Orientierung finden. Immer neu.

Fünf Wochen im Hospiz

Wieder einmal ein kurzes Lebenszeichen von uns. Heike ist nun schon seit fünf Wochen im Hospiz. Die Krankheit schreitet weiter voran, und die Tage gut zu gestalten, bleibt eine große – und oft auch nicht einfache – Aufgabe. Doch sie meistert das mit erstaunlicher Kraft und klarem Fokus. Trotz aller Herausforderungen gelingt es ihr immer wieder, diesen Alltag gut zu leben.

Getragen von Gottes Gegenwart

Wie sie es in ihrem Abschiedsvideo beschrieben hat: Gottes Gegenwart trägt sie durch. Tag für Tag. Der einzige Trost im Leben und im Sterben*, von dem sie am Ende des Videos spricht, ist nun ihr ganz konkretes Erleben. Für uns beide ist das faszinierend und zutiefst bewegend.

*Daß ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre. [Röm 14, 8, 1. Kor 6, 19, 1. Kor 3, 23]

Meine Rolle ist es, sie Tag für Tag praktisch zu unterstützen – als der, der die Wäsche wäscht, Leckereien besorgt, auf die sie Lust hat, als Blumenlieferant, als Gefährte, als Vertrauter, als Gebetspartner und als der, der ihr Gottes Wort neu zuspricht. Als der, der sie bedingungslos liebt und begleitet, ganz gleich, wie es ihr geht. Das ist ein so großes Vorrecht Leute …

Blick über das Hier und Jetzt

In dieser persönlich so schweren Zeit ist uns das Buch der Offenbarung eine wichtige Quelle der Orientierung. Der Blick über das Hier und Jetzt hinaus, in Gottes Wirklichkeit, hilft uns, die Gegenwart zu gestalten und nicht zu verzweifeln. Besonders Offenbarung 5 ist für uns eine unfassbar starke Ermutigung.

Begleitung – Begleiter

Einer unserer frühen Mentoren, Ernst Gerhard Fitsch, hat uns die Offenbarung vor Jahrzehnten nahegebracht. Sein Buch darüber ist uns bis heute eine wertvolle Hilfe. Wir lieben es, und es tut uns gut, unsere Gedanken und Gefühle immer wieder damit auszurichten. Das Buch gibt es noch als eBook und über Logos, in gedruckter Form nur noch vereinzelt.

Hier ein Auszug aus seinen Ausführungen, die uns gerade sehr stärken:

Anbetung – die Bestimmung unseres Lebens!

»Die Offenbarung ist ein Buch der Anbetung. Dieses Thema erfüllt und durchzieht das Buch wie ein roter Faden. Es ist wie sein Herzschlag. Die himmlische Welt betet an. Alles Bestürzende, das auf der Erde geschieht, ändert nichts an der überwältigten Anbetung in der himmlischen Welt. Denn sie sieht weiter und tiefer.

Aber auch auf der Erde wird angebetet. Johannes wird aus seinen Sorgen herausgerissen, als er den erhöhten Messias schaut, und fällt vor ihm nieder (1,17). Aber nicht nur Gott wird in der Offenbarung angebetet, sondern die ganze Menschheit betet an! Die einen beten Gott und seinen Messias an, die anderen die Werke ihrer Hände und Idole. Letztlich aber, und darin gipfelt die Anbetung der Menschheit, beten die Erdenbewohner entweder das Lamm an oder das Tier; Christus oder Antichristus. In diese Gruppen von Anbetern polarisiert sich die Menschheit. Die das Lamm anbeten, verweigern dem Tier die Anbetung, der in der Welt herrschenden Macht, und gehen ins Martyrium.

Anbetung gehört zum Menschsein. Wir sind dazu geschaffen. An unserer Anbetung entscheidet sich letztlich, ob wir unsere Bestimmung finden oder sie verfehlen: Ob wir den lebendigen Gott und seinen Messias anbeten oder Idole, seien sie aus der Welt der Musik, der Mode, des Fußballs, Films, der Kunst oder Kirche.

Die Offenbarung nimmt uns hinein in die Anbetung Gottes und seines Sohnes. Sie lässt uns teilhaben an der überwältigten Anbetung der himmlischen Welt. Anbetung Gottes ist die Lebenshaltung, die uns bewahren kann vor der Bewunderung der Faszination von Menschen und übernatürlichen Mächten. Anbetung Gottes reißt uns aus dem Sog antichristlicher Kräfte heraus. „In der kräftezehrenden Unruhe unserer Zeit ist die Anbetung Gottes ein Kraftzustrom aus der Ewigkeit.“ (Hermann Bezzel) …

Die Offenbarung sollte uns nicht zum Spekulieren anleiten über Fahrpläne von Endereignissen, nicht zum Streiten, ob die Entrückung vor, während oder nach der großen Trübsal stattfindet. Sie kann uns vielmehr hineinnehmen in die Anbetung Jesu Christi, in das Staunen und Überwältigtwerden von ihm.

In der Anbetung Christi schauen wir nicht gebannt auf die bedrohlichen Entwicklungen der Geschichte, auf die Unruhe unter den Völkern, sondern bekommen einen tieferen Blick und neue Perspektiven (Offenbarung 15,3-4): „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.

In einer Zeit, in der alles als gleich gültig erklärt wird und darum auch gleichgültig ist, gibt die Anbetung Christi wieder einen Orientierungspunkt und wird zu einem Akt der Wahrheit. Denn hier ragt einer hervor, von dem die ganze Geschichte und das Leben eine neue Bedeutung gewinnt.«

Auszug aus: Die Vision von Patmos | Die Offenbarung des Johannes neu entdecken. Fitsch, Ernst Gerhard, SCM

Unser Ausblick

Wir wollen Jesus anbeten und ehren, auch im Finale unserer Ehe und des Lebens von Heike. Danke an alle von euch, die ihr so beständig für uns betet, uns ermutigt, an unserer Seite seid, uns kurze Grüße sendet und nicht vergesst.

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“

Diese Worte hat uns der Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) zeitlos in seinem Werk „Ich und Du“ hinterlassen. Das ist unser Erleben und unsere Freude. Begegnung miteinander, mit euch und mit dem, der war, ist und der da kommt.

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