Ein Herz für Arme?

Tim Keller, der bekannte Pastor und Autor aus New York City, findet klare Worte. Aber gehen wir zurück zum Anfang: Neulich habe ich ein Feedback von Teenies hier gepostet: wie müsste Kirche sein, dass sie für diese Generation interessant wäre. Ihre Positionen kamen nicht bei allen Lesern gut an. Es gab eine Diskussion, was ich immer gut finde. Und einmal mehr wurde deutlich, dass das Thema Armut, soziale Verantwortung, Bewahrung der Schöpfung … für manchen Christen eine Herausforderung zu sein scheint.

Andachtsbuch: Psalmen – Klare Worte zur Armutsfrage!

Tim und Kathy Keller haben ein Andachtsbuch zu den Psalmen geschrieben. Ich lese es jeden Tag in diesem Jahr mit großem Gewinn, nachdem mich ihr Andachtsbuch zum Buch der Sprüche die letzten zwei Jahre begleitet hat. Es war richtig, richtig gut! 

Und da kam gestern das Thema dran, das ich mit einigen Lesern diskutierte und von den Teenies ausgelöst worden war. Die Kellers endet ihren Impuls mit einem Gebet, mit dem ich beginnen will:

»Gebet: Herr, meine Gesellschaft und mein eigenes Herz wollen mir weismachen, dass ich es mir selbst verdient habe, wenn es mir gut geht. Wenn ich diese Lüge glaube, werde ich knauserig. Ich preise dich, Gott, dass du ein Herz für die Armen hast. Gib auch mir ein solches Herz. Amen.«

Tim & Kathy Keller, Die Psalmen

Dieses zentrale Thema von sozialer Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Verantwortung … hat er bereits in seinem Buch Warum Gerechtigkeit? ausführlicher behandelt und darin gezeigt, dass ich als ein Mensch, der sich an der Bibel orientiert, dieses Thema zu einem Herzensthema für mich machen muss. Auch ein Kurs der Micha Initiative hilft, einen klareren Blick darauf zu bekommen. 

Ich bin in einer privilegierten Situation

Ich muss schon realisieren, dass ich privilegiert aufgewachsen bin. In einem Teil der Welt, der Armut nicht wirklich kennt. Und in einer Familie, die mir großartige Startbedingungen ins Leben eröffnet hat. Nur wenn ich das annehme, kann ich mich dem Thema nähern. Zumindest geht mir das so, da die Komplexität der Fragestellung mich schnell in „schwere See“ bringt.

Zurück zu den Kellers und ihrem Impuls aus den Psalmen. Hier ist er. Zuerst der Bibeltext, dann der Impuls:

Für den Dirigenten. Ein Psalm Davids. (2) Glücklich zu preisen ist, wer anderen Menschen in Not zur Seite steht! Geht es ihm dann selbst einmal schlecht, wird der HERR seine Hilfe sein. (3) Ja, der HERR wird ihn beschützen und am Leben erhalten, und so wird er im ganzen Land glücklich gepriesen. Du, HERR, lieferst ihn niemals der Willkür seiner Feinde aus. (4) Fesselt ihn ein schweres Leiden ans Bett, ist der HERR seine Stütze. Ja, dem Verlauf seiner Krankheit gibst du, HERR, eine Wendung zum Guten! (5) Ich selbst bitte nach wie vor: „HERR, hab Erbarmen mit mir! Heile mich, denn ich habe gegen dich gesündigt und trage nun die Folgen!“

Psalm 41,1-5

GLÜCKLICH DIE BARMHERZIGEN. „Anderen Menschen in Not zur Seite stehen“ (V. 2) bedeutet, dass man sich nachhaltig Gedanken um die Armen macht. Gründliche Gedanken. Das ist weit mehr als eine rasche Spende. Wir sind aufgerufen, nach den Gründen der Armut zu fragen, und alles zu tun, um zu helfen. Wer das tut, wird glücklich gepriesen – sein Glaube wird stark sein, er wird Gottes Gunst finden. Wenn er sündigt, wird er Erbarmen finden, weil er es anderen gegenüber auch hatte (V. 5). Das gilt auch umgekehrt. Weil wir Gottes maßlose Großzügigkeit an geistlichen Gütern erfahren, können wir auch großzügig gegenüber Menschen sein, die Not leiden (Mt 18,28-33; 2Kor 8,7-9). Ein Zeichen dafür, dass ich durch die Gnade erlöst bin, ist es, dass mir die Armen am Herzen liegen. Findet sich dieses Zeichen bei mir?

Über Lothar Krauss

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5 Antworten zu Ein Herz für Arme?

  1. Matthias schreibt:

    „Einmal mehr wurde deutlich, dass das Thema Armut, soziale Verantwortung, Bewahrung der Schöpfung … für manchen Christen eine Herausforderung zu sein scheint…“ Ich finde es schade, dass Du den Ansatzpunkt der Kritik offensichtlich gar nicht verstanden hast. Es ging allein um den Ansatz, Leute zu fragen, was sie sich von Kirche wünschen und daraus dann einen Handlungsauftrag abzuleiten. Das geht gut, solange sie sich Dinge wünschen, die Gott auch möchte. Und es geht schief, sobald sie sich etwas ganz anderes wünschen. Leider hast Du von Anfang an einen Strohmann daraus gemacht. Als hätte hier irgendjemand etwas gegen Armutsbekämpfung oder soziale Gerechtigkeit. Schade, dass Du das jetzt auch noch weiterdrehst…

    P. S.: Keller ist klasse. Auch sein Buch über soziale Verantwortung und Gerechtigkeit. Da sind wir wieder beisammen. 😊

    • Lothar Krauss schreibt:

      Wie gut dass Dir klar ist, dass ich den Punkt nicht verstanden habe. 😉

      • Matthias schreibt:

        Ich gehöre zu einem Gemeindebund, der jedes Jahr Millionen an Spendengeldern für Hilfsbedürftige zusammenlegt. Wir haben als Family einige Monate privat eine ukrainische Familie bei uns aufgenommen. Wir spenden für 1000plus, damit schwangere Frauen gut beraten werden und ihr Kind nicht abtreiben, sondern ein Ja dazu finden. Wir haben die Patenschaft für eine AIDS-Waise übernommen. Trotzdem kann ich doch den Ansatz der Studie hinterfragen. Und ich habe wirklich nicht den Eindruck, dass Du meinen Punkt verstanden hast. Der aktuelle Post lässt mich darauf schließen. 😊

      • Lothar Krauss schreibt:

        Sorry Matthias. Wer diesen Kommentar schreibt:

        „Interessant, was Jugendliche als Kernauftrag der Kirche sehen. Zur Umsetzung empfehle ich uns allen mal ein Praktikum bei den Grünen oder der Linkspartei. 😉“

        erweckt nicht den Eindruck, dass der Einsatz gegen extreme Armut, für psychischer Gesundheit, die Bekämpfung von Hunger und Hungersnöte, sexueller Missbrauch und die Gerechtigkeit für rassistisch Diskriminierte … zu den Themen einer christlichen Kirche gehören.

        Aber genau das hast Du als ersten Kommentar auf den Beitrag zu den Teenies geschrieben. Und die Absicht des Beitrages bestand ja nicht darin, dass die Kirche daraus ihr Programm ableitet, sondern sensibel die Anknüpfungspunkte findet. Just saying.

        Da der Blog Tausende von Lesern jeden Monat hat, viel Dialog außerhalb der Kommentare verläuft, solltest Du Blogposts wie den Aktuellen auch nicht ausschließlich auf Äußerungen reduzieren, die Du beiträgst. 😉.

  2. Matthias schreibt:

    Es gab ja noch weitere Kommentare von mir, die den ersten – zugegeben: etwas zugespitzten – eingeordnet haben. Und wie gesagt: Sowohl unserer Gemeinde, als auch mir persönlich sind diese Dinge wichtig. Auch Steves Kommentar habe ich nicht als Gegenposition gelesen. Bei den vielen persönlichen Zuschriften zu dem Thema kann ich natürlich nicht mitreden. Die passen möglicherweise besser in diese Schublade. Mein persönlicher Eindruck ist einfach nicht, dass die Kirche heute bei diesen Themen blind ist. (Was nicht zuletzt mit vielen guten Impulsen in den letzten Jahren zu dem Thema zu tun haben mag. Kellers Bücher gehören für mich dazu.) Dafür fallen immer öfter Dinge runter, die nicht auf dem Wunschzettel der Jugendlichen stehen… Damit bin ich jetzt aber wirklich raus. Danke für den kleinen Austausch. War lehrreich.

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