
Die Ereignisse um Ostern haben eine vielschichtige Wirkung und Bedeutung. Sie sind der Wendepunkt der Weltgeschichte. Nein, kleiner geht es nicht, wenn es um Ostern geht. Sie zeigen aber auch das „Muster“ wirksamer Leitung. Führung, die dadurch wirksam wird, weil sie alles zum Leben erweckt, zum Blühen bringt, was ihr begegnet. Aber auch beendet, was das Leben auslöscht. Das ist mit Ostern eingetreten.
Davon können Führungskräfte richtig viel lernen. Und sich selbst damit reflektieren. Ob sie als ehrenamtliche oder hauptberufliche Führungskräfte tätig sind. Deshalb werfen wir, so kurz vor Ostern, einen Blick darauf. Eine „einfache Formel“ fasst das Geheimnis der Wirksamkeit zusammen:
- Die Formel der Wirksamkeit
- Passt in viele Lebensbezüge!
- Beispiele zur Formel:
- Ein Prinzip wirksamer Führung – anhand von Ostern:
- Übertragen auf uns kann das heißen:
- Mein Fazit
Die Formel der Wirksamkeit
Die Formel, die an Ostern sichtbar wird, ist einfach zu verstehen, doch sehr herausfordernd zu leben:
Bestimmung * Kontext * Hingabe = Wirksamkeit
Passt in viele Lebensbezüge!
Es ist so faszinierend: diese Formel erklärt Wirksamkeit in vielen Lebensbezügen! Sie ist offen genug, um in vielfältiger Gestalt aufzutreten. Dynamisch genug, um sich unterschiedlich zu entfalten. Die Wirksamkeit ist nicht statisch festgelegt, sondern wird dynamisch von Bestimmung, Kontext und Hingabe geprägt.
Beispiele zur Formel:
Ein Sportler kann eine „genetisch veranlasste, natürliche Veranlagung, Neigung …“ zu einer Sportart mitbringen. Sagen wir mal zum Tennis. Sonst würde ich direkt zum Fußball gehen, aber das finden nicht alle gut. Also Tennis ist nun mein Kompromiss! Ich denke direkt mal an Michael Stich.
Mit dem Link kannst du dich kurz schlau machen wer das war, wenn du gerade dich ratlos fragst, von wem ich schreibe. Er hat in der Zeit von Boris Becker auch Tennis gespielt und hat Becker im Wimbledon Finale 1991 geschlagen. Also, er hat es gekonnt.
Michael Stich hat mit dem Tennis eine stimmige Aufgabe im Leben gefunden. Er war irgendwie dafür gemacht. (Berufung ist sicher mehr, als eine sportliche Rolle auszufüllen. Aber das lassen wir jetzt mal so hier stehen, um des Vergleichs willen …) Sein Kontext war eine Boomzeit für Tennis in Deutschland. 1985 hatte Boris Becker Wimbledon gewonnen und damit in Deutschland den Boom ausgelöst. Jeder spielte nun Tennis. Also fast. 😁 Das war „Segen“ und „Fluch“ für Stich zugleich! Stich war immer im Schatten von Becker. Seine Hingabe an den Sport war intensiv. Hartes Training. Das ganze Leben danach ausgerichtet. Seine Familie im Hintergrund. Alles richtete sich nach dem Sport. Es war die Prio Nr. 1, für die er alles gab.
Wir stellen fest: sein Talent (Bestimmung …) entfaltete in einem Kontext (Tennisboom in Deutschland) durch klare Prios und hartes Training eine bemerkenswerte Wirksamkeit (Wimbledon Sieger 1991 und manches mehr)! Hätte er nicht in der Zeit Tennis gespielt, nicht so stark die Prioritäten gelebt und sich so hingegeben an den Sport, hätte er diese Wirksamkeit nicht entfaltet. Oder?
Genau das ist an Ostern passiert. Das Geheimnis der Wirksamkeit von dem, was Jesus da getan hat, wird mit der Formel eingefangen und sichtbar.
Ein Prinzip wirksamer Führung – anhand von Ostern:
BESTIMMUNG – Jesus folgt einem Auftrag. Sein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet.
KONTEXT – Als die Zeit erfüllt war! Die Zeit war ausgesucht und schließlich reif für das, was Gott in Jesus tun wollte. Er betritt – mit Absicht – die Weltbühne. Es kommt zu einer echten 😉 Zeitenwende an Ostern.
HINGABE – Unübersehbar, wer das Leben von Jesus studiert. Seine Prios, sein Einsatz, den Preis. Die Osterwoche: Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag. Eine Kurzgeschichte der Hingabe in der Woche.
WIRKSAMKEIT – Ohne diese Hingabe, die auf der Grundlage einer Berufung entsteht und zur richtigen Zeit geschieht, wäre die Wirkung, die Jesus grundsätzlich, kosmologisch (Kolosse 1,10 ff – Höhepunkt V. 20: „Die Versöhnung durch Christus umfasst alles, was auf der Erde, und alles, was im Himmel ist.“) und für immer entfaltet, nicht denkbar!
Übertragen auf uns kann das heißen:
Ich denke das mal an meinem Leben kurz an.
1. Berufung: Seit 1988 stehe ich im pastoralen Dienst. Warum? Weil (so denke ich) das meine Bestimmung, Berufung und Setzung ist. Ich bin also dann stimmig im Leben unterwegs, wenn ich in dieser Aufgabe stehe. Das ist kein Autopilot, kein enges Muster. Gemeinsam mit dem Herrn der Kirche und seinem Geist bin ich sozusagen in einem Tanz, wie Tim Keller das Miteinander der Dreieinigkeit einmal beschrieben hat. Es ist kreativ, dynamisch, sich wandelnd, spannend … In der Tat: die letzten 35 Jahre waren atemberaubend …
2. Kontext: Ich lebe nicht in einem Land der Erweckung. Obwohl ich das seit 1979 regelmäßig gehört habe. Auf Konferenzen wurde das von bekannten Leuten angekündigt.
Sie würde in Frankfurt, Karlsruhe, Hamburg, München, Berlin, Herrnhut … (in jeder Phase ein anderer Ort) ihren Ausgang nehmen und zum Flächenbrand werden. Ein Heftchen in jeden Haushalt, eine Feuerkonferenz auf einem Messegelände als Auftakt zur größten Ausgießung des Heiligen Geistes in der Geschichte, eine internationale Reise nach Übersee, die die Erweckung mitbringt, ein spezieller Segen, der sie ausbreiten würde … Zuerst „Renewal“, dann „Revival“ … Und welche Lehren zogen übers Land? Erkenntnisse, die lange verborgen gewesen sein sollen, würden jetzt die Wende bringen. Viele große Hoffnungen bewegten Christen, die ich über die Jahrzehnte miterlebt habe. Viel Geld wurde verbrannt und noch mehr Menschen ernüchtert. Viele sind desillusioniert, nun nicht mehr im Glauben. Ein anderes Thema.
Ich sagte einmal meiner Frau in den 80er Jahren: „Wenn ich in Korea ein Kirchenleiter wäre, dann hätte die Gemeinde schnell über 1000 Mitglieder.“ Ich glaube das tatsächlich. Zumindest damals wäre es so gewesen. Ein Bekannter von mir wollte in Freiburg eine Gemeinde mit 1000 Leuten bauen. Es ist ihm nicht gelungen. Damals gab es fast keine Kirche dieser Größe in Deutschland!
3. Hingabe: Schon als Ehrenamtlicher habe ich seit 1979 Vollgas gegeben. Dafür war ich bekannt. Manche habe ich auch genervt. Dann habe ich die richtige Frau an meine Seite bekommen, Theologie studiert, ein Jugendzentrum mit einem starken Team aufgebaut, in der Gemeindeerneuerung meinen Platz gefunden, auf Konferenzen Einfluss genommen u.v.a.m. Die Erfolge im „Schaufenster“ waren (und sind) großartig. Ich bin mega beschenkt, dankbar und immer noch verwundert. Aber der Preis im „Laden und Lager“, also der Preis der Hingabe war (und ist) sehr, sehr hoch!
Mein Fazit
Hätte ich die Berufung von Gott dafür nicht bekommen, alle meine Hingabe hätte das nicht bewirkt. Würde ich (Kontext) nicht in Deutschland, sondern – sagen wir zum Beispiel – in Japan, Nordkorea, Sudan, Afghanistan, Pakistan … – leben und Kirche bauen, würden die Ergebnisse der Wirksamkeit ganz anders aussehen. Wäre mir der Weg der letzten 44 Jahre zu mühsam gewesen, hätte ich andere Themen priorisiert (ein Haus bauen, Karriere in einem säkularen Beruf anstreben, Chillen, alle Netflix-Serien durchschauen, ein Bundesliga Nerd von Werder Bremen werden und jedes Spiel live verfolgen …), dann wäre das nicht möglich geworden, was wurde. Ich wäre nicht wirksam im Blick auf die Berufung, Setzung … geworden.
Wenn Jesus nicht in diese Welt gekommen wäre mit dieser Aufgabe, zu der Zeit damals und mit den Prios und der Hingabe, die Welt wäre noch im Dunkel.
Das ist die Leitungslektion, die mir von Ostern her vor Augen steht. Sie ist meine Blaupause, der ich seit 1979 folge. Und – so Gott will – bis zum letzten Atemzug folgen werde.