KI in der Gemeindearbeit? | 2

Künstlichen Intelligenz (KI) | 2

Die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Gesellschaft der Zukunft wird voraussichtlich sowohl umfassend als auch vielschichtig sein. Wo liegen die Chancen für Leitende in der Kirche? Für Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften?

Im ersten Teil der Serie hat Sem Dietterle, ein Experte aus der kirchlichen Szene, die Fragen aufgegriffen, ob KI für christliche Organisationen und Führungspersonen ein Thema ist und wenn ja, wozu diese Technologie eingesetzt werden könnte.

Im zweiten Teil geht er auf die Chancen und Grenzen von KI für den kirchlichen Kontext ein und stellt Tools vor, mit denen gearbeitet werden kann.

Hier noch einmal die Gesamtübersicht der Serie

  1. Sollte ich als christlicher Leiter KI nutzen?
  2. Wozu sollte ich die KI nutzen?
  3. Hilft mir die KI in der Vorbereitung von Inhalten meines Berufes, der Gemeindearbeit?
    • Grenzen der KI
    • Chancen der KI
  4. Welche Tools gibt es im Netz?
  5. Welche ethischen Fragen sollte ich bei der Nutzung bedenken?
  6. Welche kritische Distanz sollte ich wahren?
  7. Gibt es eine Sammlung von Tools, die mir helfen?

SEM DIETTERLE

Sem ist Jugend- und Social-Media Pastor in München

Hilft mir KI in der Vorbereitung von Inhalten?

Zunächst beschreibe ich die Grenzen von Sprachmodellen, um anschließend die Chancen besser darzustellen und zu erklären, warum ich andere Tools als ChatGPT bevorzuge.

Grenzen

Sprachmodelle wie ChatGPT, Mistral.ai, Gemini oder Claude.ai sind anfällig für überzeugend klingende Falschaussagen, die auch als „Halluzinationen“ bezeichnet werden. Entwickler haben diese Modelle so programmiert, dass sie immer eine Antwort geben, selbst wenn diese inhaltlich falsch sein könnte.

Um die Anfälligkeit von Sprachmodellen zu verdeutlichen, hier einige grobe Informationen über die Ausgabe von Antworten:

  • Ein großes Sprachmodell (LLM) liefert immer gut klingende Antworten, auch wenn keine geeigneten Daten zur Verfügung stehen oder relevante Daten nicht ausgewählt wurden.
  • Die Qualität der Antwort hängt von der Qualität der zugrunde liegenden Daten, der Abonnementstufe, deinem Prompt und von zahlreichen Berechnungen ab, die das Sprachmodell im Hintergrund durchführt.
  • Das Sprachmodell wählt die Quellen der Daten selbst aus. Die Vielzahl an verfügbaren Daten kann dabei das Wesentliche verwässern.
  • Ein Sprachmodell nutzt Wahrscheinlichkeitsberechnungen, um die Daten auszuwählen, die am besten zu dir und deinem Prompt passen.
  • Sprachmodelle kopieren, kombinieren und kuratieren lediglich Daten und sind nicht in der Lage, aus dem Nichts Neues zu erschaffen.
  • LLMs sind nur insofern kreativ, indem sie bestehende Daten kombinieren.

Fazit: Sprachmodelle sind besonders anfällig, wenn es um die Generierung von Daten geht. Insbesondere in der Verkündigung sind wir verpflichtet, die Quellen unserer Informationen zu kennen. Die großen Chancen von Sprachmodellen liegen nicht darin, ein leeres Blatt Papier mit Inhalten zu füllen. Vielmehr sind sie ideal, um an bestehenden Gedanken weiterzuarbeiten und diese so zu verbessern, dass sie bei den Menschen wirklich ankommen. Unten zeige ich weitere Tools, die einige der oben genannten Risiken minimieren können.

Chancen:

Wie bereits angedeutet empfehle ich Sprachmodelle als Hilfsmittel zu nutzen, um eigene Gedanken zu sortieren, in Form zu bringen, zu verbessern oder weiterzuentwickeln.

  • Struktur geben: Wenn ich in meiner Notizen-App zahlreiche Gedanken, Zitate und Ideen zu einem Thema gesammelt habe, kann ein Sprachmodell helfen, diese zu strukturieren.
    Prompt: „Dies sind meine Notizen zu einer Predigt (oder einem Artikel). Gib mir eine Strukturidee.“
  • Feedback einholen: Ich kopiere mein Skript in ein Sprachmodell und bitte um Feedback.
    Prompt: „Gib mir Feedback. Fehlt etwas? Ist alles verständlich? Was könnte ergänzt werden, damit der Inhalt besser bei meiner Zielgruppe (nennen) ankommt?“
  • Visualisierung: Um Lehrsätze oder biblische Wahrheiten anschaulich zu machen, hilft es oft, sie zu visualisieren. Ich kopiere eine Schlüsselstelle meines Skripts in ein Sprachmodell und sage dazu:
    Prompt: „Dies ist ein Kerngedanke, der visualisiert werden soll. Nenne mir einige Beispiele, einen symbolischen Gegenstand, eine Geschichte oder ein Naturgesetz, das dies verdeutlicht.“
  • Tonalität anpassen: Als Jugendpastor ist meine Zielgruppe oft jünger als ich. Wenn wir mit Menschen sprechen, die nicht unserer Altersgruppe angehören, können Sprachmodelle helfen, die Sprache so anzupassen, dass sie bei der Zielgruppe besser ankommt.
    Prompt: „Dies ist mein Skript. Ich spreche zur Zielgruppe XY. Was müsste ich umformulieren, damit es bei dieser Zielgruppe besser ankommt und verständlich ist?“

Es gibt natürlich noch viele weitere Anwendungsfelder. Das Wichtigste ist, dranzubleiben, zu testen, auszuprobieren, zu lernen und Ideen mit anderen in ähnlichen Arbeitsbereichen auszutauschen.

Welche Tools, ChatGPT … und was gibt es sonst?

Ein Tipp: Teste mehrere Sprachmodelle, da jedes Modell eigene Vor- und Nachteile in der Qualität der Antworten sowie der Benutzeroberfläche hat.

Drei Tool-Tipps zum Thema Recherche und Vorbereitung von Inhalten:

Nikodemus.ai: Dieser Chatbot ist in den Bibelserver integriert und wurde vom ERF Sinnsender eingerichtet. Er ermöglicht Gespräche mit einer theologisch fundierten Datenbank. Im Hintergrund stehen Bibelkommentare und die Inhalte der ERF-Website zur Verfügung. Die Quellen werden angegeben und sind einsehbar, was für Transparenz sorgt.

Perplexity.ai: Diese Plattform ist eine sogenannte „Antwort-Maschine“, während Google lediglich eine Suchmaschine ist. Die KI gibt kurze Antworten auf Fragen, die wir ihr stellen, und fasst dabei die Inhalte einer Website zusammen. Ein Link zur Quelle wird ebenfalls bereitgestellt.

NotebookLM von Google: Ein unverzichtbares Tool! Mit dem Feature kann ich selbst entscheiden, welche Daten ich einbeziehen möchte. Es ermöglicht das Einbetten von Websites, YouTube-Videos, PDFs oder Word-Dokumenten mit wenigen Klicks. Danach können Fragen ähnlich wie bei einem Sprachmodell gestellt werden. Die Antworten werden ausschließlich aus den von mir eingebetteten Daten erstellt und sind zusätzlich mit der exakten Stelle in den Daten verlinkt. Dieses Tool bietet mir die Sicherheit, die Herkunft meiner Informationen zu kennen und selbst ausgewählt zu haben.


Soweit Sem im zweiten Teil.


PRAXISBEISPIEL

Am 17. November habe ich (Lothar) eine Predigt mit dem Titel »Vorsicht Falle!« gehalten. Es ging um die Frage nach den Versuchungen unseres Lebens und wie wir in ihnen bestehen können.

Ich habe mein Predigtkonzept der KI zur Verfügung gestellt (ChatGPT) und sie gebeten, eine Arbeitshilfe für die Reflexion in Kleingruppen zu erstellen.

Die Predigt könnt ihr hier hören. Das Konzept für die Reflexion in der Kleingruppe, das mir die KI geschrieben hat, hier einsehen.


Nächsten Donnerstag:

Hilft mir die KI in der Vorbereitung von Inhalten meines Berufes, der Gemeindearbeit?

  • Welche ethischen Fragen sollte ich bei der Nutzung bedenken?
  • Welche kritische Distanz sollte ich wahren?
  • Gibt es eine Sammlung von Tools, die mir helfen?

Teil 1 | 2 | 3

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About Lothar Krauss

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2 Responses to KI in der Gemeindearbeit? | 2

  1. Avatar von andreasliebrich andreasliebrich sagt:

    Bitte immer noch aus dem Verteiler nehmen, da ich es versucht habe, aber selber nicht geht. Danke.

    Liebe Grüße,
    Andreas

    • Leider habe ich keinen Zugriff darauf. Vermute, dass aus Datenschutzgründen das wohl so geregelt ist, dass am Ende der Mail der Abonnent sich selbst organisiert. Tut mir leid, dass ich da jetzt keine bessere Antwort habe. Da ich in den technischen Tiefen nicht sehr bewandert bin, mehr inhaltlich arbeite, kann ich nicht weiterhelfen. Mein Tipp: einfach auf Spam setzen und schon wird die Mail direkt in Richtung „Mülleimer“ gelenkt.

      Herzliche Grüße
      Lothar

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