
Eine provokante Frage!
Ich gebe zu, immer wieder reagieren Leute sehr angefasst wenn ich beginne, über die Rolle von Bewegern in Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften … zu sprechen.
Man hört mir nur noch mit einem „halben Ohr“ zu, während man in Gedanken die Gegenargumente sammelt, Verteidigungswälle aufschüttet und mit anderen Zuhörern Allianzen schmiedet.
Besonders hauptamtlichen Leuten geht das so mit mir, wenn ich über diese Themen spreche. Man fühlt sich in Frage gestellt. Manche empfinden, dass sie sich verteidigen müssten, oder erklären sollten. Sie fühlen sich angegriffen. Das tut mir immer sehr leid, das ist nicht die Absicht. Dennoch werde ich bei meinen Thesen bleiben.
Warum ich von ihnen auch nach über 40 Jahren ehren- u. hauptamtlicher Leitungserfahrung noch überzeugt bleibe, möchte ich in den nächsten Sätzen darlegen. Leihst Du mir bitte DEIN Ohr? Dankeschön!
„Fakten sind Freunde!“
Ich meine, meine nächste These ist so ein Fakt, den wir realistisch anschauen und reflektieren sollten. Grundsätzlich, als Organisation, aber auch persönlich!
Hier die These:
Es braucht auf allen Ebenen einer Organisation Beweger, um etwas zu bewegen! Ob als Fachkräfte, Führungskräfte, in Teams, als Mitarbeitende …
Tauchen wir etwas tiefer ein:
RÜCKFRAGEN und EINWÄNDE
Im christlichen Kontext ist eine häufige Rückfrage, bzw. ein Einwand, dieser: Hey, muss denn jeder ein apostolisches Profil haben, einer der Extrovertierten, Lauten, Bühnenleute …, wenn er oder sie Verantwortung tragen soll ??? Der Pionier, der charismatischen Redner … Meinst du die, und nur die, wenn du von Bewegern sprichst? … Meine Antwort ist immer gleich, auch wenn sie oft nicht gehört wird.
Sie lautet: NEEEEEEE … Introvertiert, extrovertiert … das sind keine zutreffenden Kategorien! In Episode 16 meines Podcast »Einfach leiten!« sprechen ich von den LEISEN und verweise drauf, dass Charisma (im säkularen Sinn) bei wirksamen Führungskräften eher nicht gefunden wird, wie Peter Drucker analysierte.
In welchen Kategorien denkst du, wenn du von Bewegern sprichst?
Danke für die gute Frage! Beweger sind Leute, die etwas bewegen, weil sie bewegt sind. Wer nicht von etwas innerlich bewegt ist, wird eher nicht zu einem Beweger werden.
Muss den jede Führungskraft ein Beweger sein?
Oder anders gefragt: Muss ich ein Beweger sein, wenn ich etwas leiten will? Nun, wie gesagt: Wer nicht von etwas bewegt ist, was ihn selbst bewegt, wird wenig in Bewegung bringen. Man brennt dafür, hat Eifer, Leidenschaft …
Das trifft auf Mitarbeitende in der Jungschar genauso zu, wie für Leute in einer guten Verwaltung, für Kassierer die geordnete Finanzen haben wollen, für Menschen die anderen in sozialen Notlagen helfen, für Leute in der Arbeit mit Kids, Teenies, Senioren, mit der Musik, Tontechnik, Gastfreundschaft, bei niederschwellige Angeboten … Die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden.
Bei mir taucht in dem Zusammenhang immer diese Frage auf: Warum möchte ich überhaupt leiten, wenn ich nichts bewegen will?
Leiterinnen und Leiter wollen bewegen!
Sie wollen einen Einfluss zum Guten wahrnehmen. Und so gibt es Beweger in all‘ diesen Ausprägungen:
- Als Hirte
- Als Prophet
- Als Lehrer
- Als Evangelisten
- Als Apostel
- Als Seelsorger
- Als Ermutiger
- Als Coaches
- Als Mentoren
- Als Trainer
- …
Der Seelsorger, der einen alten Menschen in seiner Einsamkeit besucht, möchte etwas bewegen: z. B. Trost spenden, Gemeinschaft bieten, dem Menschen wohl tun, Gottes Wort als Ermutigung und Begleitung weitergeben …
Die Mitarbeiterin in der Tafel will etwas für Bedürftige bewegen, ein Schulbegleiter Schüler unterstützen, damit sie dran bleiben und den nächsten Schritt gehen, der Lobpreisleiter eine Gruppe zu Gott hin bewegen und begleiten, der Lehrer in seinen Schülern etwas Gutes in Bewegung bringen, der Mentor seinen Mentee voranbringen …
Das sind alles Beweger, die eine Leidenschaft entdeckt haben, die sie in Bewegung setzt.
LEIDENSCHAFT
Leidenschaft, noch so eine wichtige Vokabel, die ich liebe. Aber auch an ihr stoßen sich immer wieder Leute. Leider … Aber wie wäre ein Sportler, Musiker, Pädagoge, Verkündiger, CEO, Trainer … der keine Leidenschaft für das hat, was er tut? Ein Basketballer, ohne Leidenschaft für den Sport, sein Team, die gemeinsamen Ziele? Echt jetzt! Nicht auszudenken, oder?
Und welchen Unterschied haben Menschen mit Leidenschaft in unserem Leben bewirkt? Uns angesteckt, inspiriert und aktiviert? Mir fallen persönlich viele Leute in meinem Leben ein, für die ich bis heute dankbar bin!
Leidenschaft wird sichtbar. Irgendwann. Irgendwie. Irgendwo.
Dieser Tage meinte eine christliche Führungsperson, dass man auch eine Leidenschaft haben kann, ohne dass das sichtbar wird! Da bin ich mir nicht sicher.
Jeder Mensch, der für etwas Leidenschaft hat, wird irgendwann darüber sprechen. Auf irgendeine Art wird diese Leidenschaft sichtbar werden. Andere bemerken sie. Irgendwann! Irgendwie. Irgendwo.
Diese Leidenschaft beeinflusst nämlich die Person selbst! Und damit beeinflusst diese Person andere! Oder? Und Einfluss ist und bleibt die kürzeste Beschreibung von Leitung.
LAUT ODER LEISE?
Ob diese Leidenschaft nun sehr emotional, laut, plakativ … sichtbar wird, oder eher still, unscheinbar und leise, ist eine andere Frage. Laut und Leise sind auch hier nicht die Kategorien, die zur Unterscheidung hilfreich sind!
Lange Rede kurzer Sinn:
Beweger zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst bewegt sind und daher etwas bewegen wollen. Und bewegen. Punkt.
FÜHRUNGSKRÄFTE ALS BEWEGER!
Mein Credo in der Serie »Einfach leiten!«: Leitungspersonen sind Beweger. Sie sind bewegt und haben eine Leidenschaft, die sie bewegt. Darüber entfalten sie Einfluss. Mit diesem Einfluss bewegen sie andere. Denn führen bedeutet immer: Menschen führen!
Ob sie das auf stille, unscheinbare Art tun, was immer einen zweiten Blick braucht, oder ansteckend, charismatisch, bühnentauglich und begeisternd (wie z.B. ein Jürgen Klopp), ist mehr eine Frage der Persönlichkeit, als eine Frage der Leidenschaft und des Einflusses.
Nicht alle Beweger sind Leiter! Aber alle Leiter sind Beweger!
Die Führungsspanne, für die Menschen geeignet sind, kann sehr unterschiedlich sein. Jeder sollte innerhalb seiner Spanne eine Verantwortung tragen, die zu ihm passt. Sonst brennt er oder sie am Ende aus.
Man wird eine Zeit brauchen, bis man seine Spanne ausgelotet hat. Vermeiden sollte man allerdings das „Peter-Prinzip“: Beförderung bis zur Inkompetenz. Das tut nie gut. Weder der Führungsperson, noch der Organisation.
So sind Beweger Personen, die von einer Leidenschaft bewegt sind, deshalb bewegen wollen und sich deshalb etwas in ihrem Dienst, Umfeld … bewegt.
Das kann als Fachkraft, introvertiert und im kleinen Rahmen geschehen. Oder eben als laute, extrovertierte Bühnenperson. Und alles dazwischen! Sie verbindet nicht Persönlichkeit, Stil oder Talent. Sondern der Umstand, dass sie etwas bewegen wollen, weil sie bewegt sind. Und das tun sie als Bewahrer genau so! Sie wollen etwas bewegen, und wenn es ein Widerstand ist.
Bewahrer als Beweger?
Wobei Bewahrer ja wichtig sind, wenn sie am Ende als Beweger wirken, wie Giuseppe Tomasi di Lampedusa in seinem Roman DER LEOPARD so treffend und vielzitiert formulierte:
»Wenn wir wollen, daß alles bleibt wie es ist, dann ist nötig, daß alles sich verändert.«
Pastoren und Leiter in der Kirche sollten immer Beweger sein. Ganz gleich, auf welchem Level sie leiten und in welcher Aufgabe sie stehen. Und ehrenamtliche Mitarbeitende, ganz gleich in welchem Thema, auch. Das ist mein Credo.
WAS SIND DEINE GEDANKEN DAZU?
Das Foto von mir hat übrigens Steve Volke geschossen. Im Hauptberuf Leiter von Compassion Deutschland. Und nebenbei ein Tausendsassa, unter anderem ein begnadeter Fotograf. Danke Steve!

Hallo und erst mal ein Dankeschön für Deine Inspiration.
Super Thema, deswegen:
Herzliche Einladung:
https://www.jesusbewegung.net/event/jesusbewegung-konferenz/
Lutz Köhnke
Für solche Posts liebe ich dich, Lothar! Spot on!
Rock on!
Du bist ein Beweger lieber Lothar – und dafür danke ich Dir!!