Komplexität! Erneuerung und Veränderung scheitert, wenn man zu viele Altlasten, Themen, Interessen, Wünsche, Forderungen … beachten will oder beachten muss.
Das kann ganz schnell der Fall sein! Besonders, wenn eine Kirche (Organisation, Konzern, Partei …) mit einer längeren Geschichte den Prozess beginnt. Warum? Weil man eben nicht bei »null« beginnt! Die Themen, die in dem Prozess mitschwingen, haben möglicherweise auch noch einen starken emotionalen Bezug für wichtige Leute der Church. Nicht einfach! Was ist zu tun?
Zu komplex!
»Fokussierung« ist der Schlüssel! Das Gute ist bekanntlich der Feind vom Besten. Es hilft, wenn vorab ein paar Rahmenbedingungen klar sind. Eine Denkhilfe, die ich gerne verwende, kommt aus der Welt des Sports. Ich will das kurz am Beispiel des Fußballs erläutern, aber auch andere Mannschaftssportarten, die auf einem Spielfeld stattfinden, eignen sich zur Illustration:
Das Ziel des Spiels: gewinnen.
- Ist das Ziel des Spiels klar? Fokussieren alle Spieler darauf? Ist allen klar, wann das Spiel gewonnen ist? (Da fängt die Diskussion in vielen Kirchen schon an …)
- Gewonnen hat die Mannschaft, die nach der regulären Spielzeit ein Tor mehr als der Gegner hat. Pro Sieg gibt es 3 Punkte. Wer die meisten Punkte während der Meisterschaftssaison holen kann, ist am Ende der Gewinner. So einfach ist es in diesem Sport.
Für eine Kirche wäre also zu klären, wann – bezogen auf den Auftrag von Jesus an seine Kirche – sie gewonnen hätte? Das Spiel? Die Meisterschaft? Und dann wäre es gut zu wissen, was es braucht, um dieses Ziel zu erreichen?
Das »Spielgerät« beim Fußball ist ein Fußball! Das sagt nichts gegen Volleybälle, oder Tennisbälle oder Federbälle. Auch Golfbälle haben ihre Berechtigung, aber nicht im Fußball. Und schon gar nicht, wenn das Spiel läuft! Mit welchem »Spielgerät« sind wir als Kirchen am Start?
Das Spielfeld
Ich finde das Spielfeld beim Fußball faszinierend einfach. Während Mannschaften unterschiedlichste Spielsysteme nutzen, ist doch das Spielfeld kinderleicht zu verstehen. Manchmal hatte ich in den Jahren das Gefühl, dass wir bei »Kirchens« komplizierte Spielfelder kreieren, um dann mit schlichten Spielsystemen an den Start zu gehen. Die Folge: Wir waren mehr mit uns selbst beschäftigt, als mit dem Spiel! Gute und einfache Strukturen in der Kirche vergleiche ich deshalb gerne mit so einem klaren Spielfeld.
Die Mannschaft
Sie hat einen klaren Auftrag, eine klare Struktur, klare Rollen und Vereinbarungen. Jeder Spieler weiß, wie die Mannschaft zusammen unterwegs ist, wie sie gewinnen wollen und was sie in kniffligen Situationen tun. Man gewinnt gemeinsam, man verliert gemeinsam. Es ist klar, wie viele Leute eine Mannschaft bilden und welche Mannschaftsteile welche Aufgaben zu übernehmen haben! Nicht alle wollten aber Teil der Mannschaft sein. Manche waren lieber Zuschauer, andere bevorzugten die Kommentatorenbox.
Weiter zu klären sind die Rollen, die direkt zur Mannschaft gehören, ohne selbst auf dem Rasen zu stehen. Die der Trainer! Der Betreuer! Des Zeugwarts … Und dann noch das: Welches sind unsere Trikots für die Heimspiele, die Auswärtsspiele? Unsere Trainingszeiten? Wann sind die Spieltage, wo alle da sind?
Beim Fußball ist das alles gut zu klären. Wenn das mal in der Kirche so einfach wäre, habe ich häufiger gedacht. Dann wäre schon viel gewonnen!
In Gifhorn …
… haben wir uns als FCG dazu entschieden, dass wir vor allem drei Dinge tun:
- Wir feiern Gottesdienste
- Wir treffen uns in kleinen Gruppen
- Wir bilden Teams, die Spaß machen und etwas gemeinsam bewegen
Keine Konzerte, Kleinkunstabende, Konferenzen, offene Seminare oder Reisen ins Heilige Land. Keine Lobpreisabende, Männerchor, Frauenchor, gemischter Chor, Jugendchor, Israel-Gebets- Feundes … Treffen, keine Seelsorgeausbildungen oder Bibelschulwochen.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Das können alles gute Dinge sein! Aber es würde uns in eine Komplexität führen, die es uns unmöglich machen würde, einen klaren Fokus zu halten! Warum? Weil wir zu wenig Leute sind, um das alles gleichzeitig gut und leidenschaftlich zu bedienen. Und immer wäre darüber hinaus die Frage noch offen, ob diese Schwerpunkte uns helfen würden, in unserem Kontext dem Auftrag nachzukommen, den Jesus uns gegeben hat.
Wie dient ihr den Geflüchteten, den Armen, den Einsamen, den Bedrängten, den Starken, den Erfolgreichen, den Kindern, den Jungen, den Alten … werde ich an dieser Stelle gerne gefragt! Ja wie? Indem wir uns in Teams zusammentun, die diesen Zielgruppen dienen. Indem wir kleine Gruppen bauen, die Heimat, Geborgenheit, Hilfe und Nähe bieten.
Und wie werdet ihr das handhaben, wenn ihr zur »Kirche im Brauhaus« geworden seid? Das werden wir dann sehen! Unser Fokuspunkt des Gemeindeauftrages bleibt bestehen. Die FCG existiert, um Menschen, die Gott unendlich liebt, zu erreichen, zu prägen und in ihre Berufung und Bestimmung zu senden. Alles was wir tun, muss diese drei Aufträge fördern.
Fragen zur Selbstreflexion
- Wie komplex ist unser Gemeindeleben angelegt?
- Haben wir ausreichend Ressourcen (Verantwortliche, Mitarbeiter, Zeit, Kraft, Geld …), um alle Angebote gesund und dauerhaft zu stämmen?
- Was von dem, was wir aktuell tun, würden wir nicht mehr beginnen, wenn wir uns neu als Kirche konstituieren würden?
THESE 7: »Komplexität« lässt das Projekt Gemeindeerneuerung scheitern! Fokussierung auf den Kernauftrag hilft auf dem Weg zur Wirksamkeit.
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Hier geht es zur Seite »Veränderungsprozesse« auf dem Leiterblog.
Wie hat das „wir entscheiden“ praktisch ausgesehen?
Komplexe Frage, nicht in einem Satz zu beantworten. Aber in viele kurzen Posts der letzten 4 Jahre habe ich darüber berichtet: https://der-leiterblog.de/fur-kirchen/veranderungsprozesse/
Ja und nein….Fokussierung ist mit Sicherheit etwas, was man gut im HInterkopf behalten kann, um Kirchenarbeit zu organisieren und strukturieren, doch ist es nicht oft der Mittelweg, der zu einem Ziel führt? Chöre unterstützen den Gottesdienst, ausgebildete Seelsorger helfen Menschen der Gemeinde und Bibelwochen verbessern das Verständnis der Materie…
Das ist immer eine feine Linie, ob der Chor den GD unterstützt oder der Gottesdienst eine Plattform für den Chor bieten muss. Ich kenne da Geschichten … Oft sind die Gemeinden in einer Größe, dass sie effektiv mit ihren Mitarbeitern mehr bewegen, versorgen und tun wollen, als sie können. Das einzusehen ist schwer. Manchmal „braucht“ es einen Burnout, um zur Vernunft zu kommen. Schade.
Das ist wohl wahr., doch beschneidet ein absolutes Zentrieren auf Gottesdienst und den damit verbundenen Notwendigkeiten nicht die Möglichkeit neue Mitglieder für ein kirchliches Gemeindeleben zu finden? Oftmals ist es doch die verbrachte Zeit in den Gruppen, die dem Eizelnen zeigt, wie wirkungsvoll, wichtiig und auch wundervoll ein Tun ist. Gruppenarbeit fordert den Passiven heraus und kann zeigen, was der gepredigtte Glauben bedeutet. Vielleicht muss nicht auf alle zusätzliche Gruppenarbeit verzichtet werden. Kleine Schritte sind auch Schritte 🙂 Es ist aber auch aus meiner theoretischen Sichtweise heraus leicht zu diskutieren, Sie stehen mittenmang in einem Prozeß,…Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Genau! Deswegen:
„2. Wir treffen uns in kleinen Gruppen
3. Wir bilden Teams, die Spaß machen und etwas gemeinsam bewegen“