
Ihr Lieben,
der Blog ist ja schon seit einiger Zeit in eine unbestimmte Pause gegangen. Und vermutlich wird er auch nicht mehr in der Form zurückkehren, wie er über die letzten zwölf Jahre hinweg oft montags und donnerstags Themen wie Leitung, Führung, Kirche und Teamarbeit behandelt hat.
Ein gemeinsamer Weg
Mein gesamter Weg der letzten vier Jahrzehnte war ein Weg zu zweit – gemeinsam mit Heike. Als Team haben wir gedacht, ausprobiert, geschrieben, geglaubt, gelitten, gehofft. Ohne sie wäre alles so nicht geworden. Auch die sechs Projekte der Gemeindeerneuerung sind nur aus dieser gemeinsamen Verbindung heraus denkbar. Das konnte man leicht übersehen, weil ich mehr im Vordergrund stand. Aber das war eben nur ein Teil der Realität.
Heike hat mich selbstlos, bescheiden, als mein größter Fan begleitet, ermutigt und unterstützt. Darüber hinaus ein starkes eigenes Profil entwickelt und ist einen Weg gegangen, der mich immer neu begeistert hat. Ich bin ihr größter Fan geworden.
Nach zwei sehr schwierigen Jahren in Mannheim erleben wir heute eine Blüte, die alles bisher Erlebte übersteigt. Es ist atemberaubend, was wir gemeinsam – mit einem starken Team und vielen engagierten Mitarbeitenden – erleben dürfen. Gemeindeerneuerung ist keine Theorie, sondern gelebte, manchmal auch herausfordernde Praxis.

Eine Wende
Heute vor einer Woche hat sich unser Leben grundlegend gewendet.
Vor 16 Jahren wurde bei Heike zum ersten Mal Krebs diagnostiziert. Ihr damaliger Artikel dazu hat tausende Menschen berührt, getröstet und ermutigt. Nun hat uns die Diagnose erneut getroffen. Der Heilige Geist hatte uns schon einige Tage zuvor auf seine Weise vorbereitet. Jeder Mensch hat ja sein Datum und unser Herr zeigte uns, dass Heike ihr Datum nun erreichen würde.
Natürlich versucht man, solche Gedanken wegzuschieben – sie wegzubeten, zu bekennen, positiv zu denken. Aber wenn man dann wirklich vor dem Abschied steht, trifft es einen doch anders, tiefer.
So ging es auch uns.
Die Diagnose
Heike hat die Diagnose erhalten: Pankreaskopfkarzinom, Stadium T4. Das bedeutet: ein weit fortgeschrittener, bösartiger Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse.
In Vorbereitung auf den Abschied setzen wir nun andere Prioritäten. Wir wollen bewusst gestalten, was uns noch bleibt: Rückblicken auf vier unglaubliche Jahrzehnte gemeinsamen Lebens. Am 6. Juli feiern wir unseren 40. Hochzeitstag – so Gott will! Und dann loslassen – Schritt für Schritt. Die vielleicht schwerste Aufgabe. Danke für alle Gebete, gerade in dieser Hinsicht.
So beschenkt!
Aber wisst ihr was: Heike und ich wissen uns so reich beschenkt! Wir durften in Friedenszeiten die meiste Zeit unseres Lebens gestalten. Wir hatten Zugang zu Bildung, liebevolle Eltern, lebenslange Freunde und viele Menschen, die uns sehr selbstlos förderten und begleiteten. Zwei tolle Kinder, eine klasse Schwiegertochter und vier so besondere Enkel. Teil einer Gemeindebewegung zu sein, die uns Vision, Raum und Vertrauen zur Mitgestaltung in vielen Rollen und Bühnen gab, ist auch eine großes Privileg.
Dass Heike und ich auf diesem Weg beste Freunde wurden, hätten wir so nie erwartet. Denn zu Anfang mussten wir einige Kämpfe durchstehen – und auch später immer wieder. Aber ER hat uns da durchgetragen. Unsere Beziehung wurde mit der Zeit viel tiefer, vertrauter und inniger, als wir das je in unseren Elternhäusern erlebt oder in der Nachbarschaft gesehen hatten.
Mit Jesus zu leben, uns nach seinen Ordnungen zu richten, hat unser Leben so reich gemacht! Das war keine Einschränkung oder Bevormundung. Das war eine Befreiung und das Geschenk für unsere Ehe.
Wir wurden starke Partner im Dienst – und sind einander bis heute so, so tief verbunden. So vertraut miteinander, so kostbar füreinander. Tatsächlich gehören wir zu den glücklichsten Menschen, die wir kennen.
Und ehrlich: jeder muss einmal gehen, der Todestag kommt. Heike reflektierte das schon in ihrer ersten Krebserkrankung und schrieb:
„Ja, alle Tage meines Lebens sind bei Gott aufgeschrieben. Für meinen Todestag gibt es ein Datum. Das wird kein Krebs verkürzen und kein Arzt verlängern. Dieses Datum steht – und alles was mit mir geschieht liegt allein in Gottes Hand.“
Und wenn man keine begründete Hoffnung über den Tod hinaus hat, dann ist das der Supergau. Stimmt.
Und unser Lebensziel war es immer, mit der Quelle allen Lebens, allen Glücks und aller Hoffnung vereint zu sein: mit dem Schöpfer aller Dinge, der in Jesus Christus einer von uns wurde. Der durch seinen Tod am Kreuz uns Vergebung und Heilung und immer neu einen Anfang schenkte. Durch seine Auferstehung ist eine Hoffnung geworden, die unzerstörbar ist.
Ein unvergängliches, unermesslich kostbares Erbe wartet bei ihm (1Pet 1,3-12) und Heike geht – wohl – jetzt voraus. Seit Jesus uns gefunden hat, trägt und prägt uns dieser Glaube. Auch jetzt, in allem Schmerz, allen Tränen und aller Traurigkeit des drohenden Verlustes.
Denn auch in der Hoffnung ist der Abschied unfassbar schwer und schmerzhaft. Aber ER geht mit uns durch dieses Tal des Todesschattens. Und am Ende wartet er auf uns mit einem reich gedeckten Tisch. Das Beste kommt noch Leute, das ist die Hoffnung von uns Christen!
So anders
Natürlich verändert damit sehr viel für mich, da „mein Teamer“ geht. Ich bleibe aber weiter in der VivaKirche an Bord und arbeite dort mit dem großartigen Team treu weiter. Doch alle externen Dienste habe ich beendet. Und auch dieser Blog, den Heike und ich über zwölf Jahre hinweg gemeinsam gefüllt haben, bleibt nun still.
Ich werde auch später bestimmt auf die eine oder andere Art erleben, dass Gott mich auch weiterhin gebrauchen wird, „Momente für die Ewigkeit“ (diesen Claim habe ich von WDL abgekupfert, deren Leitung Heike und ich 2023/24 gemeinsam begleiten durften) für Menschen zu öffnen. Ich bin gespannt, auch wenn es anders werden wird.
Zeit, Abschied zu nehmen
So verabschiede ich mich – und verabschieden wir uns heute – von euch, den treuen Leserinnen und Lesern dieses Blogs, mit einem Herzensanliegen:
Baut Kirchen, die Orte der Hoffnung sind – in einer oft dunklen Welt. Einer Welt, in der aber auch immer wieder die Schönheit des Schöpfers aufblitzt. Einer Welt, die die Zusage hat, dass der Schöpfer alles in Ordnung bringen (Offenbarung 21,1-5), alles neu machen wird:
Er wird alles geraderücken und auch alle zur Verantwortung ziehen. Die Opfer werden Gerechtigkeit erfahren. Gott hat seine Schöpfung nicht vergessen. Er hat seinen Sohn für sie gegeben. Die Hoffnung wird triumphieren, weil die Liebe (1Joh 4,16) lebt.
Seid gesegnet!
Lothar
PS: Einer meiner meistgelesenen Autoren hat ein kleines, aber äußerst hilfreiches Büchlein veröffentlicht, das sich mit der Frage nach dem Tod und seiner Bedeutung für unser Leben auseinandersetzt. Es ist ein Meilenstein – sowohl im Hinblick darauf, wie ich mit meiner eigenen Sterblichkeit umgehen kann, als auch im Umgang mit der Sterblichkeit anderer.

Der literarische Klassiker der Trauerarbeit wird mir dieser Tage ein großer Helfer in dem Prozess des Loslassen, jeden Tag einen weiteren Schritt. C.S. Lewis reflektiert so aufrichtig seine Gefühle, Gedanken, Zweifel und Kämpfe. Das gibt mir Worte an die Hand, mit denen ich denken, beten und den Weg gehen kann. Aufrichtig, echt und hoffnungsvoll in allem Schmerz.
Heikes Vermächtnis …
Ende Juni hat sie sich von unserer Gemeinde, der VivaKirche Mannheim verabschiedet und uns alle mit in ihr Erleben hineingenommen. Das war sehr bewegend, berührend und konkret. So geht sie als Christin mit dieser Diagnose und Perspektive um. Es ist ein Sterben mit Ansage. Heike hat ihren Humor nicht verloren.
In diesem Video, das sie gerne mit euch teilt, könnt ihr in das letzte große Tabuthema unserer Gesellschaft (Zitat: Tim Keller) einen offenen Einblick aus erster Hand nehmen.
Ich habe das Abo noch um zwei Jahre verlängert, damit die Inhalte für euch weiterhin verfügbar bleiben. Was danach kommt, lasse ich heute offen.



Liebe Heike und lieber Lothar!
Danke für euren Einsatz 🙌🏻 ich wünsche euch von ganzem Herzen Gottes reichen Segen Trost und Zuversicht für die Zeit die euch noch hier auf Erden bleibt.
ich vermisse euch und bin unendlich traurig aber auch sehr dankbar das ich euch kennen lernen durfte ♥️
Lieber Lothar,
mit Schmerzen habe ich diese Zeilen gelesen. Es tut mir unendlich leid.
Da ich selber Pastor bin, mit meiner Frau ebenfalls ein starkes inniges Team bilde, auch wenn es „erst“ 21 Jahr sind, so fühle ich mit euch mit.
Deine liebe Frau und dich habe ich kurz vor Corona in der Schweiz bei der Tour bei Reto Pelli kennen und schätzen gelernt.
Gott segne eure verbleibende Zeit, viiiiiiiiiiiiel Power von ihm…
Lieben Gruß aus Regensburg,
Florian Käppeler (FeG)
Ihr seid ein großes Zeugnis mit eurem Glauben!
Seid gesegnet, Gott ist gnädig.
Matthias aus Schwerin
Lieber Lothar, danke für deine berührende Mail. Du hast immer sehr offen über euch und euren Dienst kommuniziert. So bist du mir und vielen anderen ein Roalmodell, ein Vorbild geworden. Ich nehme deine Mail zum Anlass, dir für viele Jahrzehnte Dienst zu danken und ein paar Gedanken zu teilen.
Deine Mail, dein Leiterblog, deine pastoralen Zeiten. Sie sind Zeugnis eurer Reife, eurer Würde, eurer Dignität, sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Reifeprozesse. Reife Menschen, wie Ihr, sind Diener statt Herrscher, sind Mentoren, nicht Konkurrenten. Sie sind zu Vätern und Müttern des Glaubens gereift. Sie machen nicht sich selbst, sondern andere größer. Sie haben gelernt die Fragilität, die Zerbrechlichkeit des Lebens anzunehmen. Sie haben zum wirklichen Leben ja gesagt, zu dem Leben wie es nun mal ist. Sie haben den Grad an Souveränität erreicht, in der das Sein das Tun bestimmt. Ihr Grundgefühl ist es mit sich selbst, anderen und Gott versöhnt zu sein. Spirituell bespielen sie die ökumenische Weite. In Bezug auf die Hautfarbe sind sie farbenblind. Politisch suchen sie die Mitte. In Konflikten wirken sie versöhnend. Du hast geschrieben, dass es jetzt darum geht deine Frau auf dem Weg zum Finale zu begleiten, dem Partner, der dein Leben geteilt hat und dem das Leben jetzt entgleitet. Auf diesem letzten Weg vollendet sich eine Liebe. Du hast zu recht darauf verzichtet, irgend eine Form von Heilung zu proklamieren, als wäre der Tod, das Schrecklichste, was uns passieren könnte, als wäre die Verheißung des ewigen Lebens wertlos. Wenn sich ein reifes christliches Leben vollendet, hat der Tod seinen letzten Schrecken verloren. Christi Auferstehung ist der Tod des Todes und damit der Trost, der keine Vertröstung ist. Und noch einmal, ein Danke, für diese Mail, die nicht nur berührt, sondern auch ein Vorbild für ein gutes Sterben ist.
Be blessed, Klaus
Pastor i.R. Klaus Schönberg
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Lieber Klaus, hab‘ herzlichen Dank für diese wertvolle Reflexion, die sicher auch anderen Lesern hilfreich sein wird.
Liebe Heike, lieber Lothar, wir sind in Jesus Christus verbunden. Ich denke so gerne an unsere Begegnungen in London und auch bei uns in der hoop-Kirche in Bremen zurück. Ich schließe Euch von Herzen in meine Gebete ein! Liebe Grüße, Uli
Lieber Lothar und liebe Heike,
vielen Dank für diesen Beitrag, der mich traurig gestimmt und zu Tränen gerührt hat. Ich wünschte, dass diese Diagnose nicht zurückgekommen wäre!!! 😢
Ich verfolge deinen Blog nun seit mehreren Jahren mehr als jeden anderen Blog. Oft genug hat es mir wertvolle Denkanstöße/Impulse gegeben, mich selbst zu hinterfragen oder mich und meinen Dienst zu reflektieren. Dafür danke ich ausdrücklich euch beiden!
Zu sehen, wie ihr diesen Weg so zu Ende geht, mit euren Umgang & eurer geistlichen Haltung ist für mich ein Privileg mitzubekommen! Ihr setzt damit einen Standard, der geprägt ist von der Hoffnung, dass dieses Leben hier nicht das letzte ist.
Für die Zeit ist des Abschiednehmens wünsche ich euch den Mut, Dinge nicht nur neu zu sortieren, sondern ganz bewusst anders zu gestalten, so wie ihr es bereits tut. Ich wünsche euch auch, dass ihr in dieser schweren Zeit ganz besonders Gottes Nähe und seinen Toast erfahren könnt. Er geht mit euch auch durch dieses dunkle Tal!
Liebe Grüße aus Kaiserslautern und im Gebet verbunden,
Meik
wunderbar ,,sind deine Wege ,,danke mein Herr und mein Gott ,, für diese Menschen die du so reichlich gesegnet hast ,,Amen 🙏
Lieber Lothar und liebe Heike,
ihr seid absolute Vorbilder in Christus. Danke für euer Herz und eure Treue. Wir lieben und schätzen euch. Euch beiden in dieser Phase viel Kraft und Freude. 🙏🏼
Ganz liebe Grüße Fiona und David
Ihr Lieben, das sind wirklich keine schönen Nachrichten. Danke, dass ihr es so authentisch teilt. Ich wünsche euch, dass ihr jetzt ganz besonders merkt, dass der Glaube belastbare Realität ist. Dass er Beziehung zu einem lebenden Gott ist, der einen längeren Horizont als unsere begrenzte irdische Existenz im Blick hat – und uns dabei einbezieht. Und dass dieser liebende Gott euch gerade in dem Schlamassel spürbar nahe ist und die Konstante ist über den Tod hinaus.
Herzliche Grüße
Ulrich Müller
Lieber Lothar,
ich danke Dir für Deine offenen und berührenden Worte. Ich danke Dir für die vielen Tipps und Hilfen bei Fragen und Deine Ermutigungen. Nun wünsche ich Heike und Dir noch viele schöne und gesegnete Tage! Ich wünsche Euch viel Segen, Trost und Geborgenheit und Frieden von unserem uns liebenden Gott!
Herzlichste Grüße
Matthias
Matthias Czepl
– Liebe Gott – liebe Menschen –
Lieber Lothar
Ich bin sehr dankbar für die vielen wertvollen Impulse, die ich durch dich erhielt, die Buch- und Kongresszusammenfassungen, deine Recherchen und dein sehr grosszügiges Teilen deiner Erfahrungen und Erkenntnisse. DANKE von Herzen! Und nun das? Ich wünsche dir und deiner wunderbaren Heike viel Kraft, übernatürliche Kraft wie sie nur von Jesus kommen kann, für diese letzte gemeinsame Wanderung hier unten.
Im Herrn verbunden, Zoe
Lieber Lothar, liebe Heike,
ganz herzlichen Dank für diese so transparente und im Wesentlichen – trotz des Schreckens und der Schwere – Nachricht, die von Hoffnung getragen ist. Ich habe so viel von eurem Blog gelernt! Tausend Dank!
Und vor ein paar Wochen wollte ich es selbst erleben, wie die Viva in Mannheim tickt und bin vom Bodensee zu Euch gefahren. Ich bin beeindruckt, dass ihr das, was ihr schreibt auch lebt und dass ich das am Sonntag erfahren durfte!
Ich wünsche Euch Weg Begleiter an Eure Seite, die Eure Herausforderungen mittragen.
Liebe Grüße
Ursel
Lieber Lothar, liebe Heike,
wir danken Gott, dass er uns Euch in Gifhorn kennenlernen ließ und wir durch Deine wundervollen Predigten zum Glauben fanden. Ihr ward diejenigen, die uns am Anfang unserer gemeinsamen Zeit zeigten, wie christliches Miteinander gelebt wird.
Und jetzt diese Zeilen zu lesen, bricht uns das Herz. Ja, wir wissen, dass wir alle am Tag X beim Herrn sind, jedoch wird die Zeit hier auf Erden ohne den geliebten Partner um ein Vielfaches schwerer…
Wir wünschen Euch noch ganz viel Lachen, Spaß, Umarmungen, Küsse, Neckereien, Gebete und einfach nur schöne Zeit.
Ganz herzliche Grüße von Stephan und Bettina