zig Jahrezehnten bekannt ist.Daher sage ich: wenn offensichtliche alle „geistlichen Massnahmen“ nicht die Erwartungen erfüllt muß man sich die Frage stellen: warum ist dies so?Da Gott fehlerlos ist und alles richtig macht müssen wir uns fragen warum reagiert Gott nicht so wie wir es aus „unserer geistlichen Tätigkeit“ erwartet haben?Viele enttäuschte Pastoren, Gemeindeleiter und Geschwister sind mir begegnet die erschöpft sind von all den „unerfüllten Erwartungen“ die geschürt wurden.Gerade was Prophetie und Heilung betrifft.Auch was evangelistische Eindätze betrifft und das Ergebnis.Als Seelsorger (Propheten sind Seelsorger) macht es mir Sorgen das sich Enttäuschungen letzlich gegen Got und den Glauben richten könnten.Aber das alles muß nicht sein.Durch gesunde Lehre über die von mir angesprochenen Bereiche und eine gesunde Praxis der Geistesgaben bringen keine Enttäuschung hervor.Doch leider gibt es viele die sich „als Berufene sehen“ in den oben genannten Bereichen zu agieren, obwohl Gott sie nicht dazu berufen hat.Es würde den Rahmen sprengen würde ich im Detail auf die wertvollen Beitrag zum Thema eingehen.Dies läßt sich nur umfangreich in Seminaren und Predigten erklären.Gott verursacht keine Enttäuschungen.Herzliche SegensgüßeArmando
Lieber Lothar,
ist es nicht so, dass wir immer auf der Suche nach dem Schlüssel, nach der Methode waren und ihn nicht gefunden haben? Wieviel verheissungsvolle Bücher wurden deshalb verkauft! Wir feierten gerade 50 jähriges Gemeindejubiläum. 4 Erweckungen konnten wir in dieser Zeit definieren. Aber niemand kann eigentlich sagen, warum wir diese Erweckungen hatten. Weder hatten wir besonders viel gebetet, noch lebten wir heiliger als heute. Diese geistlichen Aufbrüche mit besonders vielen Bekehrungen waren einfach Geschenke Gottes, Gnade. Das ist mein Fazit.
Herzliche Grüße!
Martin Thalmann