Gemeindeerneuerung: Das Team

Gemeindeerneuerung ist Mannschaftssport! Einzelkämpfer scheitern immer! Feurige Kohlen müssen sich gegenseitig anheizen, um gemeinsam die Kirche „auf Betriebstemperatur“ zu bringen. So könnte man das zusammenfassen, was wir heute, im 7. Teil der Serie zur Sprache bringen. Doch viele geistliche Leiter stehen im Alltag allein da, manche auf verlorenem Posten. Hier ist anzusetzen:

Ein Dream-Team

Wenn ein Leiter oder eine Leiterin sich aufmacht, um einen Erneuerungsprozess in die Gemeinde hineinzutragen, wird die Frage nach den richtigen Leuten sehr entscheidend sein. Menschen vor Prozessen! Menschen vor Projekte! Menschen vor Veranstaltungen! … Ein Dream-Team muss her!

Die Versuchung ist groß, das umzukehren! Warum? Weil es leichter für Leitenden ist, Papiere, Seminare, Kurse, Konferenzen, Vorträge … zu produzieren als Menschen auf den Weg der Veränderung mitzunehmen. In vielen Organisationen ist das der kritische Punkt und Führungskräfte aus allen Bereichen fragen bei Beratungsunternehmen nach, wie es gelingt, Menschen auf den Weg mitzunehmen.

Erst wer, dann was!

Jim Collins hat in seinem bahnbrechenden Buch »Der Weg zu den Besten« diese Reihenfolge sehr betont. Die wissenschaftlichen Untersuchungen seines Teams haben das deutlich gezeigt. Inhaltlich dreht sich das Ergebnis der Studien, die in Collins Buch vorgestellt werden, um zwei Kernaussagen, die durch verschiedene Aspekte ergänzt werden:

  1. die besten Unternehmen haben sogenannte Level-5-Führungskräfte, die bescheiden sind und dabei aber ihre Vision konsequent und beharrlich vorantreiben.
  2. Und: die besten Unternehmen fokusieren sich auf das, was sie am besten können (im Buch als das Igel-Prinzip bezeichnet). – Das wäre cool, wenn Kirchen das berücksichtigen würden! 😳

Allem voran stellt der Autor dann die These: »erst wer, dann was«. Die richtigen Leute spielen eine entscheidende Rolle für den dauerhaften Erfolg (Collins geht von 15 + Jahren aus) des Unternehmens.

Epheser 4,11

Paulus geht im Grund ähnlich vor. Er spricht von den berufenen Leuten (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten u. Lehrer) die den Organismus Kirche in Schwung bringen (die Heiligen auszurüsten für das Werk des Dienstes). Die richtigen Leute aktivieren das große, oft schlafende Potential der Ortsgemeinde.

Könnte Gott das nicht einfacher regeln, indem er es souverän mit seinem Heiligen Geist bewirkt, Menschen erweckt, direkt zu den einzelnen Christen spricht usw.? Könnte ER, macht er aber nicht. Wann immer ein Aufbruch nötig war in der Geschichte Gottes mit der Menschheit, berief er sich Menschen: Abraham, Mose, Josua, Debora, Ruth, die Propheten, Maria …

Jesus und die 12

Jesus berief sich die 12 Jünger an seine Seite und im Team ging es los. Die kleinste Einheit war 2 Personen (Lukas 10,1) und der Segen, der im Team liegt, wird schon im Buch des Predigers (4,12) angesprochen.

Ein Team ist nötig!

So ist das auch im Prozess der Gemeindeerneuerung: Die richtigen Leute müssen gemeinsam ein Team bilden. Ich habe für mich vor vielen Jahren das Bild der »feurigen Kohle« gefunden, die zusammengelegt werden muss. Gegenseitig heizen sich die Kohle an und die Temperatur steigt konstant. Die kalte Kohle kann dann nach und nach dazugelegt werden, fängt Feuer und entfaltet ihr Potential zum Nutzen aller.

Wer, dann was!

Deshalb war es für mich in jedem der 5 Erneuerunsprozesse von großer Bedeutung, die richtigen Leute zu finden. Und mit ihnen ein Team zu bilden.

In Altensteig waren es zunächst zwei junge Frauen, mit denen wir uns als Ehepaar regelmäßig gemeinsam zum Gebet, Austausch, Träumen … am Samstag morgen um 6.30 Uhr trafen. Danach Frühstück, weiterträumen und Aufbruch in den Tag. Später bildeten wir den Kern der Wohngemeinschaft. Unser Traum von einem Jugendzentrum mit großer Ausstrahlung hatte sich realisiert! Was für eine „Only God Story“ war das, sie begleitet mich bis heute! Wir bildeten zusammen auch das Kernteam der Jugendarbeit. Und das Team zog andere junge Leute voller Leidenschaft und Hingabe an. Es wuchs und mit ihm die Arbeit unter jungen Leuten der Region. Hunderte erreichten wir Ende der 80er Jahre mit unserer Arbeit. Doch ohne die beiden jungen Frauen, die ihre Arbeitszeit reduzierten und andere ansteckten, wäre es wohl nie so gekommen. Und die Ermutigung, die aus dem Team auch zu mir als Leiter floß, ist unbezahlbar. Ich bin bis heute mega dankbar und dachte damals, dass das schon das Highlight des Dienstes war. Und ich war noch nicht mal 30 Jahre alt. Es kam alles anders …

In Oldenburg war ich zu Anfang eher allein. Ein engagierter Ältester und weitere Mitarbeiter waren zwar da, aber eine stärkere Teamdynamik wollte nicht aufbrechen. Das war ernüchternd nach der Erfahrung im Schwarzwald. Aber die Berufung nach Oldenburg war so klar gewesen! Doch nach 6 Monaten waren wir fast entnervt von der Lethargie, den Interessen und Prioritäten die alles im Fokus hatten, nur nicht den Auftrag von Jesus und seine Church. Man fällt negativ auf, wenn man mit Leidenschaft Kirche bauen will. In Alzey, dem Ort wo ich zum Glauben gekommen war sagten sie mir: »Du kühlst auch noch ab!« Was für „Visionen“ manche Kirchen bestimmen! O nee …

Und dann eben Oldenburg: »Hey Lothar, jetzt sei mal entspannt, rede nicht so viel von Gemeinde, es gibt doch auch ein anderes Leben! Lass uns doch zusammen auf den Tennisplatz gehen …« meinte ein Mitarbeiter zu mir. Nichts gegen Sport, aber Leidenschaft für Kirche sieht anders aus.

Nicht das Beste, nur die Reste!

Ihre Augen leuchteten bei anderen Themen, das Geld floß in andere Projekte. Die Kirche bekam das, was eben überblieb an Zeit, Kraft, Talent, Finanzen, Engagement. »Ich bin so ausgelastet, mein Leben ist so voll …« sagten Leute.

Die Frage ist aber: Was füllt Dein Leben denn so aus? Wer hält Dir denn die Knarre an den Kopf, dass Du so ausweglos bist und die Sache, die nach Deinen Worten die wichtigste im Leben ist, so wenig Ressourcen bekommt? Ganz ehrlich: mit so Leuten kannst Du wenig reißen! So musste ich fleißig selbst Hand anlegen, beten und warten, bis Jesus die richtigen Leute vorbei schickte oder aus dem Stamm Leute erweckt. ER hat BEIDES gemacht! 😁👊

Es waren Leute, die andere Prioritäten, andere Leidenschaften, eine andere Hingabe … hatten. Das verschob vieles in der Gemeinde. Und wie gesagt, einige aus der Ausgangstruppe wurde wach, doch andere traten den Rückzug an, so schade! Das tut mir bis heute LEID, das ist ein Schmerz, mit dem man als Leiter leben muss. Über Zeit entstand ein Team, mit denen wir träumen, planen und bauen konnten. Und auch Tennis spielen! Das war ja nicht der Punkt! 👊😁

Ich könnte es fortsetzen. Und auch in Gifhorn ist das so entscheidend: Ein Team, das mit ganzem Herzen sein BESTES gibt, nicht die Reste! Wie das genau aussieht? Hold on. Im nächsten Teil schauen wir genauer hin.

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Und für alle, die den Beitrag lieber hören wollen, gibt es hier die passende Episode des Podcasts dazu. Viel Vergnügen!

Über Lothar Krauss

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