Menschen mit Format | 10 | Prios im Umgang mit Menschen

Mauer

Jesus hat enorm viel mit Menschen zu tun gehabt. Er war ihnen gegenüber sehr zugewandt, konnte sich aber auch genial gut abgrenzen. Viele Führungskräfte suchen ihren Weg im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen. Swen Schönheit nimmt uns im 10. und letzten Teil der Sommerreihe in die Strategie Jesu mit, wie er seinem Auftrag konsequent nachging und dabei vorbildlich mit Menschen umging. Eine Kunst, die jede Führungskraft beherrschen lernen sollte:

Seine Prioritäten im Umgang mit Menschen

Bereits im Kapitel über „Berufung“ haben wir gesehen, dass Jesus mit einer klaren Strategie voranging: Um diese Welt mit Gott zu versöhnen und von der Macht der Sünde zu erlösen, bedurfte es seines Opfers am Kreuz. Dies ist und bleibt einmalig und unnachahmlich. Doch um die Menschheit mit dieser guten Nachricht zu erreichen, brauchte es eine Bewegung. Jesus war deren Initiator, mehr nicht. Er legte den Grundstein für eine Entwicklung, die andere weiterführen sollten. Er hinterließ uns ein anschauliches „Beispiel“, sodass wir „seiner Fußspur folgen“ können (1.Pt 2,21). In der Sprache unseres Verkehrswesens ausgedrückt: Jesus hat die Gleise gelegt und die Trasse gebaut, doch darauf unterwegs sein sollten andere. Nur so lässt sich die Formulierung in seinem großen Abschiedsgebet (vor der Kreuzigung!) verstehen: „Vater, ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast.“ (Joh 17,4). Hier wird schön sichtbar, wie Jesus in konzentrischen Kreisen dachte und dem entsprechend seine Beziehungen verstand:

  1. Zuerst kam die Beziehung zu seinem himmlischen Vater (Joh 17,1-8; 3,35). Von ihm hatte Jesus seinen Auftrag, in der Liebe zu ihm seine Identität, und vor ihm legte er am Ende seines Lebens Rechenschaft ab.
  2. Danach kam der innerste Kreis der zwölf Jünger, mit denen Jesus eine Lebensgemeinschaft gebildet hatte und die durch ihn intensiv geprägt wurden (Joh 17,9-19). Alles hing nun daran, dass sie die Stafette weitertragen und auch weiterreichen würden!
  3. Jesus betet danach für die Jesusjünger späterer Zeiten: auch sie sollen in derselben Weise Gemeinschaft, Einheit und Herrlichkeit erleben (Joh 17,20-26)! Es sah voraus, dass sie einmal „größere Werke“ tun würden als er selbst (Joh 14,12)!
  4. Tatsächlich brauchte Jesus in diesem Moment nicht für die Welt zu beten, die Gott ja „so sehr geliebt“ hat, denn er wusste: Das Zeugnis seiner Jünger trägt in sich die Kraft, einzelne Menschen und ganze Nationen zu verändern (Joh 3,16-18)!

Kein Mensch auf Erden hat je weitere Kreise gezogen als der Mann aus Nazareth. Er war wie das eine Samenkorn, das „in die Erde fällt und stirbt“ und am Ende „viel Frucht bringt“: Aus dem Leben dieses Einen wird schließlich ein weltweites Gottesvolk „geboren“, das sich beständig vervielfältigt (Joh 12,24; Ps 22,31-32). Dabei waren die Mittel dieses Mannes denkbar einfach: In „vertikaler“ Hinsicht war es die Salbung durch den Heiligen Geist, die ihm Vollmacht verlieh und im Volk ein neues Aufhorchen bewirkte. Wo Jesus hinkam, waren die Menschen ganz Ohr und mussten früher oder später Position beziehen. In „horizontaler“ Hinsicht baute Jesus beständig sein Kernteam auf: Zwölf ausgesuchte Männer, „die er auch Apostel (Botschafter) nannte“ (Lk 6,13). Ihnen galt seine primäre Aufmerksamkeit, sie wurden seine „Brüder“ und ihnen diente er wie ein Vater und Freund (Mt 23,8; Joh 13,14; 15,15).

Vom Kernteam zu einer weltweiten Bewegung

In einer späteren Phase hat Jesus dieses Modell multipliziert: Er „bestimmte noch 72 [oder 70] andere und sandte sie zu zweit vor sich her …“ Im Prinzip erhielt diese größere Gruppe denselben Auftrag wie die Zwölf, nur konnte der Auftrag jetzt flächendeckender ausgeführt werden: „… in alle Städte und Orte, wohin er selbst kommen wollte“ (Lk 9,1-6; 10,1-9). Allen seinen Mitarbeiterteams bot Jesus intensive Begleitung, Auswertung und Ermutigung (vgl. Mk 6,30-32; Lk 10,17-20). Darin lag die Priorität seines eigenen Dienstes.

Grafik 4

Zu den Beziehungsfeldern von Jesus gehörten verschiedene Freunde wie Martha, Maria und Lazarus (vgl. Joh 11,1-2; 12,1-3), ferner „etliche Frauen … und viele andere, die ihm mit ihrem Besitz dienten“ (Lk 8,1-3). Andere waren Sympathisanten oder Sponsoren wie Nikodemus und Josef von Arimathia (Joh 3,1-2; 7,50; Mt 27,54). Manche waren so begeistert von Jesus, dass sie sich ihm am liebsten sofort angeschlossen hätten. Doch niemals führte er „Sonderkonditionen“ ein, wenn es um konsequente Nachfolge ging (vgl. Lk 9,57-62; 18,18-23). Hinzu kamen Skeptiker, Kritiker und Heuchler, die vielen Kranken und Verzweifelten, schließlich erbitterte Feinde. Komplexer kann ein Beziehungsfeld auch bei uns kaum aussehen!

Was lernen wir von Jesus für unsere Prioritäten im Beziehungsbereich?

  • Halte deine Augen und dein Herz offen für die, denen du selbstlos dienen und die Liebe Gottes weitergeben kannst. Doch gerate nicht in Abhängigkeit von ihnen!
  • Durchschaue Menschen, die zwar Gottes Salbung auf deinem Leben spüren, dich jedoch im Tiefsten benutzen oder für ihre Zwecke gebrauchen wollen. Vor denen hüte dich!
  • Wenn du langfristige Entwicklungen anstrebst, baue rechtzeitig ein Kernteam auf. Suche dabei nicht nur „Freiwillige“, sondern lass dir von Gott die künftigen Schlüsselpersonen zeigen!
  • Achte darauf, dass du neben Mitarbeitern und Auszubildenden auch einen Kreis von gleichgesinnten Freunden pflegst. Jeder von uns braucht Partner auf Augenhöhe!
  • Da wir alle nicht in jeder Hinsicht „wie Jesus“ sind, brauchen wir Förderer und Wegbegleiter. Suche dir einen Mentor bzw. geistliche Väter/Mütter zu deinem eigenen Schutz!
Titelfoto: (c) Lothar Krauss
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Swen Schönheit
Swen Schönheit ist seit 1989 Pfarrer an der Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel in Berlin. Als Gründungsmitglied des Netzwerks „Gemeinsam für Berlin“ engagiert er sich seit vielen Jahren für die Einheit der Christen in der Stadt und die Förderung jüngerer Leiter. Seit November 2012 ist Swen Schönheit mit einer viertel Pfarrstelle bei der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung Deutschland als theologischer Referent tätig. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.
Buchcover
Menschen mit Format, Leiten lernen von Jesus, Swen Schönheit, Asaph-Verlag, 320 S., € 17,95 | eBook: € 14,95
Die Kurzrezi zu “Menschen mit Format” auf dem Leiterblog gibt es hier.

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Über Lothar Krauss

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