Ist das meine Berufung?

Ich lese sehr gerne. Obwohl, das war nicht immer so gewesen. Bis ich Christ wurde, waren es gerade einmal vier Bücher, die ich geschafft hatte. Aber dann hat es sich gedreht. Und irgendwann träumte ich davon, selbst ein Autor zu werden. Ich sah mich schon Bücher signieren.

Und als meine Freunde mich ermutigten, das anzupacken, hatte ich einen kurzen Moment, in dem ich dachte, dass das zu meiner Berufung gehören könnte. Richtig spannend wurde es, als tatsächlich unterschiedliche Verlage auf mich zukamen und mir anboten, (m)ein Buchprojekt zu realisieren. Jetzt wurde es ernst. Aber vielleicht hast Du bemerkt, dass es kein Buch von mir gibt. Wie das?

  1. Jeder in seiner / ihrer Berufung!
  2. Nicht meine Berufung!
  3. Berufung leben: nein sagen, um ja sagen zu können!
  4. Meine Berufung: DER LEITERBLOG
  5. Dankbar für Autoren!
  6. Bill George: Der Sweet Spot
  7. FINDING YOUR SWEET SPOT REQUIRES SELF-AWARENESS
  8. Meine Schlüsselfrage: Was ist mein Sweet Spot?

Jeder in seiner / ihrer Berufung!

Die konkreten Angebote warfen bei mir die Frage auf, ob das überhaupt „mein Ding“, meine Berufung ist. Ich bin da noch ganz „Old School“: es gibt eine Richtung für mein Leben, Werke, die vorbereitet sind (Epheser 2,10), in denen ich leben soll. Und die ich sehr dynamisch, innovativ und geprägt mit meiner Persönlichkeit ausgestalten und zu echten Unikaten machen kann. Die Idee: Mit Gott gemeinsame kreativ werden! Das ist dynamisch, individuell und erzeugt so Originale! Eigentlich logisch, weil ich ein Original sein darf, soll. Meine Frage daher: gehören Bücher zu meinem „Spielfeld“, auf dem ich aktiv sein soll in diesem Leben?

Natürlich hätte es mir gefallen, meinen Namen auf einem Cover zu lesen. Dem Ego hätte das sogar sehr gefallen 😬 😂. Ich würde mega viel Zeit investieren müssen. Und etwas zu schreiben, was andere schon überzeugend zu Papier gebracht haben, macht ja nicht zu viel Sinn. Habe ich Inhalte, die das Wert sind gelesen zu werden? Oder sage ich am Ende nur das, was andere schon – und vielleicht viel besser – gesagt haben?

Nicht meine Berufung!

In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen wurde mir klar: nee, das ist nicht deine Sache vom Himmel. Diese Feststellung diskutierte ich mit meiner Frau, meinen Beratern, Freunden und Begleitern. Ich hoffte dennoch insgeheim einen Moment lang, dass sie mich vom Gegenteil überzeugen wollten und würden. Aber das taten sie nicht! Im Gegenteil: sie bestätigten meinen persönlichen Eindruck. Ich war schon etwas enttäuscht. Ein geheimer Traum musste platzen. Wie schon zuvor ein anderer Traum:

Ich habe keine Berufung für Gremien! Anfragen hatten mich in den Jahren immer wieder erreicht, in regionalen und nationalen Gremien meiner Freikirche, überkonfessioneller Initiativen und Werke mitzuwirken. Das hat mir gefallen. Aber auch da hatte ich einen ähnlichen Impuls: kein Friede (Kolosser 3,15)! Nicht mein Ding! Nur einige Ausnahme gab‘ es in den Jahren: befristete Projekte (Marsch für Jesus 1992 …), Initiativen (Gemeindeberatung des BFP gegründet und geleitet) sowie die Mitarbeit im Vorstand von Willow Creek Deutschland. Berufung mit Ausnahmen, die die Regel bestätigen. So ist das bei mir gewesen.

Berufung leben: nein sagen, um ja sagen zu können!

Das ist meine Lektion: mein NEIN zu guten Gelegenheiten (die ich mir hätte auch als Führung, als „offene Tür“ verkaufen können), hat die Tür für Prioritäten geöffnet, die ich sonst nicht so fokussiert und mit Leidenschaft hätte verfolgen können:

  • Gemeinden erneuern (6 Kirchen in den letzten 35 Jahren)
  • Gemeinden beraten
  • Leiter coachen
  • Leitenden der nächsten Generation fördern
  • Einen Blog für Leitende schreiben

Meine Berufung: DER LEITERBLOG

2012 begann ich zaghaft einen Blog zu schreiben, zu dem mich Dr. Bernhard Olpen sehr ermutigt hatte. Ein Blog, der Beiträge, Impulse, Anregungen und Inspiration für Menschen in Verantwortung bringen sollte. Den Schritt wagte ich dann. Ich bin total dankbar, das gewagt zu haben. Das NEIN zu Büchern hat ein JA für den Blog erst möglich gemacht!

1.8 Mio Zugriffe von 650.000 IP-Adressen aus vielen Ländern der Erde haben das Angebot bisher genutzt. Mir ist klar: diese Reichweite hätte ich mit (m)einem Buch nie gehabt.

Dankbar für Autoren!

Ich bin sehr, sehr dankbar für Leute, die eine Berufung als Autor haben und darin treu sind. Ich denke an Tim Keller und seine genialen Bücher. Oder an C.S. Lewis, Magnus Malm, Thomas Härry, John C. Maxwell, Dave Ferguson und andere großartige Autoren der christlichen Welt. Und natürlich begeistern mich Schriftsteller, die als Sprachkünstler Meisterwerke geschaffen haben. So gut … Aber wir alle können dankbar sein, dass ich mich nicht verrant habe in dem Gedanken, ich würde zu dem Camp gehören. 😉

Bill George: Der Sweet Spot

Screenshot: YouTube Video mit Bill George

Es war der Harvard Professor Bill George, der vom Sweet Spot sprach: „When you find your motivated capabilities you are operating in your sweet spot.“ Der Spot, wo Motivation und Fähigkeit eine Schnittmenge bilden, die mich in einen Flow versetzt. 

„When you find your motivated capabilities you are operating in your sweet spot.“

Bill George

Wenn ich beginne stimmig zu mir, meiner Berufung, meinen Fähigkeiten und meinen Motivationen zu leben, dann öffnet sich eine großartige Tür. Bill George hatte hohe und sehr gut dotierte Positionen in der Wirtschaft. Aber – trotz des Geldes, Erfolges und Ansehens – war das wenig erfüllend für ihn. Obschon er die Fähigkeiten mitbrachte, die ihn erfolgreich machten. Erfolg ist nicht immer ein guter Ratgeber. Sinn und Erfüllung, Bestimmung und Auftrag gilt es im Leben zu finden. Erst als er in seinen Sweet Spot fand, begann er so richtig aufzuleben, sagte er. Er schreibt:

FINDING YOUR SWEET SPOT REQUIRES SELF-AWARENESS

To find your sweet spot, you first have to know what motivates you to be successful, what drives you to take on the responsibility of leadership. When you focus on the reasons behind your actions, you’ll begin to understand your motivations. It takes a lot of motivation to lead an organization, and understanding yours allows you to lean on them when you need a push.

Meine Schlüsselfrage: Was ist mein Sweet Spot?

Die Antwort auf diese Frage hat mir geholfen, meine Spur zu finden. Ja, Träume mussten sterben, manches bleibt unerfüllt. Andere leben, wovon ich träumte. Manchmal wäre ich auch gerne ein anderer, auch das stimmt in Momenten. Aber am „Ende des Tages“ als der zu leben, der ich sein soll und hoffentlich immer mehr werde, ist meine Bestimmung. Und dabei zur „besten Version von mir zu reifen“, die Gott als Möglichkeit in mich gelegt hat, ist meine Aufgabe. Die packe ich nur durch Jesus Christus. Seine Vergebung, Annahme, Liebe und seine Hingabe an meiner Stelle haben mir alle Türen geöffnet. 1979 begann diese Freundschaft. Die wertvollste meines Lebens. Und der Zukunft.

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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5 Antworten zu Ist das meine Berufung?

  1. Kelm schreibt:

    Danke Lothar für diesen starken und für mich aktuellen Beitrag.

  2. Reto Kaltbrunner schreibt:

    Danke für diesen Beitrag!

  3. Peter Forschle schreibt:

    Lieber Lothar, vielen Dank für Deinen sehr ermutigenden Beitrag. Ja, es gehört Mut dazu, in den Wegen zu leben, die Gott für uns bereitet hat. Das wünsche ich mir für mein Leben auch 🙂

  4. Stefan schreibt:

    Danke, Lothar. Könnte die Frage, warum es von mir kein Buch gibt, nicht besser beantworten – werde in Zukunft wortlos den QR Code zu diesem Artikel hochhalten 🙂 🙂

  5. Ingo Scharwächter schreibt:

    Wow. Super auf den Punkt gebracht. Und berührt mich gerade auch.

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