
Die evangelikale und auch die freikirchliche Szene gerät in Deutschland zunehmend unter Druck und wird in Frage gestellt. Ob das immer berechtigt ist, oder nicht, muss im Einzelnen geklärt werden.
Was Christen in der Szene aber nicht tun dürfen ist, die Anfragen und Vorwürfe einfach zu ignorieren. Leitende im christlichen Umfeld stehen vor der Aufgabe, sich gut zu informieren, sich kritisch selbst zu reflektieren, gesprächsbereit und dialogfähig zu sein.
Klar: Nicht alles, was vorgebracht wird, ist fair, repräsentativ und zutreffend. Dennoch: Manches ist aber eine Realität, der wir offen ins Auge schauen müssen. Trump und Bolsonaro haben es (evangelikalen) Christen in diesem Land darüber hinaus nicht leichter gemacht und auch noch vieles verzerrt, oder noch schlimmer …
Manches ist aber, wie gesagt, schon zutreffend. Meine Meinung: Wir müssen uns dem stellen. Offen, ehrlich und korrekturbereit. Warum? Weil wir ja in dieser Gesellschaft mit unserer Botschaft gehört werden wollen. Dazu braucht es Vertrauen. Sind wir vertrauenswürdig? Diese Frage ist völlig berechtigt! Nun berichtet der STERN über eine Podcastserie, die sich mit der Hillsong Church in Deutschland beschäftigt. Bringt sie berechtigte Anfragen?
Übersicht
- Berechtigt?
- Die Macher des Podcast
- Die Protagonisten
- Die Herausforderung
- Die Herausforderung annehmen!
- Eine Pressemeldung, was mit dem Podcast beabsichtigt ist
- Ein Klick bringt dich zum Podcast
- Meine Erfahrung


Berechtigt?
Ob der Podcast authentisch dokumentiert, berichtet und fragt, vermag ich Moment nicht zu sagen. Ob Leute, die verletzt wurden, jetzt unfair über Hillsong sprechen, oder nicht, ist nun zu klären. Aber da es Menschen bewegen wird, die sich mit dem Glauben, der Kirche … beschäftigen, müssen Verantwortliche das auf alle Fälle wahrnehmen. Gerade dann, wenn der Beitrag eine größere Aufmerksamkeit erhält und sicher auch abhängig davon, ob wir dazu gefragt werden.
Die Macher des Podcast
Kyra Funk hat den Podcast verantwortlich mit einem Kollegen recherchiert. Sie moderiert ihn auch. Selbst hat sie freikirchliche Wurzeln, ist aber mit 15 Jahren ausgestiegen, wie sie in der ersten Episode transparent berichtet. Die Interviewanfragen an Hillsong Deutschland wurden nicht beantwortet, sagt sie und ihr Team. Auch Versuche, mit Leuten direkt vor Ort ins Gespräch zu kommen, scheiterten. Sie seien direkt und schnell von der Kirche unterbunden worden, so die Podcaster.
Die Protagonisten
Das führt dazu, dass Aussteiger wie Max … vor allem im Podcast zu Wort kommen. Ob damit eine ausgewogene Sicht möglich wird, oder eine bestimmte (verletzte, frustrierte …) einseitig an Gewicht gewinnt, bleibt abzuwarten. Wir dürfen ja nicht naiv sein: wir alle sind ja mit Absichten, Finalitäten in diesem Leben unterwegs. Zurückweisungen, übergangen zu werden, nicht den gewünschten Platz zu bekommen oder in die vordere Reihe aufschließen können … können auch eine toxische Wirkung auf uns entfalten, wenn wir das nicht gut verarbeiten. Unsere Biografie ist immer eine starke „Unterströmung“. Ebenso wie der Missbrauch von Macht, Ausbeutung, Selbstausbeutung … oder was immer wir in Systemen und Organisationen erleben.
Die Herausforderung
Verantwortliche haben so oder so eine große Verantwortung. Auf der einen Seite bescheiden und emphatisch den Betroffenen zuzuhören und nicht den eigenen Vorentscheidungen (pro oder contra Hillsong) die Deutungshoheit zu überlassen. Es bleibt also abzuwarten und zu schauen, wie qualitativ die Quellen am Ende tatsächlich sind. Doch wer von uns wird das seriös bewerten können? Es ist klar, dass das ist ein komplizierter und komplexer Prozess ist.
Mir ist schon länger bewusst, dass es nötig ist, mit den Medien im Gespräch zu sein, auch wenn das nicht immer einfach ist. Dabei dürfen wir auch nicht naiv vorgehen. Es ist ein Geschäft, ein Geschäft mit News. Macher wollen Karriere machen, vorankommen, gute Arbeit abliefern. Und im Newsgeschäft sind „Bad News“ besonders willkommen.
Was auch nicht übersehen werden darf ist, dass die Journalistin im Podcast und auch die Protagonisten mit ihren weltanschaulichen Vorentscheidungen ans Werk gehen, wie das jeder von uns tut. Da kann (und muss) eine Kritik, die der Podcast bringt, auch hinterfragt werden. Zum Beispiel die Kritik am klassische Familienbild. Unser aller Sichtweisen sind bei weitem nicht so sachlich, wissenschaftlich begründet oder „objektiv“, wie wir es selbst gerne hätten. Dieser Mär sollten wir nicht „auf den Leim“ gehen! Allerdings: der Hinweis hat für uns alle Gültigkeit!

Die Herausforderung annehmen!
Ich teile ich den Link und berichte vom Podcast deshalb, um Leitende in ihrer verantwortliche Aufgabe zu unterstützten, gut und transparent in dieser Zeit zu tun. Wir wollen im 21. Jahrhundert Kirchen bauen, die Menschen zum Blühen bringen, das Leben fördern und Gottes gute Nachricht kontextualisiert in unsere Gesellschaft zu tragen. Einer Gesellschaft, die der Kirche, dem christlichen Glauben und seinen Werten zunehmend fragend bis kritisch gegenüber steht.
Das kann man kritisieren, abweisen und verurteilen. Helfen tut das aber nicht. Ich meine, dass unsere Aufgabe darin besteht, das verstehen zu wollen, die Fragen zu hören und dann ehrlich zu reflektieren. Ob unsere Antworten aus der Perspektive des Glaubens dann Zustimmung finden, oder hart kritisiert werden, ist eine andere Frage. Widerspruch ist somit durchaus zu erwarten. Das darf uns aber nicht davon abhalten, wertschätzend verstehen zu wollen und daran im Dialog anzuknüpfen. Das ist (auch) eine wichtige Aufgabe christlicher Leiter und Leiterinnen.
Fazit: Du selbst musst entscheiden, ob das ein Thema ist, mit dem du dich beschäftigen willst und solltest. Falls das der Fall ist, sollen dir diese Links helfen, auch wenn sie etwas schmerzen können.
Eine Pressemeldung, was mit dem Podcast beabsichtigt ist
Zur Pressemeldung: klicke auf das Bild.

Ein Klick bringt dich zum Podcast

Meine Erfahrung
Meine eigene Erfahrungen mit Hillsong, die aber nicht so intensiv sind, waren vielfach gut. Das bezieht sich auf etliche ihre Mitarbeitende, als auch auf ihre Leitende in Deutschland, die Haverkamps. Natürlich kann ich nicht hinter die Kulissen schauen. Aber in den Begegnungen, die ich mit der Kirche und ihrer Menschen selbst über Jahre hatte, ist mir vieles in guter Erinnerung geblieben.
Kritische Punkte bei Hillsong sind mir natürlich auch aufgefallen. Aber ehrlich: kritische Punkte fallen mir an vielen Kirchen, Organisationen, Einrichtungen … auf, und sogar in der Organisation, die ich zu leiten habe.
Dennoch darf das meinen Blick nicht verstellen. Prüfet alles, und das Gute behaltet, schreibt der Apostel Paulus. Daran will ich mich orientieren. Sowohl für die Viva Kirche in Mannheim, als auch darüber hinaus.
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Guter Ansatz. Ich kenne beide Seiten der medialen Medaille recht gut und weiß daher, dass der Versuch sich wegzuguducken nicht funktioniert. Jede(r) Protagonist(in) einer Sichtweise ist per se nicht neutral und muss doch versuchen, es bei der Beurteilung zu sein. Das können und sollten wir einfordern und selber leben. Mit mehr Demut und ehrlicher Offenheit gegenüber begründeten Nachfragen würden „die Frommen“ im Land sicher mehr Menschen erreichen als mit der oftmals erlebten „Abschottungsstrategie“. Wer verhindern will, dass der kindliche Glaube mit dem pubertären Bad ausgeschüttet wird, sollte als dabei helfen, die Verletzungen der Vergangenheit zu heilen.