Dienende Führung. Servant Leadership. Das ist der Weg von Jesus, wenn es um Führung geht.
Sechs Schlüsselprinzipien der Führungstheorie spiegeln das Wesen und die Praxis dienender Führung wieder, die sich erstaunlich mit dem überschneidet, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat. Beginnen wir mit dem Fundament dienender Führung, wie Augustinus von Hippo es vor vielen hundert Jahren bereits gelehrt hat:
Selbstliebe oder Hingabe?
Der Kirchenvater Augustinus von Hippo (354 – 430 n. Chr.) hat uns gelehrt, dass es zwei Fundamente gibt, auf die man eine Gesellschaft aufbauen kann: das Fundament der Selbstliebe oder das Fundament der Hingabe. Da ist sie wieder: die Hingabe, die Kern dienender Führung ist. Als Idee bekommt Servant Leadership viel Zuspruch. In der Praxis scheitert der Ansatz – so meine Beobachtung – vor allem am Ego, an der Identität der Führungskraft.
Eine entscheidende Frage: Um wen geht es eigentlich?
Geht es um mich, oder geht es um die, mit denen ich arbeite und um die, denen ich diene? Das ist nicht nur eine Frage von Methode, Prinzip oder Struktur. Es ist auch eine Frage nach der eigenen Identität. Was gibt mir Wert?
Diese Frage nach der Identität macht es kniffelig! Eine Frage, die schon vor der frommen Führungsmannschaft um Jesus nicht halt gemacht hat: »Wer ist der Wichtigste, der Größte, der Einflussreichste, unter uns?« Im Evangelium nach Markus, Kapitel 9,34, deckt Jesus das alles schonungslos auf und installiert die Idee „dienender Führung“ für seine Kirche.
Jesu Geheimnis dienender Führung: Gesinnung!
Jesus hat den Standard gesetzt. Seine Identität, Selbstlosigkeit und Hingabe kommt in einem der ältesten Texte der Christenheit großartig zur Geltung. Im Brief an die Philipper (2,4-11) ist dieser Text festgehalten.
Zusammengefasst zeigt er uns diese Punkte im Leben von Jesus als Führungskraft:
- Demut und Bescheidenheit
- Das Wohl der anderen im Fokus
- Nicht auf den eigenen Vorteil bedacht
- Auf Privilegien, Vorrechte verzichten
- Die Einstellung entwickeln: ich bin aller Diener
- Auf Augenhöhe mit den anderen unterwegs sein
- Auch bereit sein, den „unteren“ Weg zu gehen
- Gott gefallen und folgen wollen
- Hingabe leben, Opfer bringen, verzichten
- Missverstanden werden
- Ablehnung ertragen
- Darauf bauen, dass Gott am Ende die Dinge gerade rückt, die menschlich nicht zu klären waren
Vorschlag zur persönlichen Anwendung:
Diese Liste der Eigenschaften von Jesus zur Hand nehmen und persönlich reflektieren:
- Wie kann diese Gesinnung bei mir praktisch werden?
- Welche Konsequenzen muss ich ziehen?
- Was sollte ich ändern?
- Was beginnen?
- Was beenden?
- Was sanktionieren?
- Wo den Mund aufmachen, reden, nicht mehr hinnehmen?
- Wo schweigen?
Sechs Schlüsselprinzipien dienender Führung
Diese Gesinnung von Jesus spiegelt sich in sechs allgemeine Prinzipien wieder, die immer wieder genannt werden, wenn es um dienende Führung geht. Sicher haben die Fachleute dabei Jesus nicht als Grundlage im Hinterkopf gehabt.
Es ist aber erstaunlich, wie viel Schnittmenge die moderne Führungsforschung mit den Werten und Wegen von Jesus hat. Als Christ ist das für mich dann wieder nicht so erstaunlich, da aus meinem Glauben ich zur Überzeugung gekommen bin, dass alles auf Ihn zurückgeht. „Weil Gott ist, ist alles andere!“ Und so ist seine Handschrift in der ganzen Schöpfung anzutreffen. Hier die Prinzipien:
- Gut zuhören. Um die vor uns liegenden Chancen und Herausforderungen wirklich anzugehen, nehmen wir uns die Zeit, zuzuhören, anstatt gehört zu werden.
- Menschen wertschätzen. Konzentriere Dich auf andere und schaffen Raum für die Entfaltung Deiner direkten Mitarbeiter und Kollegen.
- Sprich die Dinge so an, wie sie sind. Kommuniziere sowohl die aktuellen Gegebenheiten als auch die zukünftige Ausrichtung der von Dir geführten Gruppe, Abteilung, Organisation. Denke daran, dass es bei der dienenden Führung darum geht, sich auf die Bedürfnisse anderer Menschen zu konzentrieren – nicht auf ihre Gefühle.
- Stellen überzeugende Fragen. Stellen Fragen, die Dich und Dein Team dazu bringen, neue Wege zur Überwindung von Hindernissen und zur Erzielung von Durchbrüchen zu finden.
- Ermächtige Deine Mitarbeiter. (Empowerment) Ermutigen Dein Team, Herausforderungen und Chancen auf seine eigene Art und Weise anzugehen.
- Sei realistisch. Erlauben Deinem Team in aller Bescheidenheit auch schwach zu sein und zu zeigen, dass sie Deine (oder anderer Fachleute) Hilfe brauchen.