Gottesdienste, in denen „der Himmel die Erde berührt“? Die Nachfrage kam, ob ich noch ein paar weitere Gedanken aus dem Vortrag zur Verfügung stellen könnte, über den ersten Beitrag hinaus. O.k. … (Nächste Woche mache ich auf dem BLOG dann eine Pause. War genug in dieser Woche. 😬😉) Also, hier kommen sie:
BEGEGNUNG MIT GOTT!
Begegnung kann man nicht machen!
Im ersten Beitrag habe ich dafür geworben, die Begegnung als Kern des Gottesdienstes zu sehen. Wenn der lebendige Gott uns Menschen im Gottesdienst begegnet, das Wort ergreift, unser Herz berührt, dann ist der Gottesdienst ein Volltreffer. Ich habe dabei sowohl Christen im Sinn, die Jesus nachfolgen wollen, als auch VIP’s, die sich auf einer Reise zu Gott befinden. Was kann man tun, dass es zu dieser Begegnung kommt?
Zunächst müssen wir Mitwirkende im Gottesdienst akzeptieren, dass wir es „nicht machen können“. Unser Teil besteht darin, dass wir einen „Raum“ schaffen, in dem es zu dieser Begegnung kommen kann! Viele Faktoren spielen darüber hinaus eine Rolle, ob es zu einer Begegnung kommt! Einfluss haben wir nur auf wenige dieser Faktoren. Diesen Einfluss sollten wir aber mit Absicht, Hingabe und Qualität nutzen.
Menschen haben unterschiedliche Zugänge!
Sehr guter Punkt. Persönlich frage ich mich selbst: Was ist eigentlich der Rahmen, die Umgebung, die Situation, Atmosphäre … die mir hilft, für eine Begegnung offen zu sein? Diese Frage stellt sich mir schon zu den alltäglichen Begegnungen. Hier bin ich offen, das holt mich nicht ab … Wie viel mehr trifft das auf die Begegnung mit Gott zu.
Das Buch „Neun Wege Gott zu lieben“ von Gary L. Thomas hat mir sehr geholfen ein Verständnis für Zugänge zu Gott zu finden, die nicht zu meinem Repertoire gehören.
Deshalb braucht es unterschiedliche Formen!
Weil Menschen und ihre Zugangswege unterschiedlich sind, brauchen wir Kirchen mit unterschiedlichen Formen des Gottesdienstes, und nicht nur des Gottesdienstes.
Auch wenn in den christlichen, sozialen Medien der Eindruck erweckt wird, dass es vor allem ein Gottesdienst-Style die Nase vorn hat, trifft das nicht zu. Die Sinus-Studie zu den gesellschaftlichen Milieus ist ein Weg, hier seinen Horizont erweitern zu lassen. Und das hat signifikante Auswirkungen auf die Fragen nach Musik, Predigt, Setting, inhaltliche Abholer, Beispiele, weitere Angebote der Gemeinde usw.
Ich plädiere dafür, ein JA zur eigenen Identität der Gemeinde zu finden und die Chancen zu entdecken, die wir haben. Denn hier sind wir echt, was nicht unwichtig ist. Gleichzeitig kann es gut sein, dass Gott andere Leute in unsere Church bringt, die Grenzgänger sind. Leute, die Formate entwickeln können, die sich für andere Milieus eignen. Wäre ja super! Da wir als Kirchen in etlichen Milieus kaum bis nicht vertreten zu sein scheinen sollten wir über „Missionare“ nachdenken, die wir aussenden, um Gemeinden in anderen Milieus „zu pionieren“.
GOTTES TEIL – UNSER TEIL
Gottesdienste die bewegen!
Davon träumen wir: Gottesdienste die bewegen! Orte, an denen der „Himmel die Erde berührt“. Was braucht es, damit das nicht nur ein Traum bleibt?
Ich denke vor allem an zwei Komponenten:
- Gott, der uns begegnet (haben wir jetzt ausführlich besprochen)!
- Christen, die ihre Gaben einbringen!
Christen, die ihre Gaben einbringen
In den berühmten Kapiteln über die geistlichen Gaben (1. Korinther 12 – 14) ist davon die Rede, dass Gott einem jeden geistlichen Gaben zum Nutzen der Gemeinschaft schenkt. Geistliche Gaben sind nicht zum Selbstzweck gedacht. Sie sind Werkzeuge, mit denen wir anderen dienen. Ironischerweise muss man gleich mal festhalten, dass diese Gaben auch von Gott kommen. So gesehen ist Gott an beiden Komponenten zentral beteiligt.
Hier stellt sich die Frage, ob wir die Gaben zum Nutzen der Anderen auch an den Start bringen. In meiner Arbeit als Berater über drei Jahrzehnte habe ich oft festgestellt, dass ca. 10 – 15% der Gemeindeleute 90+ % der Gemeindearbeit leisten. Das heißt, dass zwischen 85 – 90% ihre geistlichen Gaben zum Nutzen der Gemeinschaft nicht an den Start bringen. Da ist es dann sehr logisch, dass ein Mangel entsteht. Wenn 85% unserer Organe im Körper sich vom Dienst für den Körper abmelden würden, dann wäre das extrem ungünstig für den Körper. So geht’s vielen Kirchen. Hm … 🤔
Wenn aber viele ihre Gaben nicht nur kennen, sondern auch noch trainieren, geht’s der Kirche gut. Also richtig gut! Ist ja klar. Wäre doch mal wert das im Leitungskreis zu diskutieren …
Ordentliche die Sache angehen!
Dann sagt der Apostel Paulus den charismatisch, enthusiastischen Christen in Korinth (ich gehöre auch zu diesem Camp! 😉), die ganz stark Gottes Gegenwart durch seinen Geist de facto erleben, dass sie auf die Ordnung achten sollen (1. Kor. 14,40). Geordnet soll es ablaufen. Also eine Ordnung muss her, an die man sich hält, sagt der Apostel. Schon im Alten Testament wurden großartige Festgottesdienste „inszeniert“ – also in Szene gesetzt. Mit Herz und Hirn dafür gearbeitet, dass da eine Dramaturgie greift, die Herzen bewegt. Stark, oder … Aber wo bleibt die Freiheit für den Heiligen Geist?
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Wie beim Segelboot!
Ich nutze dieses Bild sehr gerne, um das Zusammenspiel zu beleuchten. Ohne Wind geht nichts bei einem Segelboot. So toll es auch ist. Wenn der Wind richtig bläst, ist eine begeisternde Fahrt möglich. Vorausgesetzt? Die Crew weiß Bescheid und beherrscht ihre Aufgaben. Arbeitet in Einheit und folgt dem Kommando des Captain. Technisch muss auch alles tip-top sein! Was ist nun wichtiger: Wind oder Crew mit Captain und perfekter Technik? Ich finde: falsche Frage. Wenn der Wind (Heiliger Geist) bläst, aber die Crew … (unsere Planung, Talente, Fähigkeiten…) nicht fit ist, zieht das Boot „keinen Fisch vom Teller“. Wenn aber die Crew … tip-top in Schuss ist, alle durchblicken und die beste Technik am Start ist, aber kein Wind bläst, ist auch Flaute! Nix geht. Daher: Beides ist super wichtig!
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Manche (aus meinem Camp) feiern ja Gottesdienste so, „als ob Gott spät dran gewesen ist“, oder ob ihm „eine Sache gerade erst eingefallen“ wäre. So ist es natürlich nicht! Zuweilen öffnen sich Menschen für Gott erst „on the spot“ und Dinge werden möglich, auf die man sich nicht einstellen konnte. Dann ist es selbstverständlich mega, wenn man grundsätzlich vorbereitet ist. So kann man diese spontanen Möglichkeiten sehr gut nutzen. Und ehrlich gesagt: Man muss sogar noch besser vorbereitet sein, wenn man diese Gelegenheiten nutzen will. Eben nur anders!
Verständlich an die Sache rangehen!
Richtig spannend ist in dem Kapitel 14 des Korintherbriefes zu lesen, was Paulus zu VIP’s im charismatischen Gottesdienst sagt und was das für die begeisterten Christen bedeutet. Spoiler: der Geist Gottes macht das jetzt wieder nicht ohne uns. Jetzt muss es verständlich und bewegend, berührend bleiben. Der „Himmel will nämlich die Erde berühren!“ Wow.
»Und dann stellt euch vor, ihr alle verkündet prophetische Botschaften. Wenn jetzt jemand dazukommt, der vom Glauben nichts oder nicht viel weiß, macht alles, was ihr sagt, ihm bewusst, dass er ein Sünder ist. Durch alles, was er hört, sieht er sich zur Rechenschaft gezogen, 25 und seine verborgensten Gedanken kommen ans Licht. Er wird sich niederwerfen, um Gott anzubeten, und wird ausrufen: »Gott ist wirklich in eurer Mitte!« | 1. Korinther 14:24-25 (NGÜ)
Er sagt ihnen, dass sie die großartige Gabe des Sprachengebetes mal eingepackt lassen und einen anderen Schwerpunkt wählen sollen. Ups. Man bedenke, dass der Apostel zu Protokoll gibt, dass er diese Gabe mehr im Einsatz hat, als unsere feurigen Freunde in der griechischen Hafenstadt. Jetzt sei nicht der passende Zeitpunkt. Warum? Sein Anliegen: die VIP’s (er geht davon aus, dass es welche im Gottesdienst gibt)! Sie sollen verstehen was hier passiert und nachvollziehen, worum es geht. Und dabei nicht denken, dass wir „mega durchgeknallt“ sind. Zoomen wir mal auf’s Detail: wie ist das konkret, „wenn der Himmel die Erde“ berührt?
Was soll passieren?
VIP’s sollen ihm etwas bewusst machen! Was? Das, was wir heutzutage in unserer Kultur nur noch ungern hören und – offen gestanden – als Christen auch nicht mehr so gern sagen: Du bist ein Sünder! Äh, Moment mal, echt jetzt?! Nun, der Begriff meint im Original mehr sowas wie „Ziel verfehlen“, „getrennt sein“. Der Kontakt zu Gott ist unterbrochen. Manche haben sogar ganz vergessen, dass es Gott gibt, obschon im Herzen Funksignale ankommen (Kohelet 3,11). Die moralischen Punkte (Sünden) sind Folge der Trennung (Sünde). Und wenn es im Gottesdienst darum geht, den Kontakt zu Gott wiederherzustellen und den Kanal freizubekommen, dann ist die Frage der Sünde im nichtmoralischen Sinne absolut zentral. Logisch, oder?!
Gut, wie geht es weiter? Dem VIP (und auch etliche von uns Christen – meine Anmerkung (!)) geht auf, dass er oder sie rechenschaftspflichtig ist. Das meint, dass wir alle einmal vor Gott Rede und Antwort stehen müssen. Uns zu verantworten haben. Selbst die verborgene Seite von uns wird offenkundig. Unangenehm. Was macht er oder sie jetzt? Sich niederwerfen (unter Gott beugen, umkehren, zu Gott finden durch Jesus … oder wie immer wir es jetzt sagen wollen). Er offenbart sich sozusagen schon jetzt. Und dann beginnt sie Gott anzubeten und ein Statement zu geben, dass uns ganz an den Anfang der beiden Beiträge zum Thema Gottesdienste zurückbringt:
»Gott ist wirklich in eurer Mitte!«
Was für ein Statement! Stellt euch vor, das passiert in unseren Gottesdiensten? Dann wäre es Fakt, dass „der Himmel die Erde berührt!“ Spannend finde ich auch – und dann mach ich Schluss -, was er nicht sagt. Hier die Liste, die mir gerade so einfällt:
- So aufmerksame Leute als Einweiser auf dem Parkplatz
- Das Welcome-Team war so super freundlich
- Eure Techniker haben es aber drauf
- Die Videos können es echt mit professionellen Produktionen aufnehmen
- Ihr habt den tollsten Pastor der Stadt
- Die Band ist ja mega geil
- Hey, die Leute sind hier voll lieb
- Oh man, euer Raum ist super stylisch
- So ein Bühnenbild hab ich mein Leben noch nicht gesehen
- Ihr habt den besten Kaffee in der Stadt
- …
Vermutlich ist ihm oder ihr das gerade völlig egal. Gott ist nämlich da. „Der Himmel berührt gerade die Erde!“ Wow. Ist die Liste oben damit hinfällig? Wer weiß, wer weiß. Vielleicht hat das alles, was ich aufgelistet habe am Ende mit dazu beigetragen, dass unser VIP an diesen Punkt kam?!
Für uns ist wichtig: Wir schaffen Räume, indem wir unsere Gaben, die geistlichen und die natürlichen (beide kommen von Gott – woher sonst?!) trainieren und als treue Verwalter gebrauchen (1. Petrus 4,10). Unsere Leidenschaft: gemeinsam wollen wir erleben, wie das Leben von Einzelnen, von Familien, Orten, Städten und in unserem Land „vom Himmel berührt werden“ und wir mit unseren Kirchen einen Unterschied bewirken. Dein Reich komme. Dein Wille geschehen!
Jetzt müsste ich noch was zur Einheit des Teams sagen. Aber es reicht für heute. Ein andermal …
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