Leiter in der Kirche: schwach oder stark?

Wie sollte Leitung in der Kirche sein? Stark, schwach, moderierend oder eine Mischung aus allem? Welche Rolle sollen, dürfen oder müssen Führungskräfte dabei übernehmen? Wie stellt sich der Herr der Kirche Führung „in seinem Haus“ vor? Lehnt er starke Leitung ab? Duldet er Unterdrückung und Tyrannei? Darf jeder machen, wie es ihm beliebt? Oder folgen „die Schafe“ der starken Führungspersönlichkeit, die den Kurs klar vorgibt? 

Jesus ist kein Ideologe

Um es vorweg zu nehmen: „Weder lehnt er eine starke Leitung ab, noch duldet er Unterdrückung und Tyrannei.“ So schreibt es Tim Keller in seinem großartigen Buch Gottes Weisheit entdecken. Gott gibt den Leitenden in der Kirche die Identität eines Verwalters. Treue ist dann die Erwartung, die der Verwalter zu erfüllen hat. (1. Korinther 4,2)

Treue Verwalter

In der Antike hatte der Hausverwalter die volle Autorität über alle Diener im Haus, aber er war nicht der Hausherr. Seine Rolle: Verwalter! Damit war er beides: der, der „das Sagen hatte“ und gleichzeitig der Diener seines Herrn (vgl. Lukas 12,44-45). Die Idee des Verwalters griff der Apostel Paulus dann für die verantwortlichen Leiter der Kirche auf (1. Korinther 9,17; Titus 1,7).

Abgeleitetes leiten

Alles „Leiten“ immer „abgeleitetes Leiten“ ist. Die Autorität, die der Führungsaufgabe zugrunde liegt, ist verliehen (Daniel 4,14). Gott wird am Ende des Tages von uns Rapport verlangen. Wir müssen dabei nicht perfekt sein und alles richtig machen! Dass unser Versagen nicht das letzte Wort hat, wird an Petrus deutlich. Jesus setzt ihn als Leiter – trotz allem – ein. Nicht die Fähigkeit und das Können stehen an erster Stelle (obschon das sehr wichtig ist), sondern Demut, Bescheidenheit und das Wissen um die Abhängigkeit von Gott. Er ist die Quelle des Lebens. Und auch des Leitens!!

„Diener mit Trainerlizenz“

Wer die Führungsrollen, die Gott seiner Kirche schenkt, weiter reflektiert, kommt zu diesem Ergebnis: „Diener mit Trainerlizenz“!

Mir ist das so im Studium von Epheser 4,11-16 ergangen. Ich finde, dass der Text sehr gut die Rolle von Leitern in der Kirche klärt. Dabei würde ich das Führungsspektrum nicht auf die fünf beschriebenen Rollen reduzieren, zumal Paulus an anderer Stelle weitere Führungsrollen anspricht: Älteste u. Diakone (1. Timotheus 3, Titus 1), Leiter (1. Korinther 12,28), Vorsteher (Römer 12,8) …

Epheser 4 definiert nun die Hauptfunktion dieser Führungsrollen: Zurüstung der ganzen Mannschaft! Wie ein Trainer. Nicht die Trainer stehen auf dem Platz, sondern die Mannschaft. Und es ist ja nicht nur ein Trainer, sondern ein Trainerteam.

Wie prägt man so eine „Kultur der Leitung“

Ich bin ja gerade am Anfang meines sechsten Erneuerungsprozesses einer Kirche in 30 Jahren. Wie prägt man dieses Verständnis von Leitung in der Kirche, werde ich immer wieder gefragt? Hier ein Einblick, wie ich es versuche: Ich orientiere mich am Vorschlag von Dave Ferguson, den er in seinem Buch Hero Maker vorstellt.

  1. Ich spreche hier und da darüber, dass es Leiter braucht, die „Diener mit Trainerlizenz“ sind. Das war auch direkt mein markiges Anfangsstatement in Mannheim beim Start am6. Juni 2021.
  2. Ich versuche es zuerst und vor allem selbst zu leben: Andere trainieren, fördern, ermutigen, korrigieren, anspornen …
  3. Ich suche weiter nach Begriffen, Slogans, markigen Redewendungen, die diese Idee von Leitung aufgreifen. Möglichst emotional, eingängig und bildhaft.
  4. Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem ich die Idee einer großen Gruppe der Kirche vorstelle. Gestern war es wieder soweit: Erstmals im Gottesdienst wurde es zum Thema. Ich nutzte dazu die Predigt: „Dein Team 3“. Es sei mir „sehr, sehr gut gelungen“, feedbackten mir richtig viele Leute im Anschluss und weiter im Nachgang.  Selten habe ich so viele Feedbacks auf eine Predigt bekommen … 😬😁
  5. Wo immer Leute in der Gemeinden anfangen, diese Idee in die Praxis umzusetzen, greife ich es auf und suche wertschätzende und anerkennende Worte
  6. Wiederholen: Ich spreche mega oft darüber. In allen möglichen Settings. Wenn es mir zu viel wird, habe ich erst die unterste Marke erreicht. Jetzt weitermachen … Wiederholung ist die „Mutter allen Lernens“ …
  7. Wenn dann immer mehr Leute der Kirche darüber zu sprechen beginnen, sogar selbst die Begriffe dabei nutzen, und es – vor allem (!) – leben, dann sind wir auf dem besten Weg, dass es Teil der Kultur wird, unserer DNA.

Praxisbeispiel Mannheim

Hier das Praxisbeispiel, von dem ich unter Punkt 4 sprach. Dieses Verständnis von Leitung versuche ich in der VM Mannheim weiter zu etablieren.

Meine liebste Definition von Führung …

…hat Eugene Peterson in seiner Bibelübersetzung „The Message“ für 1. Thessalonicher 5,15 formuliert:

»… Look for the best in each other, and always do your best to bring it out.« | 1. Thessalonicher 5,15

„Halte nach dem BESTEN im anderen Ausschau und gib immer DEIN BESTES, um SEIN BESTES hervorzubringen.“

Let’s do it leaders! Yeah!

Gemeindeerneuerung VM Mannheim:

Über Lothar Krauss

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