„Wer mit sich selbst nicht klarkommt, ist nicht dialogfähig.“ Aber zu einer dialogfähigen Person zu reifen ist die Voraussetzung, um heikle Gespräche führen zu können (siehe Teil 2). Mit sich selbst klarkommen … Das erinnert an die These dass die Selbstleitung die herausforderndste Leitungsaufgabe ist, vor der eine Führungskraft steht. Daher beginnt jeder erfolgreiche Leitung mit effektiver Selbstleitung. Wirksame Führungskräfte beherrschen diese Kunst. Die Autoren haben nun eine interessante Einsicht in ihren Studien gewonnen, die uns aufhorchen lassen sollte:
Wer besonders an sich arbeitet!
An sich selbst zu arbeiten setzt Einsicht voraus. Und genau dieses Einsicht ist ein Grundbaustein, der dialogfähig macht. Leute, die das verstehen, erweisen sich als dialogfähig. Können also diese heiklen Gespräche leichter führen. Und wer darin begabt ist, an sich selbst beständig zu arbeiten, schafft die Voraussetzung zum Erfolg. Und dieser Erfolg motiviert. Ein Kreislauf setzt ein, den die Autoren so auf den Punkt bringen: „Ausgerechnet die, die sowieso besonders begabt sind, arbeiten besonders intensiv an ihrer Dialogfähigkeit. Wie so oft werden die Reichen noch reicher.“
Mir blieb nur die Wahl zwischen Kampf oder Flucht.
Diese Wahl ist keine Option für dialogfähige Leute. Sie suchen den Dialog, sehen die Chance für einen Dialog. Aber ohne eine gute Selbstreflexion tappen wir jetzt in eine der drei Fallen:
Gewinnen – bestrafen – Harmonie wahren
Gewinnen. Die Autoren identifizieren in diesem Motiv den Dialogkiller Nr. 1, der sich ganz natürlich der Führungskraft nähert. Den Wunsch zu siegen hätten wir seit Kindertagen verinnerlicht. Gerade Führungskräfte, die Einfluss nutzen um etwas zu bewegen, spricht diese Perspektive an. Aber diese Absicht kann uns von einem sinnvollen Meinungsaustausch abhalten, geben die Autoren zu bedenken. Und schnell wird es persönlich!
Bestrafen. „Wenn unser Ärger einen bestimmten Punkt überschreitet, genügt es uns nicht mehr, Recht zu haben. Wir wollen dem anderen schaden.“ Es geht nicht mehr um den Dialog. Um das Gute für das Ganze. Es geht um uns, unsere verletzten Gefühle. Der andere soll leiden, ja er soll büßen. Das kann jetzt nicht ungestraft über die Bühne gehen. Ganz klar: so kann kein Dialog in einem heiklen Gespräch erfolgreich geführt werden.
Harmonie bewahren. Hier wird die persönliche Sicherheit über den Dialog gestellt. Statt einen guten Beitrag zum Ganzen beizutragen, verstummen wir. Die Aussicht auf eine unangenehme Auseinandersetzung lässt uns schlechte Ergebnisse wählen. Dabei würden wir uns einreden, dass wir uns für die Harmonie entschieden hätten, sagen die Forscher. Leider wird die Lösung, die so dringend benötigt wird, weiter verschleppt. Es sieht alles sehr christlich aus, ist es aber in Wahrheit nicht. Denn die Wahrheit muss jetzt auf der Strecke bleiben.
Was ist die bevorzugte Strategie in Deiner Organisation, Deinem Unternehmen, Team, Gruppe … Was müsste anders laufen, um heikle Gespräche besser zu führen?