EIN GLÜCK: IM GEHEN PROBLEME LÖSEN!

Seit vielen Jahren genieße ich dieses Glück. Den Moment des Gehens. Den Rhythmus. Das sich verlieren. Und sammeln. Ein Gleiten. Fast wie ein zur Ruhe kommen, während man in Bewegung ist. Ich genieße Spaziergänge. So oft wie möglich. Sie sind fast eine geistliche Übung für mich geworden. Ein geistlicher Leiter sagte einmal: „Wenn nichts mehr geht – geh!“

Und dann habe ich lange ein schlechtes Gefühl dabei gehabt. Muss ich nicht, wenn ich mit Gott und mit mir selbst so richtig in Kontakt sein will, ruhig werden können? Still werden, warten auf Gott im stillen Kämmerlein? In den Worten von Tomas Sjödin fand ich mich wieder: „Ich selbst habe Menschen beneidet, die still auf einem Stuhl sitzen und die Wand anschauen können – und das genussvoll. Manche sind unter dieser Voraussetzung auch noch kreativ. Ich kann das nicht.“ Danke Tomas, dachte ich. Ich muss auch in Bewegung sein!

Dass das nicht nur subjektive Empfindungen sind, sondern auch harte neurologische Fakten, hat mich jetzt beglückt. Gehen habe das Potential, ungeahnte und wunderbare Problemlösungsfähigkeiten in uns freizusetzen! Darüber hinaus sei Gehen eine schier unerschöpfliche Quelle des Glücks, meint Prof. Shane O’Mara. Kostengünstig und hochwirksam. Jede Führungskraft sollte sie anzapfen. Hier einige Kerneinsichten:

Spazierengehen als Ressource für Führungskräfte? 

Shane O’Mara, Professor für Experimentelle Neurowissenschaft am Trinity College der Universität Dublin zeigt genau das in seinem Buch Das Glück des Gehens – Was die Wissenschaft darüber weiß und warum es uns so guttut.

»Glück ist, wenn das, was ist, genug sein darf.«

Christina Brudereck

Impfung gegen Depression!

»Wir wissen, dass Gehen unsere Stimmung verbessert – und zwar in weit höherem Maße, als Sie ahnen. Gehen kann auch eine Art Impfung gegen Depression sein und Sie vor den langsamen, negativen Veränderungen bewahren, die sich nachteilig auf Ihre Persönlichkeit auswirken, weil Sie Ihre Tage sitzend verbringen.« schreibt der Professor.

Und dann tritt der den Beweis an. Viele Studien führt er an und verknüpft die Einsichten. Im ersten Teil interpretiert er die Beobachtungen im Plot der Evolution. Doch auch wer diesen Bezugsrahmen für sich nicht wählt, profitiert enorm von dem Fachwissen das auch dann eine große Aussagekraft behält, wenn man die Einsichten mit der Brille dieses Weltbildes betrachtet. 

Gut für den Körper

Gehen ist gut für den Körper, die Seele, den Geist und das soziale Miteinander. Gehen verknüpft Hirnareale und sorgt dafür, dass wir buchstäblich nicht die Bodenhaftung verlieren, was auch im übertragenen Sinne zutrifft.

»Kaum etwas bringt uns so schnell auf andere Gedanken und befördert das eigene Wohlbefinden so problemlos wie ein Spaziergang.«

Shane O’Mara

Dabei ist Gehen ein sehr anspruchsvoller, komplexer Vorgang. Schon rein physiologisch betrachtet. Blutdruck, Stoffwechsel, Muskeln, Sehnen … Rückenprobleme gehören zu den häufigsten Beschwerden in den Industrienationen. O’Mara meint lakonisch: »Wie dumm, dass das Heilmittel – regelmäßig aufzustehen um umherzugehen – so wenig bekannt ist oder genutzt wird.« Wenn das nicht Führungskräfte, die sitzungsgehärtet durch ihren Alltag düsen, anspricht?

Unser Gehirn profitiert enorm!

Die Auswirkungen eines gesunden, mobilisierten Körpers auf die Hirnaktivität ist – denke ich – einfach nachvollzogen. Dass aber die Hirnaktivität in einen ganz anderen Modus wechselt, wenn wir uns in Bewegung bringen und dabei Hirnfrequenzen angeregt und aktiviert werden, die sonst tatenlos uns „begleiten“, ist schon richtig stark.

Und so geht es Schlag auf Schlag in dem Buch weiter. Typisch Prof. denke ich, der seine Arbeit gründlich zu tun pflegt. Und doch gut zu lesen. Anregend, inspirierend. Schnell bin ich durch, kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Jahrzehnte gehe ich vielfach die Woche. Zuweilen 6 – 8 km. 9.500 – 12.000 Schritte sollten es pro Tag sein, meint der Wissenschaftler. Das ist schon anspruchsvoll. Ich muss mein Verhalten weiter verändern!

Die entscheidende Lektion

»Die entscheidende Lektion dieses Buches lautet: Gehen verbessert jeden Aspekt unserer sozialen, psychologischen und neuronalen Funktionen. Es ist eine einfache, lebensbejahende, gesundheitsfördernde Arznei, die wir alle brauchen, die wir alle in regelmäßigen Dosen zu uns nehmen sollten, groß oder klein, in einem guten Tempo, tagein, tagaus, in der Natur und in unseren Städten.«

Das sollte eigentlich zu schaffen sein. Eigentlich – ein unsägliches Wort, ich weiß! Vielleicht inspiriert das Buch auch andere Kopftypen, die mit guten Argumenten besser aus dem Sessel kommen, als mit reinen Motivationsreden. Mir hilft es. Und für eine Führungskraft ist es definitiv wichtig, auch die ruhenden Hirnareale zu aktivieren, gesund und aktiv unterwegs zu sein, um einen guten Führungsbeitrag für die ganze Gesellschaft einzubringen. So hat Gott unser Leben designet, so funktioniert unser Körper und unser Geist.

Ein Gehen zum Glück!

»Das Gehen ist eine der simpelsten, alltäglichsten und zugleich zufriedenstellendsten Tätigkeiten, von der unsere Gesundheit, unsere Resilienz, unsere Kreativität und unsere Stimmung erheblich profitieren.«

Rowohlt Verlag: Hardcover: 22,00 € | eBook 19,99 €

Leseprobe PDF

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Die Person des Leiters, Die Werkzeuge des Leiters, Geistliches Wachstum, Lothars Leiterpost abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.