Meine Überraschung des Sommers!

Das Buch hat mich richtig gepackt. Es war die Überraschung (meines Lesestoffs) des Sommers für mich. Der „neue Schleske“. Es hat sich zu Tim Kellers Psalmen als mein Jahresbegleiter gesellt und mich schon viele Wochen immer neu überrascht, bewegt und berührt. Ich will ein paar Worte zu Werk|Zeuge verlieren und es euch ans Herz legen.

Kein Buch zum schellen Querlesen …

Manfred Pagel, der ehemalige geistliche Leiter vom Dünenhof rückte es in mein Blickfeld. Er war schwer begeistert und hat mich angesteckt. Ich mag Bücher, die mir zu Begleitern werden, mir jeden Tag wertvolle Denkanstöße mitgeben. Genau das leistet Werk|Zeuge. Überraschende Gedankenführungen, spannende Perspektiven und eine richtig schöne Sprache.

Tag für Tag ein Fragment hat der Geigenbaumeister, der längst auch ein Bestsellerautor geworden ist, zusammengetragen. Martin Schleske hat 365 Fragmente zwischen die Buchdeckel gepackt, die den Leser ein Jahr begleiten. Auch für Wenigleser gut zu packen. Und er oder sie wird belohnt. Hier ein Satz als Kostprobe der inspirativen Kraft, die in den Texten steckt:

Wer gesegnet wird, ist bereit, das Große zuzulassen, das nicht in ihm selbst begründet werden muss. … Deshalb ruht er nicht im Tun, sondern im Glauben.

Bilder aus der Werkstatt – Bilder aus dem Leben

Sein Denken und Schreiben ist von seinem Kunsthandwerk geprägt. Künstler, Physiker, Meister. Glaubender. So sieht er als Geigenbaumeister das Herz als ein Resonanzboden, der die Texte der Bibel subjektiv zum Klingen bringt. Schleske selbst lebt intensiv und betrachtet sein ganzes Leben als ein Glaubensabenteuer. Er geht elementaren Fragen des Menschseins nicht aus dem Weg. Im Gegenteil, er taucht tief ein. Eben mit der Frage, wie das eigene Herz resonanzfähig für die Liebe von Gott sein kann. Aber dann nicht bei uns selbst stehen bleiben, sondern wie wir als „Instrumente“ diesen Klang „des Glaubens, der Hoffnung, des Mitgefühls, der Fürsorge, der Hingabe“ ausstrahlen.

Seelenführung – Selbstführung

Der Fokus von Schleske liegt auf der Seelenführung. In meinen Kontext übersetze ich für mich: Selbstführung. Die anspruchsvollste Führungsaufgabe. Dass interessiert mich immer. Über 630 Seiten geben tiefen Einblick in einen ehrlichen Glauben. Mit allen Hürden und dem aufrichtigen Wunsch, ein verantwortliches Leben zur Ehre von Gott und zum Nutzen für Menschen zu leben.

„Zulassen, Einwilligen, Geschehenlassen“

Er berührt mich wenn er mich daran erinnert, dass mein Leben auch ein „Zulassen, Einwilligen, Geschehenlassen“ braucht, wo doch die deutsche Sprache für ihre Verben nur zwei Handlungsrichtungen kennt, aktiv und passiv. Aber meiner Seele tut es so gut, an diese dritte Richtung erinnert zu werden, gerade in meiner Rolle als Führungskraft.

Selbstmitleid

Eine weitere Kostprobe, vom 22.8. Schleske denkt über Selbstmitleid nach, verwendet den Begriff der Höllen und es sollte nun nicht dogmatisch seziert, sondern im Anliegen erfasst werden.

»Höllen sind verschlossene Räume, von innen schieben wir den Riegel vor. Wir tun es nicht freiwillig, aber bereitwillig, und diese Bereitwilligkeit heißt fast immer Selbstmitleid. Durch Selbstmitleid entscheiden wir, wohin wir hausen. Solange wir in Selbstmitleid gefangen sind, wird es uns schwer sein, unserer Hölle zu entrinnen.«

Impulse und Anregungen, die nicht alltäglich sind

Zum Beispiel das, was ich bei ihm zum Gebet lese. Gebet als Atmen (11.8.) oder seine 18 Bilder, die mich an die Vielfalt des Gebets (2.8.) erinnern.

Ich liebe es, wenn er vom Segnenden Schmerz schreibt, über ein Liebendes Schweigen nachdenkt oder von Geheiligten Verletzungen berichtet. In seinen Texten fordert er mich heraus, das Tempo zu drosseln, wahrzunehmen und meiner Seele mit Gott und vor Gott den Raum und die Zeit zu geben, die sie braucht. Wunderschön ist das. Als Leiter, der sein sechstes Lebensjahrzehnt beschließt, so oft meinte funktionieren, leisten und handeln zu müssen, ist das jetzt genau die Medizin, die ich brauche.

Selbstverwirklichung – Sinnverwirklichung

Und dann diese Gegenüberstellung am 7.8. Wie oft habe ich jetzt darüber nachgedacht und wie oft sie in Gesprächen, Texten und Predigten in den letzten Wochen verwendet. Er schreibt von der „selbstgewählten Taubheit: Wenn der Mensch sich selbst alles ist und nur seine Stimme hört, kann er seine Bestimmung nicht hören.“ Wow, wie genial ist das formuliert!

„Denn Selbstverwirklichung ist der Versuch, etwas zu verwirklichen, das keinen Sinn hat. Wüsste ich meinen Sinn, so würde ich ja nicht mich selbst, sondern diesen Sinn verwirklichen.“

Ganz praktisch …

Muss ich alles lesen? Muss ich jeden Tag lesen? Jedes Fragment steht für sich. Manche Fragmente sind Teil einer kleinen Textserie. Ich kann damit ganz selbst steuern, wie es für mich passt. Der Gewinn ist auf jeder Seite direkt greifbar. Das sehr umfangreiches Stichwortverzeichnis und ein ebenso reiches Verzeichnis der Bibelstellen eröffnen auch einen ganz anderen Zugang zu den Schätzen des Buches, wem die tägliche Lektüre nicht so liegt. Davon kann auch mein Predigtdienst profitieren. Ich will es zuerst sehr für mich lesen, doch die Inspiration ist oft so stark, dass der Wunsch sich meldet, es zu teilen. Manchmal auf Instagram.

Ein Blick ins Buch gibt es hier.

  • WERK | ZEUGE
  • Martin Schleske, Verlag: bene!
  • 640 Seiten
  • Hardcover 26,00 € | E-Book: 22,99 €
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About Lothar Krauss

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