Update 12.25 – Heike Krauss

Ihr lieben Begleiter,

nicht alle sind auf den Sozialen Medien unterwegs oder so eng mit uns verbunden, dass wir einen Eiblick in unser Tagebuch geben wollen – zu persönlich 😔. Daher ist ein Update auf dem Leiterblog zu Heike fällig.

Hier knapp ein paar der wichtigsten Punkte, die gefragt werden:

Lebt Heike noch?

Ja! Die Frage ist ja nicht unberechtigt. Ihre Diagnose hat eine Lebensspanne von 3 – 6 Monaten in Aussicht gestellt. Unsere Ärzte sagten aber von Beginn an, dass man erst „danach“ Teil der Statistik wird. Heike selbst ging nicht davon aus, dass sie 6 Monate nach ihrer Diagnose noch auf dieser Seite der Wirklichkeit unterwegs sein würde. Ist sie aber noch.

Wie geht es Heike?

Ihrer Seele und ihrem Geist geht es gut. Sie ist weiterhin geborgen in Jesus, zuversichtlich, mutig und gelassen. Das ist richtig toll mitzuerleben, wie unser Glaube in der größten Herausforderung unseres Lebens trägt. Im Video zitiert sie aus dem Heidelberger Katechismus:

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.“

Tja Leute, der Trost tröstet uns. Nach wie vor. So gut.

Ihrem Körper geht es zunehmend schlechter. An manchen Tagen komme ich in ihr Zimmer, sehe sie an – das abgemagerte Gesicht, den Verlust an Muskelmasse (»Willi« – so nennt Heike den Tumor – liebt ihr Eiweiß), den gesunkenen Kraftpegel – und es ist offensichtlich, wie deutlich der Prozess voranschreitet. Und dann, am nächsten Tag, sieht sie im Gesicht plötzlich wieder viel fitter aus. Klar, zugewandt und mutig ist sie an allen Tagen. So ging es ihr in den letzten Wochen: mehrfach hin und her. Die Müdigkeit nimmt auch sehr zu und ihr Radius wird dadurch deutlich kleiner.

Wir sind sehr dankbar, dass Heike im Hospiz leben kann. Und es bewährt sich für uns, was wir uns erhofften. Wir können unsere Beziehung tief und intensiv Tag für Tag leben, bewusst die Zeit gestalten und gleichzeitig hat Heike eine super Betreuung durch das Team der Ärzte, Pfleger und Therapeuten.

Wie geht es dir Lothar?

Nicht so gut. Das nimmt mich alles weiter sehr mit. Den besten Freund jetzt loszulassen, mit der Leere klar zu kommen und den Fokus zu halten, das alles ist echt eine Aufgabe. Neulich hat Heike mir ihren Ehering zur Verwahrung übergeben – wir hatten das abgesprochen. Er rutscht ihr jetzt einfach vom Finger, weil sie ja immer mehr „an Körper“ verliert. Ihn dann aber in Händen zu halten, unseren Trauvers zu lesen in der uns eigenen Abkürzung, das war hart. Und so überfällt es mich – oft.

Das Leben zu organisieren, allein zu leben, nach 40 Jahren … Leute, was soll ich sagen. Ich sag‘ da mal jetzt nicht mehr dazu …

Was ist jetzt eure größte Herausforderung?

Das Warten ist die größte Herausforderung dieser Tage. Wie lange noch wird Heike diesen Weg gehen, bevor sie heim darf? Und wie gestalten wir – sie, wir gemeinsam – die Zeit bis dahin? Wie Weihnachten planen, den Jahreswechsel? Wird Heike 2026 noch auf dieser Seite der Wirklichkeit das neue Jahr begrüßen?

Wir stellen uns der Aufgabe. Was wäre auch die Alternative?! Wir beten viel zusammen – das ist so eine Quelle von Kraft, Trost und Fokus. Wir können nur raten, das gemeinsame Gebet zu rechten Zeit als Paar einzuüben.

Unsere Gespräche sind noch ganz lebendig. Auch wenn Heikes Gedächtnisleistung immer mehr abbaut. Sie ist immer noch interessiert, klug reflektiert und humorvoll. Macht voll Spaß. Themen – das ganze Spektrum, nur die Politik ist ihr zu mühsam.

Und wir spielen Kniffel – unser Spiel seit der Hochzeitsreise 1985. Gestern hat Heike mich mit 95 Punkten Abstand mal wieder alt aussehen lassen. Manche Traditionen halten erstaunlich lange.

Was können wir für euch tun?

Die Frage kommt oft. Und sie ist so wertvoll für uns. Danke! Aus der praktischen Perspektive gerade nichts. Da passt alles. Wir sind gut begleitet und unterstützt. Das Gebet für uns bedeutet uns „die Welt“. Ihr könnt nichts wertvolleres und besseres für uns tun. Ihr beschenkt uns damit so sehr, das könnt ihr euch nicht vorstellen.

Und auch eure Grüße, die uns auf unterschiedlichen Wegen erreichen zeigen uns, dass ihr uns nicht vergessen habt. Das ist auch sehr besonders. Gerade in dieser Adventszeit, die nach 40 gemeinsamen Jahren gerade so anders verläuft. Da will man sich nicht dran gewöhnen, sag ich euch.

Herzlich verbunden,
eure Lothar & Heike

PS. Wir wünschen euch eine frohe und gesegnete Advents- u. Weihnachtszeit.