
Global Leadership Summit
Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es ihn, den Summit. Irgendwann ist aus der überschaubaren Konferenz der 1990er Jahre ein globales Event geworden. In den Hochzeiten mit über 400.000 Teilnehmern. Dann die Krise mit Bill Hybels, Einbruch, Rückgang. Nicht nur Hybels, insgesamt bekleckerten sich weltbekannte christliche Leiter nicht mit Ruhm. Eine Skepsis machte sich breit. Und tut es immer noch.
Ist nicht schon alles gesagt …
… nur noch nicht von allen? Bringt der Summit noch relevante, neue Einsichten? Ich habe den Summit ja seit dem Start mitverfolgt. Vor Ort, live. Auch mit den Audios. Später Videos. Im letzten Jahrzehnt dann mit einem speziellen Link. Direkt live, in meinem Wohnzimmer. Sehr viel faszinierenden „Content“. Weltbekannte Leute traten auf. Harvard Professoren, Sportler, Künstler wie Bono und sogar Bill Clinton.
Etwas müde bin ich …
… von der Superlative, die einem amerikanisch geprägten Event oft innewohnt. Was die Person der Leitung alles erreichen kann, wenn sie ihr Potential freisetzt. Wenn sie nur ihre Angst überwindet und fokussiert bleibt. Echte Entwicklungen seinen zu erwarten, wenn man sich mit den Besten der Besten vergleicht. Wenn man sie zum Maß der Dinge nimmt und sich an ihnen orientiert. Und zwar nur an ihnen. Wer einen aussergewöhnlichen Service bietet, ein überraschendes Erlebnis kreiert, das seinesgleichen sucht, der landet Treffer. Ehrlich: mir fällt das schwer zu hören. Da war manches „drüber“ beim #gls24. Also für mich.
Nach über 30 Jahren fällt mir das immer schwerer, diese Superlativen. Ich frage mich: Echt jetzt, ist das die Realität in meinem Kontext? Bei meinen Freunden, Bekannten, Nachbarn … Die alleinerziehenden Elternteile, die mit ihrem Alltag ringen. Die Familien, die massiv unter Druck stehen. Oder sich selbst unter Druck setzen. Oder bei meinen selbstständigen Handwerkern, die überhaupt um Mitarbeiter kämpfen. Der Markt ist leergefegt, der Gewinn nach Steuern überschaubar. Oder wie es gerade in der DIE ZEIT zu lesen war:
»Und besonders stressen die hohen Ansprüche, die man an sich selbst hat, denn schließlich muss man sich nicht nur im Dschungelkampf mit der digitalen Welt einen Reim auf das Geschehen machen, sondern außerdem seinen Beruf ausüben, den Keller leer pumpen, für den Vater die nächste Pflegestufe organisieren, mit den Knorpelverschleißschmerzen im eigenen Knie klarkommen und also den Ängsten auf dem Hochseil jonglierend entgegentreten. Abwägungen ohne Ende. Und jede Bagatelle triggert die Angst vor realer Not.« (DIE ZEIT, 34/2024)
Meine Kollegen in der kirchlichen Szene geben oft ihr Bestes und müssen mit einer Ausstattung (Ressourcen, Talente, Leute mit Zeit …) auskommen, die wenig mit den großen, dynamischen und jungen Kirchen unserer Großstädte zu tun hat. Oft sind gerade dort die Leute zum Studium aufgeschlagen und oft im Anschluss hängengeblieben, die in den kleinen, unbedeutenden Gemeinden überhaupt erst ihr Fundament bekommen hatten. Jetzt werden sie schmerzlich vermisst. In der Provinz.
Schon gut …
…, dass es diese dynamischen Kirchen gibt. Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen! Die Führungspersonen, die uns herausfordern nichts halbherzig zu tun sondern unser (!) Bestes zu geben, ich mag sie! Wir brauchen sie alle!! Sie sind ein Geschenk für die ganze Gemeinschaft der Christen! „Nur das Beste, keine Reste!“ Ich finde diese Idee mega. Auch und gerade für die Provinz, für die nicht so erfolgreiche Truppe. Denn sein Bestes zu geben hat zuerst nichts mit Erfolg zu tun. Das ist eine Frage der Gesinnung. In meinem Podcast „Einfach leiten“ werde ich darauf zurückkommen!
Dennoch, unser „Bestes“ reicht oft nicht an die Performance der Marktführer heran. Diese Genies, was sie nicht alles erstaunliches zustande bringen. Dabei auf Teams zurückgreifen, die ihnen in einem Umfang und in einer Qualität zuarbeiten, von der wir „Normalos“ nur träumen können. Auch wenn man nicht von Perfektion sprechen will bleibt zu bedenken, dass auch in „Exzellenz“ etwas besonderes steckt, merkte ein Kommentator auf meinem LinkedIn Account zu diesem Beitrag richtigerweise an.
Kritisch dankbar …
So schaue ich also kritisch dankbar auf den GLS24 zurück. Viele richtig gute Anregungen, die mich weiter begleiten werden. Die mich herausfordern nicht stehen zu bleiben, sondern mein Herz ganz zu investieren. Hier nur einige Wege Highlights:

Als der Harvard Professor Arthur C. Brooks zur Frage von Happiness die Einsichten wissenschaftlich begründet, persönlich reflektiert und auch noch sehr inspirierend präsentiert (sein Kurs an der Harvard Uni ist legendär), bin ich gepackt. Am Ende entfaltet sich das kraftvollste Geheimnis eines glücklichen Lebens gerade dort, wo wir dem Hass entschlossen entgegentreten und uns dazu entscheiden, unsere Feinde zu lieben. Wow! Das habe ich schon mal an anderer Stelle gelesen. 😉

Lieben: das Geheimnis aller Wirksamkeit! Marcus Buckingham kommt mit diesem Statement am Ende des GLS „um die Ecke“. Sehr erstaunlich, was der weltweit bekannteste Forscher auf dem Gebiet der Stärken, von Führung und von der Höchstleistung am Arbeitsplatz sagt. Seine Forschungseinsichten bestätigen, was Jesus schon gelehrt hat. An der Umsetzung hapert es noch. Doch mich bestärkt der Experte, dass die Wahrheiten meines christlichen Glaubens, die Wahrheiten … tatsächlich Volltreffer sind, die auch im 21 Jh. absolut relevant sind.

Ungeeignet?
Ich sollte als Leiter noch mehr gelassen und sicher meinen Weg gehen. Joni Erickson Tada, die seit über 45 Jahren unter schwierigsten persönlichen Umständen eine herausragende Führungsrolle bekleidet, führt mir vor Augen. Wenn ich das nur fassen könnte! Die Dinge liegen oft anders, meint sie. Wenn sie beispielsweise an der Stelle von Gott gewesen wäre, hätte sie sich nicht für diese Führungsrolle ausgewählt, in der sie ist. Ihre Voraussetzungen, physisch, akademisch … seien nicht so cool. Sie sei – eigentlich – ungeeignet!

Und dann erinnert sie uns 250.000 Teilnehmer des GLS24, die wir gerade direkt vor Ort sind, oder an den Übertragungsorten ihr lauschen, im Stream … (und über die nächsten Monate bei den Events in vielen Ländern), dass Gott es gerade liebt mit Menschen seine Geschichte zu schreiben, die wir abgeschrieben haben. Mit dem Zitat ihres Freundes Dan Allander brachte sie es auf den Punkt:

Ein kraftvoller GLS24
So bleibt für mich ein dankbarer Rückblick auf einen kraftvollen GLS24. Und eine wachsende Distanz zum Führungsmantra: „Weiter. Höher. Besser.“ Der Leitungskongress von Willow Creek Deutschland hat das schon länger im Blick. Gut so.
Ich will mein Bestes dort geben, wo ich hingestellt bin. Und wenn ich mich selbst da nicht einmal für die Kreisklasse empfehle. Von Olympia sprechen wir erst gar nicht. Aber mir ist klar: es lohnt sich! Immer. Denn ich habe eine Bestimmung, die niemand sonst erfüllen kann. »Purpose«. Das war die Vokabel des GLS24. Rick Warren hat sich bestimmt gefreut, als er das hörte.
Zeit oder Energie?
Und dann noch dieser Satz. Sozusagen ein Nachsatz. Er löste eine gute Resonanz in mir aus.


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Danke, Lothar, für deine Zusammenfassung. Und den wertschätzenden Satz in Richtung Willow Deutschland. Wir werden für den nächsten Leitungskongress 12.-14. Februar 2025 in Dortmund unser Bestes geben, dem zu folgen.