Meine Leseliste: Der Werkzeugkasten für Gemeindegründer

Ich werde in den nächsten Wochen Beiträge einstreuen, mit denen ich auf Bücher zu sprechen komme, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Vielleicht ist ja was für Dich dabei?

Ich beginne mit einem Werkzeugkasten, der mich durch seinen Umfang, sein Themenspektrum sowie mit seiner inhaltlichen Qualität überzeugt hat. Eine Fundgrube, nicht nur für Gemeindegründer!

Wer es zur Hand nimmt muss sich für eine Frage öffnen: braucht es überhaupt neue Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften?

Und wenn ja, (wie) gelingt das in einer postchristlichen Kultur? Gemeindegründung kommt immer häufiger in diesen Tagen vor. Zum Teil sogar richtig erfolgreich! Da überrascht es nicht, dass viele junge Leiter in der kirchlichen Szene auf „dieses Pferd“ setzen. Immer häufiger ziehen sie sogar Gemeindegründung der Gemeindeerneuerung vor, obwohl der Preis hoch ist. 

Gemeinde gründen, oder Gemeinden erneuern?

Kirchen mit Geschichte kann diese Frage irritieren. Viele Ortsgemeinden von Kirchenbünden, Freikirchen, Gemeinschaftsverbänden … verzeichnen Rückgang. Selbst freie Gemeinden, die in den letzten 20 – 30 Jahren entstanden sind, kämpfen an der Front. Fakt ist: hauptamtliche Stellen bleiben in stagnierenden Gemeinden immer häufiger unbesetzt, während bei aufstrebenden neuen Gemeinden junge, fähige Leiter Schlange stehen oder sogar auf eigene Kosten mitarbeiten. Das kann einen in bestehenden Kirchen ärgern, oder eben nachdenklich machen. Mich macht das nachdenklich!

Werden wir Zukunft haben, oder müssen wir in absehbarer Zeit die Pforten schließen. Bis zu 2/3 der Kirchengemeinden – so manche Prognose – könnte dieses Schicksal treffen. Aber nur, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden! Aber welche? Und wie? Der Autor schlägt Gemeindegründung vor und viele Überlegungen können auch in bestehenden Gemeinden fruchtbar werden! Deshalb: das Buch ist ein Gewinn für unterschiedliche Settings.

Gemeindegründung? Aus Überzeugung JA!

Klaus Schönberg bewegen diese Fragen schon Jahrzehnte und er hat eine klare Antwort. Jetzt hat er für sein Herzensthema ein umfangreiches Basisbuch geschrieben. Für Kirchen, Leiter und Interessierte. Es soll ein Basisbuch „für mittelmäßige mitteleuropäische Gründerinnen und Gründer“ sein, wie er in seinem Vorwort schreibt. Genies brauchen so einen Basisbuch natürlich nicht. Alle andere profitieren.

Dass es aus deutschen Szene kommt, ist ein Vorteil. Internationale Erfahrungen und Konzepte inspirieren, eine hiesige Reflexion und Arbeitshilfe punktet mit einem hohen Maß an Umsetzbarkeit. Das gilt auch für das Basisbuch Gemeindegründung. Ich nehme mal mein Fazit vorweg:

Ein Fachbuch und Werkzeugkasten, verständlich geschrieben, klug reflektiert und praktisch ausgerichtet.

Der Aufbau

Das Basisbuch stellt für mich auf 480 Seiten ganz besonders drei Themenfelder in den Vordergrund:

  1. Er zeigt Grundmodelle, Formen, Visionen, Strategien zeitgemäßer Gemeindegründung auf
  2. Er bearbeitet das idealtypische Vier-Phasen-Modell der Gemeindegründung
  3. Schließlich greift er die Idee auf, wie sterbende Gemeinden zu Neugründungen werden können

Darüber hinaus werden weitere Fragestellungen rund um das Thema aufgegriffen. Immer mit einem inhaltlichen Appetizer zu Beginn und einer Zusammenfassung des Ertrags zum Ende des Kapitels. Grafiken und Bilder ergänzen das durchdachte Konzept.

Reflektierte Praxis – ein reflektierter Praktiker

Seine intensive Literaturarbeit entspringt einer gründlichen theoretischen Reflexion der langjährigen Praxis des Autors. Er hat selbst Gemeinde gegründet, Gründer begleitet und arbeitet heute als Referent für Gemeindegründung im BEFG in Deutschland. Er weiß aus erster Hand worum es geht, was geht (und was eher weniger), wie es geht und wo die Schmerzpunkte liegen. Alles das kommt konkret und praktisch zur Sprache. Er ist dabei immer sehr verständlich in Sprache und Gedankenführung.

Ein Arbeitsbuch. Aber nicht nur!

Richtig stark am Basisbuch ist, dass es die unterschiedlichen Ansätze aufgreift und vorstellt, sehr praktische Fragen zur Eigenarbeit bringt und Arbeitsblätter zum Download zugänglich macht, mit dem Kernteams arbeiten können. QR Codes im Buch ermöglichen den direkten Zugriff.

Die Verbindung solider theologischer Arbeit mit konkreter Hilfe zur praktischen Umsetzung ist überzeugend. Ständig findet man als Leser biblische Reflexionen und Hinweise auf Umsetzungen im deutschen Sprachraum. Die Literaturempfehlungen zur Vertiefung und die visuellen Illustrationen der Inhalte, die knapp auf den Punkt bringen, sind sehr hilfreich. Ergänzend gehen immer wieder „Kästchen“ auf, die Problemanzeigen beschreiben, Grundsätze zusammenfassen und kritische Anfragen nicht unter den Tisch fallen lassen.

Für Teams

Das Basisbuch ist VIELES zugleich: eine Einführung, ein Arbeitsbuch, ein Handbuch für Teams, eine Reflexionshilfe auf dem Weg der Gemeindegründung, ein Praxisbuch für unseren Kulturraum und ein Innovationsbuch für die neue (hybride?) Wirklichkeit, in die Corona uns katapultiert hat.

Ein Dienstleister

Man kann Klaus Schönberg nur danken, dass er die Mühe nicht gescheut hat und mit dem Basisbuch eine konkrete Hilfe zur Gemeindegründung in unsere Hände legt. Der Nutzen wird unabhängig von der Denomination, Konfession und kirchlichen Ausrichtung sein und jedem Gründungsteam großartige Dienste leisten. Ich kann es sehr empfehlen!

Über Lothar Krauss

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