TOXIC CHURCH | Geistlicher Missbrauch, ein Kommentar von Jessica

Im Podcast wird das super wichtige Thema des geistlichen Missbrauchs angesprochen. Vor 20 Jahren hielt ich meinen ersten öffentlichen Vortrag darüber. Nun hat im Zuge meiner Reflexionen „Jessica“ heute einen Kommentar gepostet, den ich sehr, sehr bemerkenswert finde. So bemerkenswert für die Diskussion in der wir stehen, dass ich sie um ihre Zustimmung bat, den Kommentar als einen eigenständigen Beitrag einzufügen.

Geistlicher Missbrauch – einige Anmerkungen

Gedanken von „Jessica“. Ihr richtiger Name ist mir bekannt. Sie bat um Anonymität, ob der großen Emotionalität der Diskussion.

»Ich denke die Reaktionen zeigen noch einmal deutlich wie wichtig es ist verletzte Menschen in ihrem Schmerz anzuerkennen und zu validieren. Verletze Menschen verletzen Menschen und wer von Kirche verletzt wurde, verletzt die Kirche. Jedes Opfer ist leider auch immer potentieller Täter. Menschen, die geistlichen Missbrauch erlebt haben wünschen sich vor allem zwei Dinge: Gerechtigkeit und gehört / gesehen / ernst genommen zu werden in ihrem Leiden. Die traumatischen Folgen von geistlichem Missbrauch sind ein unsichtbares und stilles Leiden, das sich nur schwer nachweisen lässt und für Aussenstehende deshalb fast nicht nachvollziehbar ist. Solange Pastoren oder geistliche Leiter die Fehler nicht eingestehen und um Entschuldigung bitten bleibt man mit seinem Leiden allein. Man fühlt sich übersehen, missverstanden und hat das Gefühl die ganze Welt ist gegen einen. Diese Wut richtet man entweder nach innen gegen sich selbst (Depression, Essstörungen, Sarkasmus) oder eben nach außen gegen andere. Kommt dann allerdings eine Podcasterin um die Ecke, die einem zuhört, den Schmerz validiert und eine Möglichkeit gibt sich mitzuteilen erscheint dies als die perfekte Lösung, um selbst für die Gerechtigkeit zu sorgen, die einem bisher verwehrt wurde. Gute Therapeuten / Seelsorger schaffen es normalerweise einen solchen Rahmen zu bieten und vermeiden dadurch, dass man seinen inneren Prozesse öffentlich austrägt. 

Noch eine Ergänzung: zwei unterschiedliche Menschen können in ein und demselben geistlichen Umfeld sein und der eine nimmt das Umfeld als geistlich missbräuchlich wahr und der andere nicht. Für den einen wird die Erfahrung zum Trauma und für den anderen nicht. Ob eine Erfahrung als geistlicher Missbrauch wahrgenommen wird hängt auch stark von der eigenen inneren Beschaffenheit ab (Fähigkeit sich abzugrenzen, Level von Resilienz, geprägte Wertesysteme aus der Herkunftsfamilie). Deswegen ist es so schwer geistlichen Missbrauch zu benennen, weil er sehr individuell ist. Nichts desto trotz tuen wir gut daran Strukturen zu hinterfragen und zu schauen, wo Umfelder geprägt werden, die geistlichen Missbrauch fördern. Auch ist es gut über unsere Erfahrungen zu reden. Aber eben in einem dafür geeigneten Rahmen.«

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Über Lothar Krauss

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29 Antworten zu TOXIC CHURCH | Geistlicher Missbrauch, ein Kommentar von Jessica

  1. Markus W schreibt:

    Ein wirklich wichtiges Thema. Und aus meiner Sicht und Erfahrung gerade deshalb so schwierig, weil der Missbrauch nicht durch „hässliche Monster“ geschieht, sondern durch Personen, die sich gekonnt auf Bühnen bewegen, die strahlen, positiv beeinflussen, erfolgreich sind und den Applaus der Zuhörer bekommen. Dunkle Seiten werden verdeckt und kommen nur punktuell zum Vorschein, oftmals in 1:1 Situationen.
    Was an Verletzung passiert, passiert im Inneren, auf einem emotionalen Level. Weil es zudem geistliche Themen sind trifft es dadurch aber auch zutiefst die persönliche Identität. Das Opfer hinterfragt sich deshalb bisweilen auf einer existenziellen Ebene. Gerade dann, wenn die vermeintlichen Täter aber weiterhin von anderen hofiert werden und auf Bühnen geehrt, wenn scheinbar niemand sieht, dass an den Rändern der „Spur des Segens“ missbrauchte Menschen liegen und Kritik durch die schon in den Beiträgen angesprochene Kultur der Ehre oder durch andere Argumentationen nicht zugelassen wird, trifft es die Opfer doppelt hart. Sie wähnen sich allein und die einzigen, die Verständnis zeigen, sind solche, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
    Während die Opfer nach Heilung suchen (ob im positiven oder negativen wie oben angesprochen), machen die, die verletzt haben, weiter. Und solange ihr handeln nicht justiziabel ist, scheint es kein Ende zu geben.
    Eine überlegenswerte Hilfe könnte es durchaus sein, als Gemeindebund Missbrauchsbeauftragte zu benennen. Nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

  2. Matthias schreibt:

    Vielen Dank, Jessica!
    Sehr gute, richtige und wichtige Gedanken. Wünsche mir, dass das in unseren Gemeinden und Leiterschaften viel präsenter wird.
    Dann könnte Gemeinde noch mehr ein heilender Ort werden.

  3. Mika Sinn schreibt:

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, ob ich es hilfreich finde diesen Kommentar so zu pushen. Ich finde er verharmlost und stellt Opfer ganz subtil in die Täterecke. Das kann zwar sein, dass das manchmal so ist, aber es erstens den drei Personen zu unterstellen und zweitens damit andere Opfer zu „entmutigen“ auch zu sprechen, wird deinem Anliegen in meinen Augen nicht gerecht. Natürlich ist es nicht deine Meinung, trotzdem gibt’s du dieser Meinung Reichweite. Das finde ich um des Prozesses Willen nicht sinnvoll und auch nicht in Ordnung.

  4. Peter schreibt:

    Ach, wie praktisch. Schuld ist also vor allem der Missbrauchte und die Podcasterin, die ihn quasi „verführt“ hat. Und möglicherweise ist der Missbrauchte gar nicht missbraucht worden, sondern hat es nur so wahrgenommen. Toll – dann muss man sich die Kritik gar nicht mehr anhören und kann weitermachen wie bisher.

    Und jetzt ohne Sarkasmus – wann fangen wir Christen an, Kritik nicht reflexartig abzuwehren, sondern ernst zu nehmen? Und vor allem: wann hören wir auf, Täter-Opfer-Umkehr zu praktizieren?

    • Lothar Krauss schreibt:

      Macht Jessica das in ihrem Kommentar?

      • Markus W schreibt:

        Kann man in durch folgende Aussagen schon so interpretieren:

        “Verletze Menschen verletzen Menschen und wer von Kirche verletzt wurde, verletzt die Kirche. Jedes Opfer ist leider auch immer potentieller Täter.”

        “Kommt dann allerdings eine Podcasterin um die Ecke, die einem zuhört, (…) erscheint dies als die perfekte Lösung, um selbst für die Gerechtigkeit zu sorgen, die einem bisher verwehrt wurde.”

        “Ob eine Erfahrung als geistlicher Missbrauch wahrgenommen wird hängt auch stark von der eigenen inneren Beschaffenheit ab…” – hier wird das Opfer nicht Täter, aber es kann so verstanden werden, dass das Opfer nur deshalb Opfer ist, weil es bspw. eine labile Person ist und der Täter ist eigentlich ganz normal.

        “ Auch ist es gut über unsere Erfahrungen zu reden. Aber eben in einem dafür geeigneten Rahmen.” – den Satz kann man weiter führen in dem Sinne, dass der Podcast der falsche Rahmen ist. Therapie wäre angebracht, das Opfer muss heil werden und sollte sich keines falls in der Öffentlichkeit äußern. Denn durch diese “Flucht in die Öffentlichkeit” geschieht Rufschädigung… womit das Opfer zum Täter wird.

        All diese Ausführung sind Interpretationen. Es ist nicht gesagt, dass Jessica es so meint. Da müsste man nochmal anfragen. Aber die Aussagen können durchaus als Täter-Opfer-Umkehr verstanden werden.

      • Lothar Krauss schreibt:

        Finde, dass man das aber auch im Kontext dieser Passage des Kommentars von Jessica lesen und hören muss:

        „Die traumatischen Folgen von geistlichem Missbrauch sind ein unsichtbares und stilles Leiden, das sich nur schwer nachweisen lässt und für Aussenstehende deshalb fast nicht nachvollziehbar ist. Solange Pastoren oder geistliche Leiter die Fehler nicht eingestehen und um Entschuldigung bitten bleibt man mit seinem Leiden allein. Man fühlt sich übersehen, missverstanden und hat das Gefühl die ganze Welt ist gegen einen.“

      • Peter schreibt:

        „Jedes Opfer ist leider auch immer potentieller Täter.“

        Damit wird die Tat relativiert und der Schwarze Peter mindestens ein Stück weit dem Opfer zugeschoben. Vor allem für das, was danach passiert.

        „Man fühlt sich übersehen, missverstanden und hat das Gefühl die ganze Welt ist gegen einen.“

        Nicht etwa: man IST missverstanden, nein, man FÜHLT sich nur so. Kann der Täter doch nix dafür, dass sich das Opfer so FÜHLT.

        „Kommt dann allerdings eine Podcasterin um die Ecke, die einem zuhört, den Schmerz validiert und eine Möglichkeit gibt sich mitzuteilen erscheint dies als die perfekte Lösung, um selbst für die Gerechtigkeit zu sorgen, die einem bisher verwehrt wurde.“

        Ah – das Opfer macht das also nicht, weil es den Missbrauch sichtbar oder transparent machen möchte, es möchte SELBST für GERECHTIGKEIT sorgen, quasi SELBSTJUSTIZ. Oder ist es schon Rache?

        „Ob eine Erfahrung als geistlicher Missbrauch wahrgenommen wird hängt auch stark von der eigenen inneren Beschaffenheit ab (Fähigkeit sich abzugrenzen, Level von Resilienz, geprägte Wertesysteme aus der Herkunftsfamilie). “

        Die Erfahrung wird nur als geistlicher Missbrauch WAHRGENOMMEN. Es ist gar keiner – es wird nur so WAHRGENOMMEN. Und auch das hängt vor allem davon ab, dass das Opfer offenbar nicht die Fähigkeit hatte, sich abzugrenzen, nicht genug Resilienz hatte und falsche Werte aus seiner Herkunftsfamilie mitbrachte.

        Am Ende kommt dann der Hinweis, dass es dennoch gut sein kann, Strukturen zu hinterfragen. Es folgt aber sofort der Hinweis auf einen geeigneten Rahmen – der vom Opfer gewählte Rahmen wird offenbar als unpassend erachtet.

        Hier wird dem Opfer zumindest eine Mitschuld zugeschoben. So wie man es immer mal wieder bei Vergewaltigungsfällen mitbekommt, dass dem Opfer vorgeworfen wird, es habe ja schließlich einen zu kurzen Rock oder einen zu tiefen Ausschnitt gehabt. Da sagt auch keiner direkt, dass das Opfer daran schuld war, aber letztlich schwingt der Vorwurf mit: hätteste dich mal nicht so aufreizend angezogen, wärste auch nicht nicht vergewaltigt worden.

        Und daher ist das aus meiner Sicht eine Täter/Opfer-Umkehr.

        Und ich erlebe das, was ich bei Kirchens immer wieder erlebe: Christen bauen Bockmist. Verletzen Menschen. So weit, so schlimm, man könnte sagen, das kommt vor. Wir sind ja Menschen. Dann kommt Kritik. Die mag zutreffend oder aufgrund der vorherigen Verletzung auch in Teilen überzogen sein. Auch normal. Das Entscheidende ist aber die Reaktion darauf. Und die ist mehr als beschämend. Es wird pauschal abgestritten, es wird verleugnet, es wird relativiert oder noch schlimmer: es wird dem Opfer mindestens eine Mitschuld gegeben. Und man selbst ist fein raus.

        Und dabei wird dann schön vom eigentlich Problem abgelenkt: dass es nämlich bei manchen Kirchen ein strukturelles/systematisches Problem gibt, das möglicherweise auf einer fehlgeleiteten Theologie fußt. Strukturen, die den Missbrauch nicht verhindern, sondern sogar fördern. Unsere Reaktion darauf sollte Nachdenklichkeit sein. Wir sollten unsere Strukturen untersuchen. Und aufhören, gleich uns zu verteidigen.

      • Lothar Krauss schreibt:

        Verstehe. Vielleicht ist die mögliche Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Ebenen, der Störungen in der Organisation, vielleicht auch Theologie, als auch möglicherweise in einer Person (Leitender, Betroffener … vgl. Dramadreieck) die miteinander stattfinden, sehr herausfordernd. Und die Konsequenzen, die sich daraus entwickeln, durchaus nicht eindimensional.

    • Katharina schreibt:

      Danke, Peter! Genau diese Gedanken hatte ich beim Lesen auch. Und es ist ja hier nicht das erste Mal, dass Lothar Krauss diesem Modell der Täter-Opfer-Umkehr hier eine Bühne bietet. Im Beitrag zu #3 ja auch. Sehr geschickt allerdings, da er diese Theorie immer als Zitat von anderen präsentiert und so selbst nicht konkret Stellung nehmen muss. Dieses subtile Säen von Zweifeln und Infragestellen der Erlebnisse und Berichte von Opfern finde ich hier im Blog besonders auffällig und gefährlich.
      Und das ist auch genau die Haltung, die systematischen Missbrauch in christlichen Kreisen immer noch aufrecht erhält. Mal abgesehen davon, dass durch freundschaftliche Bande zwischen Leitern natürlich auch Kritik an anderen Leitern erstmal „hinterfragt“ werden muss…Am Ende hält man halt doch immer zusammen (dicht) gegen die Unterdrückten.

    • Katharina schreibt:

      P.S.
      Eine GESUNDE Reaktion der Gemeinden wäre es eben nicht, wie hier praktiziert wird, das Leiden der Opfer darauf zu schieben, dass sie eben wegen ihrer persönlichen Disposition zu Opfern werden konnten, sondern die Geschichten der Opfer als Warnschuss zu nehmen und sich zu fragen: Wie kann es dazu kommen, dass ÜBERHAUPT Leute hier so leiden müssen? In einer Kirche! An einem Ort, an dem eigentlich Jesusnachfolge gelebt werden sollte. Und Jesus hat bei keinem der Menschen, die er geheilt hat, gefragt, ob sie aufgrund ihrer Disposition oder Familiengeschichte dieses Leiden haben und es dadurch relativiert oder nur als persönliche WAHRNEHMUNG deklariert. Er hat es vollumfänglich ernstgenommen. Bezeichnend hierfür die Story mit dem Blindgeborenen. DAS wäre doch mal ein Vorbild im Umgang mit dem Thema!

      • Peter schreibt:

        Danke, Katharina. Genau das. Es geht in dem Podcast ja auch nicht um persönliche Verfehlungen Einzelner. Die wird es sicher immer geben und das werden wir nicht vermeiden können – wir werden immer wieder Menschen in unserem Leben verletzen, auch in der Kirche, obwohl wir das gar nicht beabsichtigt haben.
        Worum es geht, ist ein systematisches und strukturelles Problem, das möglicherweise auch theologisch begründet ist, und das dazu führt, dass Menschen verletzt werden. Und das müssen wir ausschließen und sollten sehr aufmerksam auf die Kritik hören – anstatt diese pauschal abzutun oder gleich in Verteidigungshaltung zu gehen.

    • Lucy schreibt:

      Lieber Peter, herzlichen Dank für Deinen Mut und Deine offenen Worte. Gerade die Täter/Opfer-Umkehr findet leider immer wieder gerade im freikirchlich-evangelikalen Kreisen subtil statt. Fragen stellen, Kritik äussern erzeugt wahrscheinlich kognitive Dissonanz in den Betroffenen und die kann vielleicht dann ebenso nur über eine Täter/Opferumkehr abgebaut werden. Hinzu kommt noch, dass ein System, welches so viel soziale Anerkennung und Egopush geben kann (siehe vor allem bei den Leadern) nicht hinterfragt werden darf, von niemandem. Denn was bleibt/bliebe den Leadern dieser Gemeinden, wenn ihnen die Basis wegbrechen würde??? Da „opfert“ man lieber den/die (konstruktiv) kritisierenden Einzelnen, stellt Recherche in Frage und zieht Aussagen in Zweifel.

  5. Peter schreibt:

    Niemand behauptet, dass es eindimensional ist oder dass gar nur Hillsong hier Fehler gemacht hat. Aber es dürfte unstrittig sein, dass Hillsong Fehler gemacht hat und dass hier höchstwahrscheinlich strukturelle/systematische Probleme vorliegen (und nicht nur gelegentliche Verfehlungen Einzelner). Aber ich sehe wirklich NIRGENDWO eine Reaktion, dass diese Probleme ernstlich zur Kenntnis genommen werden. Geschweige denn eine ernsthafte Aufarbeitung aufgestrebt wird. Stattdessen wird abgestritten, geblockt, das Gespräch verweigert und – wie in diesem Blogbeitrag – die Schuld mindestens teilweise den Opfern zugeschoben. Schon mal drüber nachgedacht, wie die sich fühlen, wenn sie das hier lesen? Schon mal drüber nachgedacht, wie viel Porzellan zerdeppert wird mit diesem Verhalten? Mir vergällt dieses Verhalten zunehmend das Christ-sein – und ich bin noch nicht mal Betroffener, sondern nur außenstehender Beobachter.

    • Lothar Krauss schreibt:

      Nur dieser Hinweis zu diesem Blogbeitrag: Er stammt von einer Person, die sich bewusst von den „Systemkirchen“ distanziert hat. Also keine Person, die etwas verdecken, rechtfertigen oder sonst wie legitimieren möchte. Aber selbst durchaus auf schwierige Erfahrungen zurückblickt.

      • Peter schreibt:

        Der Blogbeitrag wurde ja ganz bewusst von Dir geteilt, weil Du ihn „sehr sehr bemerkenswert“ findest. Das finde ich angesichts dessen, was da geschrieben steht, doch einigermaßen irritierend.

  6. David Andreas Roth schreibt:

    Ich bin erst einmal raus. Ich finde es sehr gut, Lothar, dass du diese Themenkomplexe angehst. Ich habe nicht den geringsten Grund, dir zu misstrauen oder dir zu unterstellen, dass du irgendetwas platzierst, um meine oder die Meinung anderer zu manipulieren. Deine ganz persönliche Sicht und die Fragen, die am Ende für dich stehen bleiben, interessieren mich. Ich will aber die emotional geführte Debatte hier nicht mitverfolgen. Ich glaube nicht, dass die Themen „in der Kommentarspalte“ angemessen behandelt werden können. Ich abonniere gern wieder, wenn wieder andere Themen im Mittelpunkt stehen.

  7. Matthias schreibt:

    Manche Kommentare hier klingen für mich so, als könnte man als Opfer nicht auch zum Täter werden. Das finde ich absolut blauäugig. Es ist auf so vielen Ebenen bewiesen, dass es da Zusammenhänge gibt. Und Max scheint mir im Podcast schon hier und da übers Ziel hinauszuschießen und manches zu übertreiben. Insbesondere auch der hier geteilte Insta Post, wo er Lothar der Lüge bezichtigt, ist eine deutliche Grenzüberschreitung. Zuhören ist wichtig. Die Fakten prüfen aber auch.

    • Katharina schreibt:

      Matthias: Welche Kommentare klingen für dich denn so?
      Ich sehe keinen einzigen, der behauptet, ein Opfer könne nicht auch zum Täter werden.

    • Peter schreibt:

      Lothar hat in seinem Blog auch die O-Töne von Max in Frage gestellt, ohne jeglichen Beleg – ist das dann nicht auch übers Ziel hinausgeschossen?

  8. Klaus E. schreibt:

    Einige Reaktionen oder Aussagen finde ich schon spannend… Und es zeigt eigentlich wie Hochsensibel die ganze Geschichte ist.

    Meine Gedanken dazu:

    Im Alltag findet man z.B das Thema „Schuld und Reaktions Schuld“ regelmässig… Ob in Familie, Beruf, in der Seelsorge oder in Gemeindeberatung, man kann regelmässig feststellen, dass es so etwas gibt.

    Wenn ich es hier erwähne, muss ich wahrscheinlich damit rechnen, dass man mir auch unterstellt, dass ich nicht unparteiisch bin.

    Es wird gerne bei dem Thema vermittelt, Jesus würde das alles anders machen… Das stimmt 100% ja er ist der Massstab und das ist gut so !

    Hat das die erste Gemeinde geschafft ? Hat je ein Apostel das geschafft, gab es eine Gemeinde ohne Streitigkeiten ?

    Ich vermute, wenn Paulus heute leben würde… Das Thema Geistlicher Missbrauch würde ihm auch entgegenschleudern…

    Das ganze entschuldigt Fehlverhalten nicht… und zwar bei keiner Seite..

    Wenn wir vergessen, dass wir alle eine Baustelle sind, dass wir alle besondere Charaktermerkmale haben und eben alle, ein Leben lang Korrektur brauchen… Werden wir immer wieder an uns selbst scheitern.. Jüngerschaft ist Lebenslang und sogar der einzige Schutz.

  9. Rikki schreibt:

    Ganz schön krass dass Jessica gleich zu Anfang eine Täter Opfer Umkehr macht. Das ist Täter Denken. Anstatt die Verantwortlichkeiten benennen schön auf den Opfern rumhacken. Täter-Opfer Umkehr ist nicht okay! Wenn offensichtlich so umgegangen wird mit Opfern bei euch, ist es echt wichtig, dass die an die Öffentlichkeit gehen um sich zu schützen und Rückhalt zu bekommen. Das macht ihr ja offensichtlich nicht. Ekelhaft, schäm dich Jessica!

  10. Peter F. schreibt:

    Vielen Dank für den Beitrag von Jessica. Ich kann ihr besonders in folgendem Punkt zustimmen: Noch eine Ergänzung: zwei unterschiedliche Menschen können in ein und demselben geistlichen Umfeld sein und der eine nimmt das Umfeld als geistlich missbräuchlich wahr und der andere nicht. Für den einen wird die Erfahrung zum Trauma und für den anderen nicht. Ob eine Erfahrung als geistlicher Missbrauch wahrgenommen wird hängt auch stark von der eigenen inneren Beschaffenheit ab (Fähigkeit sich abzugrenzen, Level von Resilienz, geprägte Wertesysteme aus der Herkunftsfamilie). Das habe ich in meinem persönlichen Umfeld genauso auch wahrgenommen. / Und Danke auch an Dich Lothar, daß Du Dich so intensiv – irgendwo auch stellvertretend für uns – dieses Themas / des Podcasts angenommen hast und dadurch eine Plattform schaffst, objektiver an die Sache ran zu gehen.

    • Katharina schreibt:

      Und genau DAS ist doch das Problem!
      Merkt denn niemand von den Verantwortlichen, dass das die Krux an der ganzen Sache ist? Ja, es leiden und werden traumatisiert gerade diejenigen, die das, was ihnen gepredigt wird, vollumfänglich ernstnehmen. Die sich mit ganzem Herzblut reingeben in die Gemeinde. Die eben nicht innerlich auf Distanz gehen oder „auf Durchzug schalten“ bei dem, was ihnen Sonntag für Sonntag gelehrt wird. Die wirklich glauben, dass Gott ihren Dienst, ihre ganze Hingabe erwartet (das kommt ja auch in den O-Tönen im Podcast immer wieder raus,diese Theologie). Die das wirklich glauben, dass sie schlecht sind und sündig von Grund auf (woher soll da Selbstbewusstsein entstehen?). Die wirklich glauben, dass Kritik an der Kirche vom Teufel ist und nicht erlaubt. Die das mit dem Gehorsam wirklich ernstnehmen.
      Ich habe in den letzten 8 Jahren viele Biografien von Gemeindetraumatisierten gehört und es sind immer genau diejenigen gewesen, die „all in“ gegangen waren „mit Jesus“. Nicht die Lauen und die Heuchler. Die waren „resilient“ genug.
      Ich finde es so perfide, jetzt genau bei jenen Menschen eine Teilschuld zu verorten, die das komplett gelebt und verinnerlicht haben,was ihnen gelehrt wurde, anstatt die z.T. höchst missbräuchliche Theologie zu hinterfragen, das kranke Menschen-& Gottesbild, das immer noch in ganz vielen evangelikalen Gemeinden gelehrt wird.

      • Lucy schreibt:

        Genau so ist es, die, die „all in gegangen sind“ und dann auf systemische Missstände hinwiesen, wurde gesagt (oft von der Kanzel) Es wäre ihr persönliches Problem, alle in der Gemeinde seien ja schliesslich Sünder und die Liebe zueinander hätte Grenzen! (Alles schon erlebt) Täter-Opfer-Umkehr: perfekt! Und dazu oft noch verpackt in Predigten, von der Kanzel, im Sinne des „Ab-Kanzelns“. Wer das System als Mitglied „angreift“, der wird diffamiert, auf ein persönliches Problem begrenzt, verhöhnt, mit Häme überzogen und sozial in’s Abseits gedrängt. Da heisst es in gemeindlichen Führungsebenen mitsamt „Anhängerschar“ oft sehr schnell: Circle the wagons!!! Denn was würde aus einer Führungs- und Mitgliederelite werden, wenn die Basis in Form von Mitgliedern solcher Systeme wegbrechen würde, weil eben kritische Fragen gestellt werden. Es hilft tatsächlich nur Abgrenzung und genau hinzusehen.

      • Sandra schreibt:

        Danke! Du triffst den Nagel auf den Kopf. Dieser Zusammenhang war mir in der Form noch gar nicht so bewusst.

  11. Debbie schreibt:

    Ich finde die Kritik, die im Podcast angebracht wird, durchgehend durchaus berechtigt. Dies sollte ernstgenommen werden und zu gründlicher Aufarbeitung führen.

  12. Sandra schreibt:

    Ich möchte mich an dieser Stelle mal bei Peter, Markus, Katharina, Lucy, Rikki und Debbie bedanken, dafür dass ihr hier „die Lanze brecht“ für die „Opfer“ (die nicht automatisch, so wie im Kommentar von Jessica angedeutet, als verletzte Menschen losziehen um genauso andere Menschen zu verletzen, nein, viele entscheiden sich auch dafür, möglichst wenige Menschen absichtlich verletzen zu wollen, weil sie selbst die Folgen erlebt haben). Inhaltlich muss euren Anmerkungen nichts mehr hinzugefügt werden und ich bin froh, dass der Diskurs zum Thema hier auch so stehen bleiben darf.

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