Frage: Für wen baust du die Bühne?

Die entscheidende Frage für Führungspersonen

Für wen baust du als Führungsperson die Bühne? Wen förderst du? Wen bringst du voran? Wen pushst du …? Das sind die Fragen, die am Ende für uns als Führungskraft zählen. Echt jetzt? Andy Stanley hat es einmal zu zusammengefasst:

»Your greatest contribution to the world may not be something you do but someone you raise.«

„Dein größter Beitrag zur Welt ist vielleicht nicht etwas, das du tust, sondern jemand, den du förderst“.

Starkes Zitat, oder?! Zurück zum Bild der Bühne: Für wen können wir als Führungspersonen überhaupt eine Bühne bauen? Hier einige Beispiele:

Eine Bühne bauen für …

  • … mich selbst. Meine Karriere, meinen Erfolg, Ruhm, Berühmtheit, Ehre, Glanz … Hier geht es also um mich.
  • … die Leute, die zu mir halten. Meine Freunde, Familie, Buddies, Fans, Unterstützer, Ermutiger, Follower, Vertraute … (Immer mehr Leiter in größeren christlichen Kirchen können sich nur ein Familienmitglied als Nachfolger vorstellen!)
  • … Leute, deren Berufung wir fördern wollen. Sie könnten besser werden, als wir. Uns also überholen, bekannter, wirksamer, erfolgreicher … werden. (Autsch!)

Eine Charakterfrage!

Wer sich entscheidet, die Bühne für andere zu bauen, wird charakterlich sehr gefordert werden. Das ist nicht einfach wenn wir bedenken, dass der Kern von Sünde Selbstsucht ist (die NGÜ übersetzt es oft auch so!). Das bedeutet, dass wir sehr herausgefordert werden als Mensch, ganz gleich wie edel unsere Motive sind. Wir müssen uns selbst zurücknehmen, selbstlos agieren und manchmal sogar uns selbst verleugnen (Matthäus 16,24). Wobei: das ist ja eine Grundvoraussetzung der Nachfolge von Jesus! Keine spezifische Anforderung an Führungspersonen.

Wir halten also fest, dass wir diese charakterlichen Fundamente brauchen, sonst gelingt das nicht mit dem Bühnenbau. Dass Gott mit unseren »Azubis« eine Geschichte schreiben würde, die weiter reicht als Gottes Story mit uns, könnte auf dem Weg zu einem Charakter-Test für uns selbst werden. Und so ist es dann auch.

Es gibt ein Vorbild im Neuen Testament, an dem wir uns orientieren können, wenn wir den Weg einschlagen. Barnabas.

Barnabas – ein Prototyp

Barnabas – einer der ersten Führungskräfte in der jungen Kirche, beweist so eine Charakterstärke. Er ist ein Prototyp eines Leiters, der die Bühne für andere baut. Er entdeckt Paulus und setzt seinen Einfluss uneingeschränkt für ihn ein. Hier ein kleiner Abriss:

Fürsprecher und Vermittler: Nachdem Paulus seine Bekehrung zum Christentum auf dem Weg nach Damaskus erlebt hatte, waren viele Christen ihm gegenüber misstrauisch und skeptisch. Er war zuvor der stärkste Gegner der Christen. Er tat alles, dass sie verfolgt wurden. Barnabas trat als Fürsprecher für Paulus auf und brachte ihn den Aposteln in Jerusalem näher, indem er für die Echtheit seiner Bekehrung eintrat (Apostelgeschichte 9,26-27).

Missionsreisen: Barnabas und Paulus arbeiteten dann eng zusammen und unternahmen gemeinsam Missionsreisen, um das Evangelium zu verbreiten. Die erste Missionsreise führte sie durch Zypern und Teile Kleinasiens (heutige Türkei), wo sie zahlreiche Gemeinden gründeten und viele Menschen mit Jesus bekannt machten. (Apostelgeschichte 13-14).

Leitung der Gemeinde in Antiochia: Barnabas war einer der führenden Persönlichkeiten in der Gemeinde von Antiochia. Er holte Paulus nach Antiochia, um dort gemeinsam zu lehren und die Gemeinde zu stärken (Apostelgeschichte 11,25-26). Diese Gemeinde spielte eine zentrale Rolle in der frühen Ausbreitung des Christentums und wurde zum Ausgangspunkt der ersten Missionsreisen.

Dass nicht alles auf so einem Weg einfach ist, zeigt ihre Geschichte aber auch: Ein Beziehungskonflikt!

Konflikt und Trennung: Trotz ihrer engen Zusammenarbeit kam es auch zu einem Konflikt zwischen Barnabas und Paulus. Dieser Streit drehte sich um Johannes Markus, den Neffen von Barnabas, der sie auf einer früheren Missionsreise verlassen hatte. Barnabas wollte ihm eine zweite Chance geben und ihn wieder mitnehmen, während Paulus dagegen war. Der Streit führte schließlich dazu, dass sich ihre Wege trennten: Barnabas nahm Markus mit und reiste nach Zypern, während Paulus mit Silas weiterzog (Apostelgeschichte 15,36-41).

Für wen baust du die Bühne?

Diese Frage beschäftigt mich schon sehr lange. Früh trafen Heike, meine Frau, und ich die Entscheidung, dass wir wie Barnabas leben und leiten wollten. Andere sollten von unserer Leitungstätigkeit profitieren, den Gewinn haben. Auch wenn der Preis für uns selbst dabei hoch werden könnte. Und ja, nach über 40 Jahren haben wir schon einige Enttäuschungen hinnehmen müssen. Dennoch wollten wir diesen Rückschlägen nicht die Macht über uns geben, uns von dieser Grundentscheidung abbringen zu lassen.

Geholfen hat uns dabei eine Definition von Leitung, die wir in der Bibelübertragung THE MESSAGE gefunden haben:

»Look for the best in each other, and always do your best to bring it out.«

»Halte nach dem Besten im anderen Ausschau und tue immer dein Bestes, um es hervorzubringen.« 

„The Message“ Bibel, 1. Thessalonicher 5,15. So könnte man den Satz vielleicht sinngemäß übertragen. Wir wollen also das Beste in anderen dadurch fördern, hervorbringen, indem wir unser Bestes für sie – selbstlos – einsetzen. Was fasziniert mich an diesem Ansatz? Das habe ich hier aufgeschrieben.

Diener mit Trainerlizenz

Und deshalb begreifen wir uns seit einigen Jahrzehnten als »Diener mit Trainerlizenz«. Die Haltung: DIENER. Die Aufgabe: TRAINER.

Talente zu entdecken, zu trainieren, zu inspirieren und herauszufordern, das ist unsere Leidenschaft. Wir wollen anderen helfen, ihren Platz in der Mannschaft zu finden und bestmöglich auszufüllen.

In jeder Gemeindeerneuerung beginnen wir dann als „Spieler-Trainer“. Wir stehen mit auf dem Spielfeld. Dann aber, nach einer Zeit, ändert sich das. Warum? Weil Menschen in ihre Berufung finden, reifen, wachsen und ihren Platz einnehmen. So kommt eine Mannschaft zusammen, die „das Spiel“ erfolgreich bestreitet. Wir selbst werden auf „dem Platz“ weniger wichtig und sind fast nur noch an der Seitenlinie zu finden.

Folge: Multiplikation

Auf diesem Weg haben wir oft erlebt, dass immer mehr Talente ihren Platz – tatsächlich – finden und einnehmen. Dadurch wächst und entwickelt sich das Potential der Gemeinden. Die nächste Generation kommt an den Start, was den Gemeinden Zukunft gibt.

Wir haben erlebt, wie neue Gemeinden gegründet, bestehende Kirchen erneuert wurden und Menschen Gott kennenlernten. Das ist eine großartige und sehr befriedigende Frucht unseres Lebens. So ein Schatz!

Ich bin an den Satz erinnert, den Dave Ferguson einmal sagte:

Meine Früchte wachsen auf den Bäumen anderer.

So bleibt am Ende die Frage offen: Was ist deine Frucht, die du anstrebst? Und: Wo wächst DEINE Frucht?

Bild oben: zwei junge Talente der VivaKirche Mannheim, die die Bühne nutzen, die Heike und ich mit bauen.
Avatar von Unbekannt

About Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Die Aufgabe der Leitung, Exponential, Geistliches Wachstum, Gemeindebau, Lothars Leiterpost abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Responses to Frage: Für wen baust du die Bühne?

  1. Avatar von Thomas Hoffmann Thomas Hoffmann sagt:

    Vielen Dank, lieber Lothar Krauss! Spricht mir aus dem Herzen, ist aber (noch) nicht so meine Gemeindewirklichkeit. Ich stehe als Leiter noch (zu sehr) auf dem Platz. Mir geht es da eher wie Georgien oder der Slowakei, statt wie England und Spanien. Die Optionen sind sehr begrenzt… Und die Spielermotivation ist nicht so vorhanden… Markige Absprachen sind nicht so meins, da hoffe ich viel mehr auf den Heiligen Geist…

    • Markige Absprachen und Ansprachen werden es auch nicht bringen! Gottes Methode sind ja Menschen was bedeutet, dass Gott sich Menschen beruft und sie setzt. Wenn sie nicht da sind, helfen weder die passenden Methoden, noch tolle Konzepte. Wir beten: Herr, sende Arbeiter in deine Ernte. In den 6 Erneuerungsprozessen stand dieses Gebet an Nr. 1. Und dann war Geduld gefragt. Bis diese Personen nicht da sind, braucht es Ausdauer im Gebet. Wenn sie kommen, dann können wir dann begleiten und fördern. Ein weiteres Gebet, das auch wichtig ist, lautet: Herr, öffne mir die Augen, die Berufenen zu entdecken. David war ja nicht bei den Brüdern, als der Prophet kommt, um den Berufenen zu salben. Aber er ist sensibel, lässt sich leiten. Da haben wir auch schon erstaunliche Erfahrungen gesammelt.

Kommentare sind geschlossen.