Einfach leiten: Menschen oder Leistung?

Geht es in den Führungsetagen der Wirtschaft nur um Leistung und in der Kirche nur um den Menschen? Oder ist das nur ein Vorurteil und in Wahrheit ist es doch anders? Gibt es am Ende vielleicht keinen wirklichen Unterschied? Oder löst sich die Frage in einer relevante Schnittmenge auf? Welche Auswirkungen hat das auf die Idee der „einfachen Leitung“? 

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Eigentlich sollte es heute um Profis gehen, die ehrenamtlich in der Leitung mitwirken. Eigentlich. Warum der Beitrag erst später kommt, steht am Ende vom Post! So schiebe ich diesen Beitrag ein, der den Kontext „einfacher Leitung“ im kirchlichen Rahmen beleuchtet:

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Kirche – Wirtschaft: unterschiedliche Absichten?

Viele Führungskräfte in der Wirtschaft wissen es: sie müssen Leistung bringen. Performen. Funktionieren. Ergebnisse vorweisen. Wer auf Dauer nicht liefert, ist – häufig – geliefert.

Aktuell ist das im Profisport wieder zu sehen: Man fühlt mit den Trainern in der Fußball-Bundesliga, die öffentlich mit dem Druck umgehen können müssen. Ich sag mal: Schalke.  4 Trainer in einer Saison. Alle Romantik von Kumpel, 11 Freunde … entzaubert!

Am Ende muss die Leistung stimmen. Und der Gewinn. Das sollte man nicht „verteufeln“. Aber hinterfragen.

Die Führungskraft in der Wirtschaft steht durchaus unter Druck. Das kann sie dazu bringen, schon mal „über Leichen“ zu gehen. Oder die Ellenbogen auszufahren. Die Wirtschaft als ein „Haifischbecken“ mit Intrigen. Mobbing. Neid? Durchaus. Gibt es aber auch im Raum der Kirchen, oder?! Uli Eggers schreibt darüber in seinem Buch Ehrlich glauben.

In der Kirche anders?

Zumindest sollte es so sein! Warum? Weil dort die Prinzipien des „Reiches Gottes“ die Grundlage sind. Jesus spricht sie in der Bergpredigt und an anderen Stellen im Neuen Testament an. Hier die bekannt Stelle zu „Dienender Leitung“:

„Da rief Jesus sie alle zusammen und sagte: »Ihr wisst, dass die, die als Herrscher über die Völker betrachtet werden, sich als ihre Herren aufführen und dass die Völker die Macht der Großen zu spüren bekommen. Bei euch ist es nicht so. Im Gegenteil: Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.« …“ | Markus 10:42-45 (NGÜ)

Vorfahrt: Mensch!

Mensch vor Leistung. Immer! Das Ziel von Jesus damit: Der Mensch soll nicht mehr beraubt werden, sondern zu einem Leben in Fülle kommen. (Johannes 10,10).

Dem Menschen soll es gut gehen. Das war und ist die beständige Absicht von Gott für seine Schöpfung. Das haben Führungskräfte, die im Sinne von Jesus leiten, im Sinn. Nicht ihr eigener Erfolg, Ruhm, Karriere … stehen im Fokus, sondern das Wohl des anderen. Deshalb werden sie „zu aller Diener“. Wie ist nun das Verhältnis zur Leistung im Reich Gottes? Zu Erfolg, Frucht, Gewinn, Resultat …?

Menschen vor Leistung

Der Mensch steht vor und über jeder Performance. Jedem Gewinn und Erfolg. Was heißt das praktisch? Seit Jahren habe ich für mich dazu folgenden Gedanken formuliert:

Ich benutze Veranstaltungen, um Menschen zu entwickeln. Ich will nicht Menschen benutzen, um Veranstaltungen zu entwickeln.

Veranstaltungen werden zum Werkzeug, mit dem wir Menschen voranbringen, fördern, entwickeln! Denn wenn Menschen im Kontakt mit Gott beginnen heil zu werden, ihre Bestimmung entdecken und erleben, wie ihr Potential aufbricht, dann hat das Auswirkungen. Auch auf die Veranstaltungen, Projekte, Programme … Sie werden in der Folge gut, exzellent, bewegend! Sozusagen als ein „Abfallprodukt“ des Prozesses, den Gott mit Menschen geht!

Das gilt für alles, was wir als Kirche an den Start bringen: Jedes Projekt. Jede Gruppe. Jede Initiative. Betrachtest Du Deine Projekte, Teams, Veranstaltungen … als Werkzeuge, durch die du Menschen fördern und voranbringen kannst? Wirst Du „nervös“, wenn die Veranstaltung … nicht klappt oder wirst Du „nervös“, wenn Menschen sich auf dem Weg nicht weiter entwickeln?

Wirst Du „nervös“, wenn die Veranstaltung … nicht klappt oder wirst Du „nervös“, wenn Menschen sich auf dem Weg nicht weiter entwickeln?

Mensch oder Leistung?

Kein Gegensatz! Sondern eine Reihenfolge. Erst handelt Gott in und an einem Menschen. Dann durch ihn.

Das „Herz“ wird erneuert, dann der „Sinn“, also das Denken. Das verändert Einstellungen, Haltungen und Handlungen. Als Folge. „Faule werden fleißig. Egoisten wenden sich anderen zu. Gierige großzügig, wie die Zöllner im Neuen Testament.“ Von innen nach außen verwandeln sie sich. Auslöser ist immer der enge Kontakt zu Jesus! Nie die schlichte moralische Forderung! Die legt nur eine unerträgliche Last auf.

Das findet in der Wirtschaft Resonanz!

Der Mensch, in seinen innersten Beweggründen seines Seins und Handelns, steht auch für Fachleute in der Wirtschaft mehr und mehr im Fokus! Jim Collins, der bekannte Autor und Forscher mit Weltruf schreibt zu diesen Thema:

„Eine der wichtigsten Variablen dafür, ob ein Unternehmen groß(artig) bleibt, liegt in einer einfachen Frage: Was ist die Wahrheit über die inneren Beweggründe, den Charakter und den Ehrgeiz derjenigen, die die Macht haben?“

Ganz ehrlich: wenn ich das lese, dann denke ich, dass das eine zentrale Frage auf beiden Seiten des Tisches ist. Eine Schnittmenge, in der wir uns finden und die uns zeigt, worum es geht.

Einfache Leitung begleitet …

… Menschen auf ihrem Weg, ihre inneren Beweggründe, ihren Charakter und ihren Ehrgeiz im Licht von Gott anzuschauen. Offen zu werden, das Wort von Gott dazu zu hören. Dem Heiligen Geist Raum zu geben, damit er zur Veränderung anleitet.

Das passiert in der Gemeinschaft im Licht (1. Johannes 1,1ff), während wir einander unsere Sünden bekennen, Vergebung erfahren, unsere Gaben von Gott entdecken und einander mit diesen Gaben dienen.

Und zusammen in dieser Welt einen Unterschied ausmachen. Dabei kommt es zu einer Performance, einer Leistung als Gemeinschaft, die Gott ehrt, seine Schönheit erstrahlen lässt und Menschen berührt.

So hat es Jesus mit seinem Jünger Petrus gemacht. So wurde er zum „Fels“, der er sein sollte!

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AUSBLICK: Profis, ehrenamtlich in der Leitung! – Eine Lösung?

Profis, ehrenamtlich in der Leitung? – Das wäre eigentlich der nächste Punkt gewesen, die wir jetzt beleuchten wollten. Ich habe dazu viele Kollegen aus unterschiedlichen Kirchen, Organisationen und aus der Wirtschaft nach ihrer Erfahrung befragt und so viele Rückmeldungen bekommen, dass es noch einen Moment braucht, bis alles zusammengestellt und in einen übersichtlichen Beitrag gegossen ist. Das wird eine starke Reflexion von Praktikern für Praktiker. Ich freue mich schon darauf … Vielleicht am nächsten Montag? 

Teil 1 | 2

Über Lothar Krauss

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Eine Antwort zu Einfach leiten: Menschen oder Leistung?

  1. diana zdrenghea schreibt:

    Mega gute Message 🙌🔥. GBY!!

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