Es allen recht machen? Als Führungskraft wirst du daran scheitern. Besonders die von uns, denen Harmonie am Herzen liegt, geraten hier schnell unter Druck.
Kritik tut weh, Widerspruch verunsichert – und manchmal bleibt sogar ein schlechtes Gewissen zurück. Wir wollen ja nicht Leute verärgern, frustrieren. Kennst du das aus deinem Führungsalltag?
Auch wenn die Rückmeldungen immer wieder berechtigt sind: Wir können und müssen nicht alles aufgreifen. Davon ist auch David Ashcraft überzeugt, CEO des Global Leadership Network – der Partnerorganisation von Willow Creek Deutschland, die im nächsten Jahr wieder zum Leitungskongress einlädt. Und warum? Das hat er neulich in seinem Impuls für den Mai dargelegt.
VON DAVIDS SCHREIBTISCH
In den 90er Jahren, als ich die LCBC-Gemeinde (LCBC = Lives Changed By Christ) leitete, spielte unsere Band am Vatertag einen Song von Guns N’ Roses – „Sweet Child of Mine“. Nicht alle waren begeistert davon, dass wir ein Lied dieser Rockband spielten, die für ihren wilden Lebensstil bekannt war.
Aber wir hatten ein Prinzip, das wir die 90/10-Regel nannten: Unser Ziel war, dass 90 % der Menschen begeistert von uns sind. Uns war klar, dass das bedeutete, dass 10 % ziemlich verärgert sein würden. Diese Regel half uns, Kritik anzunehmen, ohne dabei zu vergessen, dass man es nie allen recht machen kann.
Viele Führungskräfte sind Menschenfreunde. Sie wollen alle zufriedenstellen – oft, weil sie sich wirklich um Menschen kümmern. Die harte Wahrheit ist: Du kannst nicht jeden glücklich machen. Es wird nie Entscheidungen geben, mit denen 100 % der Menschen einverstanden sind. Und selbst wenn jemand eine gute Idee hat, kannst du nicht jede gute Idee umsetzen.
Als Führungskraft ist es deine Aufgabe, nicht nur zu prüfen, ob eine Idee gut ist – sondern ob sie die beste ist. Wenn du deinen Fokus klar auf deine Mission richtest, wirst du viele gute Ideen loslassen müssen.
Die 90/10-Regel hilft dir dabei, den Überblick zu behalten. Als wir eine kleine Gemeinde mit 100 Mitgliedern waren, bedeuteten 10 % genau 10 Menschen. Wenn mir damals zehn Personen Feedback gaben, fühlte sich das nach viel an – aber es war eben nur ein Zehntel. Später, als wir wuchsen und vielleicht von 30 Menschen Kritik hörten, wirkte das riesig! Doch bei 20.000 Mitgliedern sind 30 Menschen längst nicht 10 %.
Die 90/10-Regel bedeutet nicht, dass wir nicht zuhören oder Kritik ignorieren. Sie schützt dich nur davor, in die Falle zu tappen, es jedem recht machen zu wollen.
Was bedeutet das für dich? Welche Leitplanken brauchst du, um sicherzustellen, dass der Wunsch, andere zufriedenzustellen, niemals auf Kosten deiner eigentlichen Mission geht?


