Lebensalter reflektieren, um Leitungsphasen zu verstehen!

Die Lebensphasen, die wir alle durchlaufen, wirken sich auch auf unser Verständnis und Bedürfnis im Blick auf Führung aus. In meinen dynamischen 20er Lebensjahren haben ich durchaus Prozesse, Entwicklungen und Menschen anders eingeschätzt, als ich das in der Mitte des Lebens tat. Aktuell bereite ich eine Videoserie „Einfach leiten“ vor, die ab September auf dem Leiterblog kommen wird. Dabei bin ich über die Lebensalter von Guardini erneut gestolpert und habe darüber nachgedacht. Seit Jahrzehnten begleitet mich der Philosoph mit seinen klugen Büchern.

Romano Guardini

In seinem Klassiker „Die Lebensalter“ wendet sich Guardini diesen Fragen zu. Damit hat er auch Generationen von Führungskräften einen großartigen Dienst geleistet. Seine Sicht bestand darin, dass das Leben nicht statisch verläuft, sondern eine dynamische Entwicklung durchläuft. Mit einfühlsamem Blick zeichnet der große Religionsphilosoph die einzelnen Lebensphasen nach und arbeitet das jeweils Charakteristische heraus.

Eine gelungene Zusammenfassung stellt ERF Schweiz in einer Übersicht zur Verfügung. Sie ist hier zu laden.

Ich habe ChatGPT um eine Zusammenfassung gebeten. Hier ist sie:

„Die Lebensalter“ von Romano Guardini: Eine Zusammenfassung

„Die Lebensalter“ ist ein tiefgründiges Werk des katholischen Theologen und Philosophen Romano Guardini, das sich mit den verschiedenen Phasen des menschlichen Lebens und deren geistlichen und existenziellen Bedeutungen auseinandersetzt. Guardini untersucht in diesem Buch die spirituellen und philosophischen Aspekte des Lebens von der Kindheit bis ins hohe Alter und bietet eine Reflexion über die Aufgaben und Herausforderungen, die jede Lebensphase mit sich bringt.

Hauptthemen und Strukturen

1. Kindheit:

  • Unschuld und Offenheit: Guardini beschreibt die Kindheit als eine Zeit der Unschuld und Offenheit. Kinder sind empfänglich für das Wunderbare und haben eine natürliche Neugier auf die Welt.
  • Abhängigkeit: Kinder sind von Natur aus abhängig von ihren Eltern und der Umgebung. Diese Abhängigkeit prägt ihre Sicht auf die Welt und ihre Beziehung zu anderen Menschen und Gott.

2. Jugend:

  • Identitätssuche: Die Jugend ist geprägt von der Suche nach Identität und Selbstverständnis. Jugendliche streben danach, ihren Platz in der Welt zu finden und ihre eigenen Überzeugungen zu formen.
  • Rebellion und Anpassung: Diese Phase ist oft von Rebellion gegen Autoritäten und bestehenden Normen geprägt, während gleichzeitig ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit besteht.

3. Erwachsenenalter:

  • Verantwortung: Das Erwachsenenalter bringt die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und andere mit sich. Beruf, Familie und gesellschaftliche Verpflichtungen prägen diese Lebensphase.
  • Verwirklichung: Es ist eine Zeit der Verwirklichung persönlicher und beruflicher Ziele. Erwachsene streben danach, ihre Talente und Fähigkeiten voll auszuschöpfen.

4. Reifes Alter:

  • Weisheit: Mit zunehmendem Alter kommt oft eine tiefere Weisheit und ein besseres Verständnis für das Leben und seine Herausforderungen. Erfahrungen und Erlebnisse formen ein reifes Urteilsvermögen.
  • Gelassenheit: Das reife Alter kann auch eine Zeit der Gelassenheit und des inneren Friedens sein, da materielle und berufliche Ambitionen an Bedeutung verlieren.

5. Alter:

  • Rückblick: Im hohen Alter blicken Menschen oft auf ihr Leben zurück, reflektieren ihre Erfolge und Misserfolge und suchen nach einem tieferen Sinn.
  • Vorbereitung auf den Tod: Das Alter bringt auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit und die Vorbereitung auf den Tod mit sich. Spirituelle Fragen und die Beziehung zu Gott rücken in den Vordergrund.

Guardinis Ansatz

Guardini verwendet einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl psychologische als auch spirituelle Aspekte jeder Lebensphase beleuchtet. Er betont, dass jede Lebensphase ihre eigenen Herausforderungen und Chancen bietet und dass das spirituelle Wachstum ein kontinuierlicher Prozess ist, der das gesamte Leben durchzieht. Sein Werk ist eine Einladung, die verschiedenen Lebensalter bewusst zu durchleben und die darin liegenden geistlichen Lektionen zu erkennen und zu schätzen.

Insgesamt bietet „Die Lebensalter“ eine tiefe Einsicht in die menschliche Existenz und ermutigt die Leser, ihr Leben in all seinen Phasen bewusst und spirituell erfüllt zu gestalten.

Alternativen?

Und dann wollte ich von ChatGPT auch wissen, ob es Alternativen zu der Reflexion von Romano Guardini im Blick auf seine Einteilung gibt. Tja, die gibt es tatsächlich:

Ja, es gibt verschiedene alternative Konzepte zu Romano Guardinis Betrachtungen über die Lebensalter, die aus unterschiedlichen Disziplinen stammen, wie der Psychologie, der Philosophie, der Theologie und der Soziologie. Hier sind einige bedeutende Ansätze:

1. Erik Erikson: Stufen der psychosozialen Entwicklung

Der Psychologe Erik Erikson entwickelte ein Modell der psychosozialen Entwicklung, das acht Stufen umfasst. Jede Stufe ist durch eine spezifische Herausforderung oder Krise gekennzeichnet, die der Mensch bewältigen muss:

  1. Vertrauen vs. Misstrauen (Säuglingsalter)
  2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (frühe Kindheit)
  3. Initiative vs. Schuldgefühl (Spielalter)
  4. Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schulalter)
  5. Identität vs. Rollenkonfusion (Adoleszenz)
  6. Intimität vs. Isolierung (frühes Erwachsenenalter)
  7. Generativität vs. Stagnation (mittleres Erwachsenenalter)
  8. Integrität vs. Verzweiflung (Alter)

2. Carl Gustav Jung: Individuationsprozess

Der Psychologe Carl Gustav Jung konzentrierte sich auf den Prozess der Individuation, der das gesamte Leben eines Menschen umfasst. Dabei geht es um die Integration verschiedener Persönlichkeitsanteile und das Streben nach einem vollständigen Selbst. Jung unterteilte das Leben in zwei Hauptphasen:

  1. Erstes Lebenshalbjahr: Aufbau der Persönlichkeit und Anpassung an die äußere Welt.
  2. Zweites Lebenshalbjahr: Suche nach innerer Ganzheit und spiritueller Erfüllung.

3. Daniel Levinson: Lebensabschnitte in der Entwicklung Erwachsener

Der Psychologe Daniel Levinson entwickelte ein Modell der Lebensabschnitte, das sich insbesondere auf die Erwachsenenentwicklung konzentriert. Sein Modell umfasst folgende Phasen:

  1. Vormittleres Erwachsenenalter (17-22 Jahre): Übergangsphase vom Jugend- zum Erwachsenenalter.
  2. Frühes Erwachsenenalter (22-40 Jahre): Aufbau von Beruf und Familie.
  3. Mittleres Erwachsenenalter (40-65 Jahre): Neubeurteilung und Anpassung des Lebensentwurfs.
  4. Spätes Erwachsenenalter (65 Jahre und älter): Rückblick und Bilanz des Lebens.

4. Bernard Lievegoed: Phasen der biografischen Entwicklung

Der niederländische Arzt und Anthroposoph Bernard Lievegoed beschrieb die menschliche Entwicklung in sieben Jahresschritten und verknüpfte sie mit geistigen und gesellschaftlichen Aufgaben:

  1. 0-7 Jahre: Nachahmung und physische Entwicklung.
  2. 7-14 Jahre: Entwicklung der Gefühle und des sozialen Verhaltens.
  3. 14-21 Jahre: Suche nach Identität und Sinn.
  4. 21-28 Jahre: Selbstständigkeit und berufliche Orientierung.
  5. 28-35 Jahre: Konsolidierung und Verantwortung.
  6. 35-42 Jahre: Selbstreflexion und Umorientierung.
  7. 42-49 Jahre: Vertiefung und spirituelle Suche.

5. Gail Sheehy: Passages

Gail Sheehy, eine amerikanische Autorin, beschrieb in ihrem Buch „Passages“ die verschiedenen Übergänge und Krisen, die Menschen in ihrem Leben durchlaufen. Sie identifizierte mehrere Schlüsselphasen im Erwachsenenalter, darunter die „Mittlere Lebenskrise“ und die Herausforderungen des Älterwerdens.

Vergleich mit Guardinis Ansatz

Während Guardinis Werk stark von einer spirituellen und theologischen Perspektive geprägt ist, fokussieren sich die alternativen Konzepte meist auf psychologische und soziologische Aspekte der menschlichen Entwicklung. Eriksons und Jungs Modelle bieten tiefgehende Einblicke in die psychologischen Prozesse, während Levinsons und Lievegoeds Modelle stärker auf die biografischen und gesellschaftlichen Kontexte eingehen.

Alle diese Modelle betonen jedoch die kontinuierliche Entwicklung und die verschiedenen Herausforderungen, die das menschliche Leben prägen, und bieten wertvolle Perspektiven, um die komplexen Prozesse der menschlichen Lebensspanne zu verstehen.

Und nun sind wir wieder am Start:

Was sollten wir als Verantwortliche aus diesen Beobachtungen in der Selbstreflexion unseres eigenen Leitungsverhaltens ziehen?

  • Wo stehe ich aktuell im Blick auf die Lebensalter?
  • Wie könnte das meine Sicht auf Leitung beeinflussen?
  • Welche Leitungsansätze könnten mich daher mehr faszinieren?
  • Welche mich eher skeptisch machen, obwohl sie mich in einigen Jahren ansprechen werden?
  • Welche Störungen in meinem Leitungsalltag könnten damit zusammenhängen?

ERGÄNZUNG | 26. Juli 2024

Hier geht es zur Übersicht zu den Leitungsphasen, wie sie Robert Clinton in seinem Klassiker »Der Werdegang eines Leiters« darlegt.


Kommentare

2 Antworten zu „Lebensphasen – Leitungsphasen?”.

  1. Danke für diese aussagekräftige und anschauliche Aufbereitung des Themas Lebensphasen!

  2. […] ← Lebensphasen – Leitungsphasen? […]