Update Mannheim: Ein dickes Brett bohren! (4)

„Veränderungen sind am Anfang hart, in der Mitte chaotisch und am Ende wunderbar.“ unbekannt

Meine kreative Pause auf dem Leiterblog neigt sich ihrem Ende entgegen und die Frage, wie es in Mannheim mit dem Prozess der Veränderung in der Volksmission weitergegangen ist, taucht häufig auf. O.k., Zeit für ein Update aus der Viva Kirche Mannheim, um die sichtbarste Veränderung schon direkt einmal anzudeuten. Doch der Reihe nach …

Ein dickes Brett!

Gemeindeerneuerung ist immer eine herausfordernde, schöne und kniffelige Aufgabe. Alles gleichzeitig. In früheren Beiträgen sprach ich davon, dass die Aufgabe in Mannheim – für meine Frau und mich die sechste Gemeinde, in der wir einen Prozess der Erneuerung anleiten –, wirklich recht herausfordernd ist. Warum das so ist, habe ich hier ausgeführt.

Gute Entwicklungen & Stillstand

In den Monaten seit November 2021 (in den ersten drei Teilen der Reihe berichteten wir von der ersten Phase Juni – Oktober 21) passierten viele gute Entwicklungen, begleitet von beständigen Herausforderungen. Das ist immer ermutigend und motivierend. Wir haben auch – wie gesagt – Themen, in denen wir einfach nicht weiterkommen. Das ist herausfordernd, manchmal entmutigend und frustrierend.

Gute Entwicklungen

  • Wir freuen uns über inspirierende und gute Gottesdienste am Sonntag
  • Die wachsende Zahl an Leuten im Gottesdienst gibt uns auch ein gutes Gefühl (kann aber auch täuschen!).
  • Mit unseren Kindern sind wir jetzt bis zu 250 + Leute am Sonntag. Neulich noch eine Ecke mehr … Uff …
  • Immer mehr VIP’s kommen. Leute, die (noch) keinen näheren Bezug zum Glauben haben. Das freut uns besonders …
  • Unser Angebot für die Kids ist stabil und die sechs Altersgruppen erreichen oft 60 Kinder mit ihren Gottesdiensten. Die Mitarbeitenden sind engagiert.
  • Einige Angebote für die Kids sind wirklich herausragend, was an einzelnen Mitarbeitenden liegt! Sie geben so viel Herz, Zeit und Kreativität ein.
  • Wir werden für Familien daher immer interessanter!

Unsere VIVA Kids Band

  • Vorweg: für diesen Punkt kennen wir am Ende nicht wirklich den Grund! Unsere Gruppe der jungen Erwachsenen wächst richtig stark. Das Bild am Sonntag im Gottesdienst wird immer stärker von ihnen geprägt. Über 50 junge Erwachsene im Alter zwischen ca. 20 – 30 kommen. Das ist mega für uns, wo wir doch gar nicht so „hip“ sind.
  • Übergreifend gilt: Einzelne Mitarbeitende bewirken in ihren Themen echt einen Unterschied (einmal mehr wird deutlich, das Gottes Methode Menschen sind!)
  • Nach 12 Jahren hat die Gemeinde den Namenswechsel vollzogen, der so lange gewünscht war: aus Volksmission Mannheim wurde die Viva Kirche Mannheim. Viva = lebendig, es lebe … In über 100 Sprachen die gleiche Vokabel.
  • Der Name soll Programm werden: Die Viva soll lebendig sein, Leben wecken und auf den hinweisen, der das Leben ist: Jesus Christus. Er lebt!
  • Am Gebäude geht es voran, wir erneuern etliches …
  • Das Team wächst: eine Ärztin hat ihren Job aufgegeben um kostenfrei für die Viva in Teilzeit zu arbeiten. Sie bewirkt jetzt schon einen Unterschied!
  • Eine andere Mitarbeiterin stellt auf gleicher Basis einen Tag pro Woche zur Verfügung. Auch das hat eine großartige Auswirkung. So ein Geschenk für eine Kirche, wenn Menschen …
  • Und dann noch eine Mitarbeiterin! Nicht zu fassen, was da in den Monaten geworden ist. Sie kennt sich top in Verwaltung und Finanzen aus, hat leitend in einem großem Sozialwerk mitgewirkt und bringt jetzt ihr Wissen in der Viva ein.
  • Mittwochs ist nun unser Teamtag im Büro. Genial.
  • An diesem Wochenende brechen wir mit 150 Leuten zur Viva Freizeit auf.
  • Die Liste könnte noch länger sein, ich mach mal ein „Komma“

Stillstand

Es wäre aber nicht die ganze Wahrheit, wenn ich hier enden würde. Wir müssen ehrlich drauf schauen, dass wir auch viel Stillstand, Hindernisse, ungelöste Themen haben. Das Brett ist immer noch dick, der Bohrer glüht zuweilen. Hier ein paar Punkte:

  • Viele, viele Themen haben keine verantwortliche Person, die mit Leidenschaft das Thema nimmt, entwickelt, ein Team bildet und die Sache „zum fliegen“ bringt.
  • Uns fehlt es an vielen elementaren Angeboten:
  • Eine Kostprobe: Segnungsteam, Gebetsteam, Kleingruppen, Alpha-Kurs, Glaubensgrundkurs, Sozialteam, Besuchsteam, Jüngerschaftsangebote, Royal Rangers …
  • Dann auch viele praktische Themen, die die Gemeinschaft fördern oder einfach nur als Hilfsangebote das Leben der Viva ermöglichen. Ich denke an:
  • Clean-Team (Reinigung Gebäude), Green-Team (Garten, Aussenanlage), Café-Team, Gastfreundschaft-Team, Hauskeeping, Veranstaltungsmanagement, Vermietungsmanagement, Bauteam, Medienteam, Beamerteam, Grafik, Video …
  • Und Mitarbeitende könnten wir in so gut wie allen Themen gebrauchen. Von den Viva Kids, über Teenies u. Jugend bis zu den Senioren und in fast allen Gruppen und Themen, die Menschen begleiten.
  • Aber auch in fast allen praktischen Aufgaben: Haus, Hof, Veranstaltungen (Ton, Licht, Beamer, Produktion …), Finanzteam …
  • 2 DIN A4 Seiten eng beschrieben umfasst unser Liste „dickes Brett“
  • Da kann man nur auf die Aufforderung von Jesus schauen: »Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in die Ernte sende!« Jo, genau das braucht es jetzt!

„Wasch mich, mach mich aber nicht nass!“

Was tun?

Nachdem viele Bemühungen des ersten Jahres nicht zum Erfolg führten, die Kapazitäten der Gemeindeleitung recht begrenzt sind und waren (z:B. zeitlich), mussten wir einen Kassensturz machen. Ich war mir mit meiner Frau auch nicht klar, ob die Gemeinde als Ganzes wirklich eine Veränderung wünscht. Manchmal kam es mir so vor, wie es dieses Sprichwort umschreibt: „Wasch mich, mach mich aber nicht nass!“

Als Leitung reflektierten wir den Stand der Dinge. Das war nicht einfach für uns alle. Es gab auch in diesen Reflexionen manche Spannung, manchen Konflikt und viel Diskussion. Für meine Frau Heike und mich war klar: Wir kleben nicht an der Aufgabe. Wenn die Gemeinde mit dem Stand zufrieden ist, sich nicht weiter bewegen will, dann müssen wir ihnen nicht auf die Nerven gehen. Gott hat immer einen Weg für uns.

Eine Predigt

Ende Juli 2022 hielt ich dann eine Predigt. So eine Predigt habe ich in allen Jahrzehnten zuvor nicht gehalten. Vorausgegangen waren Monate des Austausches in der Leitung und in unseren Foren für die ganze Gemeinde der Viva. Nicht alle fanden diese Predigt gut. Etliche waren sehr verschnupft. Aber eine richtig große Zahl reagierte sehr, sehr positiv.

Leute, die bislang am Rand standen, klinkten sich direkt an dem Tag in die Berufung der Viva mit ein. Ganz oft hörten wir seither: ehrliche Worte. Konkret. Klar. Auf den Punkt. Ich will Teil einer Kirche sein, die dem Auftrag von Jesus verpflichtet ist, „Fakten als Freunde“ betrachtet und offen und ehrlich dabei ist. Einige haben mir zu meinem Mut gratuliert. Ich war mir nicht so sicher. Hätte gerne auf diese mutige Predigt verzichtet.

Ein Kernteam

Eine Anleihe aus der Gemeindegründung hatten wir favorisiert: ein Kernteam bilden, das mit Leidenschaft, Hingabe, Priorität und Perspektive die Zukunft der Viva voranbringen sollte, mit dem Wind des Heiligen Geistes. Ein kirchliches StartUp. Ob Leute sich darauf einlassen würden? Nicht alle der aktuellen Verantwortlichen der Viva taten es. Auch das ist offen zu sagen.

Doch tatsächlich: Leute reagierten. Leute, die seit 3 Wochen dabei waren. Leute, die seit 30 Jahren dazugehören. Alle Generationen. Frauen. Männer. Senioren. Junge Leute. Und heute Abend starten wir mit fast 50 Leuten mit dem Kernteam in ein neues Kapitel. Der Plan: uns verbinden, Gott suchen und zu Leuten werden, die sich von Gott als Personen in Rollen bringen lassen, um die Viva unter seiner Anleitung in die Zukunft zu führen! Der Traum: Menschen sollen durch die Viva mit Gott in Kontakt kommen, wachsen, reifen und ihre Bestimmung ergreifen. Das wäre doch was! Das würde alle Mühe lohnen!

Wir haben drei Begriffe, die das für uns prägnant auf den Punkt bringen: erreichen – prägen – senden. (Evangelisation – Jüngerschaft – Mission) Darum geht’s in der Viva. Darum soll es gehen. Alles mit der Einstellung, dass Gott mit Worten und mit Werken geehrt wird. Die Zielsetzung: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Die drei Begriffe (erreichen, prägen, senden) hatten wir als Ehepaar schon in Gifhorn mit der Gemeinde, also bei dem letzten Gemeindeprozess, gefunden.

So, nun seid ihr auf dem aktuelle Stand. Es bleibt spannend. Wir bleiben in Mannheim und machen mit dem Team weiter 🤩. Wir hoffen als Leute der Viva in Mannheim, dass wir euch damit inspirieren und ermutigen können, auch eure Wege zu gehen. Auch wenn sie aktuell mühsam und steinig sind. Bleibt dran!

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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4 Antworten zu Update Mannheim: Ein dickes Brett bohren! (4)

  1. JoeMoe schreibt:

    Auch dicke Bretter kann man bohren. LG 🙏🕊👑

  2. Werner Wegener schreibt:

    Danke, Lothar, dass Du diese Predigt hier ins Netz gestellt hast!
    Seit ca. 18 Monaten danke ich dem Herrn für die (weltweite!) Erweckung, die kommen wird. Dann … wird alles viel viel leichter werden, was Bekehrungen und Mitarbeit der Geschwister anbelangt. Warum? Weil die unfassbaren Heilungen, die z.B. in der Azusa Street geschahen, Menschen ansprechen und überzeugen werden. Viele, wenn nicht die meisten, werden sich bekehren und zur Mitarbeit bereit sein. Ich freue mich auf diese Zeit, auch, wenn sie vermutliche viele unschöne, weil weltliche Dinge mit sich bringt.
    Sei lieb gegrüßt und in IHM sehr gesegnet.
    Werner

  3. Christian Borchert schreibt:

    Ja, sehr gut mal wieder etwas vom „Dicken Brett“ in Mannheim zu hören!

  4. Ernst Mayer schreibt:

    Vielen Dank für den offenen Beitrag. Freut mich, dass es in Mannheim mit der Gemeinde so segensreich weitergeht.
    War von Anfang an in Mannheim dabei.
    Die Sach ist dein, Herr Jesus Christ, die Sach an der wir stehn; und weil es Deine Sache ist, kann sie nicht untergehen.

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