Das Leistungsprinzip in der Diskussion

Liebe Verantwortliche, hier ein Einwurf von mir – ich habe gerade von Herrn Watzkes Rede gelesen. Ein paar Gedanken: vieles ist in unserer Gesellschaft in der Veränderung. Und die Bewertungen darüber fallen recht unterschiedlich aus. Wir erleben das alle – nach der „Corona Zeit“ noch ein Stück intensiver. Zum Beispiel halten wir als Verantwortliche Ausschau nach Menschen, die Verantwortung verantwortlich übernehmen können und wollen.

Und wir alle bemerken, dass das immer schwieriger wird. Damit stehen wir nicht allein. Hans-Joachim Watzke hat eine Kontroverse aus dem DFB Nachwuchsbereich angesprochen. Da läuft was schief in seinen Augen. Als Aussenstehender bemerkt man, dass unsere nationalen Fußballmannschaften seit längerer Zeit nicht mehr so mega überzeugen, oder?! Aber Fußballer sind (oder waren früher⁄ 😉 Typen, die es markig auf den Punkt bringen. Watzke ist noch ein Typ von dem Schlag. Ich höre also mit Interesse hin, was er zur Sprache bringt. Mich beschäftigt grundsätzlich die Frage, wie wir die nächsten Generation gut begleiten und zur Entfaltung ihres Potentials begleiten können. Und wie sie Verantwortung übernehmen. Ein paar von euch beschäftigt das vielleicht auch. Dann sind die nächsten Sätze für euch – vielleicht – auch eine Anregung:

Wann ist was zu viel?

Watzke trifft den Nagel auf den Kopf. Viel Resonanz bekommt er für seine Aussagen. Sie geht viral und sogar einige seiner Kritiker können ihm diesmal zu 100% zuzustimmen wenn er sagt:

„Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen“, sagte Watzke. „Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus.“

Hans-Joachim Watzke

Reife Persönlichkeiten formen

Welche Erfahrungen müssen junge Menschen durchleben, um zu reifen Persönlichkeiten zu werden? Zu Menschen, die resilient – robust – proaktiv – selbstlos – mutig, mitfühlend, barmherzig, einfühlsam, bescheiden … ?

Diese Frage steckt für mich in der markigen Sätzen von Herrn Watzke. Eine Frage, die auch uns als Diener mit Trainerlizenz, also Christen in Verantwortung ebenfalls beschäftigt. Was können, was müssen wir der jungen Generation zumuten, damit sie zur Reife kommen. Das geschieht ja weder durch Handauflegung noch dadurch, das wir Helikoptereltern unserem Nachwuchs alle Hürden aus dem Weg räumen.

Machen wir es unseren jungen Leuten zu einfach? Wer räumt nach der Jungschar den Raum wieder auf, fegt, saugt … und sorgt dafür, dass alles ordentlich hinterlassen wird? Machen das die Mitarbeiter? Oder die bezahlten Reinigungskräfte? Welche Mitarbeit hilft jungen Leuten zur Reife? Ein junger Leiter schrieb mir die Tage:

»Wir platzen aus allen Nähten (ca. 100 Kids), uns fehlen aber genug Mitarbeiter. Das Team macht einen Spitzen-Job. Aber allgemein für den Kinder- und Jugendbereich ist es echt herausfordernd Menschen zu finden, die sich rufen lassen. Das kennst du bestimmt.«

Wie ist dieser „Mitarbeitermangel“ im Licht der Diskussion zu werten, die Watzke so auf den Punkt bringt für den DFB?

  • Haben Leute keine Lust, sich mit jungen Leuten abzugeben, die so geprägt sind?
  • Oder haben die Mitarbeiter keine Lust, weil sie selbst so geprägt sind?

Alles zu viel. Es muss Spaß bringen, darf nicht so anstrengend, nicht so verbindlich sein … Viele Leitenden spiegeln mir, dass sie Leute eher für Projekte gewinnen können, als für eine langfristige Verpflichtung. Das legt noch mehr Last auf einzelne treue, verantwortliche Leute. Wohin geht der Trend? Und ja, es gibt immer junge Leute… die gegen den Trend unterwegs sind. Die schon in jungen Jahren Säulen ihrer Organisation, in ihrer Gemeinde … sind. Top!

Was bauen wir da?

Etwas bauen? Das ist eine Frage, der ich am kommenden Montag auf dem Blog nachgehe lautet, was wir da bauen. Wenn wir in junge Leute investieren, haben wir das größere Ganze mit ihm Blick. Was sollten wir noch einmal als Christen in unseren Kirchen, die Trainingsstützpunkten von Gott in dieser Welt sind, tun? Richtig, Leute zu hingegebenen Nachfolgern von Jesus „machen“. Paulus hat es mit diesen Worten gesagt, andere im Neuen Testament fanden noch weitere Formulierungen:

Kolosser 1,28 

28 Ihn, Christus, verkünden wir; wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg und unterrichten jeden Menschen ´in der Lehre Christi`; wir tun es mit der ganzen Weisheit, ´die Gott uns gegeben hat`. Denn wir möchten jeden dahin bringen, dass er durch die Zugehörigkeit zu Christus als geistlich reifer Mensch ´vor Gott` treten kann. 

Epheser 2,10 

Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist.

2. Timotheus 3,16-17

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.

Nachfolge, Jüngerschaft … ist das Thema. Machet zu Jüngern der Auftrag! Als Leitende begleiten wir (auch) junge Leute zu Gott durch Jesus und wollen sie so formen und weiter begleiten, dass sie selbstlose und selbstbewusste Nachfolger von Jesus werden. Wir wollen sie ermutigen, herausfordern und auch mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen konfrontieren. Sie sollen damit tatsächlich fähig werden das zu tun, was gut und richtig ist. Leute, die Verantwortung übernehmen. Sie werden in Familien, im Job, in der Gesellschaft einen großartigen Beitrag geben können. Wir brauchen sie in der Politik, der Verwaltung, in der Kunst, im Sport … und in der Wirtschaft. Solche Typen braucht unsere Zeit! Oder?!

Auf dem Weg zur Reife braucht es eben auch diese Herausforderungen, die manchen zurückschrecken lässt. Manchen jungen Menschen, aber auch manchen Mitarbeiter. Man will ja nicht überfordern. Wo ist die Grenze? Sicher individuell. Jesus trifft zum Beispiel beim „reichen Jüngling“ seinen entscheidenden Punkt, als er die Rede auf sein Vermögen bringt. Er liebt Geld mehr als Gott. Es gibt ihm Sicherheit und Bedeutung. Er will das nicht loslassen. Tim Keller würde es einen Götzen nennen. Obwohl dieser junge Mann ansonsten als ein „vorbildlicher Christ“ bei uns durchgegangen wäre, scheut Jesus nicht die Challenge:

Lukas 9,23

23 Nun wandte sich Jesus an alle und sagte: »Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und mir nachfolgen. 

Zuspruch und Anspruch: die Spannung nicht auflösen!

Bausteine der Nachfolge: Fördern und fordern. Zuspruch und Anspruch. Wo sind wir zu einseitig geworden? Wo schießen wir über das Ziel hinaus. Wir müssen die Spannung managen. Sie in eine Richtung aufzulösen führt zu einer ungesunden Einseitigkeit. Ich finde, Watzke hat einen guten Punkt für den DFB angesprochen. Zum Bericht vom Stern kommst du mit diesem Link.

Was müssen wir als Leiterinnen und Leiter in dem Zusammenhang in unseren Kirchen zur Sprache bringen?

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About Lothar Krauss

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