Dienende Führung. Seit 1970 ein Begriff, der durch die Vorstandsetagen zieht. Ein Führungsansatz, mit enormen Potential, sagt man. Aber auch ein Führungsansatz, der einen hohen, einen sehr hohen Preis hat. Ist Servant Leadership nur ein schönes Buchthema, ein Konferenztalk, ein Blogbeitrag, oder ist es eine Realität, die unseren Führungsalltag prägen sollte und prägt?
Dienende Führung!
Dienend zu leiten bedeutet, wie Jesus zu leiten! Dienende Leitung (Servant Leadership)* ist eben keine Erfindung der Moderne. Auch nicht ein Konzept von Robert Greenleaf, der fast 40 Jahre “Director of Management Development” bei AT&T war. Sicher, er war es, der bereits 1970 in seinem Aufsatz “The Servant as Leader” das Verständnis einer dienenden Führung formulierte. Doch Jesus war noch etwas früher dran:
Markus 9,35 | Und er setzte sich, rief die Zwölf, und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein.
Er selbst hat es vorgemacht und die Gesinnung dazu demonstriert:
Matthäus 20,28 | Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.«
Aus den Worten von Jesus wird deutlich, dass es Hingabe braucht, um dienend zu leiten. Und zwar Hingabe an Menschen, nicht allein an eine Aufgabe, Rolle oder Unternehmen. Und diese Hingabe wird im Alltag zum Prüfstein, ob man seine eigene (auch geistliche) Karriere voranbringen will, oder selbstlos andere fördern will, indem man ihnen dient.
Die eigene Karriere voranbringen, oder anderen selbstlos dienen?
Als Führungskraft stehen wir immer wieder vor dieser Frage. Doch gerade als Christen in Verantwortung lauert hier die Trittfalle zur Heuchelei! Der eigene Anspruch und die alltägliche Wirklichkeit. Wir stehen vor der Frage:
Will ich selbst „groß“ werden, Karriere machen, Einfluss und Macht haben, oder will ich meinen Leitungseinfluss dafür einsetzen, das andere groß werden?
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*Servant Leadership – Auszug aus Wikipedia:
Der Servant Leadership-Ansatz beinhaltet eine kompromisslose Ausrichtung der Führung auf die Interessen der Geführten: „Ein Servant Leader liebt Menschen und möchte ihnen helfen. Die Mission des Servant Leaders ist es daher, die Bedürfnisse anderer zu identifizieren und zu versuchen, diese Bedürfnisse zu befriedigen.“ (Kent Keith, CEO des Greenleaf Center for Servant Leadership.)[1] Die Idee des dienenden Führens beschreibt schon Friedrich der Große: „Der Herrscher ist der erste Diener des Staates. Er wird gut besoldet, damit er die Würde seines Standes aufrechterhalte. Man fordert aber von ihm, dass er werktätig für das Wohl des Staates arbeite und […] die Hauptgeschäfte mit Sorgfalt leite.“[2] Der Begründer des Servant Leadership, Robert Greenleaf, gibt an, beim Lesen von Hermann Hesses Morgenlandfahrt auf die Idee des Servant Leadership gekommen zu sein.[3]
In der heutigen Praxis des Managements ist das Prinzip des dienenden Führers umstritten, findet jedoch immer wieder Befürworter:
- Der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, Hans Lutz Merkle (1979), „daß Dienen und Führen keine Gegensätze seien, sondern daß Führungseignung aus der Bereitschaft zum Dienen hervorgehe. Führen sei also eine besondere Kategorie des Dienens.“[4]
- Ex-Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger: „In einem Dienstleistungsunternehmen muss Führung eine ausgeprägt dienende Komponente haben und nicht als Positionsmacht gelebt werden. […] Offensichtlich habe ich das nicht hingekriegt.“[5]
- Benediktinermönch und Managementberater Anselm Grün: „Unterwürfig, zögernd, zaghaft: Der Begriff der Demut ist in der Wirtschaft verloren gegangen, weil er negativ besetzt ist. Dabei ist die Demut gerade eine der Tugenden, die Führungskräfte am meisten brauchen. Denn führen heißt: dienen“.[6]
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Fortsetzung folgt!
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