Wirkt das auch? Wer möchte schon Stunden für eine Prüfung lernen wenn er weiß, dass seine Bemühungen nicht die gewünschte Wirkung bringen. „Bringt das was?“ – „Was bringt mir das?“ – „Das bringt eh nichts!“ … Sätze, die den Gedanken der Wirksamkeit unterstreichen. Wie ist das aber genau mit der Wirksamkeit?
In dieser Reihe kommen kurze Impulse, die ich unter dem Titel „10-Top-Prinzipien guter Leitung“ bei meinem TED-Talk beim Christival 22 vorgestellt habe!
Bei dem Prinzip der Wirksamkeit begegnen wir einem Prinzip, das wie ein „zweischneidigen Schwert!“ sein kann. Nicht ungefährlich! Daher überprüfen wir zunächst die Berechtigung der Idee und dann die sachgerechte Anwendung für eine Führungskraft.
Muss denn alles „wirksam“ sein?
Zugegeben, wir leben in einer Welt die die Tendenz hat, alles zu „verzwecken“. Damit verlieren wir ein Geheimnis des Lebens. Wir beuten uns selbst aus. Wenn Wirksamkeit ein weiterer instrumentalisierender Versuch ist, unser Leben als ein Mittel zum Zweck zu benutzen, entwerten und verpassen wir das Leben. Das Leben selbst zu leben ist unsere Aufgabe! „Der Zweck“. Wir „benutzen“ (besser „verwenden“) dazu „Mittel“ wie: Kontakte & Beziehungen, Arbeit, Erfolg, Vermögen, Entspannung … Mittel, auf dem Weg zum Zweck. Wobei: wenn wir „Beziehungen, Entspannung, Muse …“ verzwecken, kann uns das schon in die Problemzone bringen, die wir sehen und verstehen sollten. Hier lohnt es sich weiter zu reflektieren, was aber den Rahmen dieses Posts sprengen würde.
Der Sinn des Lebens: to-do-Listen abarbeiten?
Zugespitzt gesagt: Unsere to-do-Listen effektiv abzuarbeiten und Erfolg, Ansehen, Vermögen, Aufmerksamkeit … anzustreben, kann doch nicht der Zweck des Lebens sein. Der Sinn, dem wir nachjagen! Dennoch: wie oft sind wir froh, wenn wir von der langen Liste „wichtige“ Punkte streichen konnten? Aber was ist wirklich wichtig? Was bringt uns wirklich weiter? Wohin geht die Reise?
Unserer Kultur ist sehr auf Ergebnisse fixiert. Oft ist das die (einzige) Grundlage der Bewertung. Deshalb versucht man, das Meiste aus der Zeit und den Gelegenheiten herauszuholen. Die Frage, was der eigentlich Sinn aller Aktivität ist, rutscht in den Hintergrund. Das fällt einem über kurz oder lang auch auf.
Was soll das, fragt man sich!
41 % der Topführungskräfte in Deutschland beobachten an sich Burnout-Symptome, hat das Gesundheitsinstitut von McKinsey ermittelt. Zum Vergleich: 24 % der Angestellten würden das für sich sagen.
Verantwortliche mit Titeln wie CEO, CFO, Director oder Vice President leiden unter extremer Müdigkeit und verlieren zunehmend die Lust an der Arbeit. Was soll das alles, fragen sie sich! Und nicht nur sie! Vielleicht sind sie – während sie sich mit den Fragen rumschlagen – im Blick auf ihre Tätigkeit tatsächlich wirksam und effektiv. Erfolgreich. Bewundert. Als Beispiele gehandelt. Aber gesund ist das nicht. Und sie merken das. 41 % (!). Wow!
Selbstausbeutung – auch im christlichen Kontext
Diese Selbstausbeutung gibt es auch im christlichen Kontext. Beispiel: Brian Houston, der Gründer und ehemalige Leiter der Hillsong Church. Er jettete um die ganze Welt. Bewundert. Gefeiert. Und dann überraschend gescheitert. Andere nehmen jetzt seinen Platz ein. Vielen anderen christlichen Celebrities ging und geht das ähnlich. Wie viele sind in der Zwischenzeit wieder von der Bildfläche wieder verschwunden?! Und dann kommen neue „Helden“. Bewundert und gefeiert von der Masse. Auf Konferenzen … Der Kreislauf, soll ich schreiben „Teufelskreis“, der Selbstausbeutung beginnt von Neuem. Und wieder beutet sich ein …… (Pastor, Leiter, Künstler …) aus, um Erfolg zu haben, Anerkennung zu bekommen (würden die meisten verneinen 😉 ) in der Tretmühle bestehen zu können.
Von dieser Wirksamkeit spreche ich nicht bei dem Prinzip!!
Wirksam also im Blick auf was?
Das muss geklärt werden: Identität und Tun. Wer bin ich? Was soll ich? Mit wem soll ich unterwegs sein? Was ist ein gesundes und inspirierendes Umfeld für mich, uns?
Wirksam im Blick auf Gemeinschaft!
Gemeinschaft! Das ist unsere Identität, unsere Bestimmung. Wirksam also im Blick auf »ZUSAMMEN«! Auf Team. Gemeinschaft. Familie. Ein Volk (von Gott) sein. Gemeinsam, statt einsam!
Wenn Führungskräfte Menschen zusammenbringen, ihnen helfen ihr Talent zu entdecken, zu entwickeln und mit anderen zu verbinden, dann sind sie in Bestform. Dann ist das Prinzip der Wirksamkeit aktiviert. Wirksamkeit entsteht, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, ohne dieses Miteinander zu verzwecken.
Natürlich spielt der Traum, das Ziel, der Auftrag … sicher keine unwichtige Rolle. Wenn aber jedes Ziel erreicht ist, der Erfolg eingefahren wurde, die Funktion hergestellt ist, dann sind wir immer noch ein Team. Immer noch verbunden. Zusammen. Das ist das Geheimnis der Wirksamkeit.
Und auch das: was nutzt das schönste Ziel, wenn man nicht gern mit den anderen Playern zusammen das Ziel verfolgt. Einheit ist der Ausgangspunkt (Joh. 17, Ps. 133), nicht das Ziel! Einheit gilt es zu bewahren (Epheser 4,3). Wo Einheit gelebt wird, stellt sich auch der Segen von Gott ein. Ergebnisse, Erfolg und Produktivität sind oft Folge, nicht immer (!) – vgl. Hebräer 11,35ff. Es geht in erster Linie um die unmittelbare Erfahrung, gemeinsam zusammen zu sein. Und dann zusammen „zu tun“.
Bist Du Teil so eines Teams?
Das wird die Erfahrung deines Lebens sein, wenn du Teil so einer Gemeinschaft bist. Nie warst du deiner Bestimmung, deiner Identität näher. Im Rückblick wird uns allen das im Gedächtnis bleiben.
- Wie viel Spaß machte es uns, gemeinsam die Herausforderungen zu bewältigen?!
- Und wie hat uns das alles miteinander verbunden?!
- Waren wir erfolgreich? Wir waren zusammen unterwegs! Das ist es, was im Gedächtnis haften bleibt und im Rückblick zum Schatz werden wird!
- Der Erfolg ist sozusagen nur das „Abfallprodukt“. Das wir es zusammen gemacht, erlebt, gestaltet und durchgezogen haben, ist das Eigentliche. Das ist göttlich!
Wirksam durch »zusammen«!
Zusammen, gemeinsam. (gr. koinōnia – Gemeinschaft, Teilhabe) Gemeinsamkeit aufbauen durch Teilhabe und Teilnahme. Geben, empfangen, offen sein, interessiert, aufmerksam … Adjektive die beschreiben, worum es geht!
Wirksam leiten: Menschen zusammenbringen!
Wirksame Leitung bringt Menschen zusammen. So eine Führung öffnet Räume des Vertrauens, in denen ein Miteinander entsteht. Aus diesem Miteinander erwächst der Nutzen, entsprechend dem Auftrag, dem Thema … Besonders genial ist es, wenn ANDERE vom Team, der Gemeinschaft, profitieren!
Talent gewinnt Spiele, aber Teamwork und Intelligenz gewinnt Meisterschaften. | Michael Jordan, Basketballer
Gott ist in einem Team am Start (Dreieinigkeit). Er beruft ein Team (12 Jünger …). Er verfolgt den Traum des Miteinanders in Einheit (das Volk Gottes). Die Power entfaltet sich dort, wo wir zusammen kommen und jeder das einbringt, was ihm oder ihr anvertraut ist (1. Petrus 4,10, 1. Kor. 12 – 14). Gegenseitig machen wir uns stark (Epheser 4,11ff).
Hindernisse ausräumen!
Obwohl viele von so einer Erfahrung träumen, erleben es doch nur wenige Menschen im Leben. Das ist super traurig, aber wahr. Es ist mehr ein Nebeneinander, wenn es gut läuft. Manchmal, wenn Konflikte nicht ausgeräumt werden, wird es ein Gegeneinander. Aber wie genial ist es, wenn es ein Füreinander wird, was das Team lebt. Und dann ein Miteinander für andere. Doch Sprachlosigkeit, fehlende Offenheit und immer wieder auch Konflikte verhindern so eine Dynamik. Dennoch: wenn noch nicht zu viele Verletzungen passiert sind, lebt der Traum, oder?
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Tipps, Ressourcen:
Tipps für Teams findest Du hier. Tipps, wie man mit Konflikten umgehen kann, habe ich hier gegeben (Audio). Als Video steht es hier zur Verfügung.
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Wirksamkeit durch Ausdauer
Gemeinsam auf der Langstrecke miteinander unterwegs zu bleiben, ist die Grundlage der Wirksamkeit. Oder wie es das afrikanische Sprichwort sagt:
„Willst du schnell gehen, geh allein. Willst du weit gehen, geh mit anderen.“
Die Aufgabe der Führungskraft – Reflexionsfragen
- Wie bringen ich Menschen durch meine Führungsarbeit zusammen?
- Fördere ich Gemeinschaft um ihrer selbst willen? Oder verzwecken wir sie?
- Wie sorge ich für eine Einheit, die Gott auf den Plan bringt, seinen Segen zu geben? (Ps. 133)
- Wie baue ich mit dem Team Räume, in denen Interesse und Aufmerksamkeit füreinander prägend sind, was dann zur Hingabe aneinander und miteinander führt?
So bereiten wir das Feld für eine bemerkenswerte Wirksamkeit vor. Unzählige Beispiele aus Jugendgruppen, Kirchengemeinden, Non-Profit-Organisationen, Unternehmen, Start-ups, Sportteams … belegen das.
Bist DU Teil so einer Gemeinschaft?