KIRCHE IM WANDEL – VERÄNDERUNGSPROZESSE | 5

Den Auftrag klären! Wozu existiert eine Kirche? Was ist ihr Auftrag? Wann kann sie wissen, dass sie einen Volltreffer landet? Und wann wird deutlich, dass sie vielleicht viel macht, aber wenig bewegt? Wann »gewinnt« sie? Im Sport ist die Frage leicht zu beantworten! Was aber bedeutet das für eine Kirche? Kann man das klären? Muss man das überhaupt klären?

DER PROZESS DER ERNEUERUNG

  1. Ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugen
  2. Die Führungskoalition aufbauen
  3. Vision und Strategie entwickeln
  4. Die Vision des Wandels kommunzieren
  5. Empowerment auf breiter Basis
  6. Kurzfristige Ziele ins Auge fassen
  7. Erfolge konsolidieren und weitere Veränderungen ableiten
  8. Neue Ansätze in der Kultur verankern

WAS IST UNSER AUFTRAG?

Ich spreche grundsätzlich lieber vom Auftrag statt von der Vision, die man entwickeln soll. Der Begriff »Auftrag« weckt schneller den Gedanken an einen Auftraggeber. Das gefällt mir. »Meine Vision« kann leicht missverstanden werden (besonders wenn man sie »entwickeln« soll), obschon damit ja nicht gesagt ist, woher »meine Vision« kommt. Sie kann ja auch vom Auftraggeber geschenkt worden sein. Soviel zur Begrifflichkeit.


Schauen wir heute in den Prozessschritt 3. VISION. Strategie kommt im nächsten Teil.


Der größte Kulturwandel, den die FCG in den letzten drei Jahren durchlaufen hat bestand darin, dass wir uns noch konsequenter zu einer »auftragsorientierten Kirche« entwickelten. Die Alternative? Eine »bedürfnisorientierte Kirche«.

Was steht im Zentrum des Gemeindelebens?

Unsere Bedürfnisse? Oder Gottes Auftrag? Theoretisch wird wohl fast jeder in der Gemeinde »Auftrag« sagen, obwohl praktisch häufig die »Bedürfnisse« prägend in der Gemeindeausrichtung sind! Das merkt man dann, wenn bestimmte Bedürfnisse nicht mehr bedient werde! An diesem Punkt bewegt Menschen mit einer »Hirtenbegabung« auch immer wieder diese Frage: »Bleibt der Einzelne bei der Auftragsorientierung nicht auf der Strecke? Kommt man dabei zu kurz?«


In Matthäus 6,33 nimmt Jesus Stellung: »Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.« Gottes Reich an die erste Stelle, als oberste Priorität – alles andere wird »dazugegeben«. Die Bedürfnisse werden gestillt, wenn der Auftrag zuerst im Fokus steht, also die Reihenfolge eingehalten wird. Das ist die Zusage, die zur Vertrauensfrage wird.


Was ist der Auftrag von Jesus an die Kirche?

Es geht nicht um »meine Vision«, sondern um »Gottes Auftrag« an seine Kirche. Dieser Grundgedanke ist ein Schlüssel zur Gemeindeerneuerung. Genug der Theorie, mag man denken. Aber dieser Punkt ist so »kritisch«, dass wir ihn ganz klar haben müssen!

Was bestimmt uns?
Was soll uns in Zukunft bestimmen? Diese Frage stand für uns 2015, als der Prozess begann, an oberster Stelle und war ganz wichtig. In welche Richtung soll es gehen? Gibt es eine gemeinsame Richtung, oder enden wir in einem Richtungsstreit? Wer bestimmt unsere Ausrichtung? Einzelne, begabte und einflussreiche Leute der Gemeinde? Oder Gremien, Familien …?

Wo würde das enden? Wir kannten ja manche Kirche, die sich (zu) stark um z.B. Anbetung, Mission, Musik, Gebet, Bibellehre, soziale Verantwortung, Suchende, Leitungsstile, Strukuren, Personen … drehte. Alles Aspekte, die sicher zum Auftrag gehörten. Aber in ihrer zu starken Betonung führten sie dauerhaft in eine Schieflage! Manche dieser Kirchen hatten am Anfang eine sehr erfolgreiche Phase, bevor sie später fast völlig in der Versenkung verschwanden. In diese Falle wollten wir nicht tappen! Daher: keine kurzfristen Erfolge bitte!, dachten wir uns.

Was also sollte die FCG in Zukunft bestimmen? Der neue Pastor? Seine Vorlieben? Seine Berufung? Oder die Vorlieben einzelner Leute, Gruppen, Familien … der Gemeinde?

Rick Warren warnt in seinem sehr lesenswerten Buch »Kirche mit Vision« vor dieser Gefahr. Er stellt eine ganze Liste von Faktoren zusammen, die Kirchen bestimmen können:

Eine Kirche kann von …

  1. Traditionen bestimmt werden kann!
  2. Persönlichkeiten, Familien bestimmt werden kann!
  3. Geldfragen bestimmt werden kann!
  4. Programmen bestimmt werden kann!
  5. Gebäuden bestimmt werden kann!
  6. Suchenden bestimmt werden kann!
  7. Geistlichen Erfahrungen bestimmt werden kann!
  8. Angst vor Streit bestimmt werden!
  9. Interessengruppen bestimmt werden!
  10. ____________ bestimmt werden kann!

Was bestimmt EURE Gemeinde – wirklich?

EIN BIBELSTUDIUM

Am Anfang stand deshalb für uns das Bibelstudium. Wir wollten noch einmal alles auf »null« stellen und durch ein grundlegendes Bibelstudium die Frage klären, was Gottes Bestimmung grundsätzlich für seine Kirche ist. Wie wir es umsetzen würden, war eine weitere Frage, die von unserem Kontext, den Menschen, die Gott geschenkt hatte und anderen Faktoren abhing. Dazu später in der Reihe mehr. Eingeladen waren alle FCG’ler, die dabei sein wollten. Warum so offen? Weil wir »Teilhaberschaft« ermöglichen wollten. Wir wollten, dass unsere FCG’ler die gefundenen Einsichten zu ihren Einsichten, ihren Überzeugungen machen konnten!

Was wir genau an den Abenden gemacht haben und welche Arbeitsblätter wir verwendet haben usw. könnt ihr hier nachlesen und downloaden. Nach und nach wuchs ein Satz über die Wochen der gemeinsamen Arbeit, der unsere Einsichten aus dem Bibelstudium erfasste. Hier die Folie, mit der wir in der FCG 2015 unsere Einsichten visualisierten:

In der Verdichtung der Einsichten wurden uns drei Begriffe lieb, die wertvoll zusammenfassten, was wir gemeinsam (neu) verstanden hatten. Und wir waren der Meinung: Drei Begriffe könnten schneller den Eingang in Kopf und Herz von uns allen finden, als ein Satz. Und in der Tat, diese drei Begriffen prägen uns seither immer tiefer. Fast jeder FCG’ler kann sie aus dem Stand nennen:

erreichen | prägen | senden

Drei Jahre später!

Jetzt sind drei Jahre vergangen, seit wir uns auf den Weg gemacht haben. In der Beschreibung unseres Gemeindeauftrages sind wir noch mehr von Zahlen, Gebäuden, Gottesdiensten, Standorten … abgerückt, als das 2015 schon der Fall war. Es geht uns vorrangig um Inhalte, die dann unsere Ziele, Strategien, Strukturen … prägen.  Wenn wir uns an den Inhalten orientieren und konsequente, passende Strukturen schaffen, dann wird die Zahlenentwicklung »nur« eine Folge sein. Und zwar in dem Umfang, der dem Plan Gottes für die FCG in Gifhorn entspricht. Und um MEHR geht es nicht, aber auch nicht um WENIGER!

An den letzten beiden Sonntagen im März …
… habe ich das Vorrecht gehabt, wieder einmal über unsere Sicht bis 2023 zu sprechen. Sicht = Vision. Wir nannten die Predigten: »NEXT STEPS: VISION 2023«. Wer hören möchte, wie wir das angepackt haben und was uns 3 Jahre später bewegt, kann das so tun:


Hier geht es zu den Predigten: Teil 1 | Teil 2


Welche Struktur würde uns auf Dauer am besten dienen, diesem Auftrag als FCG nachzukommen? Das hatte viel mit unserem Kontext zu tun, der sich zum Teil sehr von dem unterscheidet, was in Großstädten Realität ist. Eine einfache Kopie würde uns vielleicht nicht weiterbringen. Welche Struktur könnte aber uns dienen?

Darum geht es im nächsten Teil der Reihe »Kirche im Wandel – Veränderungsprozesse«

TEIL 1 | TEIL 2 | TEIL 3 | TEIL 4

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Die Aufgabe der Leitung, Gemeindebau abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.